:: 7/2010

Strukturen von Unternehmen und Betrieben im statistischen Unternehmensregister

Der folgende Beitrag stützt sich auf Auswertungen aus dem statistischen Unternehmensregister Baden-Württemberg. Obwohl die Struktur der Unternehmen und Betriebe hauptsächlich geprägt ist von Einbetriebsunternehmen, arbeiten 29,3 % der rund 3,6 Mill. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in einem Mehrländerunternehmen. Trotzdem ist die Struktur der baden-württembergischen Wirtschaft von kleineren Unternehmen geprägt: 91,4 % der Unternehmen haben weniger als 10 Beschäftigte. Die Großunternehmen, die nur 0,4 % des gesamten Unternehmensbestandes ausmachen, haben dagegen immerhin 46,0 % aller Beschäftigten: fast jeder zweite Arbeitsplatz wird also von diesen Unternehmen bereit gestellt.

Daten aus dem Unternehmensregister

In die folgenden Betrachtungen gehen nahezu alle in Baden-Württemberg ansässigen und zum Stichtag 30. September 2009 im statistischen Unternehmensregister enthaltenen Unternehmen und deren Betriebe ein. Es wird dabei vorausgesetzt, dass diese Unternehmen einen voranmeldepflichtigen steuerbaren Umsatz von mindestens 17 500 Euro und/oder sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SV-Beschäftigte) im Berichtsjahr 2007 aufweisen. Damit ist gewährleistet, dass nur die Unternehmen in die Auswertungen einbezogen werden, die eine bestimmte wirtschaftliche Substanz aufweisen. Als Unternehmen werden die Einbetriebs-, Mehrbetriebs-, Mehrländerunternehmen und die Arbeitsgemeinschaften angesehen. (siehe i-Punkt). Es werden im Folgenden zwei Arten von Registereinheiten unterschieden, nämlich das Unternehmen und der Betrieb. Arbeitsgemeinschaften des Baugewerbes als zeitlich befristete Zusammenschlüsse mehrerer Unternehmen werden aufgrund ihrer geringen Anzahl nicht immer dargestellt, sind jedoch in den Insgesamt-Zahlen enthalten. Deutlich gemacht werden sollen insbesondere die Unterschiede in den Strukturen der Mehrbetriebs- und Mehrländerunternehmen im Vergleich zu den Einbetriebsunternehmen.

Die für das Berichtsjahr 2007 gemeldeten Angaben wurden überwiegend aus administrativen Dateien der Steuerverwaltung und der Bundesagentur für Arbeit gewonnen. Nicht in die Auswertungen einbezogen sind die Bereiche Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Fischzucht, öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung, private Haushalte mit Hauspersonal und exterritoriale Organisationen und Körperschaften.

Die für baden-württembergische Unternehmen ausgewiesenen SV-Beschäftigten beziehen sich auf alle Betriebe, die zum Unternehmen gehören – also auch auf jene Betriebe, die in anderen Bundesländern ihren Sitz haben (Betriebe sind örtliche Einheiten von Unternehmen – siehe i-Punkt). In den Betriebsergebnissen werden dagegen alle in Baden-Württemberg ansässigen und im Unternehmensregister nachgewiesenen Betriebe zum Stichtag berücksichtigt, die SV-Beschäftigte zum letzten Berichtsjahr 2007 oder als Einbetriebsunternehmen wenigstens steuerbare Umsätze für das Jahr 2007 aufweisen. Als Betriebe erfasst sind die Einbetriebsunternehmen, die Betriebe von Mehrbetriebs- und Mehrländerunternehmen und die Arbeitsgemeinschaften jeweils mit Sitz in Baden-Württemberg. Anders als bei den Unternehmensauswertungen werden in den Betriebstabellen auch jene Betriebe und deren SV-Beschäftigte mitgezählt, die ihren Sitz in Baden-Württemberg haben, aber zu einem Unternehmen mit Sitz außerhalb Baden-Württembergs gehören. Betriebe mit Sitz außerhalb Baden-Württembergs werden hingegen nicht berücksichtigt.

Unternehmensergebnisse

Unter den oben genannten Voraussetzungen zählt das baden-württembergische Unternehmensregister für das Berichtsjahr 2007 insgesamt 477 928 Unternehmen mit 3 583 964 SV-Beschäftigten. Davon sind rund 98 % sogenannte Einbetriebsunternehmen, also Unternehmen, die nur aus einem einzigen Betrieb in Baden-Württemberg bestehen. Lediglich 1,2 % der Unternehmen verfügen über mindestens zwei Betriebe in Baden-Württemberg und sind als sogenannte Mehrbetriebsunternehmen gekennzeichnet. Noch niedriger ist der Anteil der Mehrländerunternehmen. Dies sind jene Unternehmen, die mindestens über einen Betriebsstandort außerhalb unseres Landes verfügen; das trifft auf lediglich 0,2 % der Unternehmen zu.

Trotz dieser geringen Anteile vereinen die Mehrländerunternehmen aber 29,3 % der insgesamt rund 3,6 Mill. SV-Beschäftigten in Unternehmen mit Sitz in Baden-Württemberg auf sich. Auf die Mehrbetriebsunternehmen entfallen 14,3 % und auf die Einbetriebsunternehmen 56,4 % der SV-Beschäftigten. Damit weist auch die durchschnittliche Betriebsgröße je nach Art des Unternehmens eine breite Spanne auf. Sie reicht von immerhin 334 SV-Beschäftigten bei Mehrländerunternehmen über 81 Beschäftigte in Mehrbetriebsunternehmen bis zu 4 Beschäftigten in Einbetriebsunternehmen.

Etwas über 49 % der Umsätze werden von den Einbetriebsunternehmen erwirtschaftet und knapp 42 % entfallen auf Unternehmen in Baden-Württemberg, die auch Betriebe in anderen Bundesländern haben. Die Mehrbetriebsunternehmen in Baden-Württemberg erwirtschaften knapp 9 % der gemeldeten Umsätze im Jahr 2007.

Struktur der wirtschaftlichen Tätigkeiten

Betrachtet man die Wirtschaftsabschnitte, so stellt sich die Aufteilung insgesamt und nach der Art der Einheit recht differenziert dar. Gemessen an der Zahl der Unternehmen ist der Handel, die Instandhaltung und die Reparatur von Kraftfahrzeugen mit knapp 20 % der häufigste wirtschaftliche Schwerpunkt baden-württembergischer Unternehmen. Weitere 13,5 % der Unternehmen befassen sich mit der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, jeweils fast 10 % wirtschaften im Baugewerbe sowie im Verarbeitenden Gewerbe, fast ebenso viele sind im Bereich Grundstücks- und Wohnungswesen beschäftigt. Betrachtet man die Mehrbetriebs- und Mehrländerunternehmen, so wirtschaften auch hier die meisten Unternehmen im Handel, zum Teil mit deutlich höheren Anteilen. Besonders auffällig ist dies auch im Verarbeitenden Gewerbe: über 20 % der Mehrländerunternehmen sind hier tätig. Die Mehrbetriebsunternehmen haben ihre weiteren Schwerpunkte ebenfalls im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Gastgewerbe.

Für den Handel (Spitzenreiter bei der Anzahl der Unternehmen) werden aber nicht gleichzeitig auch die meisten Beschäftigten gezählt. Der wichtigste Wirtschaftsbereich – gemessen an der Zahl der SV-Beschäftigten – ist vielmehr das Verarbeitende Gewerbe: 38,2 % der in baden-württembergischen Unternehmen angestellten SV-Beschäftigten verdienen hier ihr Geld. Zweitgrößter Arbeitgeber unter den baden-württembergischen Unternehmen ist dann aber bereits der Handel mit einem Anteil von 16,0 %. Auch das Gesundheits- und Sozialwesen mit fast 11 % der SV-Beschäftigten und der Bereich der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen mit 5,2 % stellen viele Arbeitsplätze zur Verfügung. In allen Unternehmensarten weist das Verarbeitende Gewerbe jeweils die meisten Beschäftigten aus, der höchste Anteil liegt bei den Mehrländerunternehmen mit 52,1 %. Der Handel hat bei Mehrländerunternehmen und das Gesundheits- und Sozialwesen bei den Mehrbetriebsunternehmen deutlich höhere Werte als im Durchschnitt.

Größenstruktur nach Beschäftigten unterschiedlich

Untergliedert man die Unternehmen in Baden-Württemberg nach der Anzahl der dort Beschäftigten, so sind in 91,4 % der Unternehmen weniger als 10 SV-Beschäftigte tätig. Damit ist die baden-württembergische Unternehmenslandschaft in hohem Maße von Kleinstunternehmen geprägt. Weitere 6,7 % sind Kleinunternehmen mit 10 bis 49 SV-Beschäftigten. Lediglich 1,6 % der Unternehmen sind als mittelgroßes (50 bis 249 Beschäftigte) und nur 0,4 % als großes Unternehmen mit mehr als 250 SV-Beschäftigten wirtschaftlich tätig.

Trotz der offensichtlichen zahlenmäßigen Dominanz von Kleinstunternehmen fällt ihre Bedeutung als Arbeitgeber deutlich geringer aus. In den Kleinstunternehmen finden insgesamt nur 14,7 % der Beschäftigten Arbeit. Das Gewicht der kleinen und mittleren Unternehmen ist etwas höher und liegt bei 17,7 % bzw. 21,6 %. Die Großunternehmen, die nur 0,4 % des gesamten Unternehmensbestandes ausmachen, weisen dagegen immerhin 46,0 % aus. Damit wird also fast jeder zweite Arbeitsplatz von diesen Unternehmen bereit gestellt.

Größenstruktur nach Branchen

Nach Wirtschaftsabschnitten untergliedert ist der Anteil der Großunternehmen im Verarbeitenden Gewerbe mit 1,8 % und im Kredit- und Versicherungsgewerbe mit 1,2 % am höchsten. Danach folgt die Energieversorgung mit 1,0 %. Ebenfalls noch überdurchschnittlich am Markt vertreten sind Großunternehmen bei der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (0,6 %) und im Gesundheits- und Sozialwesen (0,5 %). In den übrigen Wirtschaftsbereichen ist der Anteil der Großunternehmen unterdurchschnittlich.

Hier konkurrieren natürlich mehr Kleinstunternehmen um die Nachfrage der Kunden. Anteilsmäßig am stärksten sind die Kleinstunternehmen dabei im Grundstücks- und Wohnungswesen mit einem Anteil von 99,3 % sowie im Bereich der Kunst, Unterhaltung und Erholung (97,5 %), dicht gefolgt von der sonstigen Dienstleistungen (97,1 %). Bei den Kleinunternehmen weist der Bergbau und die Gewinnung von Steinen und Erden den höchsten Anteil mit 28,1 % auf, gefolgt vom Verarbeitenden Gewerbe mit 16,9 %. Beide genannten Branchen liegen bei den mittelgroßen Unternehmen fast gleichauf an der Spitze.

Betrachtet man hingegen den Beschäftigtenanteil, so ist das wirtschaftliche Gewicht der baden-württembergischen Kleinstunternehmen im Grundstücks- und Wohnungswesen am höchsten. Dort stellen sie 43,9 % der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze bereit. Danach folgen das Gastgewerbe mit einem Beschäftigtenanteil der Kleinstunternehmen von 42,3 % sowie das Baugewerbe (38,5 %). Deutlich andere Schwerpunkte haben die Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten. Sie dominieren mit 65,9 % bzw. 60,5 % der SV-Beschäftigten insbesondere die Energieversorger und das Verarbeitende Gewerbe. Auch in den Wirtschaftsabschnitten Erziehung und Unterricht (59,1 %) sowie Information und Kommunikation mit 49,2 % werden überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze in großen Unternehmen bereitgestellt.

Kleine Unternehmen haben im Bergbau und bei der Gewinnung von Steinen und Erden sowie im Baugewerbe mit Beschäftigtenanteilen von 41,2 % bzw. 36,3 % ihre stärkste Bedeutung als Arbeitgeber, mittelgroße Unternehmen hingegen im Bereich der Wasserversorgung und Abfallentsorgung mit 43,8 %.

Betriebsergebnisse auf Kreisebene

Anders als im oben dargestellten Unternehmenskonzept, bei dem sämtliche Beschäftigte des Unternehmens am Unternehmensstandort dem Wirtschaftszweig des Unternehmens zugeordnet werden, gehen in die Betriebsergebnisse nur die SV-Beschäftigten am Arbeitsort des Betriebes mit dessen Wirtschaftszweig ein. Wegen der besseren räumlichen Abgrenzung sind die Betriebe für Regionalauswertungen der Beschäftigten geeigneter als Unternehmen.

Die Standortwahl dieser Betriebe wird zweifelsohne von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, beispielsweise von der Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur, der Nähe zum Kunden, der Kostenstruktur und der Konkurrenzsituation in der betreffenden Region. Je nachdem, um welche Art von Betrieb es sich handelt (Branche, Betriebsgröße etc.), variiert die Zusammensetzung und Gewichtung dieser Einflussfaktoren. Im Unternehmensregister wurden 2007 insgesamt 508 328 Betriebe mit 3 638 253 SV-Beschäftigten gezählt. Die Anzahl der Betriebe von Mehrbetriebsunternehmen und Mehrländerunternehmen beträgt 20 722 bzw. 19 127. Die Anzahl der hier dargestellten Beschäftigten in Betrieben setzt sich zusammen aus den 2 020 087 SV-Beschäftigten in Einbetriebsunternehmen sowie 1 618 166 Beschäftigten in Betrieben von Mehrbetriebsunternehmen und Mehrländerunternehmen sowie Arbeitsgemeinschaften. Dabei sind jedoch gegenüber 582 008 Beschäftigten in Betrieben von Mehrbetriebsunternehmen rund doppelt so viel, nämlich 1 035 914 Beschäftigte in Mehrländerunternehmen tätig. In Schaubild 3 ist die regionale Verteilung der SV-Beschäftigten in Betrieben in Baden-Württemberg dargestellt.1 In Abhängigkeit von der Größe und der Wirtschaftskraft der Kreise zeigt sich dabei eine sehr große Spanne: So weist die Landeshauptstadt Stuttgart mit 326 572 nahezu doppelt soviel SV-Beschäftigte auf wie der nächstfolgende Landkreis Esslingen (166 145 SV-Beschäftigte) und sogar das 12-fache der Arbeitsplätze im Stadtkreis Baden-Baden (27 722 SV-Beschäftigte).