:: 7/2012

Statistisches Monatsheft Juli 2012

MINT: Berufe mit Zukunft

In dem innovationsstarken Hochtechnologieland Baden-Württemberg ist die Nachfrage nach Fachkräften mit naturwissenschaftlich-technischer Ausbildung groß. Der Bedarf an Fachpersonal im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – kurz MINT genannt – wird sich in den kommenden Jahren schon allein wegen des demografischen Wandels noch weiter verstärken. Rund 60 000 MINT-Fachkräfte sind heute bereits 55 Jahre oder älter und werden im Laufe der nächsten 10 Jahre voraussichtlich in Ruhestand gehen und damit dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen. Zahlreiche Kampagnen von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik verfolgen das Ziel, die Attraktivität technischer Ausbildungen und Berufe weiter zu erhöhen. Bereits in den letzten 10 Jahren stieg die Zahl der Studierenden in technischen Studiengängen und der Beschäftigten mit MINT-Berufen deutlich an. Auch Frauen üben immer häufiger einen MINT-Beruf aus und die Zahl der ausländischen Fachkräfte, die aufgrund der guten Beschäftigungsmöglichkeiten im Land hier arbeiten, ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen.

Heiratsgrund Kind?

Die Entscheidung zu heiraten ist eine höchst persönliche, wird aber auch durch gesellschaftliche Wertvorstellungen und rechtliche Rahmenbedingungen beeinflusst. Im Laufe der vergangenen 2 Jahrzehnte haben sich die individuellen Handlungsspielräume, über den Zeitpunkt und die eigenen Lebensumstände einer Heirat selbst zu entscheiden, weiter vergrößert. Dabei hat die Selbstverständlichkeit der Eheschließung als Voraussetzung einer Familiengründung deutlich nachgelassen. Während Paare in Baden-Württemberg heute bei etwa jeder dritten Familiengründung auf eine Eheschließung vor der Geburt des ersten Kindes verzichten, betraf dies 1990 nur rund jede siebte Familiengründung. Allerdings ist auch die Zahl der Heiraten mit gemeinsamen vorehelichen Kindern merklich angestiegen.

Zeit im Alter

Die Lebenserwartung ist in den letzten Jahrzehnten angestiegen. Dadurch steht im Alter, in der nachberuflichen Phase, mehr Lebenszeit zur Verfügung. Ältere Menschen nutzen diese Zeit in verschiedener Weise: Zeit für Muße und persönliche Hobbies, Zeit für die Familie und bürgerschaftliches Engagement nehmen dabei den größten Raum ein. Insbesondere letzteres kann in Zeiten des demografischen Wandels eine wichtige gesellschaftliche Ressource darstellen.

Alt und pflegebedürftig?

Vorausrechnung der Zahl der Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg sowie des benötigten Pflegepersonals

Die aktuelle Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamtes weist für die nächsten Jahrzehnte eine zunehmende Alterung der Bevölkerung in Baden-Württemberg aus. Das Statistische Landesamt hat daher in einer Modellrechnung die Zahl der Pflegebedürftigen nach Geschlecht und Pflegeart sowie das notwendige Pflegepersonal bis 2030 bzw. bis 2050 auf Basis der Ergebnisse der Pflegestatistik von 2009 vorausberechnet. Unter der Voraussetzung, dass sich das Pflegerisiko für die einzelnen Altersjahre nicht wesentlich verändert, könnte die Zahl der Pflegebedürftigen allein aus demografischen Gründen von heute 246 038 auf rund 352 000 Menschen im Jahr 2030 zunehmen. Dies wäre ein Anstieg um 43 %. Bis zum Jahr 2050 könnte die Zahl pflegebedürftiger Menschen sogar um 91 % steigen. Um den vorausberechneten Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen zu bewältigen, würden bis 2030 etwa 57 000 und bis 2050 rund 122 000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt.

Gute Arbeitsmarktperspektiven mit einer Ausbildung in der Pflege

Mit der zu erwartenden demografischen Entwicklung wächst auch der Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal. Nach einer Modellrechnung des Statistischen Landesamtes dürfte sich der Bedarf an Pflegekräften bis zum Jahr 2030 um nahezu 57 000 Personen erhöhen. Die Nachfrage nach ausgebildeten Pflegekräften wird deutlich steigen.

In den letzten 5 Jahren verließen durchschnittlich pro Jahr knapp 3 000 Absolventen die Altenpflegeschulen des Landes mit einem Abschluss in der Tasche. Um den zukünftigen Fachkräftebedarf zu decken, wird dieses qualifizierte Pflegepersonal jedoch kaum ausreichen. Deshalb werden in der Pflegeausbildung alternative Wege beschritten.

Freiheit – Ungleichheit – Brüderlichkeit? Teil II

Zur Struktur und Verteilung der Einkommen in Baden-Württemberg

Der erste Teil dieses Beitrags, der im Statistischen Monatsheft 6/2012 (S. 3–10) erschienen ist, beschäftigte sich mit der seit Mitte der 1980er-Jahre zunehmenden Ungleichheit der Einkommen im OECD-Raum. Dabei zeigte sich, dass die Einkommensdisparitäten in Deutschland überdurchschnittlich zugenommen haben, sich Deutschland im OECD-Vergleich von einer relativ gleichen in eine nur noch durchschnittlich gleiche Gesellschaft entwickelte.

In Fortsetzung der Betrachtung wird nun die Einkommenszusammensetzung und -verteilung sowie deren Entwicklung für Baden-Württemberg und seine Teilräume untersucht. Dabei zeigt sich, dass sich die Ungleichheit in Baden-Württemberg ähnlich entwickelt und im Vergleich zu Deutschland etwas niedriger ist, wenn man die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe als Berechnungsgrundlage verwendet. Es wird aber auch deutlich, dass das Ausmaß der gemessenen Ungleichheit wesentlich von der verwendeten Datenquelle abhängt. Die Auswertung der Lohn- und Einkommensteuerstatistik gibt die Einkommenssituation der wenigen sehr einkommensstarken Steuerpflichtigen exakter wieder und zeigt, dass Spitzeneinkünfte deutlich bedeutsamer sind, als es Stichprobenuntersuchungen nahelegen. Belegt wird auch, dass sich Spitzeneinkommen zu wesentlichen Teilen aus Einkünften aus Gewerbebetrieb ergeben und diese regional sehr ungleich verteilt sind.

Zunahme der Abfälle im Holzverarbeitenden Gewerbe im Land

Die Betriebe des Holzverarbeitenden Gewerbes, insbesondere die baden-württembergischen Säge- und Hobelwerke, haben die Wirtschafts- und Finanzkrise auch wegen der gewachsenen Bedeutung dieser Sparte für die Nutzung erneuerbarer Energien überstanden. Wie aus der Erhebung über die Abfallerzeugung hervorgeht, ist das Aufkommen an Holzabfällen und deren Verwertung ein Jahr nach der Krise höher als noch 2006. »Wo gehobelt wird, da fallen Späne«, im vorliegenden Beitrag wird dieses Sprichwort aus abfallwirtschaftlicher Sicht hinterfragt.

10 Jahre Forschungsdatenzentrum der Länder

Das Forschungsdatenzentrum (FDZ) der Statistischen Landesämter hat sich während seines Bestehens zu einem zentralen Bestandteil der informationellen Infrastruktur in Deutschland entwickelt. Als Serviceeinrichtung der Statistischen Ämter ist es für die Arbeit von vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu einer unverzichtbaren Institution geworden. In 17 regionalen Standorten kann derzeitig auf Mikrodaten von 107 amtlichen Statistiken zurückgegriffen werden. In einem Gutachten des Rats für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) aus dem Jahr 2011 heißt es, »dass sich Deutschland dank der Schaffung von Forschungsdatenzentren zum innovativen Vorreiter bei der Bereitstellung amtlicher Daten für die Wissenschaft gewandelt hat und im europäischen Vergleich von den untersten in die obersten Ränge aufgestiegen ist.« Ein Blick zurück in die 1990er-Jahre zeigt, dass der Zugang zu Daten der Amtlichen Statistik für Wissenschaftler damals nur unter großem Aufwand gewährleistet werden konnte. Der Weg zur Entstehung des Forschungsdatenzentrums wurde erst durch ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Auftrag gegebenes Gutachten der »Kommission zur Verbesserung der informationellen Infrastruktur zwischen Wissenschaft und Statistik« (KVI) im März 2001 geebnet. Es machte auf die Mängel im Zugang der Wissenschaft zu Daten der Amtlichen Statistik aufmerksam und empfahl die Einrichtung von Forschungsdatenzentren bei den Datenproduzenten. Dieser Artikel nimmt das 10-jährige Jubiläum zum Anlass, die Entwicklung des FDZ nachzuzeichnen, das FDZ vorzustellen und einen Ausblick auf zukünftige Herausforderungen zu wagen.