:: 11/2012

Alleinlebende in Baden-Württemberg

Ergebnisse des Mikrozensus 2011

Die Formen des menschlichen Zusammenlebens sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer vielfältiger geworden. Die Anzahl der Menschen, die in einer klassischen Familie mit Kindern leben, geht mehr und mehr zurück, während die Anzahl von Paaren ohne Kinder oder Alleinstehenden und Alleinlebenden weiter zugenommen hat. Immer mehr Menschen leben heute allein, wie der Anstieg der Alleinlebendenquote in den letzten 20 Jahren von gut 15 % auf gut 17 % zeigt. Stark zugenommen hat dabei die Zahl der Junggesellen im mittleren Alter. Mit dem Alleinleben sind oftmals bestimmte Problemlagen verbunden. So haben beispielsweise alleinlebende jüngere Frauen und Seniorinnen häufiger geringere Einkommen. Einpersonenhaushalte sind stärker von Armut bedroht als Familien.

Gut 17 % der Baden-Württemberger leben allein

Grundlage für die Darstellung der folgenden Ergebnisse aus dem Mikrozensus ist die Bevölkerung in Familien/Lebensformen am Hauptwohnsitz (siehe i-Punkt). Nach den Ergebnissen des Mikrozensus 2011 lebten in Baden-Württemberg knapp 10,7 Mill. Menschen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebte in Familien mit Kindern (gut 53 %), über ein Viertel in einer Paarbeziehung ohne Kinder (27 %) und ein Fünftel der Bevölkerung waren Alleinstehende. Alleinstehende sind ledige, verheiratet getrennt lebende, geschiedene oder verwitwete Personen, die in einem Ein- oder Mehrpersonenhaushalt ohne Lebenspartner/in und ohne ledige Kinder leben. Eine Untergruppe der Alleinstehenden sind die Alleinlebenden. Von den rund 2,1 Mill. Alleinstehenden in Baden-Württemberg wohnten knapp neun von zehn Personen – gut 1,8 Mill. Menschen – allein in einem Einpersonenhaushalt (= Alleinlebende). Dies entspricht einem Anteil von gut 17 % an der Gesamtbevölkerung von Baden-Württemberg. Die Bevölkerungsgruppe der Alleinlebenden ist breit gefächert. Unter den Alleinlebenden finden sich junge Menschen, wie Auszubildende und Studenten, genauso wie Junggesellen im mittleren Alter oder auch in einem besonders hohen Maß Seniorinnen im Alter von 65 und mehr Jahren.

Seit 1991 ist die Gruppe der Alleinlebenden um rund 350 000 Personen angewachsen. Damals haben 1,5 Mill. Menschen allein in einem Einpersonenhaushalt gelebt (gut 15 %). Damit hat sich der Anteil der Alleinlebenden an der Gesamtbevölkerung in den letzten 20 Jahren um 2 Prozentpunkte erhöht. Diese Entwicklung wird fast ausschließlich von der Zunahme der alleinlebenden Männer getragen, deren Zahl sich um rund 280 000 (+ 49 %) erhöhte, während die Zahl der alleinlebenden Frauen lediglich um knapp 70 000 (+ 7 %) zugenommen hat. Anders gesagt bedeutet dies, dass 1991 12 % der Männer allein lebten, 2011 dagegen gut 16 %. Im Gegensatz dazu ist der Anteil der alleinlebenden Frauen an allen Frauen mit gut 18 % nahezu konstant geblieben.

Im Vergleich der Bundesländer wies Baden-Württemberg mit gut 17 % hinter Rheinland-Pfalz (gut 16 %) die niedrigste Alleinlebendenquote auf. Die höchsten Anteile von alleinlebenden Personen an der Gesamtbevölkerung fanden sich dagegen in den Stadtstaaten Berlin (gut 31 %), Hamburg (gut 28 %) und Bremen (knapp 28 %). Bezogen auf das gesamte Bundesgebiet lebte knapp ein Fünftel der Bevölkerung allein. Das ist im EU-Vergleich eine der höchsten Alleinlebendenquoten. Nur in Schweden (24 %), Dänemark und Finnland (jeweils knapp 19 %) lebten ähnlich viele Menschen allein. In der EU-27 lag der Anteil der Alleinlebenden an der Gesamtbevölkerung durchschnittlich bei 13 %, in vielen südlichen Ländern sogar deutlich darunter. So wiesen Malta und Zypern mit jeweils 6 % die niedrigsten Anteile alleinlebender Personen in der EU auf.1

In Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern lebte ein Viertel der Bevölkerung allein

Bei regionaler Betrachtung zeigt sich, dass der Anteil der Alleinlebenden an der Bevölkerung mit der Größe der Gemeinden steigt. So betrug die Alleinlebendenquote in Städten mit weniger als 10 000 Einwohnern rund 13 %, während sie in Großstädten mit mehr als 100 000 Einwohnern mit gut 26 % doppelt so hoch war. Gründe für den höheren Anteil Alleinlebender in großen Städten sind möglicherweise eine bessere Infrastruktur, ein differenziertes Arbeitsplatzangebot, Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung, vielfältige Kultur- und Freizeitangebote, ein dichteres Verkehrsnetz sowie ein großes Angebot an Versorgungseinrichtungen. Dies dürften Faktoren sein, die für die Organisation und Gestaltung des Alltags Alleinlebender eine wichtige Rolle spielen.

Anteil der Einpersonenhaushalte an allen Privathaushalten seit 20 Jahren relativ stabil

Neben der Betrachtung der Alleinlebenden auf Personenebene kann auch die Entwicklung auf der Haushaltsebene analysiert werden. In Baden-Württemberg gab es 2011 knapp 5 Mill. Privathaushalte am Hauptwohnsitz. Davon waren gut 1,8 Mill. Einpersonenhaushalte (= Alleinlebende). Deren Anteil an allen Privathaushalten ist in den letzten 20 Jahren damit nur geringfügig um 2 Prozentpunkte von 35 % auf 37 % angestiegen. Im Vergleich mit anderen Bundesländern wies Baden-Württemberg nach Rheinland-Pfalz (knapp 35 %) den geringsten Anteil von Einpersonenhaushalten auf. Überproportional viele Einpersonenhaushalte gab es in den Stadtstaaten Berlin (54 %), Hamburg (51 %) und Bremen (50 %). In Deutschland insgesamt betrug der Anteil der Einpersonenhaushalte an allen Privathaushalten im Jahr 2011 knapp 40 %. Im Zeitraum von 1991 bis 2011 entsprach dies einer Steigerung um 7 Prozentpunkte. Während der Anteil der Einpersonenhaushalte im früheren Bundesgebiet um gut 5 Prozentpunkte auf 39 % angestiegen ist, betrug er 2011 in den neuen Ländern (einschließlich Berlin) gut 43 %. Damit war in den neuen Ländern (einschließlich Berlin) eine wesentlich stärkere strukturelle Verschiebung zugunsten der Einpersonenhaushalte (+ 13 Prozentpunkte) zu verzeichnen.

Migranten lebten seltener in Einpersonenhaushalten

Seit 2005 wird im Mikrozensus auch ein etwaiger Migrationshintergrund erfragt, der Aussagen über die Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund ermöglicht. In Baden-Württemberg führten im Jahr 2011 gut 19 % der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund einen Einpersonenhaushalt, während nur knapp 12 % der Personen mit Migrationshintergrund allein lebten. Das bedeutet, von den gut 1,8 Mill. Alleinlebenden hatten knapp 83 % keinen Migrationshintergrund und gut 17 % gehörten zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund.

Gründe für das Single-Leben

Bei mehr als der Hälfte (54 %) der Alleinlebenden in Baden-Württemberg handelte es sich um Frauen, 46 % der Alleinlebenden waren Männer. Der Tod des Partners war bei vielen Frauen die Ursache für das Alleinleben. So waren von den alleinlebenden Frauen gut 41 % verwitwet, knapp 39 % ledig, rund 16 % geschieden und nahezu 4 % verheiratet getrennt lebend. Demgegenüber lag der Hauptgrund für das Alleinleben von Männern darin, dass sie bislang nicht geheiratet haben. So waren gut 64 % der alleinlebenden Männer ledig, gut 17 % geschieden, 12 % verwitwet und knapp 7 % verheiratet getrennt lebend.

Mehr Junggesellen im mittleren Alter

Das Alleinleben war bei Männern im Alter von 35 bis unter 65 Jahren und bei Seniorinnen und Senioren am weitesten verbreitet. So lebte 2011 knapp ein Fünftel der 35- bis unter 65-jährigen Männer allein, bei den gleichaltrigen Frauen waren es dagegen nur knapp 14 %. In den letzten 20 Jahren hat sich die Anzahl alleinlebender Männer dieser Altersgruppe von knapp 234 000 auf 417 000 (+ 79 %) erhöht, während sich die Gesamtzahl der Männer dieser Altersgruppe lediglich um 18 % erhöhte. Damit stieg der Anteil Alleinlebender an allen Männern dieser Altersgruppe um gut 6 Prozentpunkte von 12 % auf knapp 19 % an. Die Gründe für die Zunahme des Single-Daseins dürften darin liegen, dass immer mehr Männer ledig – und somit mit großer Wahrscheinlichkeit ungebunden im Sinne einer häuslichen Partnerschaft – bleiben (1991 bis 2011: + 143 000, + 121 %). Der Anteil dieser »Junggesellen« an den alleinlebenden Männern dieser Altersgruppe lag 1991 bei knapp 51 %, 20 Jahre später bei knapp 63 %. Für ein Viertel der alleinlebenden Männer war die Scheidung die Ursache für das Alleinleben. Obwohl sich die Anzahl geschiedener alleinlebender Männer massiv erhöht hat (1991 bis 2011: + ?44 000, + 71 %), ist der Anteil geschiedener alleinlebender Männer an allen alleinlebenden Männern in den letzten 20 Jahren nahezu konstant geblieben, weil die Absolutzahl der 35- bis 65-jährigen alleinlebenden Männer ebenfalls stark angestiegen ist.

Tod des Ehepartners ist für Seniorinnen der häufigste Grund für das Alleinleben

Von den Frauen im Alter von 65 und mehr Jahren lebten rund 42 % allein, bei den gleichaltrigen Männern waren es knapp 19 %. Gut drei Viertel dieser Seniorinnen blieben – aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung und des häufig höheren Alters des Ehemannes gegenüber der Ehefrau – nach dem Tod ihres Ehemanns allein im Haushalt zurück, während bei den Senioren lediglich in gut der Hälfte der Fälle der Tod der Ehefrau die Ursache für das Alleinleben war. Jeweils ein Fünftel der Männer dieser Altersgruppe war ledig oder nach einer Scheidung allein geblieben. Insgesamt lebte knapp ein Drittel aller Seniorinnen und Senioren allein in einem Einpersonenhaushalt.

Betrachtet man die Altersstruktur der alleinlebenden Männer und Frauen zeigt sich, dass knapp die Hälfte der alleinlebenden Männer im Alter von 35 bis unter 65 Jahren und nur ein Fünftel über 65 Jahre alt war. Dagegen war knapp die Hälfte der alleinlebenden Frauen bereits im Rentenalter von über 65 Jahren.

Hoher Anteil von Seniorinnen mit geringem monatlichen Nettoeinkommen

Ein Indikator zur Beurteilung der Lebenssituation von Alleinlebenden ist das monatliche Nettoeinkommen, welches zur Finanzierung des Lebensunterhalts zur Verfügung steht. Gut 35 % der Alleinlebenden mussten 2011 mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 1 100 Euro auskommen. Einkommen in dieser niedrigen Einkommensklasse wiesen vor allem alleinlebende Frauen im Alter von 65 und mehr Jahren (42 %) und die 18- bis unter 35-jährigen Frauen (gut 47 %) auf. Der Vergleichswert bei den älteren Männern lag bei gut 29 %, bei den jüngeren Männern bei 40 %. Die hohen Anteilswerte bei den jungen Alleinlebenden dürften darin begründet sein, dass sich viele junge Menschen noch in Ausbildung befinden bzw. zu Beginn des Berufslebens geringere Löhne und Gehälter gezahlt werden. Das relativ geringe persönliche Nettoeinkommen der Seniorinnen hat seine Gründe in niedrigeren Renten, die häufig durch kürzere Phasen des Erwerbslebens (Arbeitsunterbrechungen in der Familienphase, kürzere Arbeitszeiten durch Teilzeitarbeit) und durch – im Vergleich zu den Männern – tendenziell niedrigere Löhne und Gehälter während des Berufslebens verursacht werden. Monatliche Nettoeinkommen von mehr als 2 000 Euro erzielten dagegen nahezu 28 % der männlichen Alleinlebenden, aber nur knapp 15 % der alleinlebenden Frauen.

Die geringeren Einkommen spiegeln sich auch in einer um fast 11 Prozentpunkte höheren Armutsgefährdungsquote der Einpersonenhaushalte wider. Jeder vierte Einpersonenhaushalt in Baden-Württemberg galt 2011 als armutsgefährdet. Insgesamt waren dagegen knapp 15 % der Baden-Württemberger armutsgefährdet2.

Erwerbseinkommen und Renten sind die wichtigsten Quellen des überwiegenden Lebensunterhalts

Im Mikrozensus wird neben der Höhe des monatlichen Nettoeinkommens auch erfragt, aus welcher Quelle die Mittel für den Lebensunterhalt überwiegend bezogen werden, zum Beispiel aus der eigenen Erwerbstätigkeit, der Rente bzw. Pension, aus Einkünften von Angehörigen, aus Transferzahlungen des Staates oder aus sonstigen Einkommensquellen wie Einkünften aus Kapitalvermögen oder Vermietung und Verpachtung. Die unterschiedliche Altersstruktur der alleinlebenden Männer und Frauen spiegelt sich auch in der Quelle des überwiegenden Lebensunterhalts wider. So war für knapp die Hälfte aller Alleinlebenden (48 %) die eigene Erwerbstätigkeit die Basis zur Finanzierung des Lebensunterhalts, für gut 38 % war dies die Rente bzw. Pension. Auf Transferzahlungen des Staates waren knapp 6 % und auf Einkünfte von Angehörigen nahezu 5 % aller Alleinlebenden angewiesen. Von den alleinlebenden Männern finanzierten gut 60 % ihren Lebensunterhalt überwiegend aus der eigenen Erwerbstätigkeit. Bei den alleinlebenden Frauen waren dies nur gut 37 %. Die Rente bzw. Pension als Quelle des überwiegenden Lebensunterhalts gaben rund 23 % der Männer an, aber mehr als die Hälfte der alleinlebenden Frauen (knapp 52 %). Dies lag daran, dass knapp die Hälfte der weiblichen Alleinlebenden bereits Seniorinnen im Alter von 65 und mehr Jahren waren. Von den alleinlebenden Männern war lediglich ein Fünftel 65 Jahre alt oder älter. Rund 96 % der 65-jährigen und älteren Alleinlebenden bezogen ihren überwiegenden Lebensunterhalt aus ihrer Rente bzw. Pension. In den jüngeren Altersgruppen der 18- bis unter 35-jährigen und der 35- bis unter 65-jährigen Alleinlebenden überwog mit 72 % bzw. 75 % die eigene Erwerbstätigkeit als Quelle für den überwiegenden Lebensunterhalt. Bei den 18- bis unter 35-jährigen Alleinlebenden bezogen 16 % ihren überwiegenden Lebensunterhalt von ihren Angehörigen (Männer 15 %, Frauen 18 %). Dies dürfte hauptsächlich daran liegen, dass sie sich noch in ihrer Ausbildung befanden und deshalb keiner oder nur einer Erwerbstätigkeit in geringerem Umfang nachgehen konnten. Jeder 20. Alleinlebende (knapp 6 %) war auf Transferzahlungen wie Arbeitslosengeld I, Hartz IV oder sonstige Sozialleistungen angewiesen. In der Altersgruppe der 35- bis unter 65-jährigen Alleinlebenden war es sogar jeder Zehnte (Männer 12 %, Frauen 8 %).

Unterschiede in der Erwerbsbeteiligung zwischen Alleinlebenden und der Bevölkerung insgesamt

Hinsichtlich der Erwerbstätigkeit zeigen sich einige Unterschiede zwischen den Alleinlebenden und der Bevölkerung insgesamt sowie zwischen männlichen und weiblichen Alleinlebenden. Die Erwerbsbeteiligung der jüngeren Männer im Alter von 18 bis unter 35 Jahren insgesamt (77 %) und der alleinlebenden Männer (78 %) war nahezu gleich hoch. Die Erwerbstätigenquote der alleinlebenden Frauen war mit 77 % dagegen wesentlich höher als die der Frauen im Alter von 18 bis unter 35 Jahren insgesamt (69 %). Dies dürfte daran liegen, dass einige der letztgenannten Frauen nicht erwerbstätig waren, weil sie sich zum Beispiel um die Betreuung ihrer Kinder kümmerten. Von allen 35- bis unter 65-jährigen Männern gingen fast 88 % einer Erwerbstätigkeit nach, während dies bei den alleinlebenden Männern dieser Altersgruppe lediglich 81 % waren. Im Gegensatz zu den alleinlebenden Männern im Alter von 35 bis unter 65 Jahren lag die Erwerbstätigenquote der alleinlebenden Frauen der mittleren Altersgruppe mit fast 79 % etwas über der aller Frauen dieser Altersgruppe (75 %). Das heißt, alleinlebende Frauen und Männer wiesen in beiden Altersgruppen eine ähnlich hohe Erwerbsbeteiligung auf. Allerdings unterschieden sich Männer und Frauen hinsichtlich des Umfangs ihrer Erwerbstätigkeit. In beiden Altersgruppen arbeiteten sowohl bei der männlichen Bevölkerung insgesamt als auch bei den alleinlebenden Männern rund neun von zehn Erwerbstätigen in Vollzeit. Alleinlebende Frauen übten im Vergleich zu allen Frauen deutlich häufiger eine Vollzeitbeschäftigung aus. So arbeitete lediglich ein gutes Fünftel der 18- bis unter 35-jährigen alleinlebenden Frauen und ein Viertel der 35- bis unter 65-jährigen alleinlebenden Frauen Teilzeit3. Dagegen waren von den jüngeren Frauen insgesamt gut 30 % teilzeitbeschäftigt, von allen Frauen im Alter von 35 bis unter 65 Jahren mit knapp 56 % sogar mehr als die Hälfte. Rund 62 % aller Frauen der älteren Altersgruppe gaben als Grund für ihre Teilzeittätigkeit die Betreuung von Kindern, Pflegebedürftigen, Menschen mit Behinderungen oder sonstige persönliche oder familiäre Verpflichtungen an. Bei den alleinlebenden Frauen dieser Altersgruppe überwogen dagegen mit 45 % sonstige Gründe und knapp 21 % konnten keine Vollzeittätigkeit finden.

Weitere Unterschiede zeigten sich in der Besetzung von Führungspositionen. So übten mit 29 % nichtalleinlebende abhängig beschäftigte Männer häufiger eine Führungsposition aus als ihre alleinlebenden Geschlechtsgenossen (22 %). Bei den Frauen war es genau umgekehrt. Alleinlebende Frauen hatten zu gut 19 % eine Führungsposition inne, während es bei den nichtalleinlebenden Frauen dagegen nur gut 12 % waren.

Während diese Unterschiede in der Privatwirtschaft relativ stark ausgeprägt waren, waren sie im öffentlichen Dienst weniger augenfällig. So waren in der Privatwirtschaft beschäftigte nichtalleinlebende Männer zu gut 28 % und alleinlebende Männer zu knapp 21 % in führender Position tätig. Bei den Frauen ist der Unterschied allerdings in umgekehrter Richtung ebenso offensichtlich. Nichtalleinlebende Frauen übten in der Privatwirtschaft zu knapp 11 % eine Führungsposition aus, alleinlebende Frauen dagegen zu knapp 19 %. Im öffentlichen Dienst hatten 32 % der nichtalleinlebenden Männer und 31 % der alleinlebenden Männer eine Führungsposition, bei den Frauen waren es 17 % der nichtalleinlebenden, aber 21 % der alleinlebenden Frauen. Dies dürfte ein Indiz dafür sein, dass nichtalleinlebende Frauen unter anderem aufgrund des Aussetzens ihrer Erwerbstätigkeit während der Familienphase und der häufigeren Teilzeitarbeit gegenüber den alleinlebenden Frauen tendenziell etwas benachteiligt sind.

1 Die Daten für die EU-Länder beziehen sich auf das Jahr 2010. Quelle: Statistisches Bundesamt »Alleinlebende in Deutschland – Ergebnisse des Mikrozensus 2011«.

2 Armutsgefährdungsquote gemessen am Landesmedian von Baden-Württemberg. Die Armutsgefährdungsquote ist gemäß der EU-Definition der Anteil der Personen, die mit weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Bevölkerung auskommen müssen. Gemessen am mittleren Einkommen in Baden-Württemberg liegt die Armutsgefährdungsschwelle für Einpersonenhaushalte im deutschen Südwesten bei 925 Euro.

3 Als teilzeitbeschäftigt gelten Personen mit einer Arbeitszeit bis einschließlich 31 Wochenarbeitsstunden.