:: 5/2014

Positive Trends auf dem baden-württembergischen Arbeitsmarkt

Die Bilanz auf dem baden-württembergischen Arbeitsmarkt fiel im Jahr 2013 auf den ersten Blick sehr erfreulich aus. Zum dritten Mal in Folge erreichte die Zahl der Erwerbstätigen einen neuen Höchststand. Dennoch: Der Stellenzuwachs war wegen der nachlassenden Stärke des Wirtschaftswachstums mit +1,1 % nicht mehr so stark wie noch in den beiden Jahren zuvor und die Zahl der Arbeitslosen nahm wieder leicht zu. Der zweite Blick auf die unterjährige konjunkturelle Dynamik von Wirtschaftswachstum und Erwerbstätigkeit im Jahr 2013, aber auch auf die aktuelleren Trends weiterer Arbeitsmarktindikatoren, lässt die Arbeitsmarktentwicklung im Jahr 2013 in einem helleren Licht erscheinen und eröffnet gleichzeitig günstige Rahmenbedingungen für die Erwerbstätigenentwicklung im Jahr 2014.

Zahl der Erwerbstätigen 2013 zum dritten Mal in Folge auf Rekordniveau

Im Jahr 2013 erreichte die Zahl der Erwerbstätigen in Baden-Württemberg das dritte Jahr in Folge einen neuen Höchststand. Jahresdurchschnittlich waren 5,86 Mill. Personen im Land erwerbstätig – so viele wie noch nie zuvor. Der letzte Erwerbstätigenhöchststand aus dem Jahr 2012 wurde damit nochmals um 61 200 Erwerbstätige oder 1,1 % übertroffen. Im Bundesländervergleich war Baden-Württemberg 2013 nach Berlin (+1,9 %) das Land mit dem zweitstärksten Erwerbstätigenzuwachs gegenüber dem Vorjahr. Unter den Flächenländern war der prozentuale Stellenzuwachs in keinem anderen Land so hoch wie im Südwesten. Die Erwerbstätigenentwicklung gegen­über dem Vorjahr reichte in den Bundesländern von +1,9 % in Berlin bis zu −1,0 % in Mecklenburg-Vorpommern. Bundesweit stieg die Erwerbstätigenzahl um 0,6 %.

Von der positiven Arbeitsplatzentwicklung im Land profitierten die rund 4,49 Mill. abhängig beschäftigten Arbeitnehmer (ohne marginal Beschäftigte), deren Zahl im Jahr 2013 um 70 400 höher lag als ein Jahr zuvor (+1,6 %). Die Zahl der Selbstständigen einschließlich der mithelfenden Familienangehörigen erhöhte sich im Vergleich zu 2012 lediglich geringfügig um 600 auf 590 000 (+0,1 %). Die Zahl der marginal Beschäftigten, die vor allem Personen mit Minijobs als Haupttätigkeit (450 Euro-Jobs), aber auch kurzfristig Beschäftigte und Personen mit Arbeitsgelegenheiten umfassen, ging 2013 dagegen um 9 800 auf 785 800 zurück (−1,2 %).

Bundesweit zweitniedrigste Arbeitslosenquote

Allerdings ließ die Dynamik der gesamten Erwerbstätigenentwicklung im Jahr 2013 unter dem Eindruck der bis Jahresmitte noch schwachen Konjunktur nach, sodass die Zahl der Erwerbstätigen nach einem Zuwachs um 71 800 im Jahr 2012 nun im vergangenen Jahr etwas geringer ausfiel (+61 200 Erwerbstätige). Diese Tendenz war spiegelbildlich auch bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg zu beobachten. Nach neuesten Angaben der Bundesagentur für Arbeit nahm die Zahl der Arbeitslosen 2013 erstmals seit 2009 wieder leicht zu, und zwar jahresdurchschnittlich um 11 700 auf 233 900 (+5,3 %). Im Jahr 2012 war die Arbeitslosenzahl noch um 4 700 zurückgegangen (−2,1 %). Die Arbeitslosenquote betrug 2013 dennoch jahresdurchschnittlich lediglich 4,1 % (2012: 3,9 %) und war außer in Bayern in keinem Bundesland so gering wie in Baden-Württemberg. Bundesweit lag die Arbeitslosenquote bei 6,9 %.

Stellenzuwachs im Dienstleistungssektor am stärksten

Treibende Kraft der positiven Erwerbstätigenentwicklung im Jahr 2013 waren die Dienstleistungsunternehmen im Land. Entgegen dem allgemeinen Trend verstärkte sich dort der Erwerbstätigenzuwachs gegenüber dem Vorjahr sogar leicht von 47 100 (+1,2 %) im Jahr 2012 auf nunmehr 51 100 (+1,3 %). Insgesamt arbeiteten 2013 im Dienstleistungssektor fast 3,96 Mill. Personen, das alleine waren zwei Drittel aller Erwerbstätigen in Baden-Württemberg. Die stärkste Dynamik bei der Arbeitsplatzentwicklung innerhalb des Dienstleistungssektors ging 2013 vom Bereich »Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister einschließlich Grundstücks- und Wohnungswesen« mit dem höchsten prozentualen Stellenzuwachs von 1,7 % aus (+15 300 Erwerbstätige). Dieser fiel aktuell fast doppelt so hoch aus wie im Jahr 2012 (+0,9 % bzw. +8 100).

Die dynamische Entwicklung war dabei vor allem bei den wirtschaftlichen Dienstleistungen zu beobachten, zu denen beispielsweise Unternehmensdienstleistungen wie die Forschung und Entwicklung sowie die Werbung und Marktforschung zählen. Im Bereich »Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit« verstärkte sich 2013 der Zuwachs an Arbeitsplätzen auf 1,4 % (+21 600 Erwerbstätige), was vor allem auf den höheren Personalbedarf in den Bereichen Erziehung und Unterricht sowie im Gesundheitswesen zurückzuführen war. Im Bereich »Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation« erhöhte sich die Erwerbstätigenzahl um 1 % (+14 200 Erwerbstätige).

Zahl der Erwerbstätigen 2013 in der Industrie noch unter Vorkrisenniveau

Im Produzierenden Gewerbe halbierte sich dagegen 2013 der Zuwachs an Arbeitsplätzen und war zahlenmäßig lediglich ein Viertel so stark wie im Dienstleistungssektor. Im Produzierenden Gewerbe stieg die Zahl der Erwerbstätigen 2013 um 12 700 oder 0,7 % auf gut 1,83 Mill. Im Baugewerbe gab es 2013 einen Zuwachs um 5 300 Erwerbstätige (+1,7 %). Im Verarbeitenden Gewerbe betrug der Zuwachs an Arbeitsplätzen 2013 lediglich noch 8 100 (+0,6 %), nach einem Plus von 23 600 im Vorjahr (+1,7 %). Auch im dritten Erholungsjahr nach der jüngsten Wirtschaftskrise lag die Zahl der Arbeitsplätze im Verarbeitenden Gewerbe mit 1,46 Mill. aktuell immer noch um fast 27 000 oder 1,8 % unterhalb des Vorkrisenniveaus aus dem Jahr 2008.1

Zeitarbeitsbranche: Frühindikator für die ­Industrie

Einiges deutet darauf hin, dass sich die Erwerbstätigkeit 2014 wieder dynamischer entwickelt als zuletzt. So lassen unterjährige Entwicklungen der Beschäftigung in der Zeitarbeitsbranche erwarten, dass sich der Zuwachs der Industriebeschäftigten wieder verstärkt. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Zeitarbeitsbranche, die als Frühindikator der Beschäftigtenentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe zeitlich vorausläuft, in Baden-Württemberg im September 2013 erstmals wieder zu. Der Zuwachs verstärkte sich bis Jahresende 2013 auf 5 700 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gegenüber Dezember 2012 (+ 6,8 %). Nach vorläufigen Angaben der Bundesagentur für Arbeit steigerte sich im Januar 2014 der Zuwachs gegenüber dem Vorjahreswert auf 7 300 oder 8,9 %, sodass 89 500 Arbeitnehmer in der Zeitarbeitsbranche tätig waren. Die Arbeitnehmer in der Zeitarbeitsbranche werden zwar wegen ihrer arbeitsvertraglichen Zuordnung den Unternehmensdienstleistern zugerechnet, arbeiten jedoch im Zuge der Arbeitnehmerüberlassung überwiegend im Verarbeitenden Gewerbe. In konjunkturellen Aufschwungphasen werden zunächst vermehrt Zeitarbeitnehmer eingestellt, erst mit zunehmender Festigung und einem damit einhergehenden wachsenden Vertrauen in den konjunkturellen Aufschwung verstärken die Arbeitgeber dann auch ihr Stammpersonal.

Im Verarbeitenden Gewerbe lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Jahresende 2013 um 4 700 höher als ein Jahr zuvor und belief sich auf 1,29 Mill. (+ 0,4 %). Auch hier verstärkte sich der Stellenzuwachs im Januar 2014 auf +6 600 gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat (+0,5 %).

Angesichts der vergleichsweise kräftigen konjunkturellen Impulse in der Industrie seit der Jahresmitte 2013 stehen die Zeichen für einen verstärkten Stellenzuwachs im Verarbeitenden Gewerbe gut. Nach vorläufigen Berechnungen des Arbeitskreises »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder« stieg 2013 dank der dynamischen Entwicklung der Südwestindustrie in der 2. Jahreshälfte die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe um 1,6 % - so stark wie in keinem anderen Wirtschaftsbereich. Auch der kräftige Zuwachs der Auftragseingänge in der Industrie zu Beginn des Jahres lassen eine Belebung der Industriebeschäftigung erwarten.

Erwerbstätigkeit seit Jahresmitte 2013 im Aufwärtstrend

Betrachtet man die Entwicklung der Erwerbstätigenzahl im unterjährigen Verlauf, ist nicht nur im Verarbeitenden Gewerbe, sondern auch in anderen Wirtschaftsbereichen mit einem stärkeren Zuwachs im Jahr 2014 zu rechnen. Wie bereits erwähnt, war die konjunkturelle Entwicklung bis Jahresmitte 2013 noch schwach. Nach einem Rückgang um 0,9 % im 1. Quartal 2013 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert nahm die Konjunktur im Laufe des Jahres an Fahrt auf, sodass im 4. Quartal 2013 der Zuwachs 1,5 % betrug. Jahresdurchschnittlich ergab sich 2013 ein Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts um 0,9 %.

Mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung schlägt sich dies in der Erwerbstätigenentwicklung nieder. Im 3. und 4. Quartal 2013 gewann der Erwerbstätigenzuwachs dank stärkerer konjunktureller Impulse bereits etwas an Kraft. Nach einem Plus gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum von 0,9 % bzw. 5 700 Erwerbstätigen im 2. Quartal steigerte sich der Zuwachs bis zum Schlussquartal auf 1,2 % bzw. 70 800 Erwerbstätige. Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lagen die vergleichbaren Zuwachsraten mit 1,5 % zur Jahresmitte 2013 und 1,8 % am Jahresende noch höher. Mit Ausnahme des Wirtschaftsbereichs »Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation« gab es in der zweiten Jahreshälfte 2013 in allen Wirtschaftsbereichen positivere Entwicklungen der Erwerbstätigkeit. Den prozentual stärksten Stellenzuwachs konnten im 4. Quartal 2013 der Bereich »Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen« (+2,4 %) sowie das Baugewerbe verbuchen (+2,1 %).

Seit Jahresbeginn 2014 weniger ­Arbeitslose

Auch die Arbeitslosigkeit zeigt seit Jahresbeginn eine erfreuliche Entwicklung. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit gab es im Januar 2014 in Baden-Württemberg erstmals seit Juli 2012 wieder weniger Arbeitslose. Diese Tendenz setzte sich in verstärktem Umfang bis März fort, sodass die Zahl der Arbeitslosen im 1. Quartal 2014 auf 236 200 zurückging und das entsprechende Vorjahresniveau um 5 600 unterschritt (−2,3 %). Die auf alle zivilen Erwerbspersonen bezogene Arbeitslosenquote lag im März 2014 bei 4,1 % und somit um 0,2 Prozentpunkte niedriger als ein Jahr zuvor.

Auch bei der Zahl der gemeldeten Stellen zeichnet sich eine Verbesserung der Lage ab. Zwar lag im März 2014 die Zahl der gemeldeten Stellen mit 63 200 noch 2,6 % unter dem entsprechenden Vorjahresmonat, seit Jahresmitte 2013 hat sich der Rückgang der gemeldeten Stellen jedoch von Monat zu Monat verringert (Juni 2013: −19,3 % gegenüber dem Vorjahresmonat). Im März war der Bestand an gemeldeten Stellen lediglich noch um 1 700 niedriger als ein Jahr zuvor. Im Juni 2013 hatte der Rückstand gegenüber dem Vorjahresmonat noch bei 15 200 gelegen.

1 In der Land- und Forstwirtschaft einschließlich Fischerei waren insgesamt rund 73 500 Personen erwerbstätig, 2 600 Personen weniger als 2012 (− 3,4 %).