:: 8/2014

Der Aufschwung setzt sich fort

Baden‑Württembergs Wirtschaft dürfte 2014 preisbereinigt um rund 2 ½ % wachsen

Nachdem die baden‑württembergische Wirtschaft im 1. Quartal 2014 mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,4 % schwungvoll ins Jahr gestartet ist, steht zu erwarten, dass das Tempo im Jahresverlauf gehalten wird. Für das Gesamtjahr 2014 dürfte das reale BIP Baden‑Württembergs um rund 2 ½ % steigen. Der Gesamtkonjunkturindikator des Statistischen Landesamtes zeigt bis zum 3. Quartal eine steigende Tendenz an. Erst für das Winterhalbjahr ist nach heutigem Kenntnisstand mit einer leichten konjunkturellen Abkühlung zu rechnen (Schaubild 1). Nach dem durch die Wirtschafts- und Finanzkrise ausgelösten Rückgang des BIP um 8,9 % im Jahr 2009 dürfte die Wirtschaftsleistung damit seitdem real um 17,3 % gestiegen sein. Das Vorkrisenniveau des Jahres 2008 wäre um 6,9 % übertroffen.

Die Indikatoren zur Inlandsnachfrage senden ambivalente Signale. Die realen Inlandsumsätze des Verarbeitenden Gewerbes stiegen in den Frühjahrsmonaten März bis Mai mit einem arbeitstäglich bereinigten Vorjahresplus von 1,5 % weniger stark als noch im vorangegangenen Dreimonatszeitraum. Im Vergleich zu den Wintermonaten Dezember bis Februar gingen die Inlandserlöse der baden‑württembergischen Industrie saison- und arbeitstäglich bereinigt um 0,4 % zurück. Dahinter steht eine eher verhaltene Entwicklung bei den Investitionsgüterproduzenten, aber eine lebhaftere Nachfrage nach Vorleistungsgütern. In der Bauwirtschaft lagen die geleisteten Arbeitsstunden (trotz durch den milden Winter bedingter Vorzieheffekte) im Frühjahr 2,2 % über ihrem Vorjahresniveau. Die gute konjunkturelle Lage ist auch im Einzelhandel angekommen: Die Umsätze stiegen im Vorjahresvergleich um 2,2 % und saisonbereinigt um 2,0 % gegenüber dem Winter. Auch im Großhandel stiegen die Erlöse. Das Konsumklima wird weiterhin durch den Beschäftigungsaufbau und die nach wie vor moderate Preisentwicklung begünstigt.

Die Auslandsnachfrage der baden‑württembergischen Industrie verlief im Frühjahr in ruhigeren Bahnen. Zwar stiegen die Erlöse im Vorjahresvergleich um 3,2 %, gegenüber den Wintermonaten war allerdings ein Rückgang von 0,7 % zu verzeichnen. Die Auftragseingänge gingen sowohl zum Vorjahr als auch gegen-über der Vorperiode zurück (und zwar um 1,8 % bzw. 5,5 %).

Euroraum – nach 2 Jahren Rezession ist für 2014 wieder Wachstum zu erwarten

Im Jahr 2013 exportierte Baden‑Württemberg Waren im Wert von rund 173 Mrd. Euro bei einem Bruttoinlandsprodukt von rund 407 Mrd. Euro. Diese Zahlen illustrieren die hohe Bedeutung ausländischer Märkte für die heimische Industrie und – in den Exportzahlen nicht erfasst – für die unternehmensnahen und sonstigen Dienstleistungsunternehmen. Auch nicht am Außenhandel partizipierende Unternehmen können über die Wertschöpfungskette als Produzenten von Vorleistungsgütern der Exportindustrie mittelbar Anteil an der internationalen Arbeitsteilung haben. Insofern ist die internationale Konjunkturentwicklung für Baden‑Württemberg ein besonders wichtiger Faktor des Konjunkturzyklus.

Ungefähr ein Drittel der baden‑württembergischen Ausfuhren gehen in den Euroraum. Nicht zuletzt deswegen ist es erfreulich, dass sich der konjunkturelle Aufschwung hier weiter fortsetzt. Im 1. Quartal 2014 stieg das reale BIP im Vorjahresvergleich um 0,9 %. Gegenüber dem Vorquartal belief sich das Plus saisonbereinigt auf 0,2 %, was den mittlerweile vierten Anstieg in Folge bedeutet. Für das Gesamtjahr 2014 erwartet die OECD für den Euroraum ein reales BIP-Wachstum von 1,2 % (nach 2 Jahren in Folge mit rückläufiger Wirtschaftsleistung) und für 2015 von 1,7 %. Zwar ist zu berücksichtigen, dass diese Wachstumsraten wesentlich vom Schwergewicht Deutschland bestimmt sind. Dennoch: Für die einzelnen Euroländer prognostiziert die OECD 2014 positive BIP-Veränderungsraten (mit Griechenland als Ausnahme) und eine stärkere Wachstumsdynamik im Jahr 2015 (auch für Griechenland). Allerdings dürfte das Wachstum in den Euro-Peripheriestaaten, aber auch in Frankreich, schwach bleiben – möglicherweise zu schwach, um wesentliche Fortschritte in Richtung Abbau der Arbeitslosigkeit zu erzielen. Schließlich hätte die reale Wirtschaftsleistung des Euroraums auch mit den prognostizierten Wachstumsraten im Jahr 2015 gerade ihr Niveau von 2008 wieder erreicht. Zum Vergleich: In Deutschland (wie auch in Baden‑Württemberg) übertraf das BIP schon 2011 wieder das Vorkrisenniveau.

Nach wie vor sind die USA das Land mit dem größten Absatzmarkt für baden‑württembergische Produkte. Rund 11 % der exportierten Waren fanden 2013 dort Abnehmer. Der Aufschwung stellt sich in den USA mit prognostizierten 2,6 % realem BIP-Wachstum 2014 und 3,5 % im Jahr 2015 (laut OECD) deutlich dynamischer dar als im Euroraum (Schaubild 2). Sollte sich die gute US-Konjunktur so fortsetzen und infolgedessen die Leitzinsen hochgesetzt werden, wäre auch mit einer Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar zu rechnen. Das wäre ein Effekt, der aufgrund eines erhofften expansiven Nachfrageimpulses in der aktuellen Diskussion durchaus eine Rolle spielt, da sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des Euroraums auf diese Weise vermeintlich sanfter verbessern ließe als durch Strukturreformen.