:: 5/2015

Statistisches Monatsheft Mai 2015

Neue Impulse stützen Wachstum

Baden‑Württembergs BIP dürfte im 2. Quartal preisbereinigt um rund 2 % wachsen

Baden‑Württembergs Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs 2014 nach aktuellem Berechnungsstand preisbereinigt um 2,4 %. Auch im 1. Halbjahr 2015 wird sich der Aufschwung fortsetzen: Im 1. Quartal 2015 dürfte das reale BIP um rund 1½ % gegenüber dem Vorjahreszeitraum gewachsen sein, für das 2. Quartal steht ein Vorjahreswachstum von 2 % zu erwarten. Die Stimmungs- und produktionsnahen Größen, die in den Gesamtkonjunkturindikator des Statistischen Landesamtes eingehen, deuten zudem an, dass der Aufschwung nicht nur über das Gesamtjahr tragen, sondern in der 2. Jahreshälfte eine noch stärkere Dynamik entfalten dürfte.

Geldvermögen der privaten Haushalte in Baden‑Württemberg

Ergebnisse der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) 2013

Statistische Daten zum Geld- und Sachvermögen der privaten Haushalte werden im Rahmen der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe alle 5 Jahre erhoben, zuletzt 2013. Die Ergebnisse für Baden‑Württemberg zeigen eine breite Streuung der Höhe des Geldvermögens rund um den rechnerischen Durchschnittswert von gut 61 000 Euro. Die Form der Geldanlage und die durchschnittliche Höhe variiert auch nach verschiedenen Haushaltsmerkmalen wie Haushaltsgröße, monatlichem Einkommen oder Alter der Bezugspersonen. Eine ergänzende Analyse zu Rentner- und Pensionärshaushalten zeigt, dass Differenzen bei der Vermögenshöhe wesentlich mit den Strukturunterschieden zwischen beiden Gruppen hinsichtlich des Ausbildungsabschlusses zusammenhängen.

Jugend- und Altenquotient zur Beschreibung der demografischen Entwicklung in Baden‑Württemberg

Der Jugend- und der Altenquotient sind zwei Indikatoren aus der Demografie, die zur Beschreibung des Verhältnisses der Generationen zueinander herangezogen werden. Sie werden häufig auch als Belastungsmaße interpretiert. Als Belastungsmaß sollen sie über das Verhältnis der nicht erwerbstätigen zur erwerbstätigen Bevölkerung Auskunft geben. Im Zeitverlauf sollen sie die Entwicklung der (unter anderem finanziellen) Belastung der Erwerbsbevölkerung durch die Versorgung der Jungen bzw. Alten beschreiben.

Der Vorteil der Jugend- und Altenquotienten liegt darin, dass sie alleine auf der Bevölkerungsstatistik beruhen und damit leicht über lange Zeiträume und auch international vergleichend berechnet werden können. Bezüglich der Interpretierbarkeit als (ökonomische) Belastungsmaße sind ihnen jedoch Grenzen gesetzt. Im folgenden Artikel werden die Berechnung und die Ergebnisse im Zeitverlauf in Baden‑Württemberg sowie der aktuelle Stand in den Gemeinden des Landes dargestellt. Außerdem werden die Grenzen der Interpretierbarkeit als »Belastungsquoten« erläutert.

Das Handwerk in Baden‑Württemberg

Das Handwerk spielt eine gewichtige Rolle im Wirtschaftsleben des Landes. Im Jahr 2012 gab es in Baden‑Württemberg rund 76 000 Handwerksunternehmen mit mehr als 717 000 tätigen Personen und einem Jahresumsatz von gut 83 Milliarden Euro. Damit hatten etwa 12 % der Erwerbstätigen in Baden‑Württemberg ihren Arbeitsplatz im Handwerk. Darüber hinaus wies das Handwerk in Baden‑Württemberg die im Bundesländervergleich höchste Produktivität auf. Es erwirtschaftete im Jahr 2012 im Durchschnitt einen Umsatz von rund 116 000 Euro je tätiger Person. Der Bundesdurchschnitt lag bei etwa 100 000 Euro je tätiger Person. Die mit Abstand höchsten Umsätze je tätiger Person wurden in Baden‑Württemberg im Kraftfahrzeuggewerbe mit gut 237 000 Euro erzielt. Diese Daten resultieren aus der registergestützten Handwerkszählung 2012 des Statistischen Landesamtes, die auf einer Auswertung des statistischen Unternehmensregisters basiert (siehe i-Punkt »Handwerkszählung«).

Moderates Investitionswachstum der Südwestindustrie im Jahr 2013

Im Jahr 2013 erzielte die Südwestindustrie ein Investitionsplus von 2 % gegenüber dem Vorjahr. Deutschlandweit wurde damit ein Fünftel der Investitionen des Verarbeitenden Gewerbes von den heimischen Industriebetrieben getätigt. Die Investitionssteigerung blieb allerdings weit hinter den beiden Vorjahren 2012 und 2011 zurück. Sie wurde nicht von der Breite der Industriebranchen getragen, sondern war durch die Entwicklung der investitionsstärksten Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« geprägt. Die beiden Anlageformen der Investitionen wiesen eine gegenläufige Entwicklung auf: Während die heimischen Betriebe ihre investiven Ausgaben für Maschinen, maschinelle Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung steigerten, reduzierten sie ihre Investitionen in Grundstücke und Bauten. Regional gesehen konnte etwa die Hälfte der heimischen Landkreise ein Investitionswachstum realisieren. Damit verlor auch die regionale Investitionstätigkeit im Vorjahresvergleich an Breite. Durch abermals sinkende Mietinvestitionen fiel der Anteil gemieteter Produktionsmittel an den Gesamtinvestitionen auf einen historischen Tiefstand.

Arbeitskosten im Verarbeitenden Gewerbe in Baden‑Württemberg und der EU

Eine Arbeitsstunde im Verarbeitenden Gewerbe kostete im Jahre 2012 in Baden‑Württemberg rund 40 Euro. Nur in Belgien, Dänemark und Schweden war der Faktor Arbeit für die Unternehmen teurer als hierzulande. In allen übrigen Ländern der Europäischen Union lagen die Arbeitskosten zum Teil erheblich niedriger. Trotzdem ist das Verarbeitende Gewerbe in Baden‑Württemberg sehr konkurrenzfähig, weil Produktivität und Produktqualität hoch sind und baden-württembergische Produkte weltweit nachgefragt werden.

Von Jahres- zu Quartalswerten – ohne unterjährige Informationen

Was tun, wenn unterjährige Daten benötigt werden, die entsprechenden Zeitreihen jedoch nur Jahreswerte ausweisen? Das Mittel der Wahl ist üblicherweise eine temporale Disaggregation mit höherfrequenten Indikatorzeitreihen, wie es beispielsweise für die Berechnung des quartalsweisen Bruttoinlandsprodukts Baden‑Württembergs Anwendung findet. Mitunter liegen angemessene Indikatorzeitreihen jedoch nicht immer vor. Lisman und Sandee haben bereits vor einem halben Jahrhundert ein Verfahren vorgeschlagen, wie Quartalswerte allein aus den Jahreswerten generiert werden können, indem angenommen wird, dass die Quartalswerte einem »glatten Trend« folgen. Bis heute findet dieses bewährte Verfahren nicht nur in der amtlichen Statistik Deutschlands Anwendung. Am Beispiel des nominalen Bruttoinlandsprodukts für Baden‑Württemberg wird illustriert, dass die als gewichtete Durchschnitte von Jahreswerten berechneten Quartalswerte die Trend-Konjunktur-Komponente einer Reihe mit ausgeprägtem saisonalem Muster recht gut approximieren.

Indikatorensysteme im Regionalatlas

Die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder bieten unter www.statistikportal.de kostenfrei einen interaktiven Regionalatlas als Gemeinschaftsveröffentlichung an. Dieser Regionalatlas bildet in Form von thematischen Karten über 110 Indikatoren aus den Themenbereichen der amtlichen Statistik für Bundesländer, Regierungsbezirke bzw. Statistische Regionen sowie Stadt- und Landkreise ab. Ausgehend von den aktuellen Daten können diese bis 1995 zurückverfolgt werden. So sind sowohl regionale Unterschiede als auch Entwicklungen im Zeitverlauf visualisierbar.

Im vorliegenden Beitrag werden ausgewählte Indikatoren der neu aufgenommenen Indikatorensysteme »Gender«, »Nachhaltigkeit« und »Soziales« dargestellt und Ergebnisse für die Stadt- und Landkreise Baden‑Württembergs in die bundesweite Lage eingeordnet.

Das zentrale Unternehmensregister 2014 – URS-Neu

Ein Erfahrungsbericht zur Schulung am neuen System

Die Einführung des URS-Neu-Systems zusammen mit dem elektronischen Kommunikationssystem eKomm stellte 2014 die Statistischen Landesämter vor große Herausforderungen. Nach Produktivsetzung des neuen Verfahrens mussten sich bundesweit über 1 800 Nutzer des bisherigen Verfahrens (Unternehmensregister-System 95) umstellen. Die neuen Funktionalitäten und Arbeitsprozesse zur Registeraktualisierung sollten erstmals in der täglichen Arbeit angewendet werden – was nicht ohne ausführliche und aufwändige Schulungen möglich war.

Im Folgenden wird über diese Phase bei der Einführung von URS-Neu berichtet. Der Schwerpunkt wird dabei auf die Darstellung der Organisation zur Vermittlung einer neuen Technik gelegt: die Schulung von 189 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Statistischen Landesamtes Baden‑Württemberg.