:: 6/2015

Statistisches Monatsheft Juni 2015

Duale Berufsausbildung 2014: Anhaltende Attraktivität bei stabiler Zahl an Vertragsabschlüssen

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge hat sich im Jahr 2014 bei rund 74 000 stabilisiert. Dazu hat auch der Anstieg des Anteils ausländischer Auszubildender beigetragen. Im Ausbildungsbereich »Freie Berufe« entfiel jeder sechste Neuabschluss auf ausländische Jugendliche. Der Ausbildungsbereich »Industrie und Handel« konnte in den letzten Jahren eine insgesamt relativ stabile Zahl von Vertragsabschlüssen verzeichnen. Im »Handwerk« ging dagegen die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge seit 2008 um 13 % zurück. 23 % der Ausbildungsverträge wurden 2014 von Jugendlichen mit Hochschulzugangsberechtigung abgeschlossen. Ihr Anteil ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Dagegen sank der Anteil der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss auf rund 27 %. Diese Trends werden unter anderem durch die Entwicklung der Zahl der entsprechenden Schulabschlüsse verursacht.

Pflege im Spannungsfeld einer alternden Gesellschaft

Ergebnisse der Pflegestatistik 2013

Der gesellschaftliche Alterungsprozess in Baden‑Württemberg ist nicht zu stoppen. Die Lebenserwartung steigt weiter und die Zahl der Hochbetagten im Land wächst von Dekade zu Dekade. Auch wenn ein Großteil der Seniorinnen und Senioren im hohen Alter noch aktiv und gesund ist, kommt dem Thema Pflegebedürftigkeit und ihren Folgen in dieser alternden Gesellschaft eine zentrale Bedeutung zu. Immer mehr Menschen benötigen heute – und in Zukunft noch weit mehr – Pflege- und Betreuungsleistungen Dritter.

Was sagen die Ergebnisse der letzten Pflegestatistik dazu? Am Stichtag der letzten Erhebung zum Jahresende 2013 waren in Baden‑Württemberg 298 769 Personen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes, ein Drittel mehr als noch vor 10 Jahren. Damit sind heute bereits 2,8 % der Gesamtbevölkerung des Landes pflegebedürftig. Bei 42,4 % dieser Personen handelte es sich dabei um Pflegebedürftige mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz. Zur Betreuung in den stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen Baden‑Württembergs standen 122 420 Beschäftigte zur Verfügung. Der Bedarf an professioneller Betreuung und Versorgung dürfte sich in Zukunft verstärken.

Wirtschaftsleistung und Einkommen in den Regionen Baden‑Württembergs

Die Regionen Baden‑Württembergs unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der Fläche und Bevölkerungsdichte, auch die Wirtschaftskraft und das Einkommensniveau differieren im interregionalen Vergleich. Eine hohe Wirtschaftsleistung ist zwar eine zentrale Voraussetzung für Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit einer Region, muss aber nicht zwangsläufig zu hohen verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte führen. Staatliche Umverteilungsmechanismen und regionale Einkommenstransfers bestimmen die Höhe des Einkommens einer Region zum Teil deutlich. Darüber hinaus bewirken die jeweils spezifische Wirtschaftsstruktur sowie eine unterschiedlich hohe Entlohnung in den einzelnen Branchen regionale Unterschiede bei den Löhnen und Gehältern der abhängig Beschäftigten. Verschiedene Indikatoren zur Wirtschaftsleistung und zum Einkommen für die Regionen Baden‑Württembergs werden im folgenden Beitrag dargestellt und analysiert. Datengrundlage für die einzelnen Kennzahlen bilden die Ergebnisse der regionalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR).

Regionale Einkommensverteilung in Baden‑Württemberg

Das Einkommen ist das zentrale Maß, wenn es um Fragen des materiellen Wohlstands der privaten Haushalte geht. Dazu stellt der Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen« (VGRdL) bundesweit bis auf die Ebene der Stadt- und Landkreise Daten zur Verfügung. Von besonderem Interesse sind das Primär- und das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte. Die räumliche Disparität der Pro-Kopf-Einkommen ist in Baden‑Württemberg beachtlich. Den Stadtkreisen Heilbronn und Baden-Baden mit Spitzenwerten des je Einwohner verfügbaren Einkommens im Jahr 2012 von rund 39 520 Euro bzw. 26 720 Euro standen als Schlusslichter die Stadtkreise Freiburg und Mannheim mit Werten von 18 890 Euro bzw. 18 600 Euro gegenüber. Auswertungen der Lohn- und Einkommensteuerstatistik liefern Anhaltspunkte dafür, dass in den Top-Kreisen das Einkommen tendenziell ungleicher verteilt ist.

Methodische Anmerkungen zur Berechnung der Innovationsdynamik

Erfasst eine Größe das, was sie erfassen soll, und erfasst sie dieses zuverlässig? Die Frage nach Validität und Reliabilität stellt sich auch beim Innovationsindex, den das Statistische Landesamt Baden‑Württemberg für die Regionen der Europäischen Union und für die Kreise des eigenen Landes berechnet. Der Innovationsindex ist ein zusammengesetzter Indikator, und so folgt die Auswahl der Indikatoren der Frage nach der Validität. Gegenstand des vorliegenden Beitrags soll dagegen die Reliabilität der ausgewählten Indikatoren sein. Grundsätzlich ist die Innovationsfähigkeit als strukturelle Größe zu verstehen, das heißt konjunkturelle, zufällige oder eventuelle saisonale Einflüsse sollten keine Rolle spielen. Tatsächlich zeigen die Einzelindikatoren mitunter im Zeitverlauf deutliche Schwankungen. Hier stellt sich die Frage, ob die beobachteten Veränderungen Ausdruck einer veränderten Innovationsdynamik oder auf Einflüsse zurückzuführen sind, die mit der zu messenden Eigenschaft nicht in Zusammenhang stehen. Da die Einzelindikatoren in den Innovationsindex nicht nur als Niveaugrößen, sondern auch mit ihrer zeitlichen Entwicklung eingehen, kommt dieser Frage eine große Bedeutung zu.

Stand der öffentlichen Abwasserentsorgung in Baden‑Württemberg

Die öffentliche Abwasserentsorgung in Baden‑Württemberg leistet schon geraume Zeit auf hohem Niveau einen maßgeblichen Beitrag zum Schutz der Oberflächengewässer sowie der Grundwasservorkommen im Land. Dennoch bestehen auch aktuell vielfältige Herausforderungen. Maßstab für den erreichten Stand sind die in der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie formulierten Umweltziele einer guten ökologischen Qualität der Gewässer. Um einen solchen guten Zustand insbesondere auch kleinerer Bäche und Flüsse zu erreichen bzw. zu sichern, ist die integrierte Betrachtung des Gesamtsystems der öffentlichen Abwasserentsorgung – bestehend aus Kanalsystem, Regenentlastungsbauwerken und Klärwerken – erforderlich. Im Hinblick darauf werden aktuell verschiedene Aufgabenstellungen diskutiert. Neben der Forderung nach einer weiteren Verbesserung der Klärleistung durch eine sogenannte vierte Ausbaustufe zur Elimination von Spurenstoffen im Abwasser geht es weiterhin um die Sanierung des Kanalnetzes. Hinzu kommen Möglichkeiten zur Verbesserung des Zustandes und Betriebes der in großer Zahl im Land errichteten und verfügbaren Regenüberlaufbecken. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit dem aktuellen Stand des Ausbaus und Betriebs der Einrichtungen zur öffentlichen Abwasserentsorgung in Baden‑Württemberg.

Tourismus 2014: Auslastung dank neuem Übernachtungsrekord verbessert

Die heimische Tourismusbranche kann 2014 zum fünften Mal in Folge auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Mit 19,5 Mill. Gästen und 49,1 Mill. Übernachtungen wurden jeweils historische Spitzenergebnisse erzielt. Während die Zuwachsrate bei den Gästeankünften mit 4,4 % das Bundesergebnis von 3,6 % übertraf, entsprach der Übernachtungszuwachs von 2,9 % nahezu exakt der Bundesentwicklung von 3 %. Da die angebotenen Übernachtungsmöglichkeiten 2014 sogar leicht reduziert wurden, schlug sich die stärkere Nachfrage voll in einer verbesserten Auslastung der Betriebe nieder. Allerdings bestehen hier nach wie vor teilweise extreme Unterschiede zwischen den verschiedenen Marktsegmenten. Ein Blick zurück zeigt, dass die Auslastung in den vergangenen 10 Jahren zwar flächendeckend verbessert werden konnte. In den höher prädikatisierten Gemeinden und in einzelnen Ferienregionen war dies aber nur um den Preis von Marktbereinigungen möglich.