:: 7/2017

Aktuelle Beschäftigungsstruktur von Frauen und Männern in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg waren 2016 rund 2,01 Mill. Frauen und 2,44 Mill. Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die wirtschaftsfachlichen Tätigkeiten und der zeitliche Umfang der Beschäftigung unterschieden sich bei den Frauen zum Teil recht deutlich von denen der Männer. Frauen waren meistens im Gesundheits- und Sozialwesen tätig, während die Männer am häufigsten im Verarbeitenden Gewerbe angestellt waren. 46 % der Frauen arbeiteten in Teilzeit, bei den Männern waren es lediglich 8 %. Vieles deutet darauf hin, dass die Vollzeitbeschäftigung von Frauen mit dem Eintritt in die Familienphase stark zurückgeht. Darüber hinaus lag das berufliche Qualifikationsniveau der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen noch leicht unter dem ihrer männlichen Kollegen. Auch übten Frauen weniger hochwertige Tätigkeiten aus. Allerdings dürften sich die geschlechterspezifischen Qualifikationsniveaus in Zukunft angleichen.

Von den rund 6,14 Mill. Erwerbstätigen in Baden-Württemberg sind alleine 4,45 Mill. sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Mit einem Anteil von rund 73 % sind die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten die mit Abstand größte Teilgruppe der Erwerbstätigen. Selbstständige und ihre mithelfenden Familienmitglieder, Beamte und Soldaten sowie marginal Beschäftigte wie Minijobber sind weitere Gruppen der Erwerbstätigen. Der vorliegende Beitrag analysiert die Struktur der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung als dominierende Beschäftigungsform hinsichtlich des Geschlechts. Das Schaubild gibt einen Überblick über die Struktur nach Wirtschaftssektoren, Arbeitszeit, Berufsabschlüssen und Anforderungsniveaus.

Dienstleistungssektor ist Domäne der Frauen

Im Land waren 2016 nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 2,44 Mill. Männer (54,8 %) und 2,01 Mill. Frauen (45,2 %) sozialversicherungspflichtig beschäftigt.1 Männer und Frauen sind dabei in sehr unterschiedlichem Umfang in den Wirtschaftssektoren vertreten. So arbeiteten von den männlichen Beschäftigten 50 % im Dienstleistungssektor, 49 % im Produzierenden Gewerbe und knapp 1 % in der Land- und Forstwirtschaft. Bei den weiblichen Beschäftigten waren dagegen 80 % im Dienstleistungssektor tätig, während lediglich 20 % im Produzierenden Gewerbe und nicht einmal 1 % in der Land- und Forstwirtschaft arbeiteten.

In welchen Branchen arbeiten Frauen und Männer?

Innerhalb des Dienstleistungssektors war das Gesundheits- und Sozialwesen bei den Frauen die beliebteste Branche.2 Insgesamt 21,4 % aller weiblichen, jedoch nur 5,1 % aller männlichen Beschäftigten waren dort tätig. Bei den Männern war das Verarbeitende Gewerbe der am stärksten besetzte Wirtschaftsbereich. Alleine 39,4 % aller männlichen Beschäftigten waren in diesem Teilbereich des Produzierenden Gewerbes angestellt. Immerhin war das Verarbeitende Gewerbe unter den Frauen mit 17,6 % die zweitbeliebteste Branche.

Die Männer- und Frauenanteile in den einzelnen Wirtschaftszweigen variieren mitunter sehr stark. Die höchste Männerquote war mit 85 % im Baugewerbe zu beobachten. Mit 77,6 % stellten die Frauen im Gesundheits- und Sozialwesen die weit überwiegende Mehrheit. Nach Wirtschaftssektoren betrachtet war nur jeder vierte Beschäftigte im Produzierenden Gewerbe eine Frau, während die Wahrscheinlichkeit, im Dienstleistungssektor auf eine Frau zu treffen, bei 56,6 % lag.

Frauen arbeiteten in allen Wirtschaftszweigen häufiger in Teilzeit

Insgesamt arbeitete jeder vierte Beschäftigte in Teilzeit. In diesem Merkmal unterscheiden sich Frauen und Männer jedoch fundamental voneinander. 92 % der Männer gingen einer Tätigkeit in Vollzeit nach. Bei Frauen lag dieser Anteil lediglich bei 54,1 % (Tabelle 1).

Auf sektoraler Ebene hatten 96,8 % der Männer und 67,9 % der Frauen im Produzierenden Gewerbe eine Vollzeitstelle (29 Prozentpunkte Differenz). Im Dienstleistungssektor traf dies auf 87,3 % der Männer und 50,6 % der Frauen zu (37 Prozentpunkte Differenz). Frauen arbeiteten demnach häufiger in den Dienstleistungsbereichen in Teilzeit. Auch bei den Männern war die Teilzeitquote im Dienstleistungssektor höher als im Produzierenden Gewerbe. Diese erreichte jedoch bei den Männern mit 12,7 % lediglich ein Viertel des Niveaus der Frauen (49,4 %). Die gesamtwirtschaftlich höhere Teilzeitquote von Frauen lässt sich auch durch ihre hauptsächliche Tätigkeit im Dienstleistungssektor erklären. Dennoch arbeiteten die Frauen auch im Produzierenden Gewerbe bedeutend häufiger als Männer in Teilzeit.

Für beide Geschlechter war das Verarbeitende Gewerbe die Branche mit der höchsten Vollzeitquote. Dennoch lag der Anteil der in Vollzeit arbeitenden Frauen hier mit 69,7 % fast 28 Prozentpunkte niedriger als der Anteil der Männer in Vollzeit (97,3 %). Am geringsten fiel der Abstand im Gastgewerbe aus. Dort arbeiteten 64,2 % der Männer und 47,3 % der Frauen in Vollzeit. Der größte Abstand zwischen den Geschlechtern wurde im Bereich Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung registriert. Dort betrug die Vollzeitquote der Männer 90,3 % und die der Frauen 46,7 %, ein Unterschied von fast 44 Prozentpunkten. Anders ausgedrückt arbeiteten anteilig fast doppelt so viele Männer wie Frauen im öffentlichen Dienst in Vollzeit. Insgesamt war die Vollzeitquote der Männer in allen Wirtschaftsabschnitten höher als die der Frauen.

Teilzeitbeschäftigung vor dem Hintergrund der Familienphasen

Die Analyse der Arbeitszeit unter Berücksichtigung des Alters der Beschäftigten zeigt folgende Ergebnisse. Der Unterschied zwischen den Vollzeitquoten in der Altersgruppe der unter 20-Jährigen differiert zwischen den Geschlechtern lediglich um knapp 4 Prozentpunkte. Junge Männer arbeiteten zu 94,2 % und junge Frauen zu 90,6 % in Vollzeit. Bei den 20- bis unter 25-Jährigen betrug die Vollzeitquote der Männer 89,3 % und die der Frauen immer noch 82,2 %. Sie sinkt im weiteren Altersverlauf und dem verstärkten Eintritt in die Phase der Familiengründung und damit der Kindererziehung allerdings rapide ab und erreichte bei den 40- bis unter 45-jährigen Frauen mit 41,5 % ihren Tiefststand. Danach nimmt die Vollzeitquote nur sehr langsam zu und lag bei den 60- bis unter 65-jährigen Frauen schließlich bei 45,2 %. Die Vollzeitquote der altersgleichen Männer war allerdings mit 90,5 % doppelt so hoch. Ob und inwieweit bei der Teilzeitbeschäftigung von Frauen im höheren Erwerbsalter die Pflege von Familienangehörigen eine Rolle spielt, kann hier nicht untersucht werden. Die Männer der Altersklassen der 30- bis unter 65-Jährigen wiesen allesamt jeweils Vollzeitquoten von über 90 % auf (Tabelle 2).

Frauen entscheiden sich offensichtlich mehrheitlich erst für eine Reduktion ihrer Arbeitszeit, wenn sie Kinder bekommen. 85,3 % aller Geburten im Jahr 2015 entfielen auf Mütter im Alter von 25 bis unter 40 Jahren, also auf die Altersklassen, in denen die Teilzeitquote stark ansteigt. In Baden-Württemberg lag die Betreuungsquote der 3- bis 6-jährigen Kinder zwar bei über 90 %, jedoch befanden sich lediglich 22,6 % in Ganztagsbetreuung.3 Wie aus einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht, werden Hausarbeit und Kindererziehung vor allem von Müttern übernommen. Inwiefern sich Frauen freiwillig oder aus einem Mangel an Alternativen heraus für Teilzeitarbeit entscheiden, kann anhand dieser Daten nicht abgelesen werden. Jedoch kommt das IAB zu dem Schluss, dass Frauen in Paarbeziehungen mit Kindern durchschnittlich nur 1,6 Stunden in der Woche mehr arbeiten wollen.4

Männer liegen bei beruflicher Qualifikation leicht vorn

Die Berufsabschlüsse der Beschäftigten werden in drei Gruppen untergliedert. Die höchste Qualifikation weisen die Beschäftigten mit einem akademischen Berufsabschluss auf. Das mittlere Qualifikationsniveau bilden die anerkannten Berufsabschlüsse wie Lehre/Ausbildung oder Meisterbrief. Außerdem gibt es Beschäftigte, die keinen Berufsabschluss aufweisen können. In die letztgenannte Gruppe fielen 13,9 % der Frauen und 13,7 % der Männer. Einen anerkannten Berufsabschluss konnten 64 % der Frauen und 60,3 % der Männer vorweisen. Mit einem akademischen Berufsabschluss waren 14,1 % der Frauen und 17,6 % der Männer beschäftigt (Tabelle 3).

Was die ausgeübte Tätigkeit angeht, unterscheidet die Klassifikation der Berufe (KldB 2010) vier Anforderungsniveaus, die mit steigender Anforderung spezielleres fachliches Wissen, (mehr) Führungsverantwortung und i.d.R. eine höhere berufliche Qualifikation der Beschäftigten voraussetzen. 17,1 % der Frauen übten Helfertätigkeiten aus. Bei Männern betrug dieser Anteil nur 13,9 %. Demgegenüber arbeiteten Frauen jedoch auch häufiger (61,8 %) als ihre männlichen Kollegen (53,5 %) als Fachkraft. Als Spezialist oder Experte waren hingegen anteilig deutlich mehr Männer (16,5 % bzw. 15,6 %) als Frauen (10,9 % bzw. 9,7 %) tätig (Tabelle 4).

Beim Vergleich der geschlechterspezifischen Verteilung der Anforderungsniveaus und der Berufsabschlüsse fällt auf, dass bei den Frauen die ausgeübten Tätigkeiten tendenziell geringere Anforderungen an die Beschäftigten stellen, als es ihre berufliche Qualifikation erwarten lässt. So übten Frauen anteilig häufiger Helfertätigkeiten aus als Männer, obwohl der Anteil der Frauen und Männer ohne Berufsabschluss fast gleich hoch war.

Der Anteil der Männer mit einem akademischen Berufsabschluss lag nur 3,5 Prozentpunkte über dem der Frauen. Umgekehrt lag der Anteil der Männer mit anerkanntem Berufsabschluss um 3,7 Prozentpunkte niedriger als bei den Frauen. Insgesamt übten 32,1 % der Männer und 20,6 % der Frauen eine Tätigkeit als Spezialist oder Experte aus. Eine Ursache dafür dürfte sein, dass Männer innerhalb des Qualifikationsniveaus »anerkannter Berufsabschluss« eher als Frauen weitergehende Berufsabschlüsse wie einen Meisterabschluss hatten, die für Spezialistentätigkeiten qualifizieren. Insgesamt hatten Männer mit einem Anteil von 7,6 % dreimal häufiger einen Meister- oder gleichwertigen Berufsabschluss als Frauen (2,5 %). Weitere Gründe dürften auch die unterschiedliche Branchenstruktur sowie der Arbeitsumfang und die damit verbundene berufliche Erfahrung sein.

Qualifikation der Beschäftigten nimmt zu

Für die Zukunft ist zu erwarten, dass die berufliche Qualifikation der Beschäftigten weiter zunimmt. So gestaltete sich die Verteilung der Berufsabschlüsse bei den jüngeren Beschäftigten weitaus positiver als bei den älteren Beschäftigten. In der Gruppe der 30- bis unter 35-Jährigen, insgesamt 490 243 Personen, hatten lediglich 7,2 % der Frauen und 9,2 % der Männer keinen Berufsabschluss. Demgegenüber konnten 26,1 % der Frauen einen akademischen Berufsabschluss vorweisen. Dieser Anteil lag sogar etwas höher als bei den Männern (25,1 %).

Bei den 55- bis unter 60-Jährigen, insgesamt 505 226 Personen, betrug die Akademikerquote der Frauen dagegen lediglich 8,6 % (Männer: 15,3 %). Ein Berufsabschluss fehlte bei 13,2 % der Frauen und 9 % der Männer. Wenn die älteren Kohorten aus der Beschäftigung in den Ruhestand eintreten, steigt damit die Berufsqualifikation beider Geschlechter. Da die Akademikerquote der älteren weiblichen Beschäftigten vergleichsweise gering ist, werden sich auch die geschlechterspezifischen Quoten weiter angleichen.

1 Alle nachfolgenden Angaben beziehen sich auf den Stichtag 30. 6. Darüber hinaus wird im Folgenden auf den Zusatz der Sozialversicherungspflicht verzichtet, wenngleich nur die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten beschrieben werden.

2 Bei Betrachtung der Branchen werden Wirtschaftsabschnitte mit weniger als 10 000 Beschäftigten nicht berücksichtigt. Dies betrifft die Wirtschaftsabschnitte Bergbau, Häusliche Dienste und Exterritoriale Organisationen.

3 Pflugmann-Hohlstein, Barbara: »Kindertageseinrichtungen in Baden‑Württemberg 2015«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 2/2016«

4 Wanger, Susanne: Frauen und Männer am Arbeitsmarkt: Traditionelle Erwerbs- und Arbeitszeitmuster sind nach wie vor verbreitet. IAB-Kurzbericht Nr. 4/2015, Nürnberg, S. 3ff.