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Baden-württembergische Industrieinvestitionen 2016 auf neuem Rekordniveau

Schlüsselbranche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« mit kräftigem Investitionsplus zum Vorjahr

Trotz außenwirtschaftlicher Unwägbarkeiten wurde 2016 mit nominal 12,9 Mrd. Euro (real 12,1 Mrd. Euro) so viel wie nie zuvor in baden-württembergische Industriebetriebe investiert. Die beiden bisherigen Höchststände aus den Jahren 2008 (real 11,4 Mrd. Euro) und 2015 (nominal 11,9 Mrd. Euro) wurden damit deutlich übertroffen. Auf Branchenebene konzentrierte sich das Investitionsgeschehen noch stärker als in den vergangenen Jahren auf die Schlüsselbranche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen«. Diese weitete ihre Investitionen deutlich um 21,8 % aus, ihr Anteil an den Gesamtinvestitionen erhöhte sich damit auf 38,2 %. Geografisch betrachtet lag der Schwerpunkt mit 36,1 % der Industrieinvestitionen im Südwesten – noch etwas stärker als in den vergangenen Jahren – auf der Region Stuttgart.

Investitionen trotz außenwirtschaftlicher Unsicherheiten

Brexit, US-Wahlen sowie ein nachlassendes Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern – die außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen 2016 waren für die exportorientierte Südwestindustrie deutlich von politischen Unsicherheiten und handelshemmenden Entwicklungen geprägt. Infolge lag die Auslandsnachfrage von Kunden außerhalb der Euro-Währungszone, insbesondere in der 1. Jahreshälfte, deutlich unter dem Vorjahresniveau. Demgegenüber stand eine positive Nachfrageentwicklung von Kunden innerhalb der Eurozone sowie eine spürbare Zunahme der Binnennachfrage. In der 2. Jahreshälfte zog zudem die Nachfrage von Kunden außerhalb der Eurozone wieder an. Die Auftragseingänge für das Jahr 2016 insgesamt lagen letztlich um 1,7 % über dem Niveau des Vorjahres. Nicht ganz so stark zeichnete sich die zum Jahresende hin einsetzende Erholung bei Produktion und Umsatz ab. So lag die Industrieproduktion 2016 um 1,1 % über dem – durchaus hohen – Vorjahresniveau, beim Industrieumsatz betrug das Plus 0,5 %.1

Deutlich dynamischer entwickelten sich 2016 die Investitionen der Südwestindustrie (Schaubild 1): Mit einem Zuwachs von 8,3 % erreichten die »bilanziell zu aktivierenden neu erworbenen bzw. selbst erstellten neuen Sachanlagen« (siehe i-Punkt) baden-württembergischer Industriebetriebe 2016 ein neues Rekordniveau von 12,9 Mrd. Euro. Gegenüber dem bereits hohen Investitionsniveau des Vorjahres, das gleichzeitig auch den bisherigen Höchststand markierte, bedeutet dies einen Investitionszuwachs von 987,7 Mill. Euro. Auch in der preisbereinigten2 Betrachtung wurde 2016 mehr denn je in die Betriebe der Südwestindustrie investiert. Der ehemalige reale Höchststand von 11,4 Mrd. Euro 2008 wurde 2016 mit Investitionen von real 12,1 Mrd. Euro weit übertroffen. Damit scheint die Südwestindustrie den krisenbedingten Einbruch ihrer Investitionstätigkeit 2009 – zumindest in der Summe auf Landesebene – überwunden zu haben.

2009 waren die Investitionen infolge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise stark eingebrochen. Die dynamische Investitionsentwicklung der Jahre 2011 und 2012, die noch deutlich von einem Aufholbedarf der vorangegangenen Krisenjahre geprägt waren, setzte sich 2013 und 2014 nicht weiter fort. Diese Investitionszurückhaltung führte anschließend in Verbindung mit einer aufwärtsgerichteten Konjunkturentwicklung 2015 zu einer neuerlichen starken Ausweitung der investiven Ausgaben. Auch 2016 wurden die Investitionen deutlich ausgeweitet. Da in diesem Jahr die wenig dynamische Konjunktur allerdings kaum Anlass für Kapazitätserweiterungen geboten hatte, sind hinter dem starken Investitionszuwachs eher langfristig angelegte und damit wenig konjunkturreagible Investitionen, wie beispielsweise strategische Erweiterungen der Produktpaletten, zu vermuten.3

»Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« mit Rekordinvestition

Insgesamt weiteten in Baden-Württemberg 14 der 23 Branchen4 ihre Investitionen 2016 gegenüber dem Vorjahr aus (Tabelle 1), das sind drei Branchen weniger als 2015. Die Investitionszuwächse wie auch die Investitionsrückgänge fielen – nach einem starken Vorjahr – überwiegend verhalten aus und spiegelten damit den konjunkturellen Verlauf des Jahres 2016 wider. Ausnahmen zu dieser in der Breite verhaltenen Entwicklung bildeten die beiden von Großbetrieben5 geprägten Branchen »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« und »Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen«, auf die das deutliche Plus an Investitionen gegenüber dem Vorjahr in erster Linie zurückzuführen ist. In der Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« erreichte das Investitionsvolumen mit einem Zuwachs von 877,9 Mill. Euro (+ 21,8 %) auf 4,9 Mrd. Euro ein neues Rekordniveau. Im Betrachtungszeitraum entwickelten sich die Investitionen dieser Branche grundsätzlich stark aufwärtsgerichtet: Ausgehend von rund 1,9 Mrd. Euro im Jahr 2000 stiegen die Investitionen über drei Investitionszyklen hinweg bis auf 4,2 Mrd. Euro 2013. Nach dem leichten Rückgang der Investitionen 2014 markierte der Zuwachs 2015 den Beginn eines weiteren Investitionszyklus, dessen Ende aktuell noch nicht absehbar ist. Der Investitionsanteil der Branche stieg im Betrachtungszeitraum von 21,4 % im Jahr 2000 auf 38,2 % im Jahr 2016, wobei der Großteil des Anteilzuwachses bereits in den Jahren 2000 bis 2003 (von 21,4 % auf 37,8 %) stattfand.

Deutlich weniger dynamisch entwickelten sich die Investitionen im Maschinenbau, der an ihrem Investitionsvolumen gemessen zweitgrößten Branche der Südwestindustrie. Zwar setzte sich der eher schwache, dafür konstante Aufwärtstrend im Jahr 2016 mit einem Plus von 2,6 % (+ 61 Mill. Euro) auf ein Niveau von 2,4 Mrd. Euro weiter fort, das Investitionsvolumen im Maschinenbau lag damit aber 2016 – als einziges der vier großen Industriebranchen im Südwesten – noch immer unter dem branchenspezifischen Höchststand aus dem Jahr 2008.

Spürbar weniger als im Vorjahr investierten zudem die – nach dem »Maschinenbau« – nächstgrößeren Branchen »Herstellung von Metallerzeugnissen« sowie die »Herstellung von elektrischen Ausrüstungen«. Mit Rückgängen von 2,2 % bzw. 6 % scheinen diese beiden Branchen – nach zwei sehr starken Vorjahren – den Zenit ihrer laufenden Investitionszyklen überschritten zu haben.

Investitionsquote spürbar aufwärtsgerichtet, Investitionsintensität auf neuem Höchststand

Deutlich schlug sich die starke Zunahme des Investitionsvolumens bei einer eher verhaltenen Umsatzentwicklung in der viel beachteten Investitionsquote nieder. Die Investitionsquote gibt den Anteil der (Kauf-)Investitionen am Umsatz an und ist unter anderem ein Indikator für den Stellenwert von Investitionen in der Geschäftspolitik von Unternehmen sowie für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der betrachteten Betriebe. Für die Südwestindustrie insgesamt ergab sich 2016 eine Investitionsquote von 3,7 %, das entspricht einem Zuwachs von 0,3 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.

Dieser Zuwachs ist insofern bemerkenswert, als dass die Investitionsquote damit nur noch knapp unter dem Wert des Jahres 2008 (3,8 %) liegt. Nach einem deutlich rückläufigen Trend der Quote von 2002 bis 2005 wurde 2005 mit 3,1 % der bisher tiefste Stand verzeichnet (Schaubild 1). In den anschließenden Boom-Jahren bis 2008 entwickelte sich die Quote zwar wieder deutlich aufwärtsgerichtet (2008 erreichte die Quote einen Wert von 3,8 %), allerdings sank sie infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise bis 2010 auf einen Wert von 3,2 % ab. Von 2011 bis 2013 entwickelte sich die Investitionsquote im Trend nur schwach aufwärtsgerichtet und stagnierte, nach einem leichten Rückgang 2014, schließlich bei 3,4 % im Jahr 2015. Durch den Zuwachs 2016 lag die Investitionsquote zwar knapp unter dem Wert von 2008, zu den Höchstwerten 2001 (4,1 %) bzw. 1990 und 1991 (5,6 %) besteht allerdings noch immer eine deutliche Lücke.

Dagegen erreichte die Investitionsintensität, die die Investitionen je Beschäftigten angibt, 2016 auch in der längerfristigen Betrachtung einen neuen Höchststand. Mit Investitionen von 10 231 Euro je Beschäftigten erhöhte sich die Investitionsintensität gegenüber dem Vorjahr – das zugleich auch den bisherigen Höchststand markierte – um 669 Euro je Beschäftigten (7 %). Ähnlich wie die Investitionsquote ging auch die Investitionsintensität im Zeitraum 2002 bis 2005 zunächst in der Tendenz stark zurück (von 7 121 Euro je Beschäftigten auf 6 655 Euro je Beschäftigten). Trotz ihrer volatilen Entwicklung verzeichnet die Investitionsintensität seit 2006 jedoch – anders als die Investitionsquote – einen deutlich positiven Trend.

Erneut deutliche Investitionsausweitungen bei Großbetrieben

In der Betrachtung nach Beschäftigtengrößenklassen zeichnete sich für das Jahr 2016 kein eindeutiges Entwicklungsmuster ab (Tabelle 2). Während die Betriebe der Größenklassen von 1 000 und mehr Beschäftigten (+ 16 % auf 7 Mrd. Euro) sowie von 50 bis 99 Beschäftigten (+ 12 % auf 800,1 Mill. Euro) kräftige Zuwachsraten verzeichneten, entwickelten sich die Investitionen der übrigen Größenklassen nur moderat aufwärtsgerichtet bzw. spürbar abwärtsgerichtet. Entsprechend konzentrierten sich die Investitionen nach Größenklassen weiter auf Betriebe mit 1 000 und mehr Beschäftigten. Zwar waren 2016 lediglich 136 der insgesamt 8 117 Betriebe der Größenklasse mit 1 000 und mehr Beschäftigten zugeordnet, diese Betriebe tätigten jedoch mehr als die Hälfte (54,5 %) aller Investitionen.

Über einen längeren Betrachtungszeitraum werden die unterschiedlichen Investitionsverläufe der einzelnen Größenklassen deutlicher. Gerade in der langjährigen Betrachtung sticht der starke Zuwachs der Investitionssumme von Betrieben mit 1 000 und mehr Beschäftigten deutlich heraus (Schaubild 2). Die Investitionen dieser Größenklasse stiegen dabei von rund 3,2 Mrd. Euro im Jahr 2000 auf über 7 Mrd. Euro 2016, ihr Anteil an den Gesamtinvestitionen (Strukturanteil) von 36 % im Jahr 2000 auf 54,5 % im Jahr 2016.

Die Investitionssummen der anderen Größenklassen verharrten hingegen im betrachteten Zeitraum in etwa auf ihrem Ausgangsniveau und dürften inflationsbereinigt eher stagnieren (Größenklassen von 50 bis 99 Beschäftigten sowie von 500 bis 999 Beschäftigte) oder leicht abnehmen (Größenklasse mit weniger als 50 Beschäftigten sowie von 100 bis 499 Beschäftigten). Dabei investierten Betriebe mit 100 bis 499 Beschäftigten in der Summe deutlich mehr, als die Betriebe mit 500 bis 999 Beschäftigten, was in erster Linie der unterschiedlichen Zahl an Betrieben je Größenklasse geschuldet ist. Betrachtet man die durchschnittlichen Investitionen einer Größenklasse pro Betrieb, so investierten Betriebe mit steigender Größenklasse durchgängig mehr. Der oben beschriebene Sachverhalt bleibt dennoch bestehen: Die durchschnittlichen Investitionen pro Betrieb nahmen in der Größenklasse mit mehr als 1 000 Beschäftigten über die Jahre stark zu, während sie in den anderen Größenklassen wenig bis gar nicht anstiegen. Eine mögliche Ursache hierfür dürfte die höhere Exportorientierung von Großbetrieben sein, die auch bei einem stagnierenden oder rückläufigen Inlandsgeschäft verstärkte Kapazitätsausweitungen notwendig bzw. möglich macht.

Region Stuttgart: Größtes Investitionsplus seit 16 Jahren

Von den zwölf Regionen im Südwesten verzeichneten elf im Jahr 2016 einen Investitionszuwachs gegenüber dem Vorjahr. Dabei konzentrierten sich die Investitionsausgaben der Südwestindustrie noch deutlicher als in den vorherigen Jahren auf die Region Stuttgart. Regelmäßig entfällt rund ein Drittel der Investitionen auf diese Region, 2016 betrug ihr Anteil 36,1 %. Dabei lagen die Investitionsausgaben in der Region mit 4,6 Mrd. Euro um deutliche 534,9 Mill. Euro über dem Investitionsniveau des Vorjahres (+ 13 %). Noch deutlicher fiel der Investitionszuwachs zuletzt im Jahr 2001 mit 696,1 Mill. Euro aus. Auch im längerfristigen Verlauf entwickelten sich die Investitionen der Region stark aufwärtsgerichtet: Ausgehend von rund 2,4 Mrd. Euro im Jahr 2000 stiegen die Investitionsausgaben, trotz größerer Einbrüche 2005 und 2009, bis 2016 auf beinahe den doppelten Betrag an.

Mit größerem Abstand zur Region Stuttgart folgten 2016 die Regionen Heilbronn-Franken (+ 33,4 Mill. Euro auf 1,4 Mrd. Euro) sowie Mittlerer Oberrhein (+ 99 Mill. Euro auf 972,5 Mill. Euro). Den stärksten prozentualen Anstieg verzeichneten die Betriebe der Region Bodensee-Oberschwaben mit einem Plus von 16,2 % (+ 98,9 Mill. Euro auf 708,5 Mill. Euro). Schlusslicht bei den Investitionssummen war die eher kleinbetrieblich strukturierte Industrie der Region Nordschwarzwald6, die diesbezüglich traditionell einen der hinteren Plätze belegt. Mit einem Zuwachs von 28,2 Mill. Euro auf 424,7 Mill. Euro entsprachen die Investitionen dort rund einem Zehntel dessen, was in der Region Stuttgart investiert wurde. Rückläufig waren die Investitionen einzig in der Region Südlicher Oberrhein. Nach zwei sehr starken Vorjahren gingen die Investitionen hier spürbar um 29,3 Mill. Euro (− 3,7 %) auf 773,5 Mill. Euro zurück. Auf Kreisebene fiel die Investitionsentwicklung dagegen deutlich heterogener aus (Schaubild 3). Von den 44 Stadt- und Landkreisen im Südwesten verzeichnete eine knappe Mehrheit von 25 Kreisen ein Plus an Investitionen. Auffallend stark entwickelte sich hier der Stadtkreis Stuttgart. Insgesamt tätigten die Betriebe dieses Kreises Investitionen in Höhe von rund 2,1 Mrd. Euro, was einem Zuwachs von 692,2 Mill. Euro gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch im Landkreis Rastatt wurden die Investitionen um deutliche 181,3 Mill. Euro auf 526,6 Mill. Euro ausgeweitet (+ 52,5 %). Den stärksten Investitionsrückgang verzeichnete der Landkreis Esslingen. Hier gingen die Investitionen nach einem starken Vorjahr um 151 Mill. Euro (− 23,4 %) auf 493,8 Mill. Euro zurück.

Mietinvestitionen expandierten stärker als Kaufinvestitionen

Neben den in den vorherigen Absätzen betrachteten Kaufinvestitionen stellen Mietinvestitionen, zum Beispiel Leasing, für viele Betriebe eine attraktive Alternative zur Erweiterung und Erhaltung ihres Sachanlagenbestandes dar (i-Punkt).

Der Wert der »neu gemieteten und gepachteten neuen Sachanlagen« der Betriebe im Südwesten nahm 2016 bereits das 3. Jahr in Folge zu und lag bei 1,8 Mrd. Euro. Der Investitionszuwachs fiel dabei mit 239,3 Mill. Euro noch etwas stärker aus als der des Vorjahres. Im Jahr 2016 sowie in den beiden Vorjahren verzeichneten die Mietinvestitionen zudem jeweils deutlich höhere Zuwachsraten als die Kaufinves­titionen.

Der Anteil der Mietinvestitionen an den Gesamtinvestitionen liegt mit 12,3 % allerdings nach wie vor deutlich unter den Spitzenwerten, die in den Jahren 2002 (15,5 %) und 2005 (15,7 %) verzeichnet wurden. Ursache hierfür ist einerseits ein überzeichneter Anstieg der Quote 2002 und 2005, da die Mietinvestitionen damals sinkenden Kaufinvestitionen gegenüber standen. Andererseits erholten sich die Mietinvestitionen nach der Wirtschaftskrise deutlicher langsamer als die Kaufinvestitionen. Nach einem starken Rückgang um 25,2 % im Jahr 2009 verharrten die Werte der jährlich neu gemieteten oder gepachteten neuen Anlagen bis 2013 auf einem Niveau von rund 1,3 Mrd. Euro. Erst seit 2015 entwickeln sich die Mietinvestitionen wieder deutlich aufwärtsgerichtet. Aufgrund der großen Niveauunterschiede von Miet- und Kaufinvestitionen nimmt der Anteil der Mietinvestitionen an den Gesamtinvestitionen allerdings nur langsam zu.

Insgesamt verzeichnete die Südwestindustrie 2016 Gesamtausgaben mit investivem Charakter in Höhe von 14,7 Mrd. Euro (2015: 13,4 Mrd. Euro).7

2017 (noch) mehr Investitionen?

Ob auch 2017 mit derart starken oder sogar noch stärkeren Investitionen zu rechnen ist, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Eine der wichtigsten Determinanten für die Investitionsentwicklung dürften sicherlich die Absatzerwartungen der Unternehmen sein; gerade für die stark internationalisierte Südwestindustrie insbesondere die Exporterwartungen. Im Jahr 2016 gingen vom verhaltenen Aufschwung des Welthandels kaum Investitionsimpulse aus. Dagegen gewann die Weltkonjunktur und infolgedessen auch der Welthandel 2017 wieder an Fahrt. Neben einer weiterhin steigenden Nachfrage aus Ländern der Euro-Zone registrierten die Industriebetriebe im Südwesten auch eine deutliche Zunahme der Nachfrage von Kunden außerhalb der Euro-Zone. Hinzu kommt eine erneute Ausweitung der Binnennachfrage. Die Auslastung der industriellen Produktionskapazitäten dürfte dadurch – branchenübergreifend – spürbar zugenommen haben. Folglich sollte bei Neuinvestitionen 2017 der Kapazitätsaspekt wieder mehr an Bedeutung gewinnen. Auf Branchenebene dürfte das Investitionsplus zudem eine stärkere Breitenwirkung entwickeln als 2016.

Darüber hinaus dürften der Innovationsdruck sowie die damit einhergehende Anpassung der Produktpaletten auch im kommenden Jahr kaum nachlassen und so zu verstärkten Neuinvestitionen führen.

Die Finanzierungsbedingungen 2017 würden solch expansiven Investitionsplänen kaum entgegenstehen. So haben sich die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen aller Größenklassen 2017 nochmals verbessert und insbesondere Industrieunternehmen bewerteten ihren Finanzierungszugang laut einer DIHK-Studie nochmals besser als im Vorjahr.8 Allerdings bleibt abzuwarten, inwieweit die Produktionskapazitäten durch den Anstieg 2017 überausgelastet und Erweiterungsinvestitionen überhaupt notwendig sind. Zudem ist es im Zuge der Globalisierung nicht selbstverständlich, dass eventuelle Neuinvestitionen immer auch an baden-württembergischen Standorten realisiert werden.

Insgesamt stehen die Chancen gleichwohl gut, dass 2017 in ähnlichem oder sogar höherem Umfang als 2016 in Baden-Württemberg investiert wird.

1 Die preis- und kalenderbereinigten Veränderungsraten beziehen sich auf die Konjunktur­indizes des Verarbeitenden Gewerbes (Basisjahr 2010=100). Diese Indizes beruhen auf Daten der »Monatlichen Produktionserhebung im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden« sowie des »Monatsberichts für Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden«, zu denen baden-württembergische Betriebe mit mindestens 50 Beschäftigten (Berichtskreis 50+) meldepflichtig sind. Dem restlichen Beitrag liegt der Berichtskreis 20+ zugrunde.

2 Der reale Wert wird geschätzt unter Heranziehung des Indexes der Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (Inlandsabsatz) – Erzeugnisse der Investitionsgüterproduzenten – sowie unter Heranziehung des Preisindexes für gewerbliche Betriebsgebäude in Baden-Württemberg (Basisjahr jeweils 2010 = 100).

3 Siehe auch Weichselberger, Annette: Deutsche Industrie: Erhöhte Investitionsbereitschaft 2017, in: ifo Schnelldienst 70/2017, S. 45–49.

4 In der Branchenbetrachtung sind Wirtschaftszweige, deren Daten aus Gründen der Geheimhaltung nicht veröffentlicht werden, nicht berücksichtigt.

5 Die durchschnittliche Betriebsgröße lag 2016 in der »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« bei 778 Beschäftigten und 362 Mill. Euro Umsatz und in der »Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen« bei 576 Beschäftigten und 199 Mill. Euro Umsatz. Insgesamt betrug die Durchschnittsgröße innerhalb der Südwestindustrie 155 Beschäftigte und 43 Mill. Euro Umsatz.

6 Mit einer durchschnittlichen Betriebsgrößen von 113 Beschäftigten weist die Region Nordschwarzwald die kleinsten Industriebetriebe unter den Regionen im Südwesten auf; die Region Stuttgart mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 203 Beschäftigten die größten.

7 Summe der Miet- und Kaufinvestitionen.

8 DIHK (2017): DIHK Umfrage »Finanzierungszugang« Sommer 2017 »Finanzierungsbedingungen Top – Hoffnung auf Proportionalität«.