:: 10/2018

2017: Wieder Boom am Bau

So erfolgreich wie in den letzten Jahren war das Baugewerbe zuletzt in den 1990er-Jahren zu Nachwendezeiten. Die im Rahmen der Baustatistiken erhobenen Konjunkturdaten hatten 2017 wie im Vorjahr positive Vorzeichen. Betriebs- und Beschäftigtenzahlen stiegen, Umsätze wuchsen. Die Auftragslage der Baubetriebe war selten so gut wie derzeit. Auch 2018 scheint für das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe ein umsatzstarkes Jahr zu werden.

Das Baugewerbe schwimmt derzeit auf einer Welle des Erfolgs. Die konjunkturelle Entwicklung zeigte in den letzten Jahren stetig nach oben. Dies zeigte sich nicht zuletzt an den Beschäftigtenzahlen im Bauhauptgewerbe. Nach der Finanzkrise im Jahr 2008 waren die Beschäftigtenzahlen gesunken und erreichten 2009 mit rund 84 300 baugewerblich Beschäftigten ihren Tiefpunkt. Seitdem aber entwickelten sie sich wieder stetig nach oben und überschritten 2017 mit 100 350 baugewerblich Beschäftigten erneut die 100 000er-Schwelle. Gleichzeitig stieg die Zahl der in Baden-Württemberg ansässigen Betriebe und Niederlassungen im Bauhauptgewerbe 2017 ebenfalls wieder auf 7 356 an, ähnlich hoch wie zuletzt im Jahr 2004 mit 7 341 Betrieben. Die durchschnittliche Betriebsgröße Ende der 1990er-Jahre mit durchschnittlich 18 Mitarbeitern ging nach der Jahrtausendwende auf 12 Beschäftigte zurück und scheint jetzt im Aufschwung wieder zu wachsen. 2017 errechnete sich ein Durchschnitt von 14 baugewerblich Tätigen je Betrieb. Darüber hinaus gibt es noch in geringer Zahl Beschäftigte in einzelnen Betrieben, die nicht baugewerblich tätig sind (im Juni 2017 waren dies 668 Personen – in der Spalte baugewerblich tätige Personen in Tabelle 1 nicht enthalten), sondern in anderen betrieblichen Teilbereichen wie im Handel (zum Beispiel Verkauf von Baustoffen) arbeiten oder Dienstleistungen (zum Beispiel Spedition und Transport) erbringen.

Mittels Strukturdaten aus der Ergänzungserhebung im Bauhauptgewerbe können die Beschäftigten nach ihrer Stellung im Betrieb zugeordnet werden. Mit 38 % stellten die ausgebildeten Facharbeiter 2017 die größte Personengruppe in den Betrieben, gefolgt von den kaufmännischen und technischen Arbeitnehmern mit 21 %. Die angelernten Arbeiter wie Fachwerker oder Maschinisten stellten mit 19 % die nächstgrößere Beschäftigtengruppe. Vorarbeiter und Poliere auf dem Bau machen rund 11 % der Belegschaften aus. In Tabelle 2 wurden die Beschäftigtenstrukturen in einer Zeitspanne von 25 Jahren gegenübergestellt, wobei in den Jahren um 1992 das Baugewerbe im Lande gleichfalls eine Hochphase hatte – die Zahl der Betriebe und der Beschäftigten war aber deutlich höher als 2017. Natürlich bilden Facharbeiter und Fachwerker nach wie vor anteilsmäßig das Rückgrat der Betriebe. Sehr deutlich ist aber die »Akademisierung« bei der Beschäftigtenstruktur abzulesen: Der Anteil des kaufmännischen und technischen Personals hat im Vergleich zu 1992 zugenommen, wobei zu dieser Personengruppe Ingenieure und Planer gehören. Umgekehrt nahmen der Anteil der Facharbeiter sowie der Fachwerker ab. Der Anteil der tätigen Inhaber und Mitinhaber an den Beschäftigten blieb mit 6 % fast gleich (1992: 5 %). Unbezahlt mithelfende Familienangehörige, die in dieser Beschäftigtengruppe gleichfalls enthalten sind, spielten zahlenmäßig im Jahre 2017 im Bauhauptgewerbe nur eine kleine Rolle. In aller Regel werden Familienangehörige mit Minijobs oder anderweitig sozialversicherungspflichtig angestellt und nicht unbezahlt beschäftigt.

Umsatzentwicklung

Die Umsatzentwicklung im Bauhauptgewerbe verlief 2017 wie auch in den Vorjahren erfreulich aufwärtsgerichtet. Im für den Bau repräsentativen Monat Juni wurden mit 1,4 Mrd. Euro Gesamtumsatz 11 % mehr erwirtschaftet als im Juni 2016. In Juni 2016 wiederum erwirtschafteten die bauhauptgewerblichen Betriebe 8 % mehr als im Juni 2015. Der baugewerbliche Jahresumsatz 2016 lag bei 15,2 Mrd. Euro1, und damit um 8 % über dem Jahresumsatz von 2015. Es handelt sich um nominale Werte, die nicht inflationsbereinigt sind.

In Tabelle 3 werden zudem die Juni-Umsätze 2017 und 2016 nach Umsatzarten bzw. Auftraggebern unterschieden. Die Entwicklung in allen Umsatzarten weist positive Vorzeichen auf, wobei es sich, wie gesagt, um nominale, nicht inflationsbereinigte Werte handelt. Insbesondere in den umsatzstarken Hochbausparten Wohnungsbau und Wirtschaftshochbau errechneten sich zweistellige Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahresmonat von 11 bzw. 19 %. Neben den Veränderungsraten sind in der Tabelle auch die Anteile der einzelnen Umsatzarten am Gesamtumsatz aufgeführt. Im Juni 2017 wurden im Hochbau zwei Drittel des Gesamtumsatzes des Bauhauptgewerbes erzielt, im Tiefbau rund ein Drittel. Im Juni 2016 waren die Anteile ähnlich groß. Insgesamt waren im Juni 2016 und 2017 die Anteile des Umsatzes aus dem Wohnungsbau am Gesamtumsatz mit jeweils 37 % am höchsten. Hochbauumsätze durch Aufträge öffentlicher Auftraggeber spielen ihrem Anteil am Gesamtumsatz nach eine untergeordnete Rolle. Mit einem Umsatzanteil von 1 % oder gut 20 Mill. Euro fallen »sonstigen Umsätze«, das sind nicht-baugewerbliche Umsätze, kaum ins Gewicht.

Aber nicht nur die Umsätze, sondern auch die Auftragsbestände sind außerordentlich gestiegen. Der nominale Wert des Auftragsbestands betrug zum Ende des ersten Vierteljahres 2018 rund 6,6 Mrd. Euro. Das war der höchste Wert an Auftragsbeständen bei Betrieben des Bauhauptgewerbes, der in dieser Statistik bisher gemeldet wurde. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreswert betrug die Steigerung 14 %. Allein der Wert des Auftragsbestandes im Wohnungsbau addierte sich auf rund 1,1 Mrd. Euro (+ 11 %). Alle Bausparten haben zu dieser Steigerung beigetragen. Besonders hervorzuheben ist auch der Straßenbau als Sparte des Tiefbaus. Ende März 2018 betrug der Wert der Auftragsbestände rund 1,2 Mrd. Euro, 23 % mehr als der Vergleichswert im März 2017 (981 Mill. Euro). Das Schaubild zeigt Wertindizes der Auftragsbestände in den größeren Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten des Bauhauptgewerbes in Baden-Württemberg seit 2016. Besonders die Auftragsbestände für Tiefbauarbeiten haben im ersten Vierteljahr 2018 noch einmal deutlich zugelegt. Gerade Gemeinden und Landkreise sanieren bzw. reparieren vermehrt ihr Straßennetz und ihre Verkehrsbauten. Steigende Auftragsbestände in dieser Größenordnung bedeuten aber auch, dass die bauhauptgewerblichen Betriebe im Lande sehr gut ausgelastet sind und dies auch die nächsten Monate bleiben. Es ist deshalb anzunehmen, dass derzeit nicht alle Aufträge zeitnah zur Auftragsvergabe abgearbeitet werden können und die Betriebe eine »Bugwelle« von Aufträgen vor sich herschieben.

Im Juni 2017 wurden im Hochbau rechnerisch 129 Euro Umsatz je gewerbliche Arbeitsstunde erwirtschaftet, im Tiefbau 118 Euro.2 Im Bauhauptgewerbe insgesamt wurden im selben Monat durchschnittlich 14 019 Euro Umsatz je tätige Person erzielt.

Größenstruktur der Betriebe

Von den 7 356 Betrieben des Bauhauptgewerbes, die im Juni 2017 gezählt wurden, umfassten 87 % weniger als 20 tätige Personen, einschließlich der tätigen Firmeninhaber. Wie Tabelle 5 ausweist, beschäftigte lediglich 1 % der Betriebe mehr als 100 tätige Personen. Dagegen waren von den insgesamt 100 350 baugewerblich Beschäftigten dieser Betriebe 27 % der Beschäftigten in der Betriebsgrößenklasse 100 oder mehr tätige Personen eingruppiert und 58 % aller Beschäftigten bei den Betrieben mit 20 und mehr tätigen Personen.3 Die gemessen an der Zahl der Beschäftigten kleinsten Betriebe gibt es im Wirtschaftszweig »Abbrucharbeiten und vorbreitende Baustellenarbeiten«, hier hatten 53 % der Betriebe einen bis vier Beschäftigte. Die größten Betriebe gab es im Tiefbau, mit dem überwiegenden Tätigkeitsfeld »Bau von Straßen und Bahnverkehrsstrecken«. Hier sind 20 % der Betriebe in der Beschäftigtengrößenklasse 50 tätige Personen und mehr eingruppiert. Im Wirtschaftszweig »Bau von Gebäuden« haben die Betriebe mehrheitlich weniger Beschäftigte oder sind mit bis zu 50 Beschäftigten eher mittelgroß. Die Betriebe in der Beschäftigtengrößenklasse von 100 oder mehr tätigen Personen könnte man den Branchenverhältnissen entsprechend »groß« nennen. Abhängig vom Wirtschaftszweig differiert die durchschnittliche Betriebsgröße. In der letzten Spalte von Tabelle 5 ist dies dargestellt. Die kleineren Betriebe mit durchschnittlich 8 oder 9 Beschäftigten sind überwiegend im »Bau von Gebäuden« tätig und in der Wirtschaftsgruppe »sonstige spezialisierte Bautätigkeiten«, angesiedelt. Das sind Tätigkeiten rund um die Gebäudeerstellung4, wie zum Beispiel Dachdeckereien und Zimmereien, die als zahlenmäßig starke Untergruppe hier gesondert ausgewiesen wurden. Mit durchschnittlich 49 Beschäftigten sind die Betriebe in der Wirtschaftsgruppe »Bau von Straßen und Bahnverkehrsstrecken« am größten. Mit Abstand folgt der Leitungstiefbau und Kläranlagenbau mit 29 Beschäftigten sowie der sonstige Tiefbau mit 25 Beschäftigten.

Das Ausbaugewerbe

Zum Ausbaugewerbe gehören wirtschaftszweigsystematisch die »Bauinstallation« sowie der »Sonstige Ausbau«. Darüber hinaus werden in den Statistiken des Ausbaugewerbes die Betriebe der Gruppe »Erschließung von Grundstücken; Bauträger« miterfasst.5 In der jährlichen Erhebung im Ausbaugewerbe und bei Bauträgern werden Betriebe von Unternehmen mit 10 oder mehr Beschäftigten befragt. Ausdrücklich soll die Mehrheit der kleinen Betriebe mit weniger als 10 Beschäftigten (Unternehmen mit in der Regel nur einer Niederlassung bzw. einem Betrieb), die für das Ausbaugewerbe typisch sind, von statistischen Berichtspflichten verschont bleiben. Im Ausbaugewerbe liegt im Gegensatz zum Bauhauptgewerbe daher keine »Totalerhebung« vor.

Ende Juni 2017 wurden in Baden-Württemberg 2 841 ausbaugewerbliche Betriebe von Unternehmen mit 10 oder mehr tätigen Personen nachgewiesen. Nur 66 Betriebe hatten 100 oder mehr tätige Personen. Die Mehrzahl der befragten ausbaugewerblichen Betriebe (59 %) ist in der Beschäftigtengrößenklasse »bis 19 tätige Personen« angesiedelt. In der Wirtschaftsgruppe »Erschließung von Grundstücken; Bauträger« gab es im selben Monat 65 Betriebe von Unternehmen mit 10 und mehr tätigen Personen, darunter 4 große Betriebe mit 100 tätigen Personen und mehr.

In den befragten Betrieben des Ausbaugewerbes waren 74 407 Personen beschäftigt, die deutliche Mehrheit von 65 % in der Bauinstallation (48 412). In der Wirtschaftsgruppe Grundstückserschließung und bei Bauträgern waren 2 150 Personen tätig.

Sowohl die Zahl der Betriebe als auch die der Beschäftigten im Ausbaugewerbe hat gegenüber dem Vergleichsmonat Juni 2016 zugenommen. Die Zahl der Betriebe um 1 %, die der Beschäftigten um 4 %.

In der Jahreserhebung im Ausbaugewerbe wird auch der Jahresumsatz für das jeweilige Vorjahr erhoben. So erwirtschafteten die genannten 2 841 ausbaugewerblichen Betriebe 2016 rund 9,1 Mrd. Euro baugewerblichen Umsatz. Die 65 Betriebe der Wirtschaftsgruppe »Erschließung von Grundstücken; Bauträger« meldeten einen Gesamtumsatz von 1,6 Mrd. Euro.

Ausblick auf das Jahr 2018

Auch 2018 wird voraussichtlich ein auftrags- und umsatzstarkes Jahr für die Bauwirtschaft werden. Wie eingangs dargelegt, hatten die nominalen Auftragsbestände der größeren Betriebe des Bauhauptgewerbes (mit 20 und mehr Beschäftigten) im ersten Vierteljahr 2018 einen bislang nicht erzielten Höchststand erreicht. Sowohl die Umsatz- als auch Beschäftigtenzahlen wachsen weiter, was zumindest die bis April 2018 vorliegenden Werte nahelegen. Der Gesamtumsatz der größeren bauhauptgewerblichen Betriebe Baden-Württembergs betrug im April 2018 rund 1,0 Mrd. Euro, ein Umsatzplus von 16,8 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Zahl der monatsdurchschnittlich baugewerblich Beschäftigten bei den befragten bauhauptgewerblichen Betrieben lag von Januar bis April bei 59 390, 5,3 % mehr als im vergleichbaren Zeitraum 2017. Der Wert der eingegangenen Aufträge bei den bauhauptgewerblichen Betrieben (mit 20 und mehr Beschäftigten) lag im April 2018 um 20,5 % über dem Wert des Vergleichsmonats 2017. Von Januar bis April 2018 zusammen addierten sich die Auftragseingänge dieser Betriebe auf rund 3,4 Mrd. Euro, was einer Steigerung von 8,3 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entsprach. Das positive Vorzeichen gilt für Hoch- und Tiefbau (+ 1,5 % bzw. + 17,2 %) gleichermaßen. Für das Ausbaugewerbe lagen zu Redaktionsschluss noch keine belastbaren Zahlen aus der Vierteljahreserhebung im Ausbaugewerbe für 2018 vor.6 Ergebnisse aus einer anderen Datenquelle ergaben für das gesamte Ausbaugewerbe im 2. Quartal 2018 ein Beschäftigtenplus von 1,5 % und ein Umsatzplus von 6,8 % jeweils im Vergleich zum Vorjahresquartal.7

1 Der Jahresumsatz im Bauhauptgewerbe 2017 lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor, da die Ergänzungserhebung im Bauhauptgewerbe von Juni 2018, in der der Vorjahresumsatz (2017) erfragt wird, noch nicht abgeschlossen war.

2 Die Arbeitsleistung des nicht-gewerblichen Personals (zum Beispiel Inhaber, Ingenieure, Planer, Bürokräfte usw.) wird nicht nach Stunden abgefragt, trägt natürlich zum baugewerblichen Umsatz bei und ist in dem Wert Umsatz/je Arbeitsstunde enthalten.

3 Mit Betrieben sind im statistischen Sprachgebrauch die jeweiligen Niederlassungen von Unternehmen gemeint. Es gibt in der Branche bauhauptgewerbliche Unternehmen mit mehreren Niederlassungen (Betrieben), die auch außerhalb von Baden-Württemberg liegen können. Die Branchenführer, zum Teil mit Unternehmenssitz in Baden-Württemberg, haben auf das Gesamtunternehmen bezogen mehrere tausend Beschäftigte.

4 Ohne Innenausbau und ohne Bauinstallation. Diese Wirtschaftszweige gehören zum Ausbaugewerbe.

5 Nach der Wirtschaftszweigsystematik 2008 umfasst das Ausbaugewerbe die Systematiknummern 43.2, 43.3 und 41.1.

6 Da aufgrund der guten Konjunktur die Zahl der ausbaugewerblichen Betriebe die gesetzlich vorgeschriebene Höchstzahl der bundesweit zu befragenden Einheiten 2018 zu überschreiten drohte, musste aus rechtlichen Gründen die »Abschneidegrenze« des Berichtskreises der »Vierteljahreserhebung im Ausbaugewerbe und bei Bauträgern« von 20 auf 23 tätige Personen je Betrieb angehoben werden, was zwangsläufig zu »negativen Vorzeichen« bei den Vorjahresvergleichen führte. Insoweit sind die zu Redaktionsschluss vorliegenden Daten des ersten Vierteljahres 2018, was Vorjahresvergleiche betrifft, nicht vergleichbar und entsprechen nicht der derzeitigen konjunkturellen Lage.

7 Datenquelle ist hier das sogenannte Mixmodell. Hierbei wurden Daten des Vierteljahresberichts im Ausbaugewerbe um Verwaltungsdaten ergänzt. Ausgewiesen werden aus methodischen Gründen nur Messzahlen und Veränderungsraten. »Abschneidegrenzen« spielen im »Mixmodell« keine Rolle. Die Ergebnisse entsprechen praktisch einer Totalzählung.