:: 8/2019

Im Blickpunkt: Die Stadt Bretten

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Bretten im Landkreis Karlsruhe. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Bretten wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Bretten ist eine Stadt im westlichen Kraichgau, etwa 23 Kilometer (km) nordöstlich von Karlsruhe. Bretten liegt im Kraichgau auf der Wasserscheide zwischen Walzbach und Saalbach im Südwesten bis ins Kraichbachtal im Nordosten. Die Stadt liegt etwa 17 km nördlich von Pforzheim und 39 km südwestlich von Heilbronn. Das Saalbachtal ist seit dem Mittelalter die südliche Hauptverkehrsachse durch den Kraichgau zwischen dem Odenwald im Norden und dem Schwarzwald im Süden von Norden/Nordwesten/Westen nach Südosten. Bretten ist nach Bruchsal und Ettlingen die drittgrößte Stadt des Landkreises Karlsruhe und bildet ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden. Seit dem 1. Januar 1975 ist Bretten Große Kreisstadt. Mit der Nachbargemeinde Gondelsheim hat Bretten eine Verwaltungsgemeinschaft vereinbart. In die Stadt Bretten wurden von 1971 bis 1975 im Zuge der Kommunalreform folgende bis dahin selbstständige Gemeinden eingegliedert: Rinklingen, Bauerbach, Neibsheim, Dürrenbüchig, Ruit, Sprantal, Büchig bei Bretten, Diedelsheim und Gölshausen.

Die Bundesautobahn 8 ist über die Anschlussstelle Pforzheim-Nord, die A 5 über die Anschlussstellen Karlsruhe-Durlach und Bruchsal zu erreichen. Durch Bretten führen die Bundesstraßen 35 (Germersheim-Illingen), 293 (Heilbronn–Berghausen) und 294 (nach Freiburg im Breisgau). Der Bahnhof Bretten liegt am Schnittpunkt der Bahnstrecken Kraichgaubahn (Karlsruhe-Heilbronn) und Westbahn (Mühlacker-Bruchsal). Das wichtigste Angebot im öffentlichen Personennahverkehr auf der Schiene ist in Bretten die Stadtbahn Karlsruhe. Am Brettener Bahnhof verkehren die Stadtbahnlinien S4 Karlsruhe–Heilbronn–Öhringen und S9 Bruchsal-Mühlacker. Auch die Stadtteile Bauerbach, Gölshausen, Rinklingen und Dürrenbüchig an der S4 sowie Diedelsheim und Ruit an der S9 verfügen über Haltepunkte an den Stadtbahnlinien. Im Brettener Kernstadtgebiet gibt es neben dem Bahnhof außerdem noch die Haltestellen »Stadtmitte«, »Wannenweg«, »Schulzentrum« und »Kupferhälde« an der S4 und »Rechberg« an der S9. Den öffentlichen Personennahverkehr bedienen ferner mehrere Buslinien, die Bretten auch mit Maulbronn und Pforzheim verbinden. Bretten liegt an zwei bedeutenden touristischen Straßen, die an zahlreichen Sehenswürdigkeiten vorbeiführen: Der Bertha Benz Memorial Route, von Mannheim nach Pforzheim und über Bretten wieder zurück nach Mannheim, und der Weinstraße Kraichgau-Stromberg, die auf 355 km das badische mit dem württembergischen Weinbaugebiet verbindet.

Im Jahr 767 wird Bretten zum ersten Mal als Villa Breteheim im Lorscher Codex urkundlich erwähnt. Im 12. Jahrhundert wird Bretten Vorort der Kraichgaugrafen von Lauffen und um 1120 zum Marktflecken. 1158 geht Bretten in den Besitz der Grafen von Eberstein und wird 1254 erstmalig als Stadt erwähnt. 1349 kommt Bretten als Reichspfandschaft zur Kurpfalz. 1504 wehrt sich Bretten erfolgreich gegen die Belagerung durch Ulrich von Württemberg mit 30 000 Mann. 1497 wird Philipp Melanchthon im Haus seines Großvaters Johann Reuter am Brettener Marktplatz geboren. Er war ein bedeutender Humanist und Mitreformator an der Seite Luthers. 1689: Bretten wird im Pfälzer Erbfolgekrieg zerstört. 1803: Bretten wird aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses badisch und Sitz eines Amtes, das 1813 um das aufgelöste Amt Gochsheim erweitert wird. Nach Fertigstellung der »Kraichgaubahn« Karlsruhe–Bretten-Eppingen 1879 wird Bretten Eisenbahn-Knotenpunkt. Das Bezirksamt Bretten wird 1936 aufgelöst. Die Stadt und ihr Umland kommen zum Bezirksamt Karlsruhe.

Bretten hat eine Gemarkungsfläche von 7 110 Hektar. Davon werden gut 50 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart über dem Landesdurchschnitt. Die Waldfläche beträgt knapp 30 % und liegt unter dem Niveau des Landes (38 %). Annähernd 19 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, dieser Wert liegt über dem Landesdurchschnitt.

Am 31. Dezember 2017 lebten 29 336 Personen in Bretten. Mit 413 Personen je Quadratkilometer entspricht die Besiedelungsdichte noch eher den ländlich geprägten Teilen Baden-Württembergs und liegt über dem Landesdurchschnitt (309). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2007 und 2017 sehr positiv. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 3,8 % zugenommen. Sie lag damit über der landesweiten Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Bürgerinnen und Bürger von Bretten betrug 43,5 Jahre und entsprach damit in etwa dem Landesdurchschnitt. Gut 19 % der Einwohnerinnen und Einwohner von Bretten hatten 2017 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Bretten lag damit über dem Landesdurchschnitt von gut 15 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Bretten ist positiv. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2018 nahm der Wohnungsbestand um 5,1 % zu und liegt damit auf dem Landesniveau. Gut 65 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser, dieser Wert liegt über dem Landesmittel. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 46 Quadratmetern je Einwohner entspricht der Wert in Bretten dem Landesdurchschnitt. Architektonisch fallen im Stadtbild von Bretten zahlreiche historische Gebäude auf: Die Stiftskirche, die evangelische Hauptkirche der Stadt, wurde ursprünglich zwischen 1350 und 1400 erbaut und als St. Stephan, dann als St. Laurentius katholisch geweiht. Das alte Rathaus am Marktplatz, das 1787erbaut wurde. Das 1783/1784 erbaute Amtshaus. Das um 1585 erbaute Gerberhaus gilt als ältestes Wohngebäude der Stadt. Das Melanchthonhaus. Der Pfeiferturm und der Simmelturm sind Türme der ehemaligen Stadtbefestigung. Darüber hinaus gibt es in der Nähe noch zwei ehemalige Burganlagen, die Gaugrafenburg Bretten und die Ober- und Unterburg Neibsheim.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Bretten hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen. So hatten hier 2018 rund 14 568 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind gut 26 % mehr als 2008. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2018 um fast 5 478 höher als 1999. Annähernd 45 % aller Arbeitsplätze in Bretten liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit eine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein.

Der Schuldenstand je Einwohner in Bretten belief sich auf 721 Euro im Jahr 2017 und lag damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 1 021 Euro je Einwohner. Sowohl die Steuerkraftmesszahl je Einwohner als auch die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2017 unter dem Landesniveau.

Kulturell hat Bretten seinen Einwohnerinnen und Einwohnern sowie seinen Besucherinnen und Besuchern einiges zu bieten: Hier gibt es das Kellertheater Gugg-e-mol, die Badische Landesbühne kommt zu Gastspielen in der Stadtparkhalle und in den Hof der Johann-Peter-Hebel-Schule und auch die Theatergruppe des Melanchthongymnasiums Bretten führt jährlich ein Theaterstück auf. Auch das Angebot an Museen ist reichhaltig mit dem Melanchthonhaus am Marktplatz, dem Stadtmuseum im Schweizer Hof, dem Deutschen Schutzengelmuseum und dem Gerbermuseum. Mit dem Tierpark besitzt Bretten den größten Streichelzoo Deutschlands. Auch zahlreiche regelmäßige Veranstaltungen locken jährlich Besucherinnen und Besucher an. Hier gibt es das Peter-und-Paul-Fest, das jährlich am ersten Wochenende nach dem Namenstag von Peter und Paul stattfindet, den Weinmarkt, den Weihnachtsmarkt, das Europafest, den Krämermarkt, den Kunstgewerbemarkt und den Ostermarkt. Das mögen die Hauptgründe dafür sein, dass es 2017 in Bretten zu 1 534 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner kam.