:: 12/2020

Zahl der verunglückten Fahrradnutzenden in Baden-Württemberg nimmt weiter zu

Stärkster Anstieg im 1. Halbjahr 2020 im Kreis Stuttgart

Die Zahl der bei Straßenverkehrsunfällen in Baden-Württemberg verunglückten Fahrradnutzenden hat in den letzten Jahren merklich zugenommen. Auch für das 1. Halbjahr 2020 wurden von der Polizei deutlich mehr Verunglückte erfasst als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Zu einem besonders starken Anstieg kam es im Stadtkreis Stuttgart, die höchste Zahl verunglückter Fahrradnutzerinnen und Fahrradnutzer verzeichnete dagegen erneut der Stadtkreis Freiburg im Breisgau.

Die Zahl der bei polizeilich registrierten Straßenverkehrsunfällen verunglückten Fahrradnutzenden ist innerhalb der letzten 10 Jahre merklich angestiegen. Insbesondere 2018 und 2019 wurden mit jeweils knapp 10 000 verletzten Fahrradnutzenden deutlich höhere Werte verzeichnet als in den Vorjahren (Schaubild 1). Auch 2020 zeichnet sich eine hohe Zahl verunglückter Fahrradnutzender ab. So kamen von Januar bis Juni 2020 bereits 11,3 % mehr Fahrradnutzerinnen und -nutzer zu Schaden als im entsprechenden Zeitraum 2019.

Überdurchschnittlich stark stieg dabei die Zahl der verunglückten Nutzerinnen und Nutzer von sogenannten Pedelecs (siehe i-Punkt). Erstmals separat in der Straßenverkehrsunfallstatistik wurden Pedelecs im Berichtsjahr 2014 erfasst. Ausgehend von damals 476 Personen stieg die Zahl der Verunglückten kontinuierlich auf 1 897 Verunglückte in 2019 an. Auch im 1. Halbjahr 2020 wurden deutlich mehr verunglückte Pedelecnutzende registriert als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Zuwachs bei den Pedelecnutzenden gegenüber dem 1. Halbjahr 2019 lag bei deutlichen 46,9 % bzw. bei einem Plus von 349 Verunglückten. Zum Vergleich: die Zahl der verunglückten Nutzerinnen und Nutzer von Fahrrädern ohne Elektromotor stieg im selben Zeitraum um lediglich 4 % bzw. um 146 Personen an.

Trotz der starken Zunahme verunglückter Pedelecnutzender entfielen im 1. Halbjahr 2020 nach wie vor rund drei Viertel der verunglückten Fahrradnutzenden auf Personen, die mit einem Fahrrad ohne Elektromotor unterwegs waren (ca. 3 700 Verunglückte), nur rund ein Viertel der Fahrradnutzenden verunglückte dagegen mit einem Pedelec (ca. 1 000 Verunglückte).

Unfallrisiko in den Kreisen unterschiedlich

Auf Kreisebene stieg die Zahl der verunglückten Fahrradnutzenden im 1. Halbjahr in 37 von 44 Kreisen an. Die meisten Verunglückten wurden – wie bereits in den beiden Vorjahren – im Stadtkreis Freiburg im Breisgau verzeichnet. Mit 299 verunglückten Fahrradnutzenden im 1. Halbjahr 2020 war der Anstieg hier eher schwach ausgeprägt; gegenüber dem 1. Halbjahr 2019 kamen drei Fahrradnutzende mehr zu Schaden. Eine rückläufige Zahl verunglückter Nutzerinnen und Nutzer von Fahrrädern ohne Elektroantrieb (– 7 Personen) stand hier einem Anstieg verunglückter Pedelecnutzenden (+ 10 Personen) gegenüber (Schaubild 2).

Im Verhältnis zur Einwohnerzahl fällt die Bilanz des Stadtkreises Freiburg noch ungünstiger aus. So kamen in der Studentenstadt im 1. Halbjahr 2020 rund 130 verunglückte Fahrradnutzende auf 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner (EW). Erst mit deutlichem Abstand folgten die Stadtkreise Heidelberg (89 Verunglückte je 100 000 EW) und Karlsruhe (81 Verunglückte je 100 000 EW) sowie der Landkreis Konstanz (80 Verunglückte je 100 000 EW). Das niedrigste bevölkerungsbezogene Risiko verzeichnete dagegen der Neckar-Odenwald-Kreis: hier verunglückten rund 17 Fahrradnutzende je 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Ursächlich für die großen Differenzen im bevölkerungsbezogen Risiko der Kreise dürfte einerseits die jeweils unterschiedliche Fahrradinfrastruktur sein, andererseits aber auch das Nutzungsverhalten der jeweiligen Bevölkerung, beispielsweise der Anteil an Fahrradnutzenden im entsprechenden Kreis.

In absoluten Zahlen folgten auf den Stadtkreis Freiburg im Breisgau im 1. Halbjahr 2020 der Ortenaukreis mit 265 verunglückten Fahrradnutzenden (+ 9 Personen) sowie der Stadtkreis Stuttgart mit 262 Verunglückten (+ 70 Personen). Unter den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs verzeichnete Stuttgart damit den stärksten Zuwachs an verunglückten Fahrradnutzenden im 1. Halbjahr. Sowohl die Zahl der verunglückten Nutzerinnen und Nutzern von Fahrrädern ohne Elektromotor (+ 41 Personen) als auch die Zahl der verunglückten Pedelecnutzerinnen und -nutzer (+ 29 Personen) stieg dort spürbar an.

Neben dem Kreis Freiburg im Breisgau und dem Ortenaukreis verzeichnet für gewöhnlich auch der Stadtkreis Karlsruhe regelmäßig hohe Zahlen. Allerdings nahm dort im 1. Halbjahr 2020 die Zahl der verunglückten Fahrradnutzenden ohne Elektromotor deutlich ab (– 22 Personen). Dieser Rückgang wurde auch nicht durch das Plus an verunglückten Pedelecnutzenden (+ 4 Personen) kompensiert. Der Stadtkreis Karlsruhe rangierte damit für das 1. Halbjahr 2020 mit 253 verunglückten Fahrradnutzenden (– 18 Personen) auf Platz 4.

Insgesamt verzeichneten sieben Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg weniger verunglückte Fahrradnutzende als im 1. Halbjahr 2019. Neben dem bereits erwähnten Stadtkreis Karlsruhe ging insbesondere im Stadtkreis Heidelberg die Zahl der verunglückten Fahrradnutzenden um deutliche 22 Personen auf 142 Verunglückte zurück. Hier war die Zahl derjeniger, die mit einem Fahrrad ohne Elektromotor verunglückten (– 17 Personen) ebenso rückläufig, wie die Zahl derer, die ein Pedelec nutzten (– 5 Personen).

Zu diesem Thema wurde kürzlich auch das Faltblatt »Mobil ohne Motor« veröffentlicht. Erhältlich unter Veröffentlichungen.