:: 12/2020

Im Blickpunkt: Die Stadt Ettlingen

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Ettlingen im Landkreis Karlsruhe. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Ettlingen wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Ettlingen ist eine Stadt südlich von Karlsruhe in Baden-Württemberg. Sie ist nach Bruchsal die zweitgrößte Stadt des Landkreises Karlsruhe und ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden. Zum Mittelbereich Ettlingen gehören neben der Stadt Ettlingen noch die Gemeinden Karlsbad, Malsch, Marxzell und Waldbronn. Seit 1. Januar 1966 ist Ettlingen eine Große Kreisstadt. Ab Anfang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Spessart, Ettlingenweier, Bruchhausen, Oberweier, Schluttenbach und Schöllbronn eingemeindet. Die Stadt liegt im Übergang der Rheinebene in den nördlichen Schwarzwald und ist Teil des Albtals. In der Stadt fließt der Fluss Alb, der in den Rhein mündet. Die Kernstadt liegt hauptsächlich in der Ebene. Die eingegliederten Gemeinden liegen teilweise ebenfalls in der Ebene (Bruchhausen, Ettlingenweier, Oberweier), teilweise jedoch auch schon auf den ersten Hügeln des Schwarzwalds (die Höhenstadtteile Spessart, Schöllbronn und Schluttenbach).

Ettlingen ist über die Bundesautobahn A 5 sowie die Bundesstraße B 3 zu erreichen. Die Straße aus dem Schwarzwald von Bad Herrenalb her durch das Albtal führt seit 1994 durch einen von österreichischen Fachleuten bergmännisch vorgetriebenen Tunnel, den Wattkopftunnel, an der Stadt vorbei. Ettlingen hat einen Bahnhof an der Rheintalbahn und mehrere Bahnhöfe und Haltepunkte an der ältesten Strecke des Karlsruher Stadtbahnnetzes, der Albtalbahn von Karlsruhe nach Bad Herrenalb.

Ettlingen war in römischer Zeit ein wichtiger Straßenkreuzungspunkt und wurde im Jahre 788 als Ediningom in einer Schenkungsurkunde des Klosters Weißenburg im Elsass erstmals urkundlich erwähnt. Während der Zeit der Stammesherzogtümer gehörte Ettlingen zum Herzogtum Franken. Von Kaiser Otto dem Großen erhielt das Kloster Weißenburg 973 das Marktrecht für Ettlingen. Als 1219 der badische Markgraf Hermann V. von König Friedrich II. mit Ettlingen belehnt wurde, wurde der Ort mit civitas Ettenigen bezeichnet und war demgemäß bereits eine Stadt. Markgraf Rudolf I. von Baden, der Sohn von Hermann V., stand ab 1246 auf der Seite der Staufergegner und unterstützte Heinrich Raspe sowie die diesem nachfolgenden Gegenkönige. Er errichtete Mitte des 13. Jahrhunderts in Ettlingen eine Burganlage. Ab 1500 lag die Stadt im Schwäbischen Reichskreis. 1535 wurde Ettlingen innerhalb der durch Teilung entstandenen Markgrafschaft Baden-Baden Amtsstadt. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg in ein Renaissanceschloss umgebaut. 1689 wurde die Stadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg von Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. fast völlig niedergebrannt, danach aber wieder aufgebaut. An der Stelle des zerstörten Renaissanceschlosses ließ Markgräfin Augusta Sibylla ab 1727 das heutige Barockschloss als ihren Witwensitz bauen. Nach dem Aussterben der katholischen Linie von Baden-Baden 1771 kam Ettlingen zur evangelischen Markgrafschaft Baden-Durlach, dessen Inhaber 1803 zum Kurfürsten und 1806 zum Großherzog aufstieg. Ettlingen blieb Sitz eines Amtes. Während des Ersten Weltkrieges befand sich ein Reservelazarett für Typhuskranke in Ettlingen. Am 1. April 1937 wurde der Amtsbezirk Ettlingen aufgehoben und sein Gebiet dem Amtsbezirk Karlsruhe zugeordnet, aus dem 1939 der Stadt- und Landkreis Karlsruhe gebildet wurde. Ettlingen gehört seither mit seinem gesamten Umland zum Landkreis Karlsruhe. Im Jahr 2007 wurde nach langen Diskussionen die unechte Teilortswahl in Ettlingen durch den Gemeinderat abgeschafft.

Ettlingen hat eine Gemarkungsfläche von 5 675 Hektar (ha). Davon werden gut 28 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart unter dem Landesdurchschnitt. Die Waldfläche beträgt gut 46 % und liegt über dem Niveau des Landes (38 %). Mehr als 24 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, hier wird das Landesmittel deutlich überschritten.

Am 31. Dezember 2019 lebten 39 373 Personen in Ettlingen. Mit 694 Personen je Quadratkilometer (km2) entspricht die Besiedelungsdichte den großstädtisch geprägten Teilen Baden-Württembergs und übersteigt den Landesdurchschnitt (310). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2009 und 2019 positiv. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 2 % zugenommen. Sie lag damit unter der landesweiten Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Bürger von Ettlingen betrug 47,6 Jahre und lag damit deutlich über dem Landesdurchschnitt von 43,6 Jahren. Gut 13 % der Einwohner von Ettlingen hatten 2019 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Ettlingen lag damit unter dem Landesdurchschnitt von fast 16 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Ettlingen ist positiv. Im Zeitraum zwischen 2009 und 2019 nahm der Wohnungsbestand um 5,2 % zu und entsprach damit dem Landesniveau. Die Werte für baureifes Land lagen in dem Zeitraum zwischen 2016 und 2018 mit 120 Euro je Quadratmeter (m2) um 73 Euro/m2 niedriger als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Gut 51 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 50 m2 je Einwohner lag der Wert in Ettlingen deutlich über dem Landesdurchschnitt.

Architektonisch fallen im Stadtbild von Ettlingen zahlreiche historische Bauwerke auf: Hauptsehenswürdigkeit der Stadt ist das Markgräfliche Schloss, das 1727 bis 1733 nach Plänen von Johann Michael Ludwig Rohrer erbaut wurde, mit dem berühmten Asamsaal. Die katholische Stankt Martinskirche wurde 1732/1733 wiederaufgebaut. Das Fundament der Martinskirche steht auf römischen Ruinen aus dem 2. Jahrhundert, der untere Turmschaft ist romanisch und stammt aus dem 12. Jahrhundert. Im 14. Jahrhundert wurde der gotische achteckige Turm erbaut, dessen Behelmung 1715 im Barock erfolgte. Der gotische Chor stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde 1733 mit einem barocken Langhaus erweitert. Weitere Kirchen sind die evangelische Johanneskirche sowie die Herz-Jesu-Kirche mit dem knapp 70 Meter hohen Kirchturm, dem höchsten Gebäude in Ettlingen, und der 1990 von Clemens Hillebrand ausgemalten Vierungskuppel, die von 1902 bis 1906 im neoromanischen Stil nach Plänen von Johannes Schroth, Leiter des Erzbischöflichen Bauamts in Karlsruhe, errichtet wurde. Das Rathaus stammt aus der Zeit von 1737/1738. Von der Stadtbefestigung sind einige Mauerteile sowie der Lauerturm erhalten. Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt Ettlingen zählt auch der spätgotische Georgsbrunnen auf dem Marktplatz aus dem Jahre 1494. Der aus dem 13. Jahrhundert stammende Rathausturm war ein ehemaliges Stadttor, es wurde 1737/1739 mit einem Achteck und einer barocken Behelmung aufgestockt und mit dem Rathaus verbunden. Zu nennen sind auch der Bismarckturm am Rand des Wattkopfs, der Narrenbrunnen von 1549, der Neptunstein aus der Römerzeit, die Nepomukstatue von 1724 und die Obere Papiermühle, ein Fachwerkbau mit Mansardendach von 1791.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Ettlingen hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen. So hatten hier 2019 rund 22 430 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind fast 6 % mehr als 2009. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2019 um 1 695 höher als 1999. Gut 26 % aller Arbeitsplätze in Ettlingen liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit aber keine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein. Der Schwerpunkt der Beschäftigung in Ettlingen liegt im Bereich der sonstigen Dienstleistungen mit über 49 %.

Der Schuldenstand je Einwohner in Ettlingen belief sich auf 954 Euro im Jahr 2019 und lag damit unter dem Landesdurchschnitt von 1 030 Euro je Einwohner. Die Steuerkraftmesszahl je Einwohner und die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2019 über dem Landesniveau.

Kulturell hat Ettlingen seinen Einwohnern und Besuchern einiges zu bieten. Das Museum Ettlingen im Schloss bietet Sonderausstellungen zu Kunst, Völkerkunde und Archäologie und gelegentlich auch Wechselausstellungen zu unterschiedlichen Themen. Die Städtische Galerie im Museum beherbergt insbesondere eine umfangreiche Sammlung von Werken der Maler und Bildhauer Karl Hofer und Karl Albiker. Der Innenhof des Ettlinger Schlosses dient im Sommer den Schlossfestspielen als Veranstaltungsort. Die »kleine bühne ettlingen« ist ein Theaterverein, der seit 1982 in der Großen Kreisstadt Ettlingen aktiv ist. In jeder Spielzeit bringen die Mitglieder des Erwachsenentheaters zwei Eigenproduktionen heraus. Zusammen mit den Aufführungen des Jugendtheaters Arcobaleno sind es drei Eigenproduktionen, die pro Spielzeit auf dem Spielplan stehen. In Ettlingen findet seit 1998 alle 2 Jahre der weltweit renommierte »Internationale Wettbewerb für Junge Pianisten« statt. Weiterhin gibt es seit einigen Jahren auch einen Jazz-Club mit dem Namen »Birdland 59«. Darüber hinaus finden Musik-Veranstaltungen verschiedener Couleur statt, beispielsweise in der Stadthalle, der Schlossgartenhalle und dem Asamsaal des Schlosses. Zur Landesgartenschau 1988 wurde im Süden der Stadt eine größere Fläche in einen Park mit Wasserlauf und See umgewandelt. Heute dient der Horbachpark hauptsächlich den Spaziergängern und den Modellbootfans. Der Rosengarten im ehemaligen Gartengelände am markgräflichen Schloss wurde gleichfalls zur Gartenschau angelegt. In östlicher Richtung, etwas versteckt, liegt der kleinere Watthaldenpark mit einem Teich und vielen alten Bäumen. Hier findet einmal im Jahr an einem Sommerwochenende das Watthalden-Festival mit Musik aus den unterschiedlichsten Richtungen statt. An jedem letzten Augustwochenende findet in der historischen Altstadt das Marktfest statt, bei dem sich die meisten Ettlinger Vereine präsentieren. Auch Fasching wird jedes Jahr in Ettlingen gefeiert. So gibt es mehrere, regional bekannte Umzüge in Ettlingen. Der größte Fastnachtsumzug führt durch die Ettlinger Innenstadt. Das mögen die Hauptgründe dafür sein, dass es 2019 zu 4 454 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner in Ettlingen kam.