Strukturen und Entwicklungen der Südwestindustrie im Jahr 2023
Das internationale wirtschaftliche Umfeld war in den letzten Jahren geprägt von Herausforderungen wie der Coronapandemie, Lieferkettenproblemen und nicht zuletzt dem Ukrainekrieg. Auch das Jahr 2023 war geprägt von Unwägbarkeiten wie wechselhaften Preisen, steigenden Zinsen und deutlichen geopolitischen Spannungen, wodurch sich die Weltwirtschaft insgesamt eher schwach zeigte. Die Auswirkungen dieser Entwicklungen waren auch an den Konjunkturindikatoren Umsatz, Auftragseingang sowie Produktion der Industrie in Baden-Württemberg zu spüren. Zu Beginn des Jahres 2023 zeigten sich die drei Indikatoren mit einer gedämpften Entwicklung, welche sich von März an spürbar zum positiven wendete. Die Produktion und die Umsätze zeigten sich im Vorjahresvergleich positiv, allerdings bei gleichzeitig rückläufigen Auftragseingängen. Die positive Entwicklung bei der Produktion und den Umsätzen ebbte über den Zeitraum August bis November ab, sodass alle drei Indizes im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresmonaten im Minus waren. Nach einer positiven Entwicklung der Auftragseingänge und der Produktion im Berichtsmonat Dezember fiel die Jahresbilanz der Konjunkturindikatoren insgesamt negativ aus. Im Gegensatz hierzu zeigten sich der nominale Umsatz und die Beschäftigtenentwicklung in der Jahresbilanz positiv. Dieser kurze Abriss verdeutlicht den starken Einfluss der Preiseffekte und die allgemein wechselhafte Entwicklung des Berichtsjahres 2023. Insbesondere die Preissteigerungen in der ersten Jahreshälfte hatten vielfältige Auswirkungen unter anderem auf hohe Einkaufs- und Verkaufspreise, aber auch auf die Lohnforderungen der Beschäftigten. In der zweiten Jahreshälfte wiederum sanken die Zuwachsraten der Erzeuger- und Verbraucherpreise auf ein Vorkrisenniveau. Divergierende Entwicklungen wurden auch auf Branchenebene beobachtet, während die regionale Entwicklung überwiegend eine positive Richtung aufwies.
Die Situation der Industrie in Baden-Württemberg (siehe i-Punkt) wird in der amtlichen Statistik anhand verschiedener Betriebserhebungen im Verarbeitenden Gewerbe in umfassender Weise abgebildet. Diese Erhebungen lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: die Konjunkturerhebungen, welche die vorherrschende wirtschaftliche Lage am aktuellen Rand mithilfe von Indizes darstellen sowie die Strukturstatistiken, welche die strukturellen Eigenschaften der Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe durch Kennzahlen zu Beschäftigten, Entgelten und Umsatz abbilden. Es handelt sich bei den Strukturerhebungen um Totalerhebungen mit sogenannten »Abschneidegrenzen«. Auskunftspflichtig sind Betriebe von Rechtlichen Einheiten mit im Allgemeinen 20 und mehr tätigen Personen. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Strukturerhebungen regionalisiert und branchenspezifisch dargestellt. Es sei darauf hingewiesen, dass bei den nachfolgenden nominalen Betrachtungen und Vorjahresvergleichen zu berücksichtigen ist, dass die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte sowie die Verbraucherpreise im Vergleichsjahr 2022 unter anderem aufgrund des Kriegs in der Ukraine eine signifikante Steigerung aufwiesen. Auch im Jahr 2023 wiesen die Preise ein hohes Niveau auf, insbesondere in der ersten Jahreshälfte.
Bedeutung des Auslandsgeschäfts weiterhin steigend
Das Verarbeitende Gewerbe in Baden-Württemberg verzeichnete im Jahr 2023 einen Zuwachs der nominalen Umsätze von 10,5 Milliarden (Mrd.) Euro (+2,4 %) auf 447,8 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr (Tabelle 1). Es sei darauf hingewiesen, dass insbesondere im Jahr 2022 sowie zu Beginn des Jahres 2023 die Erzeuger- wie auch Verbraucherpreise ein hohes Niveau aufwiesen, worauf ein Teil der nominalen Steigerungen zurückzuführen war. Die Betriebe der Südwestindustrie erzielten eine Steigerung der nominalen Auslandsumsätze von 8,8 Mrd. Euro (+3,5 %) auf insgesamt 261,3 Mrd. Euro, während die Inlandsumsätze einen deutlich geringeren Anstieg von 1,7 Mrd. Euro (+0,9 %) auf lediglich 186,5 Mrd. Euro verzeichneten. Hierdurch ergab sich beim Anteil der Auslandsumsätze am Gesamtumsatz im Jahr 2023 ein neuer Höchststand von 58,3 % (2022: 57,7 %). Diese Entwicklung verdeutlicht die ausgeprägte Exportorientierung der Südwestindustrie, woraus allerdings auch eine hohe Abhängigkeit vom Welthandel resultiert. Die kontinuierlich steigende Relevanz der Auslandsumsätze lässt sich bereits seit Beginn der Zeitreihe (1995 bis 2023) beobachten (Schaubild 1 und Tabelle 1) und stellt ein prägendes Element der Industriestruktur in Baden-Württemberg dar. Im Zeitraum von 1995 bis zur Jahrtausendwende stieg die Exportquote von 31,5 % auf 41,6 % an. Die Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 führte zu einem kurzzeitigen Rückgang des Auslandsgeschäfts. Infolge dieser Krise war die Exportquote im Vergleich zum Vorjahr erstmalig seit 1995 rückläufig (2008: 48,0 %; 2007: 49,2 %). Im Jahr 2012 überschritt die Exportquote zum ersten Mal die 50 %-Marke im Rahmen des wirtschaftlichen Aufschwungs nach der Finanzkrise. Die Gewichtung auf das Auslandsgeschäft änderte sich seither nicht mehr, auch nicht im Zuge der durch die Coronapandemie ausgelösten Lieferkettenprobleme.
Die Beschäftigtenentwicklung1 wies in den Jahren 2010 bis 2019 ein stetiges Wachstum auf. Ausgelöst durch die Coronapandemie, kehrte sich diese Entwicklung in den Jahren 2020 und 2021 um (2020: –3,5 %; 2021: –0,3 % zum Vorjahr). Allerdings verzeichnete die Südwestindustrie bereits seit 2022 wieder leichte Zuwächse (+1,1 %). Auch im Jahr 2023 waren im Verarbeitenden Gewerbe leichte Zuwächse von etwa 12 300 Beschäftigten zu beobachten (+0,9 % zum Vorjahr). Daraus resultierte ein Beschäftigtenstand von ca. 1,3 Millionen (Mill.) tätigen Personen.
Wie die Beschäftigtenentwicklung zeigte sich auch die Entwicklung der Entgelte in den 2010er-Jahren durchweg positiv. Im ersten Coronajahr 2020 war ein rückläufiger Trend zu beobachten (–7,2 %). Jedoch verzeichneten die Entgelte bereits im Jahr 2021 wieder eine positive Entwicklung (2021: +4,1 %; 2022: +5,0 %). Diese Richtung setzte sich auch im Berichtsjahr 2023 fort. Die nominalen Entgelte stiegen gegenüber dem Vorjahr um 4,3 Mrd. Euro (+5,8 %) auf 79,6 Mrd. Euro an. Daraus resultierte ein Entgelt je tätiger Person von 60 800 Euro (+4,8 %). Der deutliche Anstieg der Entgelte in den Jahren 2022 und 2023 ließ sich unter anderem auf spürbare Lohnanpassungen zurückführen, welche eine Folge der plötzlich gestiegenen Inflation waren.
Stellenwert der Südwestindustrie im Bundesvergleich konstant hoch
Die Südwestindustrie stellte im Bundesvergleich weiterhin einen bedeutenden Industriestandort dar. Baden-Württemberg belegte im Jahr 2023 mit 8 515 Betrieben und damit einem Anteil von 18,2 % an der gesamten Industrie in Deutschland den zweiten Platz im Bundesvergleich gemessen an der Betriebsanzahl. Das gleiche Bild zeigte sich auch beim Umsatzanteil und den Beschäftigtenzahlen im Bundesvergleich. Auch dort belegte Baden-Württemberg 2023 den zweiten Platz mit einem Umsatzanteil von 18,9 % und einem Anteil von 20,7 % an der Industriebeschäftigung.
Position der Großbetriebe gestärkt
Die 8 515 baden-württembergischen Betriebe teilten sich im Berichtsjahr 2023 wie folgt auf: Der größte Anteil der Südwestindustrie entfiel mit 48,1 % und 4 092 Betrieben auf die Kleinbetriebe, das heißt Betriebe mit weniger als 50 Beschäftigten. Mittelgroße Betriebe mit mehr als 50 und weniger als 500 tätigen Personen trugen einen Anteil von 46,9 % (3 992 Betriebe) an den Industriebetrieben in Baden-Württemberg. Darüber hinaus gab es in Baden-Württemberg im Jahr 2023 431 Großbetriebe, welche mehr als 500 Beschäftigte hatten, mit einem Anteil von 5,1 % an allen Betrieben.
Die großen und mittelgroßen Betriebe der Südwestindustrie trugen mit ihren Umsätzen deutlich zum Industrieumsatz in Baden-Württemberg bei. Ähnlich verhielt es sich in Bezug auf den Beschäftigtenstand. Auch hier trugen diese beiden Größenklassen den bedeutenden Anteil. Die Großbetriebe verzeichneten einen nominalen Umsatzanstieg von 4,4 % zum Vorjahr und konnten damit ihre Position in der Südwestindustrie stärken. Ihr Anteil am Industrieumsatz war mit 62,5 % im Jahr 2023 höher als im Vorjahr (2022: 61,3 %). Den überwiegenden Teil dieses Umsatzes erwirtschafteten die Großbetriebe im Ausland. Die Exportquote erreichte eine Höhe von 69,6 % (2022: 69,1 %) im Berichtsjahr 2023. Somit lag die Exportquote der Großbetriebe 11,3 Prozentpunkte über dem Industriedurchschnitt von Baden-Württemberg (58,3 %). Darüber hinaus beschäftigten die Großbetriebe die meisten tätigen Personen und hatten den höchsten Anteil am Beschäftigtenstand (47,5 %) der Südwestindustrie. Betrachtet man daraus folgend die Umsatzproduktivität der Großbetriebe, so zeigte sich, dass diese im Vergleich mit mittelgroßen und kleinen Betrieben mit 449 700 Euro am höchsten ausfiel.
Die mittelgroßen Betriebe mit mehr als 50 und weniger als 500 Beschäftigten erzielten einen nominalen Umsatzrückgang von 0,7 % und trugen mit einem Anteil von 32,6 % (2022: 33,7 %) zum Industrieumsatz bei. In dieser Größenklasse spielte das Auslandsgeschäft eine nachgelagerte Rolle mit einem Anteil des Auslandsumsatzes von 42,5 % (2022: 42,6 %). Der Beitrag der mittelgroßen Betriebe zum Beschäftigtenstand betrug 43,2 % im Jahr 2023. Die Umsatzproduktivität dieser Betriebe ist mit 258 500 Euro Umsatz je Beschäftigten deutlich geringer als die der Großbetriebe, allerdings höher als die der Kleinbetriebe.
Die Kleinbetriebe (weniger als 50 Beschäftigte) verzeichneten mit 178 900 Euro je Beschäftigten eine Umsatzproduktivität deutlich unterhalb des Industriedurchschnitts von Baden-Württemberg (341 800 Euro). Entsprechend gering ist auch der Umsatzanteil mit 4,9 % (2022: 5,1 %) am Gesamtumsatz der baden-württembergischen Industrie. Ebenso wie die mittelgroßen Betriebe verzeichneten auch die Kleinbetriebe im Jahr 2023 ein nominales Umsatzminus von 0,7 % im Vorjahresvergleich. Das Auslandsgeschäft spielte mit einer Exportquote von 20,6 % (2022: 20,7 %) eine deutlich geringere Rolle als bei den mittelgroßen und großen Betrieben. Auch der Anteil der Beschäftigten an der Südwestindustrie war mit 9,4 % erheblich niedriger.
Im historischen Verlauf (2009 bis 2023) wird deutlich, dass vor allem die kleinen Betriebe mit unter 50 Beschäftigten gemessen am Umsatzanteil einen deutlichen Verlust verzeichneten von 6,9 % im Berichtsjahr 2009 auf 4,9 % im Jahr 2023. Die Großbetriebe konnten hingegen ihren Umsatzanteil von 52,4 % im Jahr 2009 auf 62,5 % in 2023 ausbauen. Mittelgroße Betriebe zeigten im Zeitverlauf eine rückläufige Veränderung von 40,7 % im Erhebungsjahr 2009 auf 32,6 % im Jahr 2023. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Großbetriebe ihre Vormachtstellung seit 2009 ausbauen konnten, während die kleinen Betriebe Bedeutungsverluste bei den Umsatzanteilen verzeichneten.
Heterogene Entwicklung in den Branchen
Die wirtschaftliche Unbeständigkeit des Jahres 2023 spiegelte sich auch in der nominalen Umsatzentwicklung der Branchen wider. Im Gegensatz zum Jahr 2022, in dem fast alle Branchen eine positive Entwicklung aufwiesen, zeigten die Wirtschaftszweige im Berichtsjahr 2023 eine heterogene nominale Umsatzentwicklung. Nur etwa die Hälfte der Industriebranchen wies noch eine positive Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr auf. Den größten nominalen prozentualen Zuwachs verzeichneten die Branchen »Herstellung von Bekleidung« (+16,4 %), »Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen« (+12,3 %) und an dritter Stelle die »Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen« (+9,7 %). Die Branchenschwerpunkte der Südwestindustrie stellen traditionell die Bereiche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen«, »Maschinenbau« sowie die »Herstellung von Metallerzeugnissen«. Diese Wirtschaftsbereiche konnten alle eine nominale Umsatzsteigerung im Vorjahresvergleich verzeichnen. Des Weiteren waren diese drei Branchen für über die Hälfte des nominalen Umsatzes der baden-württembergischen Industriebetriebe im Jahr 2023 (57,4 %) verantwortlich. Dies teilte sich wie folgt auf: die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« trug den größten Anteil zum Gesamtumsatz der Südwestindustrie mit 31,6 % (2022: 31,0 %) bei. Der »Maschinenbau« hatte einen Umsatzanteil von 18,8 % (2022: 18,5 %). Die »Herstellung von Metallerzeugnissen« erwirtschaftete einen Umsatzanteil von 7,1 % (2022: 7,2 %) des Gesamtumsatzes der Südwestindustrie. Zu beachten sind bei dieser Betrachtung die zu Beginn des Beitrags erläuterten Preiseffekte in den Jahren 2022 und 2023.
Im Jahr 2023 war in der Südwestindustrie das zweite Jahr in Folge ein Zuwachs der Beschäftigtenzahlen im Vorjahresvergleich zu beobachten. Die Zahl der beschäftigten Personen stieg um etwa 12 300 Personen (+0,9 %) auf insgesamt rund 1 310 000 Beschäftigte an. Der »Maschinenbau« als beschäftigungsstärkste Industriebranche in Baden-Württemberg verzeichnete einen Anstieg von rund 980 Personen (+0,3 %) auf 318 000 tätige Personen. In der »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen«, der gemessen am Beschäftigungsstand zweitstärksten Branche der Südwestindustrie, stieg die Zahl der Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr um rund 2 680 (+1,2 %), auf insgesamt 220 000 Personen. Die, gemessen an der Zahl der Beschäftigten, drittstärkste Branche »Herstellung von Metallerzeugnissen« verzeichnete im Jahr 2023 eine negative Beschäftigtenentwicklung mit einem Rückgang von 2 300 Personen (–1,5 %) im Vergleich zum Vorjahr auf insgesamt 152 000 tätige Personen. Zusammengenommen beschäftigten diese Branchen mehr als die Hälfte (52,6 %) der Industriebeschäftigten in Baden-Württemberg im Jahr 2023 (Tabelle 2).
Die nominalen Entgelte entwickelten sich im Jahr 2023 mit einem Anstieg von 4,3 Mrd. Euro (+5,8 %) auf insgesamt 79,6 Mrd. Euro das dritte Jahr in Folge positiv. Auch hier sind die Preisentwicklungen in den Jahren 2022 und 2023 zu beachten, welche den Entgeltsteigerungen gegenüberstanden. Nahezu alle Industriezweige zahlten im Vorjahresvergleich nominal höhere Entgelte aus. Der beschäftigungsstärkste Sektor »Maschinenbau« kam im Jahr 2023 auf eine Entgeltsumme in Höhe von 21,0 Mrd. Euro (+4,9 %). Wie im Schaubild 2 zu sehen, resultierte daraus ein Pro-Kopf-Entgelt von 66 168 Euro. Die zweitgrößte Entgeltsumme der Südwestindustrie entfiel auf den Sektor »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« mit Entgelten in Höhe von 17,4 Mrd. Euro (+6,7 %). In dieser Branche wurden die mit Abstand höchsten Pro-Kopf-Entgelte in Höhe von 79 371 Euro je Beschäftigten ausgezahlt. Sie befanden sich damit deutlich über dem Industriedurchschnitt (60 792 Euro). Der Industriezweig »Herstellung von Metallerzeugnissen« leistete mit gezahlten Entgelten in Höhe von 7,6 Mrd. Euro (+4,1 %) im Jahr 2023 den drittgrößten Beitrag in der Südwestindustrie. Im Vergleich zu den vorhergenannten Wirtschaftszweigen ist das Pro-Kopf-Entgelt mit 50 071 Euro allerdings deutlich niedriger. Gemeinsam betrachtet kamen von diesen drei Branchen mehr als die Hälfte der in der Südwestindustrie gezahlten Entgelte (57,8 %).
Überwiegend positive nominale Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung auf regionaler Ebene
Nahezu alle Regionen2 der Südwestindustrie zeigten im Jahr 2023 nominal eine positive Umsatzentwicklung. Auch wenn ein Großteil der Regionen eine positive Entwicklung aufwies, zeigten sich auch rückläufige Entwicklungen. Es konnten Zuwachsraten bis hin zu +5,2 % in der Region Donau-Iller beobachtet werden, aber auch Einbußen von –2,6 % in der Region Nordschwarzwald. Wobei die nominalen Umsätze auch hier erheblich von den schwankenden Preisen beeinflusst wurden. Auch die Beschäftigtenentwicklung war in fast allen Regionen in Baden-Württemberg positiv. Im Rahmen der Beschäftigtenentwicklung konnten Werte von –1,2 % in der Region Mittlerer Oberrhein bis zu +2,1 % in der Region Bodensee-Oberschwaben und Donau-Iller zum Vorjahr festgestellt werden.
Den regionalen Schwerpunkt der Südwestindustrie bildet traditionell die Region Stuttgart. Im Jahr 2023 betrug der Anteil der Region Stuttgart am Gesamtumsatz 31,4 %. Somit stellte dies die umsatzstärkste Region in Baden-Württemberg dar. Den Branchenschwerpunkt in der Region Stuttgart bildete wiederum der Industriezweig »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« der im Berichtsjahr 2023 etwa 62,0 % der Umsätze des Verarbeitenden Gewerbes in der Region Stuttgart erwirtschaftete. An zweiter und dritter Stelle folgten die Branchen »Maschinenbau« mit einem Umsatzanteil von 16,8 % und »Herstellung von Metallerzeugnissen« mit 4,1 %. Die Region Mittlerer Oberrhein verzeichnete einen nominalen Umsatzzuwachs von 3,1 % im Jahr 2023 und erreichte einen nominalen Umsatz von 48,7 Mrd. Euro. Mit diesem Umsatz trug die Region den zweitgrößten Anteil am nominalen Industrieumsatz in Baden-Württemberg bei (10,9 %). Die Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« machte auch in dieser Region den höchsten nominalen Umsatzanteil mit 43,1 % aus. An zweiter Stelle war die »Herstellung von elektrischen Ausrüstungen« mit einem Umsatzanteil von 12,4 %. An dritter Position folgte die Branche »Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren« mit 6,2 %. Gemessen am Umsatz befand sich die Region Heilbronn-Franken an dritter Stelle im Vergleich der Regionen. Mit einem nominalen Umsatzzuwachs zum Vorjahr von 2,6 % auf einen Gesamtumsatz von 41,2 Mrd. Euro im Jahr 2023, belief sich der Umsatzanteil der Region am Umsatz der Südwestindustrie auf 9,2 %. Wie auch in den vorgenannten Regionen trug die Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« den größten Umsatzanteil der Region Heilbronn-Franken mit 32,2 %. Die zweite Stelle belegte die Branche »Maschinenbau« mit einem Umsatzanteil von 23,2 %. Gefolgt von der Branche »Herstellung von Nahrungs- und Futtermittel« mit einem Anteil am Gesamtumsatz der Region von 9,3 %. Die einzige Region mit einem nominalen Umsatzrückgang war die Region Nordschwarzwald. Hier war ein Umsatzrückgang von 2,6 % auf insgesamt 22,6 Mrd. Euro zu beobachten.
Im Zeitverlauf von 2009 bis 2023 ist ein struktureller Wandel der Südwestindustrie zu erkennen (Schaubild 3). Die Exporttätigkeit der Betriebe nahm im Zeitverlauf in allen Regionen zu. Im Jahr 2009 erwirtschafteten nahezu alle Regionen den Hauptanteil ihrer Umsätze noch im Inland. Dieses Bild wendete sich, als im Jahr 2016 erstmalig mehr als die Hälfte der Regionen in Baden-Württemberg (7 von 12) den Großteil ihrer Umsätze im Ausland generierten. Seitdem erwirtschaften jährlich in etwa die Hälfte der Regionen den Großteil ihrer Umsätze im Ausland, so auch im Jahr 2023. Die Spannweite der Zunahme über den Zeitverlauf von 2009 bis 2023 betrug 0,6 Prozentpunkte in der Region Hochrhein-Bodensee und bis zu 18,0 Prozentpunkte in der Region Stuttgart. Die höchsten Exportquoten im Jahr 2023 wiesen die Regionen Stuttgart (72,2 %), Ostwürttemberg (61,0 %) und Rhein-Neckar (60,1 %) auf. Im Gegensatz dazu waren die Regionen Südlicher Oberrhein (45,5 %), Nordschwarzwald (46,2 %) sowie Donau-Iller (47,4 %) stärker auf das Inlandsgeschäft ausgerichtet.
Auch in Bezug auf die Beschäftigten wies die Region Stuttgart mit 327 000 tätigen Personen (+2 290 Personen; +0,7 %) den höchsten Anteil in der Südwestindustrie im Jahr 2023 auf (24,9 %). Die Region Heilbronn-Franken mit 144 000 Personen und einem Plus von 1 350 Personen (+0,9 %) steht an zweiter Position mit einem Anteil von 11,0 %, gefolgt von der Region Südlicher Oberrhein mit insgesamt 108 000 Beschäftigten und einem Zuwachs in Höhe von 1 220 Personen (+1,1 %). Der Anteil der Region an den Industriebeschäftigten in Baden-Württemberg betrug 8,3 %. Auch das höchste Pro-Kopf- Entgelt wurde im Jahr 2023 in der Region Stuttgart (72 900 Euro) ausbezahlt. Hintergrund hierfür ist die starke wirtschaftliche Prägung der Region durch die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen«, die bei den Pro-Kopf-Entgelten die anderen Branchen deutlich übersteigt. Mit einigem Abstand folgten die Regionen Rhein-Neckar (Pro-Kopf-Entgelt 63 100 Euro) und Ostwürttemberg (61 500 Euro). Die drei genannten Regionen lagen im Jahr 2023 über dem Industriedurchschnitt von 60 800 Euro.3
Ausblick
Die Südwestindustrie zeigte im Jahr 2023 unter schwierigen Rahmenbedingungen, dass ihre Entwicklung nicht unabhängig von weltwirtschaftlichen Problemen voranschreitet. Themen wie geopolitische Spannungen und damit zum Teil einhergehende Lieferkettenprobleme sowie steigende Preise beeinflussten die Entwicklung der Industrie in Baden-Württemberg.
Aber auch die starke Abhängigkeit der Industrie in Baden-Württemberg von der Automobilbranche, welche sowohl bei regionalen als auch branchenspezifischen Betrachtungen deutlich wird, zeigt, dass die Südwestindustrie vor großen Herausforderungen steht. Die großen Fragen der Südwestindustrie dürften sein, ob die Automobilbranche mit den immer rasanteren technologischen Weiterentwicklungen Schritt halten kann und welche Auswirkungen die Abkehr vom Verbrennungsmotor und die internationalen Abhängigkeiten auf die Industrie im Land haben werden. Diese Fragen und auch Themen wie Nachhaltigkeit werden in den nächsten Jahren immer stärker in den Fokus rücken. Es bleibt abzuwarten, wie die Südwestindustrie mit diesen Veränderungen in einem teilweise schwierigen weltwirtschaftlichen Umfeld umgehen kann und welche strukturellen Veränderungen währenddessen zu beobachten sein werden. Aktuell ist anhand von Konjunkturindikatoren wie auch bei strukturellen Betrachtungen noch nicht zu erkennen, wie die Industrie den anstehenden Veränderungen entgegentreten wird. Es bleibt abzuwarten, ob sich im Jahr 2024 eine Tendenz abzeichnen wird.