Macht Liebe wirklich blind?
Kurz- und Langzeiteffekte von physischer Attraktivität auf die Beziehungszufriedenheit im Onlinedating
Neben den sich wandelnden rechtlichen Entwicklungen, wie zum Beispiel der gleichgeschlechtlichen Ehe, haben sich auch andere Beziehungsaspekte in den letzten Jahren verändert. So entstehen heutzutage zum Beispiel immer mehr Beziehungen durch Onlinedating, wobei dem Aussehen einer Person in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle für den Datingerfolg beigemessen wird.1 Folglich wird in der vorliegenden Arbeit untersucht, ob bzw. inwiefern Attraktivität die Beziehungszufriedenheit von Paaren beeinflusst, die sich online kennengelernt haben.
»Gleich und Gleich gesellt sich gern« oder »Gegensätze ziehen sich an«?
Im Allgemeinen gibt es Beziehungsnormen, die uns verraten, wie eine gesunde Beziehung aussieht bzw. welche Charaktereigenschaften unser Gegenüber mit in die Beziehung bringen sollte. Hierzu zählen zum Beispiel Ehrlichkeit, Offenheit, Fürsorglichkeit, Verständnis sowie eine gute Kommunikation.2 Unabhängig hiervon existieren zwei Hypothesen darüber, nach welchen Kriterien wir unsere Partnerinnen und Partner aussuchen. Einerseits gibt es die matching hypothesis (= assortative mating), die besagt, dass wir uns Partnerinnen bzw. Partner suchen, die uns ähnlich sind. Andererseits gibt es die complementary selection hypothesis, laut derer wir uns Partnerinnen bzw. Partner suchen, die sich von uns unterscheiden.3
Viele Studienergebnisse weisen auf Homogamie, also Ähnlichkeiten innerhalb von Paaren hin. Folglich neigen Menschen dazu, sich Partnerinnen bzw. Partner zu suchen, die zum Beispiel ein ähnliches Bildungsniveau,4 einen ähnlichen sozialen Status bzw. sozialen Hintergrund,5 ähnliche politische Einstellungen6 sowie ähnliche familiäre Werte7 wie sie selbst haben. Ähnlichkeiten innerhalb von Paaren in Bezug auf Religion und Ethnie haben dabei in den letzten Jahren zugunsten von Bildungshomogamie in Beziehungen abgenommen.8 Im Hinblick auf Persönlichkeitseigenschaften finden Studien nur schwache Hinweise auf Homogamie innerhalb von Paaren,9 wobei einige Forschungen darauf hindeuten, dass Paare in Bezug auf bestimmte Persönlichkeitseigenschaften ähnlicher werden, je länger die Beziehung dauert.10 Eine empirische Ausnahme zur Tendenz zur Homogamie in Beziehungen stellen dabei das Alter und die Körpergröße dar. Demnach sind Männer im Allgemeinen etwas älter und größer als ihre Partnerinnen.11
Theoretisch lässt sich die Tendenz zu homogamen Paaren zum Beispiel durch die Austauschtheorie erklären, welche auf dem ökonomischen Marktprinzip basiert. Unter der Prämisse, dass jeder Person ihr Marktwert bekannt ist, werden in diesem Zusammenhang bestimmte Ressourcen auf dem Partnermarkt angeboten und nachgefragt. Hierbei wird davon ausgegangen, dass die Akteurinnen und Akteure versuchen, ihren eigenen Nutzen zu maximieren, indem sie etwaige Kosten und Nutzen miteinander abwägen. Da eine Beziehung auf einer beidseitigen Wahl beruht, werden somit auf dem Partnermarkt Beziehungen gebildet, aus denen beide Beteiligte profitieren. Entsprechend müssen beide Einzelpersonen in etwa gleichwertige Ressourcen mit in die Beziehung einbringen. Hierbei müssen die Ressourcen nicht zwangsläufig identisch sein, sondern vielmehr als gleichwertig angesehen werden.12 Ein traditionelles Beispiel hierfür ist der Austausch zwischen »male breadwinning [and] female homemaking«13. Die Theorie nimmt darüber hinaus an, dass diese Beziehungen bestehen bleiben, solange der Austausch der gegenseitigen Ressourcen von beiden Beteiligen als fair wahrgenommen wird. Im Gegenzug wird davon ausgegangen, dass eine Beziehung beendet wird sobald das Prinzip des gegenteiligen Gebens und Nehmens verletzt wird.14
Online- vs. Offlinedating
Während sich viele Paare, die sich offline kennengelernt haben, eher zufällig begegnet sind – sei es durch gemeinsame Freunde, am Arbeitsplatz oder bei einem Barbesuch –, steht beim Onlinedating die bewusste Partnersuche im Vordergrund. Folglich unterscheidet sich Onlinedating in einigen Punkten vom klassischen Kennenlernen:
In Alltagssituationen wissen wir beispielsweise nicht, welche Personen auf dem Partnermarkt verfügbar sind und ob eine bestimmte Person zu einem späteren Zeitpunkt noch verfügbar ist oder nicht. Diese Ungewissheit führt dazu, dass wir unsere Suche beenden, sobald wir eine Person gefunden haben, die »gut genug« für uns ist.15 Im Gegensatz hierzu ist uns beim Onlinedating eine große Anzahl an potenziellen Partnerinnen bzw. Partnern bekannt.16 Durch die User-Profile können wir gleichzeitig wichtige Informationen über verschiedene Personen sammeln und miteinander vergleichen.17 Dies wird durch die zumindest anfängliche Anonymität zusätzlich erleichtert, da hierdurch die Hürde, mit mehreren Personen zeitgleich in Kontakt zu treten deutlich geringer ist als im »realen Leben«. Folglich kann argumentiert werden, dass wir beim Onlinedating unsere Suche erst beenden, wenn wir eine Person gefunden haben, die perfekt für uns ist.18
Diese Argumentation wird seitens der Forschung nur teilweise unterstützt. Während einige Studien zeigen, dass Onlinedating zu stabileren und glücklicheren Beziehungen führt,19 deuten andere Forschungsergebnisse darauf hin, dass Onlinedating zu instabileren Beziehungen führt.20 Wiederum andere Studien können keinen Zusammenhang zwischen der Art des Kennenlernens und der Beziehungszufriedenheit finden.21 Hierbei werden die konträren Ergebnisse von einigen Autorinnen und Autoren durch die zum Teil verschiedenen Logiken von Onlinedatingplattformen, die den Studien zugrundeliegen, erklärt22 (i-Punkt »Logiken von Onlinedatingplattformen«).
Warum Attraktivität eine Rolle spielt – wer datet wen?
Es gibt die weit verbreitete Meinung, dass Männer bei potenziellen Partnerinnen eher auf das Aussehen achten, während Frauen bei potenziellen Partnern mehr Wert auf den sozialen Status legen (i-Punkt »Attraktivität«).23 Diese Behauptung wird empirisch allerdings nur gestützt, sofern Frauen und Männer explizit nach ihren Kriterien für die Partnerwahl gefragt werden.24 Hingegen konnte in experimentellen Studien nachgewiesen werden, dass für beide Geschlechter gleichermaßen das Aussehen bei der Partnerwahl eine wichtige Rolle spielt.25
Tatsächlich ist es so, dass wir – unabhängig von unserem eigenen Attraktivitätsniveau – größeres Interesse an attraktiv(er)en Datingpartnerinnen und -partnern haben.26 Nichtsdestotrotz sind Frauen und Männer in Paarbeziehungen überwiegend ähnlich attraktiv.27 Als Erklärung dient hierfür die Tatsache, dass wir uns über unser eigenes Attraktivitätsniveau bewusst sind28 und unsere Ansprüche an die Attraktivität einer Datingpartnerin bzw. eines Datingpartners entsprechend anpassen.29 Eine Ausnahme besteht hierbei für Paare, die sich vor der Beziehung schon längere Zeit gekannt haben. Diese Paare weisen folglich häufiger unähnliche Attraktivitätsniveaus auf.30
Im Einklang mit der umgangssprachlichen rosaroten Brille verschiebt sich am Anfang einer Beziehung die ursprünglich übereinstimmende Einschätzung der eigenen Attraktivität und der der Partnerin bzw. des Partners zugunsten unseres Gegenübers. Entsprechend neigen wir in dieser Phase dazu, unsere Partnerin bzw. unseren Partner als attraktiver wahrzunehmen als uns selbst.31 Wenig überraschend führt dieser sogenannte love-is-blind-bias zu mehr Zufriedenheit mit unserer Beziehung und einem stärkeren Gefühl des Verliebtseins. Allerdings verliert der Bias mit zunehmender Beziehungsdauer an Stärke.32
Doch welche Rolle spielt Attraktivität im Laufe der Beziehung wirklich? Manche Studien legen nahe, dass wir uns unserer Beziehung verpflichteter fühlen, wenn unsere eigene Attraktivitätseinschätzung und die unserer Partnerin bzw. unseres Partners ähnlicher sind, als wenn diese stärker auseinandergehen.
Andere Forschungsergebnisse geben Hinweise darauf, dass unsere Hingabe unserer Beziehung gegenüber höher ist, wenn wir unsere Partnerin bzw. unseren Partner für attraktiver halten als uns selbst.33 Hiermit gewissermaßen übereinstimmend sind wir wiederum unzufriedener mit unserer Beziehung, wenn wir uns selbst als attraktiver einschätzen als unsere Partnerin bzw. unseren Partner.34 Somit wird von manchen Studien angedeutet, dass sich Paare mit unterschiedlichen Attraktivitätsniveaus wahrscheinlicher trennen.35
Zwischenfazit und Hypothesen
Unabhängig davon, ob sich Paare on- oder offline kennengelernt haben, gibt es eine Tendenz, sich ähnliche Partnerinnen bzw. Partner zu suchen.
Es wird postuliert, dass sich Paare, die sich online kennenglernt haben, aufgrund der höheren Anzahl an Alternativen ähnlicher sind, während Paare, die sich offline kennengelernt haben, häufiger Kompromisse eingehen.36
Attraktivität ist nicht nur für die Entscheidung, wen wir besser kennenlernen möchten relevant, sondern beeinflusst unter anderem auch unsere Zufriedenheit mit einer Beziehung.
Zu Beginn einer Beziehung tendieren wir dazu, die Attraktivität unseres Gegenübers zu überschätzen, wobei dieser Effekt mit der Zeit abnimmt.
Hypothese 1 (H1):
– Frauen und Männer in Paaren, die sich online kennengelernt haben, betrachten ihre eigene und die Attraktivität ihrer Partnerin/ihres Partners in der Anfangsphase der Beziehung37 nicht (un-)ähnlicher, als Frauen und Männer in Paaren, die sich offline kennengelernt haben.
– Folglich sind Frauen und Männer in Paaren, die sich online kennengelernt haben zu Beginn der Beziehung nicht zufriedener mit ihrer Beziehung als Frauen und Männer in Paaren, die sich offline kennengelernt haben.
Hypothese 2 (H2):
– Frauen und Männer in Paaren, die sich online kennengelernt haben betrachten ihre eigene und die Attraktivität ihrer Partnerin/ihres Partners im Laufe ihrer Beziehung als ähnlicher, als Frauen und Männer in Paaren, die sich offline kennengelernt haben.
– Folglich sind Frauen und Männer in Paaren, die sich online kennengelernt haben im fortgeschrittenen Stadium ihrer Beziehung zufriedener mit ihrer Beziehung als Frauen und Männer in Paaren, die sich offline kennengelernt haben.
Daten, Operationalisierung und Methodik
Die Analysen basieren auf den Daten des Beziehungs- und Familienpanels pairfam, Release 12.0 (i-Punkt »pairfam«). Um die dyadischen Daten angemessen analysieren zu können, wurde zwischen Individual- und Paarvariablen unterschieden. Variablen, die auf individueller Ebene zwischen Frauen und Männern innerhalb eines Paares variieren können, wurden entsprechend auf der Individualebene belassen. Im Gegensatz hierzu wurden Variablen, die innerhalb der Dyade nicht variieren können, auf Paarebene generiert. Da die Theorie sowie die Forschung zu dem Schluss kommen, dass Übereinstimmung bzw. Ähnlichkeit in Bezug auf bestimmte Merkmale vorteilhaft für die Beziehungszufriedenheit ist, wurden einige individuelle Variablen als paarweise Variablen umkodiert, die (Un-)Ähnlichkeit zwischen Frauen und Männern erfassen (siehe Tabelle 1)38.
Hypothese 1 wird auf Grundlage gepoolter OLS39-Regressionen getestet, da nur zwei Paare während der Anfangsphase ihrer Beziehung mehrmals beobachtet wurden. Im Gegensatz dazu wird Hypothese 2 auf der Basis von Random-Effects-GLS40-Regressionen getestet. Um zeitvariierende Effekte zu berücksichtigen, werden die Random-Effects-GLS-Regressionen als Hybridmodelle durchgeführt. Folglich können somit sowohl Within- als auch Between-Effekte berücksichtigt werden.41 Um in den Analysen sowohl Akteur- als auch Partnereffekte einzubeziehen, werden diese getrennt für Frauen und Männer durchgeführt, wobei jeweils sowohl die Individualvariablen der Frauen als auch der Männer als Kontrollvariablen berücksichtigt werden.42 Für die Regressionsanalysen dienen Onlinedating und die wahrgenommene (Un-)Ähnlichkeit der physischen Attraktivität als primäre erklärende Variablen, während die Beziehungszufriedenheit als abhängige Variable fungiert. Da einige Ankerpersonen im Datensatz mehr als eine Beziehung hatten, wird eine ID-Variable, die jeweils ein eindeutiges Paar repräsentiert, als Gruppierungsvariable für alle Analysen verwendet. Um potenziell mediierende Effekte zu untersuchen, werden generalisierte Strukturgleichungsmodelle (gSEM) verwendet, da sie die Verwendung kategorialer mediierender Variablen sowie die Clusterung über Beobachtungen erlauben.
Ergebnisse
Im Rahmen der Regressionsanalysen für Frauen zu Beginn der Beziehung (siehe Tabelle 2,43 Modelle w (1)–(3)) kann kein Effekt von Onlinedating auf die Beziehungszufriedenheit gefunden werden. Im Gegensatz hierzu beeinflusst die wahrgenommene (Un-)Ähnlichkeit der Attraktivität die Beziehungszufriedenheit. Zwar spielt es für die Beziehungszufriedenheit keine Rolle, ob Frauen ihren Partner als attraktiver betrachten. Allerdings sind Frauen, die ihren Partner als unattraktiver als sich selbst wahrnehmen unzufriedener mit ihren Beziehungen (siehe Tabelle 2,44 Modell w (3); b= –0,74; p<0,1)45. Zudem sind Frauen, deren Partner sie als unattraktiver als sich selbst einschätzen zufriedener mit ihren Beziehungen (b= 0,85; p<0,1). In weiterführenden Analysen konnten keine Effekte zwischen Onlinedating und der wahrgenommenen (Un-)Ähnlichkeit der Attraktivität festgestellt werden (Modelle nicht abgebildet).
Im Gegensatz zu den Frauen sind Männer, die ihre Partnerinnen online kennengelernt haben im Anfangsstadium ihrer Beziehung zufriedener (siehe Tabelle 2,46 Modelle m (1)–(3); b= 0,52; 0,50; 0,38; p<0,01) als Männer, die ihre Partnerinnen offline kennengelernt haben. Ebenso lassen sich für Männer keine Partnereffekte finden. Allerdings sind Männer, die ihre Partnerinnen als unattraktiver betrachten unzufriedener mit ihren Beziehungen (siehe Tabelle 2,47 Modelle m (2) & (3); b= –1,07; –0,55; p<0,05; 0,1). Da Onlinedating keinen Effekt darauf hat, ob Männer zu Beginn ihrer Beziehung ihre Partnerinnen als (un-)attraktiver einschätzen (siehe Übersicht) wird hierbei die Beziehungszufriedenheit von Männern, die ihre Partnerin online kennengelernt haben, nicht durch die wahrgenommene (Un-)Ähnlichkeit der Attraktivität mediiert.
Folglich kann Hypothese 1 für Frauen anhand der Analysen verifiziert werden. Für Männer trifft die Hypothese zumindest insofern zu, als dass Onlinedating keinen Effekt auf die Wahrnehmung der Attraktivität zu Beginn der Beziehung hat.
Im fortgeschrittenen Verlauf einer Beziehung hat Onlinedating weder für Frauen, noch für Männer einen Einfluss auf die Beziehungszufriedenheit (siehe Tabelle 3)48. Im Einklang mit den vorherigen Ergebnissen sind Frauen unzufriedener, wenn sie ihren Partner als unattraktiver als sich selbst betrachten (siehe Tabelle 3,49 Modelle w (2) & (3); b= –1,08; –0,29; p<0,001; 0,05). Darüber hinaus beeinflusst eine Veränderung in der Wahrnehmung der (Un-)Attraktivität die Beziehungszufriedenheit einer Frau. Folglich steigt die Zufriedenheit mit der Beziehung, wenn eine Frau ihren Partner als attraktiver anstatt gleich attraktiv wahrnimmt (siehe Tabelle 3,50 Modell w (3); b= 0,22; p<0,1; 0,05). Im Hinblick auf die Partnereffekte sind ebenfalls Frauen, deren Partner sie als unattraktiver als sich selbst sehen zufriedener mit ihren Beziehungen (b= 0,24; p<0,1). Im Gegensatz hierzu sinkt die Beziehungszufriedenheit einer Frau, wenn ihr Partner sie unattraktiver anstatt gleich attraktiv wie sich selbst wahrnimmt (b= –0,32; p<0,1).
Ebenso wie zu Beginn der Beziehung sind Männer, die ihre Partnerinnen als unattraktiver als sich selbst ansehen im Verlauf der Beziehung unzufriedener (siehe Tabelle 3,51 Modelle m (2) & (3); b= –1,09; –0,30; p<0,001; 0,05). Zudem sind Männer, die ihre Partnerinnen als attraktiver betrachten zufriedener mit ihren Beziehungen (b= 0,63; 0,20; p<0,001; 0,01).
Um den Effekt zwischen Onlinedating und wahrgenommener (Un-)Ähnlichkeit der Attraktivität von Frauen bzw. Männern näher zu untersuchen wurden anstelle von Mediationsanalysen multinomiale logistische Regressionen durchgeführt (Modelle nicht abgebildet). Entgegen der Hypothese 2 konnten für Frauen keine Effekte gefunden werden. Im Gegensatz hierzu neigen Männer, die ihre Partnerin online kennengelernt haben eher dazu, diese als gleich attraktiv wahrzunehmen (b= 0,31; p<0,1). Im Gegensatz zu den anderen Ergebnissen steht somit zumindest dieser Befund in Einklang mit Hypothese 2.
Limitationen
Einige Gegebenheiten können die Aussagekraft der Ergebnisse einschränken. Auf diese soll hier eingegangen werden. Einerseits ist an dieser Stelle die geringe Stichprobengröße, insbesondere in Hinblick auf die Analysen für Hypothese 1 sowie Paare, die sich online kennengelernt haben, zu erwähnen. Diese ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die (Selbst-)Einschätzung der Attraktivität nur in drei der insgesamt zwölf verfügbaren Erhebungswellen erfasst wurde und der Datensatz entsprechend auf diese beschränkt werden musste.
Darüber hinaus mussten einige der Kontrollvariablen anhand anderer Erhebungswellen geschätzt werden, da diese in den drei verwendeten Wellen nicht erhoben wurden. Ebenso gab es zum Teil Unterschiede in der Erhebungshäufigkeit zwischen den Anker- und den Partnerdatensätzen.
Schließlich sind an dieser Stelle noch die dyadischen Daten an sich zu erwähnen. Manche Studienergebnisse legen nahe, dass die Beteiligung der Partnerinnen bzw. Partner an Partnerbefragungen mit der Beziehungsstabilität zusammenhängt. Ein Paar ist demnach seltener geneigt, sich zu trennen, wenn auch die Partnerin bzw. der Partner des Ankers an der Umfrage teilnimmt.52
Fazit
Der Beitrag ist der Frage nachgegangen, ob bzw. inwiefern Attraktivität die Beziehungszufriedenheit von Paaren beeinflusst, die sich online kennengelernt haben. In diesem Zusammenhang wurde angenommen, dass Onlinedating weder die Beziehungszufriedenheit von Frauen und Männern noch die wahrgenommene (Un-)Ähnlichkeit der Attraktivität zu Beginn einer Beziehung beeinflusst (H1). Hinsichtlich des längeren Beziehungsverlaufs wurde vermutet, dass Onlinedating zu einer höheren Beziehungszufriedenheit bei Frauen und Männer führt, da sich Paare gegenseitig als ähnlich attraktiv wahrnehmen (H2).
Für Frauen konnte Hypothese 1 vollständig verifiziert werden. Zwar konnte entsprechend der Hypothese für Männer kein Zusammenhang zwischen Onlinedating und wahrgenommener (Un-)Ähnlichkeit der Attraktivität gefunden werden, jedoch waren Männer entgegen der Hypothese zu Beginn ihrer Beziehung zufriedener, wenn sie ihre Partnerin online kennengelernt haben. Im Gegensatz zu den Annahmen für Hypothese 2 gab es keinen Effekt zwischen Onlinedating und der Beziehungszufriedenheit von Männern und Frauen im weiteren Verlauf der Beziehung. Darüber hinaus gab es bezüglich der wahrgenommenen (Un-)Ähnlichkeit der Attraktivität keinen Unterschied zwischen Frauen, die ihre Partner online und Frauen, die ihre Partner offline kennengelernt haben. Folglich konnte Hypothese 2 für Frauen nicht bestätigt werden.
Im Gegensatz dazu waren Männer, die ihre Partnerinnen online kennengelernt haben, eher dazu geneigt diese als gleich attraktiv wahrzunehmen als Männer, die ihre Partnerinnen offline kennengelernt haben. Dementsprechend konnte Hypothese 2 für Männer zumindest teilweise gestützt werden.