Leistungsausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung in Baden-Württemberg
Gesundheitsausgaben nach Ausgabenträgern werden auf Länderebene – durch die Gesundheitsausgabenrechnung der Länder (GAR der Länder) – bereits seit geraumer Zeit von der AG »Gesundheitsökonomische Gesamtrechnung der Länder« (AG GGRdL), einer Arbeitsgruppe der Statistischen Landesämter, veröffentlicht. Für den gemessen am Ausgabenvolumen größten Träger – die gesetzliche Krankenversicherung – konnten dessen Ausgaben durch eine Weiterentwicklung der GAR der Länder nun auch nach Leistungsarten ausgewiesen und im Dezember 2024 erstmalig veröffentlicht werden. Ergebnisse stehen für den Berichtszeitraum 2013 bis 2022 zur Verfügung. Die Abgrenzung und Methodik der GAR nach Leistungsarten auf Länderebene erfolgt dabei in Abstimmung mit der GAR des Bundes.1 Des Weiteren wird im Rahmen der AG GGRdL eine Ausweitung der GAR der Länder nach Leistungsarten auf weitere Ausgabenträger angestrebt. Im folgenden Beitrag wird die Struktur und die Entwicklung der GKV-Ausgaben nach Leistungsarten für Baden-Württemberg detailliert dargestellt.
Gesetzliche Krankenversicherung stellt Großteil der Gesundheitsausgaben
Im Jahr 2022 entfielen 52 % der gesamten Gesundheitsausgaben (einschließlich Investitionen) Baden-Württembergs auf den Träger »Gesetzliche Krankenversicherung« (GKV). Trotz rückläufigem Anteil seit 2014 (55,9 %) stellte die GKV damit den mit Abstand größten Ausgabenposten der gesamten Gesundheitsausgaben. Auf den Träger mit dem zweithöchsten Ausgabenvolumen im Jahr 2022, die »Privaten Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck«, entfiel ein Anteil von 12,5 %. 2022 beliefen sich die Ausgaben der GKV hierzulande auf rund 32,674 Milliarden (Mrd.) Euro. Abzüglich den Investitionen ergaben sich laufende Ausgaben in Höhe von 32,673 Mrd. Euro. Dieses Ausgabenvolumen kann nun nach sieben Hauptleistungsarten, bzw. 15 Unterpositionen (siehe i-Punkt), differenziert dargestellt werden.
Ärztliche Leistungen mit größtem Anteil
Von den sieben Hauptleistungsarten2, entfiel 2022 der höchste Ausgabeanteil mit rund einem Drittel (32,8 %) der gesamten GKV-Ausgaben auf die ärztlichen Leistungen. Dies entsprach einem Ausgabenvolumen in Höhe von gut 10,7 Mrd. Euro. GKV-Leistungsausgaben für Waren beliefen sich 2022 auf knapp 10 Mrd. Euro, bzw. einem Anteil von 30,6 %. Darunter waren jedoch allein der Untergruppe »Arzneimittel« Ausgaben in Höhe von über 6,6 Mrd. Euro zugeordnet, was 20,3 % der gesamten GKV-Ausgaben entsprach und somit den höchsten Ausgabenanteil aller insgesamt 15 Leistungsartenunterpositionen darstellte. Hohe Anteile entfielen 2022 auch auf die den ärztlichen Leistungen untergeordnete Gruppe »Sonderleistungen« mit 17 % und auf die Unterposition »Pflegerische Leistungen« mit 12,6 %.
Steigender Ausgabenanteil für Arzneimittel
Ob und wie stark sich die Ausgabenstruktur der GKV im Zeitverlauf änderte, lässt sich anhand der ab dem Berichtsjahr 2013 errechneten Zahlen beantworten. Von den insgesamt rund 22,1 Mrd. Euro an laufenden Ausgaben, die die baden-württembergische GKV im Jahr 2013 trug, stellten allein die drei Hauptleistungsarten »Ärztliche Leistungen«(über 7,4 Mrd. Euro bzw. 33,2 %), »Waren« (gut 6,6 Mrd. Euro bzw. 30 %) und »Pflegerische/therapeutische Leistungen« (knapp 4,5 Mrd. Euro bzw. 20,2 %) – wie auch 2022 – weit über 80 % der gesamten laufenden Ausgaben der GKV. Bei genauerer Betrachtung – unter Einbeziehung der Leistungsunterpositionen – kam es dennoch zu bedeutenden Änderungen der entsprechenden Anteile im Vergleich zu 2022. Die Ausgaben für Arzneimittel nahmen 2013 verglichen mit 2022 einen um 1,2 Prozentpunkte geringeren Anteil ein. Dagegen lag der Ausgabenanteil für Leistungen des Bereichs »Unterkunft/Verpflegung« 2013 noch um 0,9 Prozentpunkte deutlich höher als in 2022. Auch der Anteil der ärztlichen Grundleistungen lag 2013 mit 10,3 % an den Gesamtausgaben der GKV um 0,8 Prozentpunkte höher. Leistungsausgaben für Transporte gewannen 2022 wiederum gegenüber 2013 an Bedeutung. Der entsprechende Anteil stieg um 0,8 Prozentpunkte (Schaubild 1).
Die Anteilsstruktur der Ausgaben der GKV für Deutschland insgesamt deckte sich 2022 größtenteils mit jener Baden-Württembergs. Auffallend war insbesondere der höhere Ausgabenanteil der Unterposition »Pflegerische Leistungen« in Deutschland insgesamt (13,4 % gegenüber 12,6 %). Nennenswert höhere Anteile wurden dagegen in Baden-Württemberg für die den ärztlichen Leistungen zugeordneten Untergruppen »Sonderleistungen« (17,0 % gegenüber 16,5 %) und »Grundleistungen« (9,5 % gegenüber 9,0 %) verzeichnet (Schaubild 2).
Absolute Zunahme der GKV-Ausgaben zwischen 2013 und 2022 bei über 10,5 Mrd. Euro
Mehr als die Hälfte des Zuwachses der GKV-Ausgaben zwischen 2013 und 2022 in Höhe von rund 10,5 Mrd. Euro lässt sich auf lediglich drei der insgesamt 15 untergeordneten Leistungsarten zurückführen. Allein für Arzneimittel stiegen die Ausgaben der GKV im Zeitraum 2013 bis 2022 um knapp 2,4 Mrd. Euro und waren somit für knapp 23 % des gesamten absoluten Zuwachses des Ausgabenvolumens der GKV verantwortlich. Mit einer absoluten Zunahme von über 1,9 Mrd. Euro trug die Unterposition »Sonderleistungen« ebenfalls erheblich zum Anstieg der GKV-Ausgaben bei (gut 18 %), gefolgt von pflegerischen Leistungen mit einem Zuwachs von gut 1,4 Mrd. Euro (rund 13,5 %).
Transportleistungen mit stärkstem prozentualen Ausgabenanstieg
Die laufenden Ausgaben der GKV erhöhten sich in Baden-Württemberg zwischen 2013 und 2022 um 47,6 % (Bundesdurchschnitt: +46,9 %). Der prozentual kräftigste Anstieg des Ausgabenvolumens in diesem Zeitraum entfiel in Baden-Württemberg auf die Leistungsart »Transporte« mit einem Plus von 96,5 % (Schaubild 3). Ebenfalls überdurchschnittlich entwickelten sich die Ausgaben insbesondere für Arzneimittel (+56,7 %) und therapeutische Leistungen (+55,6 %). Auf Bundesebene wies die Leistungsartunterposition »Allgemeiner Gesundheitsschutz« mit einem Plus von 122,7 % das mit Abstand stärkste Ausgabenwachstum auf. In Baden-Württemberg nahm das Ausgabenvolumen dieser Leistungsart mit +42,3 % nur vergleichsweise moderat zu.
Allgemeiner Gesundheitsschutz mit prozentual größtem Ausgabenanstieg am aktuellen Rand
Die laufenden Gesundheitsausgaben des Trägers GKV lagen 2022 gegenüber dem Vorjahr in Baden-Württemberg um 3,9 % höher. Die Ausgaben je Versicherter bzw. Versichertem stiegen dabei um 3,3 % (Tabelle). Die mit Abstand höchste Wachstumsrate war mit +9,4 % für Leistungsausgaben der Unterposition »Allgemeiner Gesundheitsschutz« zu verzeichnen. Überdurchschnittlich stark stiegen auch die Ausgaben für Leistungen im Bereich »Transporte« (+7,8 %) und für den Bereich »Unterkunft/Verpflegung« (+7,4 %). Für zwei Leistungsarten verringerte sich hierzulande das Ausgabenvolumen 2022 binnen Jahresfrist: Ausgaben für Leistungen im Bereich »Früherkennung von Krankheiten« und im Bereich »Mutterschaftsleistungen« wiesen ein Minus von 2,7 % bzw. 1,3 % aus.
Fazit
Ärztliche Leistungen bildeten 2022 den größten Ausgabenblock der GKV in Baden-Württemberg. So waren rund ein Drittel der GKV-Ausgaben dieser Leistungsart zuzuordnen. Im Vergleich zu Deutschland insgesamt lag der Ausgabenanteil dabei hierzulande um 1,3 Prozentpunkte höher. Die Ausgaben für pflegerische Leistungen nahmen 2022 dagegen in Baden-Württemberg einen vergleichsweise geringeren Anteil ein (12,6 % gegenüber 13,4 % auf Bundesebene). Jedoch ist die Anteilsstruktur der verschiedenen Leistungsarten an den Gesamtausgaben der GKV in Baden-Württemberg größtenteils mit jener auf Bundesebene vergleichbar.
Die Ausgabenentwicklung des Trägers GKV zwischen 2013 und 2022 fiel je nach Leistungsart in Baden-Württemberg verglichen mit Deutschland insgesamt teils deutlich unterschiedlich aus. Die Ausgaben für die Hauptleistungsart »Prävention/Gesundheitsschutz« stiegen bundesweit mit 60,2 % zwischen 2013 und 2022 erheblich stärker als im Südwesten (+35,4 %). Besonders groß ist die Differenz der Veränderungsraten dabei für die untergeordnete Leistungsart »Allgemeiner Gesundheitsschutz«, mit einem Plus von 122,7 % im Bund gegenüber +42,3 % in Baden-Württemberg. Ausgaben für die Leistungsarten »Transporte«, mit einem Zuwachs von 96,5 % hierzulande gegenüber 82,8 % in Deutschland sowie für »Unterkunft und Verpflegung« (+24,7 % gegenüber +13,8 %) nahmen im Zeitraum 2013 bis 2022 dagegen in Baden-Württemberg vergleichsweise kräftig zu.