:: 29/2015

Pressemitteilung 29/2015

Junge Erwachsene zieht es weiterhin in die Großstädte

Stuttgart und Ulm profitierten im Jahr 2013 am stärksten von Wanderungsgewinnen bei den 18- bis unter 30-Jährigen

Die Einwohnerzahl Baden‑Württembergs hat sich im Jahr 2013 durch Zuwanderung um rund 70 000 Personen erhöht. Dabei entfielen mehr als 40 Prozent des Wanderungsgewinns auf die Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen, obwohl deren Anteil an der Gesamtbevölkerung nur bei 15 Prozent liegt. Per Saldo sind damit immerhin annähernd 31 000 junge Erwachsene aus anderen Bundesländern und aus dem Ausland nach Baden‑Württemberg zugezogen.

Die Stadt- und Landkreise im Südwesten haben sehr unterschiedlich von Zuwanderungen bei den 18- bis unter 30-Jährigen profitiert: Im Jahr 2013 erzielten die Stadtkreise Stuttgart und Ulm – jeweils bezogen auf 1 000 Einwohner der entsprechenden Altersgruppe – die höchsten Wanderungsgewinne. Und auch die anderen Stadtkreise konnten in dieser Altersgruppe jeweils ein überdurchschnittliches Wanderungsplus verbuchen). Von den 35 Landkreisen Baden‑Württembergs haben dagegen nur noch Konstanz, Ludwigsburg, Tübingen, Böblingen und Esslingen in dieser Altersgruppe höhere Wanderungsgewinne als im Landesdurchschnitt erzielt. Dagegen mussten praktisch ausschließlich eher ländlich geprägte Landkreise Abwanderungsverluste hinnehmen, am stärksten Freudenstadt, Rottweil und Sigmaringen.

Im Zeitvergleich zeigt sich, dass im Jahr 2013 deutlich mehr junge Erwachsene in die (Groß-)Städte gezogen sind als noch zu Beginn der 1990er-Jahre – insbesondere bedingt durch die in den vergangenen Jahrzehnten stark angestiegene Studienanfängerquote. Entsprechend ungünstiger haben zuletzt die kleineren Gemeinden abgeschnitten. Dagegen konnten beispielsweise noch im Jahr 1993 auch kleine Kommunen im Schnitt Wanderungsgewinne erzielen, während das Wanderungsplus in den größeren Städten nur unwesentlich höher lag.1 Dieses Wanderungsmuster hat sich seither deutlich geändert: 2013 wie auch bereits in den Vorjahren war das Wanderungsplus bei jungen Erwachsenen im Schnitt umso höher, je größer die Gemeinden sind. Bei Kommunen mit unter 10 000 Einwohnern war der Wanderungssaldo sogar negativ.

Hauptmotiv für Umzüge in dieser Altersgruppe ist der Beginn einer Ausbildung, der Berufseinstieg oder – wie bereits angesprochen – die Aufnahme eines Studiums. Erwartungsgemäß profitieren deshalb vor allem die Stadtkreise als Hochschulstandorte und / oder als Arbeitsplatzzentren von der Zuwanderung bei den 18- bis unter 30jährigen. Aber auch für junge Familien scheinen die Zentren attraktiver geworden zu sein: Der Wanderungssaldo war zuletzt nämlich nicht nur bei den 18- bis unter 30-Jährigen, sondern auch für die Altersgruppe der 18- bis unter 45-Jährigen in den Großstädten am höchsten.2 Dies könnte unter anderem durch die gestiegene Erwerbsbeteiligung der Frauen bedingt sein, weshalb die schnelle Erreichbarkeit des Arbeitsortes und ein gutes Betreuungsangebot für Kinder immer wichtiger werden.3

1 Im Jahr 1993 war der gesamte Wanderungsgewinn Baden‑Württembergs ähnlich hoch wie in 2013 (+66 000 gegenüber +70 000).

2 In einem Teil der Stadtkreise war der Wanderungssaldo in der Altersgruppe der 30- bis unter 45jährigen zwar negativ; gemessen am jeweiligen Wanderungsgewinn in der Altersgruppe der 18- bis unter 30jährigen war dieses Minus allerdings relativ gering.

3 Vgl. Stuttgarter Zeitung vom 31.05.202: Die Kinder der Häuslesbauer kehren zurück.

Schaubild 1: Wanderungssaldo der 18- bis unter 30jährigen in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2013
Schaubild 1: Wanderungssaldo der 18- bis unter 30jährigen in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2013
Tabelle 1
Wanderungssaldo insgesamt sowie der 18- bis unter 30jährigen in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2013
StadtKreis (SKR),
Landkreis (LKR)
Wanderungssaldo insgesamtWanderungssaldo der 18- bis unter 30jährigen
Anzahlje 1.000 EWAnzahlje 1.000 EW1)

1) Im Alter von 18 bis unter 30 Jahren.

Stuttgart (SKR)5.5429+7.273+67
Böblingen LKR)2.9758+1.263+25
Esslingen (LKR)3.8197+1.679+24
Göppingen (LKR)1.6997+256+8
Ludwigsburg (LKR)4.4068+1.957+28
Rems-Murr-Kreis (LKR)2.8307+496+9
Heilbronn (SKR)6896+589+33
Heilbronn (LKR)1.6615+97+2
Hohenlohekreis (LKR)6326+72+5
Schwäbisch Hall (LKR)1.0225+111+4
Main-Tauber-Kreis (LKR)4423−81−5
Heidenheim (LKR)7766+99+6
Ostalbkreis (LKR)9363+140+3
Baden-Baden (SKR)83416+193+32
Karlsruhe (SKR)2.97110+3.414+58
Karlsruhe (LKR)2.6686+313+6
Rastatt (LKR)1.1205+176+6
Heidelberg (SKR)1.55610+2.226+60
Mannheim (SKR)2.2248+2.736+52
Neckar-Odenwald-Kreis (LKR)2532−140−7
Rhein-Neckar-Kreis (LKR)3.9668+789+11
Pforzheim (SKR)1.47013+839+45
Calw (LKR)1.0367−8−0
Enzkreis (LKR)1.0445−189−8
Freudenstadt (LKR)450−235−15
Freiburg im Breisgau (SKR)1.6958+2.630+53
Breisgau-Hochschwarzwald (LKR)2.2709+58+2
Emmendingen (LKR)9446−98−5
Ortenaukreis (LKR)1.7164−135−2
Rottweil (LKR)−350−213−12
Schwarzwald-Baar-Kreis (LKR)9044+139+5
Tuttlingen (LKR)8496+256+14
Konstanz (LKR)3.39212+1.492+34
Lörrach (LKR)1.7218+239+8
Waldshut (LKR)1.0096−76−3
Reutlingen (LKR)1.4785+332+9
Tübingen (LKR)1.2166+1.116+26
Zollernalbkreis (LKR)4272−189−8
Ulm (SKR)1.1119+1.367+63
Alb-Donau-Kreis (LKR)7494−70−3
Biberach (LKR)9905−262−10
Bodenseekreis (LKR)1.7919+199+7
Ravensburg (LKR)1.2895+198+5
Sigmaringen (LKR)400−212−12
Baden-Württemberg70.1727+30.836+20
Schaubild 2: Wanderungssaldo der jungen Erwachsenen in den Gemeinden Baden-Württembergs nach Größenklassen 1993 und 2013
Schaubild 2: Wanderungssaldo der jungen Erwachsenen in den Gemeinden Baden-Württembergs nach Größenklassen 1993 und 2013
Tabelle 2
Wanderungssaldo der 18- bis unter 30jährigen in den Gemeinden Baden-Württembergs nach Größenklassen 1993 und 2013
Gemeinden mit … bis unter … EinwohnernWanderungssaldo der 18- bis unter 30jährigen je 1.000 dieser Altersgruppe
19932013
unter 1.0009−32
1.000 - 2.0000−18
2.000 - 3.0008−14
3.000 - 5.00014−10
5.000 - 10.0009−2
10.000 - 20.00010+5
20.000 - 50.00014+17
50.000 - 100.00014+40
100.000 - 250.00029+50
250.000 - 500.00013+55
500.000 und mehr5+67