:: 305/2020

Pressemitteilung 305/2020

Fast flächendeckende öffentliche Abwasserinfrastruktur

Baden-Württemberg: In ländlichen Gebieten noch einige Hauskläranlagen - Zum Welttoilettentag am 19. November

Nahezu alle Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger haben an den Leistungen der öffentlichen Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung teil. Wie das Statistische Landesamt hierzu mitteilt, waren 2019 rund 99,6 % der Bevölkerung an das Trinkwassernetz sowie 99,5 % an die öffentliche Kanalisation und zentrale Kläranlagen1 angeschlossen. Damit versorgten sich nur noch rund 43 000 Einwohner vollständig aus Hausbrunnen und das Abwasser von noch rund 55 000 Einwohnern wurde in geschlossenen Gruben gesammelt2 oder in Hauskläranlagen gereinigt. Mitte der 1970er-Jahre war dagegen vor allem im Abwasserbereich für deutlich weniger Einwohner – rund 80 % – eine öffentliche Infrastruktur verfügbar.

Mit steigenden Anschlussgraden glichen sich Stadt und Land stetig an. So waren 2019 selbst im Ländlichen Raum im engeren Sinne3 mittlerweile jeweils 98,7 % der Bevölkerung an die öffentliche Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung angeschlossen. Gleichwohl werden voraussichtlich auch auf Dauer nicht alle im Außenbereich liegenden Wohnplätze an die öffentliche Infrastruktur anschließbar sein.

Auch streuen weiterhin, abhängig von der Siedlungsdichte und dem örtlichen Entsorgungskonzept, die Anschlussgrade zwischen den Gemeinden. In 18 Gemeinden Baden-Württembergs lag der Anschlussgrad an die öffentliche Wasserversorgung 2019 zwischen 90 und 80 % und in 13 Gemeinden unter 80 %. An die öffentliche Kanalisation waren in 15 Gemeinden zwischen 80 und 90 % und in 2 Gemeinden unter 80 % der Bevölkerung angeschlossen (vorläufige Daten). Die meisten dieser Gemeinden liegen in ländlich strukturierten Teilräumen der Region Südlicher Oberrhein. Die Anschlussgrade für alle 1.101 Gemeinden des Landes zeigen zwei über die Homepage des Statistischen Landesamtes zugängliche interaktive Karten.

In Europa unterschiedliche Anschlussgrade an die öffentliche Abwasserbeseitigung

Ein Blick zu den Nachbarn offenbart deutliche Unterschiede beim Stand der Abwasserbeseitigung in der Europäischen Union. Während in Deutschland rund 97 % der Bevölkerung an die öffentliche Kanalisation angeschlossen waren, lag der Anschlussgrad in Frankreich bei gut 80 % und in Polen bei rund 75 % (Daten Stand 2016). In Kroatien zum Beispiel konnte nur gut die Hälfte des häuslichen Abwassers in eine öffentliche Kanalisation eingeleitet werden. Noch deutlichere Unterschiede zeigen sich in der Qualität der Abwasserreinigung. In Deutschland und Österreich waren rund 94 %, in den Niederlanden annähernd alle Einwohner an öffentliche Kläranlagen mit dritter Reinigungsstufe4 angeschlossen; in Frankreich waren dies knapp 70 % und in Polen 60 %. Dagegen standen zum Beispiel in Rumänien und Slowenien für das Abwasser von lediglich einem Drittel der Bevölkerung höherwertige Reinigungsverfahren zur Verfügung.5

1 Einbezogen sind öffentliche Kläranlagen und wenige Industriekläranlagen, die öffentliches Abwasser aufnehmen.

2 Der Grubeninhalt wird zu öffentlichen Kläranlagen transportiert und dort gereinigt.

3 Der Landesentwicklungsplan 2002 unterscheidet Verdichtungsräume mit einer hohen Siedlungsdichte, daran angrenzende Räume als Randzonen, die Verdichtungsbereiche im Ländlichen Raum und den Ländlichen Raum im engeren Sinne mit einer unterdurchschnittlichen Siedlungsdichte.

4 Kläranlagen mit biologischer Reinigung einschließlich Nährstoffelimination (Phosphatelimination, Denitrifikation).

5 Eurostat: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/ten00020/default/table?lang=de