:: 63/2023

Pressemitteilung 63/2023

Deutlich mehr Krankenhausbehandlungen wegen psychischer Störungen von Mädchen und jungen Frauen

Baden-Württemberg: Behandlungen wegen Depressionen bei weiblichen Jugendlichen wesentlich häufiger als bei männlichen Jugendlichen

Die Zahl der stationären Krankenhausbehandlungen von 10- bis 24-jährigen Mädchen und jungen Frauen aus Baden-Württemberg mit psychischen und Verhaltensstörungen betrug 2021 rund 13 400 Fälle und erreichte damit einen neuen Höchststand. Schon vor der Corona-Pandemie war die Fallzahl im Anstieg. Sie lag nach Mitteilung des Statistischen Landesamtes 2019 bei rund 12 400 Fällen1 und damit um 1 500 (+14 %) Fälle höher als 2011.2

Starker Anstieg der Behandlungen wegen Depressionen

Wesentlich verantwortlich für diese Entwicklung war der deutliche Anstieg von Krankenhausaufenthalten mit der Diagnose »affektive Störung«, vor allem Depressionen. Die Zahl der stationären Behandlungen von weiblichen 10- bis 24-Jährigen wegen affektiver Störungen stieg von 1 900 Fällen im Jahr 2011 auf fast 3 400 (+77 %) im Jahr 2019. 2021 waren es 4 600 Fälle (+37 %).

Affektive Störungen bei weiblichen Jugendlichen wesentlich häufiger

Krankenhausaufenthalte wegen affektiver Störungen waren 2021 bei weiblichen Jugendlichen mit 560 Fällen je 100 000 der jeweiligen Bevölkerung mehr als doppelt so häufig wie bei männlichen Jugendlichen (223 Fälle je 100 000 der jeweiligen Bevölkerung). Allerdings stieg seit 2011 auch bei männlichen 10- bis 24-Jährigen die Zahl der stationären Behandlungen aufgrund affektiver Störungen deutlich an: von 1 100 Fällen im Jahr 2011 auf 1 900 Fälle im Jahr 2019 (+70 %) und knapp 2 000 Fälle im Jahr 2021. Damit war der prozentuale Anstieg von 2011 bis 2019 bei den Jungen fast ebenso groß wie bei den Mädchen. Der sprunghafte Anstieg von 2019 bis 2021 blieb bei den Jungen allerdings aus.

Weniger Behandlungen wegen psychischen Störungen bei männlichen Jugendlichen

Die Zahl der männlichen Patienten im Alter von 10 bis 24 Jahren, die wegen psychischer und Verhaltensstörungen stationär im Krankenhaus behandelt werden müssen, geht seit einigen Jahren zurück. Die Zahl der Behandlungen war 2019 mit rund 11 300 Fällen um 600 Fälle (‒5 %) niedriger als 2011. Von 2019 bis 2021 war ein verstärkter Rückgang um 1 800 (‒15,7 %) auf 9 500 Fälle zu beobachten. Entscheidend für diesen Rückgang war die Entwicklung der stationären Behandlungen wegen psychischer und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen, insbesondere durch Alkohol. Gegenüber 6 000 Fällen im Jahr 2011 wurden im Jahr 2021 nur noch 3 300 Fälle erfasst – ein Rückgang um 40 %.

Stationäre Behandlungen aufgrund psychischer und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen waren trotz des starken Rückgangs auch 2021 bei männlichen Jugendlichen wesentlich häufiger als bei Mädchen und jungen Frauen. Die Relation belief sich auf 372 männliche Fälle im Verhältnis zu 184 weiblichen Fällen je 100 000 der jeweiligen Bevölkerung.

Unterschiede zwischen jungen Frauen und jungen Männern

Die Bedeutung der einzelnen Krankheiten innerhalb der psychischen und Verhaltensstörungen zeigt auch an anderer Stelle große geschlechtsspezifische Unterschiede. So wurden Mädchen und junge Frauen aus Baden-Württemberg 2021 aufgrund der Diagnose »neurotische, Belastungs- und somatoformen Störungen« - hierzu gehören Angststörungen und Reaktionen auf schwere Belastungen - mehr als doppelt so häufig im Krankenhaus behandelt wie ihre männlichen Altersgenossen (369 weibliche Fälle je 100 000 der jeweiligen Bevölkerung/156 männliche Fälle je 100 000 der jeweiligen Bevölkerung). Darüber hinaus spielten stationäre Behandlungen aufgrund von Essstörungen bei männlichen 10- bis 24-Jährigen kaum eine Rolle (6 Fälle je 100 000 der jeweiligen Bevölkerung), während sie bei weiblichen 10- bis 24-Jährigen mit 162 Fällen je 100 000 gleichaltrige Frauen wesentlich häufiger waren und einen erkennbaren Anteil (Schaubild 1) an den Krankenhausbehandlungen wegen psychischer und Verhaltensstörungen hatten.

1 Alle Fallzahlen sind auf Hundert gerundet.

2 Das Jahr 2020 wird aufgrund der durch COVID-19 bedingten Sondersituation und des dadurch verursachten Rückgangs der Fallzahlen hier nicht betrachtet.

Schaubild 1: Stationäre Krankenhausbehandlungen weiblicher 10- bis 24-Jähriger aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen in Baden-Württemberg seit 2011
Schaubild 1: Stationäre Krankenhausbehandlungen weiblicher 10- bis 24-Jähriger aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen in Baden-Württemberg seit 2011
Tabelle 1
Stationäre Krankenhausbehandlungen weiblicher 10- bis 24-Jähriger aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen in Baden-Württemberg seit 2011*)
Hauptdiagnose20112012201320142015201620172018201920202021
Fallzahl

*) Wohnort der Patienten.

Datenquelle: Krankenhausstatistik/Diagnosen. Statistisches Landesamt-Baden-Württemberg 2023.

Affektive Störungen (z.B. Depressionen)1.8912.1842.3422.6492.6782.9553.2483.5433.3503.4114.577
Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (Alkohol, Cannobinoide, ..)2.8482.7842.7022.6362.5162.4082.4102.2252.2361.5291.504
Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen (z.B. Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen)2.6412.7762.8263.1633.1113.2323.1483.1312.9202.7313.018
Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren (z.B. Essstörungen) 9311.0701.1201.2941.1301.1451.0539981.0491.0061.350
sonstige psychische und Verhaltensstörungen2.6022.6072.7172.6802.7232.9332.9252.8902.8522.8232.957
Schaubild 2: Stationäre Krankenhausbehandlungen männlicher 10- bis 24-Jähriger aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen in Baden-Württemberg seit 2011
Schaubild 2: Stationäre Krankenhausbehandlungen männlicher 10- bis 24-Jähriger aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen in Baden-Württemberg seit 2011
Tabelle 2
Stationäre Krankenhausbehandlungen männlicher 10- bis 24-Jähriger aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen in Baden-Württemberg seit 2011*)
Hauptdiagnose20112012201320142015201620172018201920202021
Fallzahl

*) Wohnort der Patienten.

Datenquelle: Krankenhausstatistik/Diagnosen. Statistisches Landesamt-Baden-Württemberg 2023.

Affektive Störungen (z.B. Depressionen)1.1261.2941.4011.4711.6121.6331.8451.9001.9181.7841.971
Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (Alkohol, Cannobinoide, …5.9915.4665.0394.9855.2535.1864.9064.6684.4313.4563.289
Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen (z.B. Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen)1.4871.6641.5981.7661.7942.1862.0081.7931.6521.4091.375
Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren (z.B. Essstörungen) 97721101261181039189796978
sonstige psychische und Verhaltensstörungen3.1473.3102.9403.0223.0543.1613.2083.1423.1792.8262.775
Tabelle 3
Stationäre Krankenhausbehandlungen weiblicher 10- bis 24-Jähriger aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen in Baden-Württemberg 2011, 2019 und 2021*)
Hauptdiagnose (Pos.-Nr. der ICD-10)201120192021201120192021
FallzahlFälle je 100.000 der jeweiligen Bevölkerung

*) Wohnort der Patienten - Behandlungen inkl. Stundenfälle.

Datenquelle: Krankenhausstatistik/Diagnosen.

Psychische und Verhaltensstörungen (F00-F99)10.91312.40713.4061.2301.4831.639
darunter
Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (F10-F19)2.8482.2361.504321267184
darunter
Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol (F10)2.1431.548925242185113
Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide (F12)119246213132926
Affektive Störungen (F30-F39)1.8913.3504.577213400560
darunter
Depressive Episode (F32)1.2362.0993.087139251377
Rezidivierende depressive Störung (F33)5251.1441.39259137170
Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen (F40-F48)2.6412.9203.018298349369
darunter
Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (F43)1.4271.4991.515161179185
Somatoforme Störungen (F45)484530470556357
Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren (F50-F59)9311.0491.350105125165
darunter
Essstörungen (F50)8881.0081.321100120162
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F60-F69)1.1761.2831.514133153185
Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend (F90-F98)8018587589010393
Tabelle 4
Stationäre Krankenhausbehandlungen männlicher 10- bis 24-Jähriger aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen in Baden-Württemberg 2011, 2019 und 2021*)
Hauptdiagnose (Pos.-Nr. der ICD-10)201120192021201120192021
FallzahlFälle je 100.000 der jeweiligen Bevölkerung

*) Wohnort der Patienten - Behandlungen inkl. Stundenfälle.

Datenquelle: Krankenhausstatistik/Diagnosen.

Psychische und Verhaltensstörungen (F00-F99)11.84811.2599.4881.2701.2381.074
darunter
Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (F10-F19)5.9914.4313.289642487372
darunter
Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol (F10)4.0982.4021.524439264173
Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide (F12)5829958066210991
Affektive Störungen (F30-F39)1.1261.9181.971121211223
darunter
Depressive Episode (F32)7641.1301.16582124132
Rezidivierende depressive Störung (F33)278685728307582
Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen (F40-F48)1.4871.6521.375159182156
darunter
Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (F43)838858774909488
Somatoforme Störungen (F45)252272151273017
Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren (F50-F59)9779781099
darunter
Essstörungen (F50)695156766
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F60-F69)428476489465255
Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend (F90-F98)1.2651.15683513612795