:: 63/2024

Pressemitteilung 63/2024

60 Jahre Anwerbeabkommen mit Portugal

Baden-Württemberg: In der Landeshauptstadt Stuttgart leben heute die meisten portugiesischen Staatsbürger

Das Statistische Landesamt stellt zahlreiche Länderinformationen zur Verfügung: Hier ausgewählte Fakten zu Einwanderung, Leben- und Arbeiten, schulischer Bildung und Familien von Personen mit portugiesischer Staatsangehörigkeit. Vor 60 Jahren – am 17. März 1964 – hat Deutschland ein Anwerbeabkommen zur Entsendung von Arbeitskräften mit Portugal geschlossen.

Wie viele Menschen im Land?

In Baden-Württemberg lebten am Ende des Jahres 2022 rund 28 700 Personen mit einer portugiesischen Staatsangehörigkeit; davon waren 15 600 Männer und 13 100 Frauen.1 Diese waren durchschnittlich knapp 45 Jahre alt und damit 1 Jahr älter als im Schnitt aller Einwohnerinnen und Einwohner im Südwesten.

Wie hoch ist die Zahl der Einbürgerungen?

Seit 2000 haben rund 1 800 Portugiesinnen und Portugiesen die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Diese Einbürgerungen haben dazu beigetragen, dass die Zahl der portugiesischen Staatsangehörigen in Baden-Württemberg zuletzt etwas gesunken ist. Im Jahr 2017 lebten im Südwesten 29 500 Portugiesinnen und Portugiesen und damit so viele wie noch nie seit Bestehen des Landes.

Wer lebt wo?

Innerhalb des Landes verteilen sich die portugiesischen Staatsangehörigen sehr unterschiedlich auf die einzelnen Teilräume. Wie bei der ausländischen Bevölkerung insgesamt ist diesbezüglich ein überwiegendes »Stadt-Land-Gefälle« feststellbar, da diese überdurchschnittlich oft in der Nähe der Arbeitsplatzzentren und damit in den größeren Städten lebt. Die meisten Portugiesinnen und Portugiesen haben in der Landeshauptstadt Stuttgart ihren Wohnsitz (3 800), gefolgt von den Landkreisen Ludwigsburg (1 900), Calw (1 800) und Esslingen (1 600).

Wer heiratet wen?

In den vergangenen Jahren gab es jeweils etwa 130 Hochzeiten zwischen deutschen und portugiesischen Staatsangehörigen. Dabei waren Eheschließungen zwischen einer deutschen Frau und einem portugiesischen Mann häufiger als zwischen einer portugiesischen Frau und einem deutschen Mann. Beispielsweise heirateten im vorvergangenen Jahr 76 deutschen Frauen einen portugiesischen Partner, und 51 Hochzeiten wurden zwischen einer portugiesischen Frau und einem deutschen Mann geschlossen.

Wo wird gearbeitet?

Zum 30. Juni 2023 waren in Baden-Württemberg rund 15 900 portugiesische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sozialversicherungspflichtig beschäftigt, davon über 9 500 Männer und mehr als 6 300 Frauen. Insgesamt arbeiteten mit einem Anteil von 62 % fast zwei Drittel im Dienstleistungssektor, während die übrigen Beschäftigten fast ausnahmslos im Produzierenden Gewerbe tätig waren.

Wie hoch ist die Geburtenrate?

Portugiesische Frauen in Baden-Württemberg brachten im Jahr 2022 im Schnitt 1,3 Kinder zur Welt. Die Geburtenrate lag damit deutlich unter derjenigen der gesamten ausländischen Bevölkerung im Südwesten (1,8 Kinder je Frau). Zum Vergleich: Deutsche Frauen brachten im Jahr 2022 durchschnittlich 1,4 Kinder zur Welt.

Es ziehen weniger portugiesische Staatsangehörige ins Land

Seit der Jahrtausendwende sind per Saldo rund 2 200 portugiesische Staatsangehörige nach Baden-Württemberg gezogen. Vor allem in den Jahren 2011 bis 2017 kamen relativ viele Portugiesinnen und Portugiesen in den Südwesten. Seither war der Wanderungssaldo allerdings negativ.

In Schulen und Kitas

Unter den weiterführenden Schularten waren die meisten portugiesischen Schülerinnen und Schüler (284) an Realschulen zu finden, 155 wurden an einer Haupt- oder Werkrealschule unterrichtet und 136 an einem Gymnasium. Weitere 841 wurden im Schuljahr 2022/23 an einer beruflichen Schule in Baden-Württemberg unterrichtet.

An den Hochschulen

Im Wintersemester 2022/23 waren 474 Studierende mit portugiesischer Staatsangehörigkeit an baden-württembergischen Hochschulen eingeschrieben. Etwas mehr als die Hälfte der portugiesischen Studierenden war weiblich (253). 56 % (267) der portugiesischen Studierenden haben ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben. Gut ein Drittel (34 %; 159) von ihnen belegte ein Fach im MINT-Bereich (Fächergruppe Ingenieurwissenschaften und Mathematik, Naturwissenschaften); knapp ein weiteres Drittel (30 %; 142) ein Fach in der Fächergruppe der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Existenzgründungen: Handel, Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen bevorzugt

Von den 82 791 Personen, die im Jahr 2022 einen Gewerbebetrieb alleine oder gemeinsam mit anderen gründeten, waren 172 portugiesische Staatsangehörige. Dies ist ein Anteil von 1,0 % an allen ausländischen Gründerpersonen (insgesamt 17 319). Portugiesinnen und Portugiesen gründeten mit rund 26 % am häufigsten im Wirtschaftsbereich »Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen«. Auch bei den Deutschen war dies die beliebteste Branche (25 %). Gründungen im Wirtschaftsbereich »Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen« (24 %) waren bei den Portugiesinnen und Portugiesen auch gefragt.

Die Außenhandelsbeziehungen

Die baden-württembergischen Ausfuhren nach Portugal lagen im Jahr 2023 nach vorläufigen Ergebnissen bei 1,37 Milliarden (Mrd.) Euro und damit über den Einfuhren aus Portugal, die sich auf 1,33 Mrd. Euro beliefen. Mit einem Anteil von 49,1 % stellten die beiden Güterabteilungen »Kraftwagen und Kraftwagenteile« (33,5 %) sowie »Maschinen« (15,7 %) zusammen nahezu die Hälfte aller Exporte. Dahinter folgten »Elektrische Ausrüstungen« mit einem Anteil von 9,3 %. Importseitig waren »Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse« die gefragtesten portugiesischen Güter. 2023 war fast jede fünfte aus Portugal in den Südwesten importierte Ware dieser Güterabteilung zuzuordnen (18,1 %).

1 Die Ergebnisse des Ausländerzentralregisters wurden jeweils auf 100 Personen gerundet.