:: 2/2004

Nutzung des Internets zur Datenerhebung im Jahr 2003

Das Statistische Landesamt konnte mit seinen Angeboten für Berichtspflichtige im Internet im Jahr 2003 bereits eine beachtliche Resonanz erzielen. Bis Ende November 2003 wurden für drei Wirtschaftsstatistiken Erhebungsbogen zum Ausfüllen und Senden der Meldungen über Internet angeboten und für weitere Statistiken stehen sie kurz vor der Nutzung. Medienbruchfrei und vorgeprüft gelangen die Daten der Melder damit ins Statististische Landesamt. Daneben erfolgte die Bereitstellung von Fragebogen für die Bautätigkeitsstatistiken zum Ausfüllen und Herunterladen. Dieser Dienst erleichtert die Beschaffung von Erhebungsunterlagen für die Auskunftspflichtigen und liefert bei Ausfüllung der Formulare per Internet ebenfalls vorgeprüfte Fragebögen. Beide Ansätze erleichtern für die Berichtspflichtigen die Beantwortung der Erhebungsbogen und werden bei entsprechend konsequenter Nutzung auch zu Entlastungen im Statistischen Landesamt führen.

Datenerhebung über Internet

Mit der zunehmenden Nutzung des Internets Ende der 90er-Jahre bot sich für die amtliche Statistik die Gelegenheit, für die Berichtspflichtigen Erleichterungen in der Bearbeitung der Erhebungsunterlagen anzubieten und gleichzeitig die gemeldeten Daten medienbruchfrei weiterverarbeiten zu können. Erfahrungen wurden bereits seit dem Jahr 2000 mit einer speziell für die Binnenhandelsstatistik im Statistischen Landesamt entwickelten Lösung gesammelt. An dieses Stadium der Pilotanwendungen im Statistischen Landesamt und in den Ämtern anderer Länder schloss sich im Statistischen Verbund eine Abstimmung über den Funktionsumfang und die Gestaltung der Oberflächen von Internetlösungen an. Die elektronischen Formulare sollen eng an die Papiervorlagen angelehnt werden, damit ein Wechsel von Papier- auf Internetmeldung ohne Schwierigkeiten möglich ist. Umfangreiche Fragebogen sind auf mehrere Seiten aufzuteilen, die über »Karteikartenreiter« ausgewählt werden können. Nach diesen Vorstellungen entwickelte das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen1 einen Prototypen »Statistik-Online«. Um den Forderungen nach Meldemöglichkeiten über Internet aus Wirtschaft und Verwaltung schnell nachzukommen, wird der Prototyp für eine Übergangszeit in den Ländern eingesetzt. Diese Zwischenlösung soll bis zur endgültigen Fertigstellung eines vom Statistischen Bundesamt für die Statistischen Ämter entwickelten Verfahrens, das im Laufe des Jahres 2004 zur Verfügung stehen soll, im Einsatz sein. Von dem nordrhein-westfälischen Verfahren unterscheidet es sich vor allem in technischer Hinsicht sowie durch zusätzlich angebotene hilfreiche Funktionen für den Berichtspflichtigen, wie beispielsweise die Bereitstellung von Informationen über die Sendetermine vorangegangener Meldungen. Die eigentliche Fragebogenbearbeitung über Internet wird dagegen für den Nutzer in ihrer bisherigen Form beibehalten, sodass hier keine Anpassungsschwierigkeiten bei den Berichtspflichtigen zu erwarten sind.

Da die Internetformulare teilweise mit betriebsspezifischen Angaben vorbelegt sind, ist eine Anmeldung des Nutzers vor Gebrauch des Verfahrens aus Gründen des Datenschutzes zwingend erforderlich. Damit dies möglich ist, muss der Nutzer Benutzername und Kennwort für das Verfahren erhalten. Zurzeit werden diese Zugangsdaten dem Nutzer noch auf Anfrage mitgeteilt. Die Anfrage erfolgt über ein Registrierungsformular, das entweder vom Internet heruntergeladen werden kann oder den Berichtspflichtigen im Rahmen von Versandaktionen zugestellt wird. Sobald das ausgefüllte Registrierungsformular im Statistischen Landesamt eingeht, erhält der Bearbeiter in der meldenden Stelle Benutzername und Kennwort für eine gesicherte Anmeldung per Post mitgeteilt. Obwohl für die Registrierung neuer Statistik-Onlinenutzer eine neu entwickelte Registrierungsdatenbank erst 2004 zur Verfügung stehen wird, konnten – trotz einer provisorischen und nicht immer einfach zu handhabenden Lösung – alle anstehenden Anforderungen nach Zugangsdaten erfüllt werden. Diese neue Registrierdatenbank wird das Verfahren erheblich ver- einfachen, da dann Berichtskreise komplett mit Zugangsdaten versorgt werden können. Mit der Aufforderung zur Mitwirkung an einer Erhebung und gleichzeitiger Übersendung der Zugangsdaten wird dann sofort – ohne aufwändiges Registrierungsverfahren – eine Auskunftserteilung durch den Berichtspflichtigen über Internet möglich sein. Individuelle Angaben wie zum Beispiel der Name des Sachbearbeiters in der Firma können direkt über Internet – und nicht mehr über das Registrierungsformular – mitgeteilt werden.

Erste Erfahrungen mit Statistik-Online

Für Berichtspflichtige des Verarbeitenden Gewerbes, der vierteljährlichen Konjunkturerhebung und der Beherbergungsstatistik ist seit 2003 Statistik-Online im Statistischen Landesamt (http://www.statistik-online.statistik-bw.de) im Einsatz. Von den technischen Möglichkeiten her gesehen ist eine Installation des Verfahrens im Lande nicht zwingend erforderlich, sondern es kann auf eine landesspezifisch angepasste Lösung auf einem zentralen Server eines anderen Statistischen Amtes zugegriffen werden. Von dieser Variante machen eine ganze Reihe von Ländern Gebrauch, die ihr Internetangebot für die Datenerhebung vom Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen bereitstellen lassen. Für eine Installation im eigenen Land, wofür sich Baden-Württemberg entschied, spricht jedoch gegenwärtig die einfachere und flexiblere Anbindung der in Statistik-Online einfließenden und der daraus entstehenden Datenströme in die hausinternen Prozesse.

Statistik-Online ermöglicht relativ schnell die Einbindung von elektronischen Erhebungsunterlagen, sodass die zukünftig arbeitsteilig im Statistischen Verbund entwickelten Formulare ausgetauscht und zur Anwendung kommen können. Mit dem Berichtsmonat Januar 2003 konnte mit dem Monatsbericht für Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes begonnen werden. Danach folgten mit Berichtsmonat Juni die monatliche Beherbergungsstatistik und mit dem 2. Quartal die Vierteljährliche Konjunkturerhebung in bestimmten Dienstleistungsbereichen. Mit dem Angebot dieser drei Statistiken erfüllte das Statistische Landesamt bereits frühzeitig die innerhalb der amtlichen Statistik vereinbarte flächendeckende Bereitstellung von Internetlösungen für das Jahr 2003.

Bisher sind für rund 17 % der Betriebe aus dem Berichtskreis der Beherbergungsstatistik, für knapp 15 % der zum Monatsbericht Verarbeitenden Gewerbes Meldenden und für annähernd 12 % aus der Vierteljährlichen Konjunkturerhebung in bestimmten Dienstleistungsbereichen registrierte Anwender vorhanden. Drei von vier der registrierten Betriebe aus dem Bereich Verarbeitendes Gewerbe machen inzwischen von der Datenlieferung über Internet Gebrauch; das bedeutet, dass rund 850 Meldungen oder nahezu 10 % der insgesamt zu erwartenden Meldungen auf diesem Weg im Statistischen Landesamt eingehen.

Bei der erst seit einem halben Jahr angebotenen Beherbergungstatistik melden nahezu 800 Betriebe (kanpp 11 % des Berichtskreises) über Internet. Diese hohe Quote wurde hier bereits nach wenigen Monaten erreicht, wofür in diesem Bereich mehrere Faktoren ursächlich sein dürften. Werbung und Buchung werden hier häufig mithilfe des Internets abgewickelt, sodass die Dienste des Internets in dieser Branche zu den täglich benötigten Hilfsmitteln gehören dürften. Weiterhin ist die Besonderheit bei dieser Erhebung, dass hier nicht auf Daten des betrieblichen Rechnungswesens – die in der Regel erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung vorliegen – zurückgegriffen werden muss, sondern die Betriebe bereits in den ersten Tagen des Folgemonats ihre Meldung abschließend erledigen können. Von dieser frühzeitigen Liefermöglichkeit wurde von Anfang an in erheblichem Umfang Gebrauch gemacht, wie die Meldung von rund einem Drittel der registrierten Betriebe innerhalb der ersten fünf Arbeitstage des Folgemonats zeigt. Die Interneterhebung für die Vierteljährliche Konjunkturerhebung bei bestimmten Dienstleistungsbereichen wurde bisher erst für zwei Quartale durchgeführt; entsprechend niedrig ist noch die Nutzung durch die Betriebe mit 250 Meldungen (knapp 6 % des Berichtskreises).

Um eine – auch in der Gesamtbetrachtung – merkliche Entlastung im Statistischen Landesamt zu erreichen, ist es erforderlich, den Datenfluss vom Eingang auf dem Statistik-Onlineserver bis hin zum jeweiligen statistischen Fachverfahren so zu organisieren, dass möglichst keine manuellen Eingriffe erforderlich werden. Für die Realisierung eines solchen komplexen Zusammenspiels ist die enge Zusammenarbeit zwischen Fachseite, Systemtechnik, DV-Organisation, Produktionssteuerung und Anwendungsentwicklung erforderlich. Mit den ersten Erhebungen über Statistik-Online wurden Musterlösungen für diese hausinternen Prozesse entwickelt, mit denen nun im Statistischen Landesamt die Voraussetzungen für eine relativ kurzfristig mögliche Bereitstellung von weiteren Erhebungen über Internet vorhanden sind.

Ohne festen Berichtskreis: Bautätigkeitsstatistik

Im Unterschied zu den bei Betrieben und Unternehmen durchzuführenden Statistiken ist in der Bautätigkeitsstatistik kein von Monat zu Monat konstanter Berichtskreis vorhanden, sondern es sind jeweils die Bauherren meldepflichtig, die ein Bauvorhaben genehmigen lassen wollen. Für das Baugenehmigungsverfahren ist es erforderlich, einen Erhebungsbogen für die Bautätigkeitsstatistik in Papierform beizulegen, der durch die Gemeinden/Baurechtsämter noch zu ergänzen ist und erst danach in das Statistische Landesamt zur Bearbeitung gelangt. Deshalb war Statistik-Online mit der erforderlichen Registrierung und der sofortigen Rücksendung der Meldungen für eine Lösung in diesem Bereich kein geeigneter Ansatz. Unter diesen Bedingungen ist in der ebenfalls seit Anfang des Jahres 2003 angebotenen Ausfüllhilfe mit ihren strukturierten Abfragen für den vergleichsweise komplexen Erhebungsbogen für die Baugenehmigung ein pragmatischer Ansatz zu sehen (http://www.statistik-bw.de/baut/html/index.htm). Durch die interaktive Strukturierung beim Ausfüllen des Bogens wird dem Auskunftspflichtigen nur der für ihn relevante Teil der Fragen präsentiert. Einfache Kontrollen bei diesen Fragen sichern einen Mindeststandard hinsichtlich der inhaltlichen Qualität der Anworten, wodurch Rückfragen zumindest teilweise vermieden werden können. Neben dem Ausfüllen und Ausdrucken von ausgefüllten Erhebungsbogen können auch Leerformulare für die Baugenehmigung und den Gebäudeabgang sowie die gegebenenfalls erforderlichen Erläuterungen in Form von PDF-Dokumenten heruntergeladen werden. Auf das Internetangebot für die Statistiken aus dem Gebiet Bautätigkeit kann jeder – egal ob Bauherr,

Architekt oder Bauträger –, der entweder nur Unterlagen besorgen oder aber diese sofort mit Unterstützung ausfüllen möchte, zugreifen. Entlastungen für das Statistische Landesamt ergeben sich auch dadurch, dass bei entsprechender Nutzungshäufigkeit weniger gedruckte Erhebungsunterlagen zur Verfügung zu stellen sind.

Dieses Verfahren für die Bautätigkeitsstatistiken wurde im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg entwickelt und wird inzwischen von sechs weiteren Ländern genutzt. Die Abrufzahlen steigen von Monat zu Monat. Wurden im August 2003 gut 500 baden-württembergische ausgefüllte oder leere Erhebungsbogen abgerufen, so waren es im November bereits rund 750. Die Abrufzahlen der erst später hinzugekommenen Länder steigen ebenfalls kontinuierlich an.

Rechtzeitig zur Erhebung des Bauüberhangs Ende 2003 – der aufgrund rechtlicher Besonderheiten in Baden-Württemberg zu einem beträchtlichen Teil direkt bei den Bauherren durchzuführen ist – konnte ein Formular im Internet angeboten werden. Damit ist auch in diesem Bereich ein Einstieg in den Eingang von Meldungen über Internet erreicht worden, der pragmatisch fortgesetzt werden soll.

1 Als Beispiele sind zwei Seiten der vom LDS Nordrhein-Westfalen entwickelten Formulare für die Statistik der laufenden Wirtschaftsrechnungen abgebildet.