:: 2/2004

Statistisches Monatsheft Februar 2004

Südwestindustrie wieder im Aufwind

Das Verarbeitende Gewerbe hat nach einem herausragenden Ergebnis im Jahr 2000 eine lange Durststrecke durch die schwerste Konjunkturkrise seit 1993 durchschritten. In der zweiten Jahreshälfte 2003 haben sich endlich die Anzeichen für eine Trendumkehr gehäuft und verstetigt. Der Südwestindustrie kommt aufgrund ihrer starken Bedeutung und ihres hohen Anteils am Bund eine entscheidende Rolle als Konjunkturmotor zu. Das Wirtschaftsgeschehen wird dabei in erheblichem Maß durch weltweit agierende Branchen bestimmt. Die im Lande dominierenden Investitionsgüterhersteller sind in besonderem Maße vom Auslandsgeschäft abhängig. Die Vielfalt des Bereichs wird in den unterschiedlichen Branchen- und Größenstrukturen sichtbar. Die allgemein für 2004 erwartete Konjunkturbelebung wurzelt wieder einmal in den exportinduzierten Impulsen der Industrie.

Ältere Menschen in Baden-Württemberg

Ausgewählte Aspekte ihrer Lebenssituation

Die Zahl der älteren Menschen im Land ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich angewachsen. Zu Beginn der 60er-Jahre war jeder zehnte Baden-Württemberger 65 Jahre und älter, 1970 betrug der Seniorenanteil 12 %, 1980 15 % und im Jahr 2003 gehörte bereits jeder sechste Einwohner Baden-Württembergs zur älteren Generation. Bevölkerungsvorausrechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass dieser Alterungsprozess der Gesellschaft, der durch rückläufige Geburtenzahlen einerseits und höhere Lebenserwartung andererseits ausgelöst wurde, sich in den nächsten Jahrzehnten in beschleunigter Form fortsetzen wird. So kommt eine Untersuchung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg zu dem Ergebnis, dass bereits im Jahr 2010 der Seniorenanteil auf knapp ein Fünftel der Bevölkerung angewachsen sein wird und dass im Jahr 2040 nahezu 30 % der Baden-Württemberger 65 Jahre und älter sein könnten (Schaubild 1).

Familienfreundliche Kommunen in Baden-Württemberg

Die Familienfreundlichkeit von Kommunen wird zunehmend mehr beachtet. Die Familienwissenschaftliche Forschungsstelle beim Statistischen Landesamt hat ein Projekt über kommunale familienfreundliche Konzepte in Baden-Württemberg durchgeführt. Wichtige Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus diesem Projekt werden hier vorgestellt. Familienfreundliche Kommunen berücksichtigen die Interessen und Bedürfnisse von Familien und Kindern vor Ort. Ein wichtiger Baustein einer familienfreundlichen Kommune ist die Einrichtung und Förderung von Kontaktmöglichkeiten. Außerdem schaffen familienfreundliche Gemeinden und Städte Strukturen in Verwaltung und Politik, um Familien dauerhaft zu unterstützen. Am wichtigsten ist die Beteiligung von Familien an Entscheidungen, die sie betreffen.

Versorgung mit Kinderbetreuungsplätzen in Baden-Württemberg

Die Betreuungslandschaft hat sich seit der letzten Erhebung vor vier Jahren deutlich verändert. Während Krippen- und Hortplätze geschaffen wurden, gingen Kindergartenplätze zurück. Zuwächse gab es vor allem in Tageseinrichtungen mit altersübergreifender Betreuung. Insbesondere Plätze in altersgemischten Gruppen wurden ausgebaut. Immer mehr Einrichtungen ändern zudem ihre Öffnungszeiten. Dadurch gehen sowohl im Krippen- als auch im Kindergartenbereich traditionelle Plätze zugunsten von Vormittagsplätzen und Ganztagesplätzen zurück. Eine Versorgung mit Mittagessen ist im Kindergartenbereich selten. Generell lassen sich regionale Unterschiede bei der Versorgung mit Betreuungsplätzen feststellen. Im Bundesländervergleich zeigt sich ein Nachholbedarf bei der Bereitstellung von Krippenplätzen und Ganztagesangeboten.

Strafgefangene und Sicherungsverwahrte in Baden-Württemberg

Kriminologische und demografische Strukturen

Im Jahr 2003 waren in den Justizvollzugsanstalten Baden-Württembergs gut 6 200 Strafgefangene und Sicherungsverwahrte inhaftiert, fast genau so viele wie zum letzten Höchststand im Jahr 1984. Bezogen auf die strafmündige Bevölkerung lag die Zahl der Strafgefangenen aber deutlich niedriger. Während die Zahl der ausländischen Strafgefangenen in den letzten vier Jahren spürbar abgenommen hat, ist die Zahl der deutschen Strafgefangenen seit Mitte der 90er-Jahre kontinuierlich gestiegen. Erfreulich ist, dass der Anteil der Strafgefangenen mit Vorstrafen abgenommen hat, was als Indiz für eine sinkende Rückfälligkeit gewertet werden kann. Im Vergleich zu anderen Bundesländern sind die Justizvollzugsanstalten in Baden-Württemberg stark ausgelastet. Bundesweit weisen sie die vierthöchste Belegungsquote auf.

Dienstleistungsbranchen – eine Domäne für Teilzeitbeschäftigung

Insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten tritt die Bedeutung der Dienstleistungsbranchen als Motor der Gesamtbeschäftigung zutage. Häufig wird dort noch zusätzliches Personal benötigt, während sich die Industrie gezwungen sieht, Personal abzubauen. Alleine die Zahl der im Dienstleistungssektor sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die rund zwei Drittel aller Erwerbstätigen ausmachen, ist in den Jahren 1998 bis 2002 um mehr als 200 000 auf fast 2,2 Millionen gestiegen. Vor allem Frauen, die Familie und Beruf miteinander verbinden müssen, arbeiten im Dienstleistungsbereich. 86 % aller dort in Teilzeit beschäftigten Personen sind Frauen. Im Laufe des vergangenen Jahres gerieten nach der Industrie auch die Dienstleistungsunternehmen in den Sog der schwachen Konjunktur. Der Personalbestand im Handel und bei unternehmensnahen Dienstleistern erreichte nicht mehr das Niveau des Vorjahres.

Wo wird der Wohlstand erzeugt, wem kommt er zugute?

In den wirtschaftlichen Zentren des Landes werden Werte produziert, deren Gegenwert den Einwohnern anschließend als Verdienste, Gewinne, Transferzahlungen und vieles mehr zufließen. Durch das Auseinanderfallen von Werterstellung am Arbeitsort und Wertzugang am Wohnort, überlagert durch die Umverteilungsmaßnahmen des Staates, weichen die regionalen Verteilungsmuster der Bruttowertschöpfung und des Verfügbaren Einkommens in Baden-Württemberg voneinander ab.

Abgabe von Wasser und Abwasser an die Natur in Baden-Württemberg

Durch die Nutzung von Wasser durch Haushalte, Gewerbe, Industriebetriebe und Energieversorgungsunternehmen entstehen jährlich rund 6,9 Mrd. m³ unterschiedlich stark verschmutzte oder durch Abwärme belastete Abwässer und Wässer. Diese werden zum größten Teil in Oberflächengewässer, vor allem in Fließgewässer eingeleitet. Vorher müssen die Abwässer zum Schutz der Gewässer je nach Herkunft und Belastung geeigneten Behandlungsverfahren unterzogen werden. In den vergangenen Jahren wurden durch erhebliche Anstrengungen und finanzielle Aufwendungen deutliche Erfolge bei der Abwasserreinigung erzielt. Trotz dieser Leistungen, die auch eine merkliche Verbesserung der Qualität vieler Gewässer erbracht haben, sind aufgrund umfangreicher Anforderungen weiterhin technische und finanzielle Aufwendungen auch für Ersatz- und Reparaturmaßnahmen erforderlich.

Entlastung durch Online-Erhebungen

Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg strebt eine Automatisierung der Datengewinnung für die amtlichen Statistiken an. Dazu erschien im DATEV magazin ein Interview von Ralf Krüger mit der Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Dr. Gisela Meister-Scheufelen.

Wir danken dem DATEV magazin für die Abdruckgenehmigung.

Zukunftsweisende Technik im Einsatz

Medienbruchfreie, plausibilisierte Datenlieferung an das Statistische Landesamt

Ziel der amtlichen Statistik ist es, möglichst umfassend, detailliert und mit hoher Qualität über wichtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Fakten und Entwicklungen zu berichten. Andererseits sind rationelle und möglichst unbürokratische Wege der Datengewinnung bei den Auskunft gebenden Personen, Unternehmen und Institutionen zu suchen, wie zum Beispiel »elektronischer Datenaustausch statt Ausfüllen von Papierfragebogen« oder »automatisierte Datengewinnung unmittelbar aus den Geschäftsunterlagen der berichtspflichtigen Unternehmen bzw. (staatlichen/kommunalen) Institutionen« anstelle von arbeitsintensivem Ad-hoc-Zusammenstellen der Daten für die Statistik. Als ein wichtiges Mittel hierzu kann die medienbruchfreie (elektronische), plausibilisierte Verarbeitung der statistischen Daten sowohl bei den Auskunftgebenden als auch beim Statistischen Landesamt gesehen werden. Denn: »Grundsätzlich sollen statistische Produktions- und Distributionsprozesse unter Ausschöpfung aller informationstechnischen und organisatorischen Potenziale integriert ablaufen, das heißt, die verwendeten Daten sollen in digitalisierter Form jeweils medienbruchfrei weiterverarbeitbar sein.«

In seiner Denkschrift bzw. den Beratenden Äußerungen 2002/2003 sieht der Rechnungshof Baden-Württemberg Rationalisierungsmöglichkeiten beim Statistischen Landesamt, sofern medienbruchfreie und plausibilisierte Datenlieferungen insbesondere von öffentlichen Stellen realisiert werden. Im nachfolgenden Beitrag wird die gegenwärtige Situation skizziert.

Nutzung des Internets zur Datenerhebung im Jahr 2003

Das Statistische Landesamt konnte mit seinen Angeboten für Berichtspflichtige im Internet im Jahr 2003 bereits eine beachtliche Resonanz erzielen. Bis Ende November 2003 wurden für drei Wirtschaftsstatistiken Erhebungsbogen zum Ausfüllen und Senden der Meldungen über Internet angeboten und für weitere Statistiken stehen sie kurz vor der Nutzung. Medienbruchfrei und vorgeprüft gelangen die Daten der Melder damit ins Statististische Landesamt. Daneben erfolgte die Bereitstellung von Fragebogen für die Bautätigkeitsstatistiken zum Ausfüllen und Herunterladen. Dieser Dienst erleichtert die Beschaffung von Erhebungsunterlagen für die Auskunftspflichtigen und liefert bei Ausfüllung der Formulare per Internet ebenfalls vorgeprüfte Fragebögen. Beide Ansätze erleichtern für die Berichtspflichtigen die Beantwortung der Erhebungsbogen und werden bei entsprechend konsequenter Nutzung auch zu Entlastungen im Statistischen Landesamt führen.