:: 8/2004

Arbeitsvolumen in Baden-Württemberg stärker gestiegen als in anderen Bundesländern

Die neue Arbeitsvolumen-Rechnung des Arbeitskreises »Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder« zeigt, dass zwischen 1998 und 2002 die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden in Baden-Württemberg um 3,4 % gestiegen ist, stärker als in anderen Ländern. Absolut betrachtet liegt die je Erwerbstätigen geleistete Arbeitszeit jedoch bundesweit nur im Mittelfeld. Vor allem in den neuen Bundesländern wird länger gearbeitet, die Unterschiede in den arbeitszeitlichen Verhältnissen Ost- und Westdeutschlands verringern sich jedoch allmählich.

Die Erwerbstätigen in Baden-Württemberg arbeiteten im Jahr 2002 rund 7 634 Millionen Stunden; das waren 3,4 % mehr als im Jahr 1998. Mit dieser Zuwachsrate führt Baden-Württemberg in der Liste aller Bundesländer, gefolgt von den benachbarten Bundesländern Hessen und Bayern mit entsprechenden Zuwachsraten von 2,4 bzw. 2,2 % (Tabelle 1). Dies ist nur eines der wichtigen Ergebnisse bei der Analyse der Arbeitsvolumenberechnung nach Bundesländern 1998 bis 2002, die erstmals vom Arbeitskreis »Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder« durchgeführt wurde.

Arbeitsstunden aussagekräftiger als Erwerbstätigenzahlen

In Zeiten zunehmender Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse aufgrund von Teilzeit- oder Leiharbeit, Mini-Jobs oder Ich-AGs reicht eine ausschließliche Personenbetrachtung zur Beurteilung der Gesamtbeschäftigung und deren Entwicklung immer weniger aus. Bislang konnte die vergleichsweise gute Beschäftigungssituation im Südwesten im Zeitraum 1998 bis 2002 ausschließlich mithilfe der Erwerbstätigenzahlen belegt werden. Danach stieg die Zahl der Erwerbstätigen zwischen 1998 und 2002 um 5,4 %, ebenfalls stärker als in anderen Bundesländern. Das Arbeitsvolumen nahm Prozentual jedoch weniger stark zu, sodass die Arbeitszeit je Erwerbstätigen in Baden-Württemberg im Zeitraum 1998 bis 2002 um 1,9 % gesunken ist. In anderen Ländern fiel der Rückgang der Arbeitsstunden je Erwerbstätigen stärker aus als hier zu Lande. Bundesweit sank im gleichen Zeitraum die geleistete Arbeitszeit je Erwerbstätigen um 3,1 %, wobei der Rückgang der Arbeitszeit in den neuen Bundesländern (ohne Berlin) mit −4,6 % stärker war als in den alten Bundesländern (ohne Berlin) mit −2,7 %.

In Brandenburg wird am längsten gearbeitet

Die neuen Ergebnisse zum Arbeitsvolumen bieten auch interessante Einblicke in die Höhe der geleisteten Arbeitszeit je Erwerbstätigen nach Bundesländern. In Baden-Württemberg arbeitete 2002 ein Erwerbstätiger durchschnittlich 1 423 Stunden, 20 Stunden weniger als im Durchschnitt aller Bundesländer, 3 Stunden weniger als in den alten bzw. 97 Stunden weniger als in den neuen Bundesländern (ohne Berlin). In der Skala der geleisteten Arbeitszeit je Erwerbstätigen stehen die neuen Bundesländer an der Spitze. Im Jahr 2002 arbeitete ein Erwerbstätiger beispielsweise in Brandenburg 114 Stunden und in Sachsen 79 Stunden mehr als sein Arbeitskollege in Baden-Württemberg (Schaubild). Die Niveau-Unterschiede in der Arbeitszeit je Erwerbstätigen gegenüber den neuen Bundesländern haben sich in den letzten Jahren jedoch verringert. Im Jahr 1998 lag das durchschnittliche Arbeitspensum eines in Baden-Württemberg Erwerbstätigen noch 143 Stunden unter dem der neuen Bundesländer (ohne Berlin), 2002 betrug der Rückstand nur noch 97 Stunden.

Höchstes Arbeitspensum in der Land- und Forstwirtschaft

Nicht nur in den Bundesländern, auch in den einzelnen Wirtschaftsbereichen gibt es zum Teil erhebliche Unterschiede bezüglich der durchschnittlich geleisteten Arbeitszeit. In der baden-württembergischen Land- und Forstwirtschaft leistete 2002 ein Erwerbstätiger 1 875 Arbeitsstunden, deutlich mehr als im Produzierenden Gewerbe mit 1 453 Stunden. Noch geringer war das Arbeitspensum je Erwerbstätigen in den teilzeitstarken Dienstleistungsbereichen. Dort kam ein Erwerbstätiger nur auf durchschnittlich 1 391 Stunden (Tabelle 2).

Die neue Arbeitsvolumenberechnung erweitert das Analysespektrum zur Erwerbstätigkeit in vielerlei Hinsicht. So lässt die statistische Erfassung der geleisteten Arbeitsstunden der Erwerbstätigen neue Erkenntnisse bezüglich weiterer wichtiger volkswirtschaftlicher Größen wie Arbeitsproduktivitäten, Einkommen oder Lohnstückkosten erwarten.

Weitere detaillierte Ergebnisse der Arbeitsvolumen- und Erwerbstätigenrechnung enthält die Gemeinschaftsveröffentlichung »Arbeitsvolumen in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland 1998 bis 2002« des Arbeitskreises »Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder«, die in elektronischer Form beim Statistischen Landesamt zum Preis von 10,– Euro zzgl. Versandkosten bestellt werden kann.