:: 8/2004

Statistisches Monatsheft August 2004

Der Erfolg ausländischer Schüler an beruflichen Schulen

Knapp 13 % der Schülerinnen und Schüler an den beruflichen Schulen im Land haben einen Migrationshintergrund, das heißt, sie haben eine ausländische Staatsangehörigkeit oder stammen aus einer Aussiedlerfamilie. Unter den ausländischen Schülerinnen und Schülern haben Jugendliche türkischer Herkunft den größten Anteil, gefolgt von Italienern und Kroaten. Ausländische Jugendliche besuchen seltener das berufliche Gymnasium als deutsche Jugendliche, dafür sind sie häufiger im Berufsvorbereitungsjahr vertreten. Zwischen den verschiedenen Nationalitäten bestehen jedoch bemerkenswerte Unterschiede hinsichtlich der Teilnahme an den verschiedenen Bildungsangeboten der beruflichen Schulen. In vielen Bereichen sind beim Schulbesuch und Schulerfolg ausländischer Schülerinnen und Schüler an beruflichen Schulen Ähnlichkeiten zu den allgemein bildenden Schulen feststellbar.

Wirtschaftliche Bedeutung des Dienstleistungssektors in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg werden heute rund zwei Drittel der gesamten realen Wirtschaftsleistung vom Dienstleistungssektor erbracht. Beim Vergleich der Regionen Europas fällt auf, dass sich die Gebiete mit der höchsten Wirtschaftskraft – allen voran der Großraum Brüssel, das Großherzogtum Luxemburg und Hamburg – durch außergewöhnlich hohe Anteile wissensintensiver Dienstleistungen auszeichnen.

Baden-Württembergs Wirtschaftskraft liegt im Ranking der europäischen Regionen mit dem 17. Platz im oberen Viertel. Besonders dynamisch entwickelten sich hier zu Lande die Verkehrs-, Telekommunikations- und unternehmensnahen Dienstleister. Für diese Wirtschaftsbereiche liegen aus der neuen Dienstleistungsstatistik differenzierte Strukturdaten zu Umsatz, tätigen Personen, Kosten und Investitionen vor.

»Auch Ausländerinnen im Geburtenstreik«

Interview mit der Schwäbischen Zeitung

Es ist nach wie vor relativ unbekannt, dass auch das generative Verhalten der ausländischen Bevölkerung in den letzten Jahren rückläufig war und sich dem der Deutschen angenähert hat. Über das Ausmaß dieser Entwicklung, Gründe und mögliche Konsequenzen wurde Erich Stutzer von Herrn Hosseinpour, Redakteur der Schwäbischen Zeitung, befragt.

Wanderungsbewegungen von Deutschen und Ausländern seit 2000

Baden-Württemberg ist seit dem Jahr 2001 das einzige Bundesland Deutschlands, in dem noch etwas mehr Kinder geboren werden als Menschen sterben. Das Bevölkerungswachstum des Landes beruht jedoch zum ganz überwiegenden Teil auf den Nettozuwanderungen von Deutschen und Ausländern. Woher stammen die Zuwanderer? In den 90er-Jahren kamen sie in erster Linie aus dem Ausland – das betraf Deutsche wie Ausländer. Dies hat sich neuerdings geändert.

Zahl der Gasthörer wieder im Aufwärtstrend

Die Zahl der Gasthörer stieg im Wintersemester 2003/04 weiter an. Viele gehen im Ruhestand an die Universität; demnach war jeder zweite Gasthörer zwischen 60 und 70 Jahre alt. Die meisten Einschreibungen erfolgten in Sprach- und Kulturwissenschaften. Als Gasthörer schrieben sich mehr als doppelt so viel Männer wie Frauen ein.

Zahl der Habilitationen geht auf insgesamt 340 zurück

An den Hochschulen des Landes wurden im vergangenen Wintersemester 340 Habilitationsverfahren erfolgreich abgeschlossen. Mit über 19 % war der Frauenanteil so hoch wie nie zuvor. Die meisten Frauen habilitierten auf dem Gebiet der Sprach- und Kulturwissenschaften, Männer vorwiegend im Bereich Humanmedizin. Das Durchschnittsalter der Habilitierten lag auch 2003 bei 40 Jahren.

Erwerbsbeteiligung in Baden-Württemberg im Vergleich der europäischen Länder

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung muss sich Baden-Württemberg hinsichtlich des Beschäftigungsniveaus, der Frauenerwerbstätigkeit, der Teilzeitbeschäftigung und anderer Strukturen der Erwerbstätigkeit nicht nur mit den nationalen Vergleichsgrößen – den Bundesländern –, sondern auch im europäischen Vergleich messen lassen. Für diesen europäischen Vergleich stehen auf Basis der EU-Arbeitskräfteerhebung, die in Deutschland in Verbindung mit dem Mikrozensus durchgeführt wird, international vergleichbare Ergebnisse zur Verfügung. Da für die EU-Arbeitskräfteerhebung 2003 noch nicht europaweit Ergebnisse zur Verfügung stehen, wurde in diesem Beitrag auf die Angaben für das Jahr 2002 zurückgegriffen. Jedoch wurden die mit der EU-Erweiterung vom 1. Mai 2004 hinzugekommenen 10 neuen Mitgliedstaaten, soweit Angaben vorlagen, ebenfalls zum Datenstand 2002 berücksichtigt.

Im Vergleich der bisherigen 15 Mitgliedstaaten, aber auch im Vergleich aller nun 25 EU-Mitglieder, weist Baden-Württemberg mit einer Erwerbstätigenquote von gut 70 % eine überdurchschnittlich hohe Erwerbsbeteiligung auf. Auch die Teilzeitquote Baden-Württembergs (annähernd 25 %) liegt deutlich über dem EU-25-Durchschnitt von knapp 17 %. Die Möglichkeit der Teilzeitbeschäftigung wird in Baden-Württemberg insbesondere von Frauen stark genutzt, in den neuen Mitgliedsländern dagegen kaum: So liegt der Durchschnittswert der erwerbstätigen Frauen in Teilzeit im Durchschnitt der EU-25 bei knapp 30 %, in Baden-Württemberg liegt ihr Anteil sogar bei annähernd 47 %. In Sachen Erwerbslosigkeit steht Baden-Württemberg mit einer Erwerbslosenquote von 6 % im europäischen Vergleich relativ günstig da.

Die Disparitäten zwischen den EU-Mitgliedsländern hinsichtlich der Beschäftigungsstrukturen und insbesondere bezüglich der Erwerbslosigkeit haben sich zumindest in Teilen mit dem Beitritt der 10 neuen Mitgliedstaaten ausgeweitet. Hier bleibt abzuwarten, inwieweit die Integrationsbemühungen die bestehenden Unterschiede abschwächen werden.

Selbstständige in Baden-Württemberg

Rund 10 % der insgesamt fast 5 Mill. Erwerbstätigen in Baden-Württemberg zählten sich im Jahr 2003 zu den Selbstständigen, wobei Frauen deutlich unterrepräsentiert waren. Die überwiegende Mehrheit der Selbstständigen im Lande war nach den Ergebnissen des Mikrozensus im Mai 2003 im Dienstleistungsbereich tätig. Bei der Betrachtung nach Berufsgruppen lässt sich ein deutlicher Schwerpunkt bei den Berufen der Unternehmensleitung, -beratung und -prüfung erkennen. Die überdurchschnittlich hohe normalerweise geleistete Wochenarbeitszeit von annähernd 47 Stunden der Selbstständigen verdeutlicht, dass die Tätigkeit als Selbstständiger ein besonderes berufliches Engagement erfordert.

Arbeitsvolumen in Baden-Württemberg stärker gestiegen als in anderen Bundesländern

Die neue Arbeitsvolumen-Rechnung des Arbeitskreises »Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder« zeigt, dass zwischen 1998 und 2002 die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden in Baden-Württemberg um 3,4 % gestiegen ist, stärker als in anderen Ländern. Absolut betrachtet liegt die je Erwerbstätigen geleistete Arbeitszeit jedoch bundesweit nur im Mittelfeld. Vor allem in den neuen Bundesländern wird länger gearbeitet, die Unterschiede in den arbeitszeitlichen Verhältnissen Ost- und Westdeutschlands verringern sich jedoch allmählich.

Arbeitsproduktivität der Südwestwirtschaft höher als bislang angenommen

In der Südwestwirtschaft ist die Arbeitsproduktivität höher, als sie bisher nachgewiesen wurde. Diese Feststellung stützt sich auf den Indikator »Bruttoinlandsprodukt (real) je geleistete Erwerbstätigenstunde«, der nun auf Länderebene erstmals vorliegt und das Arbeitsvolumen der Gesamtwirtschaft berücksichtigt.

»Wir können alles außer Hochdeutsch« …

… behaupten manche Baden-Württemberger – etwas verschämt – von sich und ihrem Land, und das insbesondere im technischen Bereich. Auf den ersten Blick scheint das auch so zu sein, denn das Verarbeitende Gewerbe hat in den vergangenen Jahrzehnten seine Position scheinbar ohne große Brüche gehalten. Tatsächlich gab es aber beträchtliche sektorale und regionale Strukturveränderungen.

In der »Gründerzeit« des späten 19. Jahrhunderts etablierten sich im Badischen wie im Württembergischen vor allem verarbeitende Industrien, wie die Textil-, Leder- und Bekleidungsindustrie. Die Rohstoffe stammten zu erheblichen Teilen aus den Ländern selbst oder sie wurden vor allem aus britischen Kolonien eingeführt, wie beispielsweise Baumwolle und Jute. Während dieser Industriealisierungsphase entwickelten sich zunächst langsam, dann immer dynamischer Metall verarbeitende Fabrikationen, in denen auch jene Maschinen entwickelt und produziert wurden, die zur Erzeugung der Konsumgüter erforderlich waren.

Das für den Südwesten typische »Facharbeitertum« und ein weit gehend calvinistisch-pietistisch geprägtes Unternehmertum waren die Wurzeln für die heute noch vorhandene Industrielandschaft. Nur finden wir heute kaum noch die ursprünglichen Industriezweige, stattdessen Hightech-Unternehmen und die in Deutschland größte Dichte von Patentanmeldungen.

Verdienste von rund 1,2 Millionen Vollzeitbeschäftigten im Land durch Tarifvertrag geregelt

Obwohl in der öffentlichen Diskussion von verschiedener Seite von einer »Erosion« der Flächentarifverträge gesprochen wird, prägen die Tarifstrukturen bis heute die Löhne und Gehälter der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Land. So waren beispielsweise 61 % der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe im Herbst 2001 direkt tariflich gebunden. Auch viele Betriebe mit individuell vereinbarter Entlohnung orientieren sich an den aktuellen Branchen- oder Flächentarifverträgen. Gleichzeitig zeigt jedoch ein durchaus beträchtlicher Rückgang der Flächentarifbindung zwischen 1995 und 2001 von 11 Prozentpunkten, dass ein Teil der Betriebe die gegenwärtigen Regelungen für zu unflexibel hält und sich daher aus der Tarifbindung löst.

Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie – Statistiken im Dienste des Gewässerschutzes

Am 22. Dezember 2000 ist die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Kraft getreten, die eine gute Qualität aller Gewässer in Europa bis zum Jahr 2015 zum Ziel hat. Damit werden erstmals europaweit einheitliche – das heißt vergleichbare, umfassende und verbindliche – Vorgaben über den Zustand aller Gewässer gemacht. Um dies zu erreichen, schreibt die WRRL die Aufstellung von koordinierten Bewirtschaftungsplänen einschließlich der dafür erforderlichen Maßnahmenprogramme für vollständige Flussgebietseinheiten vor, die alle Aspekte des Gewässerschutzes abdecken. Zu diesem Zweck ist vom Land bis Ende des Jahres 2004 eine Bestandsaufnahme durchzuführen. In einer wirtschaftlichen Analyse ist die Kostendeckung der Wasserdienstleistungen bezüglich deren Betriebs-, Umwelt- und Res-sourcenkosten aufzuzeigen. Anschließend sieht die WRRL entsprechende Fortschreibungen vor. Für die Beschreibung und die wirtschaftliche Analyse wurden in erheblichem Umfang Daten aus verschiedenen Bereichen der amtlichen Statistik genutzt – insbesondere umfangreiche Daten aus den Statistiken zur Wasserwirtschaft, die auf der Grundlage des Umweltstatistikgesetzes erhoben werden.

Kulturausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden

Mit dem Kulturfinanzbericht 2003 legten die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder in Zusammenarbeit mit der Kultusministerkonferenz, der Beauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung und dem Deutschen Städtetag im Mai 2004 einen umfassenden Bericht über die öffentliche Kulturfinanzierung vor. Der Kulturfinanzbericht gibt einen Überblick darüber, in welcher Höhe und in welchen Bereichen Bund, Länder und Gemeinden Mittel für den Kultursektor bereitstellen und wie sich die Ausgaben in den vergangenen Jahren entwickelt haben.

»Wie kann die Kommune auf die demografische Entwicklung reagieren?«

Statement Dr. Christof Eichert, Bertelsmann Stiftung

Für die Bildung stellen sich im Zuge des demografischen Wandels die Fragen: Welche Auswirkungen auf das Bildungssystem sind durch die in Deutschland bereits heute zu erkennenden Veränderungen zu erwarten? Wie muss dieses System darauf reagieren? Dies hat im besonderen Maße auch mit der kommunalen Struktur zu tun, mit den dort arbeitenden Partnern einer lokalen Bildungslandschaft und deren Zusammenarbeit. Und die Wirklichkeit in der Bildungslandschaft etwa von Mecklenburg-Vorpommern heißt heute auch schon Schulschließungen in erheblicher Zahl.

Der durchschnittliche Schulweg eines Grundschülers liegt in Einzelfällen bereits bei mehr als 20 Kilometern. Zu den Reaktionsmöglichkeiten einer Kommune nimmt Dr. Christof Eichert aus seiner Erfahrung als Oberbürgermeister in Ludwigsburg Stellung.

Regionale Wohlstandsunterschiede und die Strukturfonds der EU

Die Regionen der Europäischen Union unterscheiden sich bezüglich ihres Wohlstandsniveaus in hohem Maße. Mit der Erweiterung der EU um zehn neue Länder zum 1. Mai 2004 sind die Unterschiede noch deutlich gewachsen. Zur Beseitigung ihrer strukturellen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme gewährt die EU benachteiligten Regionen finanzielle Hilfen. Bedeutendstes Finanzierungsinstrument der EU-Regionalpolitik sind die Strukturfonds. Diese tragen auch in Baden-Württemberg in vielfältiger Weise zur Förderung strukturschwacher Regionen bei.