:: 12/2004

Die Bedeutung von Unternehmensgruppen im bundesweiten Vergleich

Die Existenz von Unternehmensverbindungen bestimmt das Wirtschaftsgeschehen nicht zuletzt auch im Zuge der Globalisierung in zunehmendem Maße. Damit gewinnt dieses Thema auch für die wirtschaftspolitische Diskussion an Bedeutung. Aus Sicht der Landespolitik geht es dabei beispielsweise um die Frage, inwieweit die heimische Wirtschaft »selbstbestimmt« oder »fremdbestimmt« ist. Dieser Informationsbedarf steht bisher im Gegensatz zur Verfügbarkeit statistischer Informationen. In Übereinstimmung mit vielen Datenkonsumenten hat sich die EU die Forderung zu Eigen gemacht, künftig einen Nachweis für Unternehmensgruppen – so die statistische Terminologie für verbundene Unternehmen – systematisch in der amtlichen Statistik zu verankern.

Im nachfolgenden Beitrag, der sein Entstehen auch der finanziellen Förderung durch die EU verdankt, werden auf der Grundlage von Arbeiten zur Berechnung von Konzentrationsraten für die Monopolkommission erstmals umfangreiche Daten zu Unternehmensgruppen ausgewertet. Eine deutliche Dominanz von Unternehmensgruppen bei den Umsätzen und Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes belegt die statistische Relevanz dieses Themas. Zudem lässt sich ein deutlicher Einfluss des früheren Bundesgebietes auf die Unternehmenslandschaft in den neuen Bundesländern belegen.

Über die Arbeiten und erste Ergebnisse zu den Unternehmensgruppen (zur Abgrenzung siehe i-Punkt) wurde an dieser Stelle bereits berichtet.1 Deshalb hier nur soviel: Konkreter Anlass für die Beschäftigung mit diesem Thema war der geänderte § 47 GWB2, nach dem die regelmäßig von der amtlichen Statistik für die Monopolkommission durchgeführten Konzentrationsberechnungen künftig nicht nur auf der Basis von Unternehmen, sondern auch unter Berücksichtigung von Unternehmensgruppen ermittelt werden. Nach Vereinbarung mit der Monopolkommission wurde diese Bestimmung erstmals für das Verarbeitende Gewerbe im Jahr 2001 angewandt, indem die Angaben aus einer von der Monopolkommission erstellten Datei zu den Mitgliedern von Unternehmensgruppen (kurz: gruppenzugehörige Unternehmen) mit den Einzelangaben aus der Investitionserhebung im Verarbeitenden Gewerbe3 verknüpft wurden.4 Für ein EU-Projekt, dessen Ergebnisse hier in Teilen wiedergegeben werden, wurden die bundesweiten Angaben aus der Investitionserhebung, zwei von der Monopolkommission überlassene Dateien zu den gruppenzugehörigen Unternehmen bzw. den ultimativen Eignern sowie das Unternehmensregister ausgewertet.5 Gegenüber den in der bereits zitierten Veröffentlichung dargestellten vorläufigen Ergebnissen werden hier also endgültige Ergebnisse auf einer erweiterten Datenbasis präsentiert.

Etwa jedes zehnte Unternehmen gruppenzugehörig

Die Datei der Monopolkommission enthält bundesweit 396 200 gruppenzugehörige Unternehmen, die 121 400 Unternehmensgruppen angehören. 375 300 Gruppenmitglieder verfügen dabei über eine Wirtschaftszweigangabe im Nachweisbereich des Unternehmensregisters.6 Davon entfällt mit 46,4 % der größte Anteil auf die unternehmensbezogenen Dienstleistungen in Abschnitt K der WZ 93.7 Auch der Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur (Abschnitt G) mit 18,4 % sowie das Verarbeitende Gewerbe (Abschnitte C und D) mit 14,1 % stellen bedeutende Teile der gruppenzugehörigen Unternehmen.

Damit wird deutlich, dass sich die Gruppenmitglieder zumindest zahlenmäßig auf bestimmte Wirtschaftsabschnitte konzentrieren. In Baden-Württemberg haben unter den genannten Wirtschaftsabschnitten insbesondere das Verarbeitende Gewerbe mit 19,4 %, aber auch die unternehmensbezogenen Dienstleistungen mit 47 % höhere Anteile an den gruppenzugehörigen Unternehmen als auf Bundesebene.

Einen ersten Eindruck zur relativen Bedeutung von Unternehmensgruppen in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen liefert Schaubild 1, in dem die gruppenzugehörigen Unternehmen mit Wirtschaftszweigangabe zur entsprechenden Gesamtzahl der Unternehmen aus dem Unternehmensregister in Beziehung gesetzt sind. Demnach gehört bundesweit mit rechnerisch 11,7 % gut jedes neunte Unternehmen einer Gruppe an. In Baden-Württemberg liegt der Anteil mit 9,9 % etwas niedriger, mit jedem zehnten Unternehmen aber in einer ähnlichen Größenordnung.

Allerdings zeigen sich bei der Gruppenzugehörigkeit starke Branchenunterschiede. Deutlich überdurchschnittlich ist der Gruppenbindungsgrad dabei vor allem in vier Wirtschaftsbereichen, nämlich in der Energie- und Wasserversorgung, bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen, im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Kredit- und Versicherungsgewerbe. Besonders geringe Bedeutung haben Unternehmensgruppen dagegen im Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen, im Gastgewerbe, im Bildungssektor sowie bei den sonstigen öffentlichen und privaten Dienstleistungen. Es gibt also Wirtschaftszweige, die typisch für Unternehmensgruppen sind, und solche, in denen die verbundenen Unternehmen nur eine geringe Rolle spielen.

Der Anteil der gruppenzugehörigen Unternehmen liegt dabei in Baden-Württemberg nicht nur insgesamt niedriger als auf Bundesebene, sondern auch in jedem Wirtschaftsabschnitt. Besonders deutlich werden die relativen Unterschiede bei der Energie- und Wasserversorgung. Dies dürfte insbesondere daran liegen, dass in Baden-Württemberg noch relativ viele regional begrenzte Stromnetzbetreiber und Wasserversorger existieren, die nicht in die großen Konzerne integriert sind. Auch bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen, beim Verkehr und der Nachrichtenübermittlung sowie im Baugewerbe liegt der Gruppenbindungsgrad der baden-württembergischen Unternehmen relativ deutlich unter dem Bundeswert. Dies mag zwar auch mit branchentypischen Besonderheiten im Land zusammenhängen, die einheimischen Unternehmen scheinen aber generell durch einen etwas größeren Grad an Selbstständigkeit gekennzeichnet zu sein.

Eigner aus dem eigenen Bundesland dominieren zahlenmäßig

Betrachtet man die Anzahl der gruppenzugehörigen Unternehmen nach Bundesländern (Schaubild 2), so wird ein deutlicher Zusammenhang zur Größe und zur Wirtschaftskraft des jeweiligen Landes erkennbar. So befinden sich die meisten gruppenzugehörigen Unternehmen mit gut 95 200 erwartungsgemäß in Nordrhein-Westfalen, mit deutlichem Abstand vor Bayern mit knapp 61 500, Baden-Württemberg mit annähernd 43 500, Niedersachsen mit knapp 35 100 und Hessen mit nahezu 27 900. Relativ wenig gruppenzugehörige Unternehmen gibt es dagegen im Saarland, in den flächenmäßig viel kleineren Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen sowie in den neuen Bundesländern.

Schaubild 2 enthält auch die Information, ob der Eigner aus dem eigenen Bundesland, aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland kommt. Bundesweit gehören gut drei Viertel aller gruppenzugehörigen Unternehmen einem ultimativen Eigner aus dem eigenen Land. Gut 18 % werden von einem anderen deutschen Bundesland aus kontrolliert, ausländische Eigner spielen mit knapp 6 % dagegen zahlenmäßig nur eine untergeordnete Rolle. Das stärkste Gewicht weisen sie noch in Hessen mit 10 % sowie in Hamburg und Baden-Württemberg mit 8 % bzw. 6 % auf.

Aus den Bundesländern lassen sich drei Ländergruppen bilden:

  • die westdeutschen Flächenländer, in denen anteilsmäßig die Eigner aus dem eigenen Land mit überdurchschnittlichen Werten dominieren. In Nordrhein-Westfalen sind es zum Beispiel knapp 86 %, gefolgt von Bayern mit reichlich 84 %, Baden-Württemberg mit gut 83 % und Niedersachsen mit knapp 82 %.
  • die drei Stadtstaaten, die verstärkte Beziehungen zum Umland, das heißt zu den benachbarten Flächenstaaten aufweisen, was auch in einem überdurchschnittlichen Anteil der Eigner aus anderen Bundesländern zum Ausdruck kommt.
  • die neuen Bundesländer, in denen ein starker Einfluss des Westens festzustellen ist. Hier haben Eigner aus anderen Bundesländern besonders hohe Anteile, die zwischen gut 47 % und 51,5 % liegen und damit sogar teilweise die Eigner aus dem eigenen Land übertreffen. Zum weit überwiegenden Teil sitzen die Eigner aus anderen Bundesländern dabei in Westdeutschland oder Berlin.

Ostdeutschland stark vom Westen beeinflusst

Dieser Zusammenhang lässt sich durch die Gegenüberstellung der länderübergreifenden Verbindungen zwischen Eignern und gruppenzugehörigen Unternehmen nochmals deutlich belegen. Die Verbindung zwischen den in einem Bundesland ansässigen Eignern und ihren auswärtigen Töchtern kann dabei als Export von gruppenzugehörigen Unternehmen bezeichnet werden. Entsprechend ließe sich der umgekehrte Fall, wenn Unternehmen im Land von einem auswärtigen Eigner kontrolliert werden, als Import von Töchtern charakterisieren. Bildet man nun für jedes Land den Saldo zwischen Importen und Exporten gegenüber den alten und den neuen Bundesländern (Schaubild 3), so ergibt sich folgendes Bild: Die meisten westdeutschen Länder sowie Berlin weisen im Saldo einen Exportüberschuss auf, ihre Eigner haben also mehr Tochterunternehmen in anderen Bundesländern, als es gruppenzugehörige Unternehmen von dortigen Eignern im Land gibt. Diese Bilanz ist ein Hinweis auf die Wirtschaftskraft der Unternehmen in den betreffenden Ländern, da sie nach außen expandieren können. Ausnahmen sind die Stadtstaaten Hamburg und Bremen sowie das Saarland, die insgesamt einen Importüberschuss aufweisen, der jedoch durchweg auf die Bilanz gegenüber den Westländern zurückgeht. Gegenüber Ostdeutschland sind dagegen auch diese kleineren Länder Exporteure. Baden-Württemberg weist gegenüber beiden Gebieten einen Exportüberschuss auf, wobei ein deutlicher Schwerpunkt auf den Exporten in die neuen Bundesländer (insbesondere nach Sachsen) liegt.

Die neuen Bundesländer verzeichnen dagegen durchweg einen deutlichen Importüberschuss. Sie sind also gekennzeichnet als Standorte von kontrollierten Unternehmen. Am deutlichsten ist dies in Sachsen zu erkennen. Die hohe Zahl von gruppenzugehörigen Unternehmen mit westlichen Eignern dürfte dabei schwerpunktmäßig in der Überwindung der deutschen Teilung begründet sein: Nach der Wiedervereinigung und der Einführung der Marktwirtschaft war die bis dahin auf dem Gebiet der DDR existierende sozialistische Planwirtschaft nicht mehr konkurrenzfähig und in raschem Niedergang begriffen. Zahlreiche Unternehmen wurden von westdeutschen oder – in wesentlich selteneren Fällen – auch von ausländischen Firmen übernommen oder es wurden Tochterunternehmen in den neuen Bundesländern gegründet.

Im Verarbeitenden Gewerbe Angaben zur wirtschaftlichen Bedeutung möglich

Für Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes mit mehr als 20 Beschäftigten kann die Bedeutung der Gruppenzugehörigkeit eingehender untersucht werden. Durch eine Einzelfallverknüpfung mit der Datei der Monopolkommission sind für gruppenzugehörige Unternehmen aus der Investitionserhebung 2001 nämlich auch Angaben zum Umsatz und den Beschäftigten verfügbar, die Aussagen zum wirtschaftlichen Gewicht der Unternehmensgruppen ermöglichen. Von den bundesweit 38 200 Unternehmen der Investitionserhebung im Verarbeitenden Gewerbe konnten fast 17 500 Unternehmen oder 45,7 % als Mitglieder einer Unternehmensgruppe identifiziert werden (Tabelle 1). Vergleicht man dies mit den 18,4 %, die für das gesamte Verarbeitende Gewerbe ermittelt wurden, so ergibt sich hier also ein beträchtlich höherer Wert. Dieser Unterschied erklärt sich dadurch, dass die vielen Unternehmen unterhalb der Abschneidegrenze von 20 Beschäftigten offensichtlich deutlich seltener einer Gruppe angehören als Unternehmen oberhalb dieser Grenze.

Deutliche Branchenunterschiede innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes

In Tabelle 1 lassen sich zunächst die bundesweit besonders umsatz- und beschäftigungsstarken Branchen erkennen. Spitzenreiter beim Umsatz ist demnach der Fahrzeugbau mit 286 Mrd. Euro vor der Herstellung von Büromaschinen mit knapp 180 Mrd. Euro und dem Maschinenbau mit 158 Mrd. Euro. Bei den Beschäftigten liegt der Maschinenbau etwas über 1 Mill. Personen knapp vor dem Fahrzeugbau mit 992 000 Mitarbeitern. Ähnlich wie zwischen den verschiedenen Wirtschaftsabschnitten bestehen auch innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes deutliche Branchenunterschiede bei der Integration in Unternehmensgruppen. Am stärksten ausgeprägt ist die Gruppenzugehörigkeit bei einer reinen Betrachtung der Unternehmenszahl mit 78,7 % im nur sehr schwach belegten Bereich Kokerei, Mineralölverarbeitung und Herstellung von Brutstoffen, der deutlich von der Mineralölverarbeitung dominiert wird. Auch die Chemische Industrie weist mit 62,5 % der Unternehmen eine weit überdurchschnittliche Gruppenbindung auf; mit Anteilen zwischen 54 % und 57 % folgen weitere Branchen wie das Glasgewerbe, der Bergbau mit Gewinnung von Steinen und Erden, der Fahrzeugbau sowie das Papier-, Verlags- und Druckgewerbe. An der Spitze stehen also insbesondere einige stark großindustriell geprägte Bereiche.

Bei den Beschäftigten, vor allem aber beim Umsatz sind die Gewichte der gruppenzugehörigen Unternehmen durchweg nochmals wesentlich höher als gemessen an der reinen Unternehmenszahl. Im Jahr 2001 waren 73,6 % aller Mitarbeiter von Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe ab 20 Beschäftigten bei Mitgliedern von Unternehmensgruppen tätig und sogar 81,8 % der gesamten Umsätze wurden von diesen erzielt. In einzelnen Teilbranchen lagen die Anteile sogar noch deutlich höher. So entfallen in der Mineralölverarbeitung und im Fahrzeugbau nahezu 95 % der Umsätze auf gruppenzugehörige Unternehmen, bei den Beschäftigten sind es knapp 93 % bzw. gut 91 %. Auch in der Chemischen Industrie liegt die Gruppenbindung für beide Größen nur wenige Prozentpunkte niedriger. Auf der anderen Seite gibt es auch einige eher von kleineren Unternehmen bestimmte Teilbranchen wie das Leder- oder das Holzgewerbe mit deutlich niedrigeren Anteilen. Bemerkenswerterweise geht aber auch hier noch ein überwiegender Teil der Umsätze und der Beschäftigten auf das Konto von Unternehmensgruppen.

In Baden-Württemberg hat das Verarbeitende Gewerbe im Vergleich zum gesamten Bundesgebiet eine abweichende Branchenstruktur. So spielen insbesondere der Fahrzeugbau und der Maschinenbau mit einem Umsatzanteil von zusammen bereits der Hälfte eine deutlich stärkere Rolle. Dagegen weisen zum Beispiel die Chemische Industrie und die Mineralölverarbeitung deutlich niedrigere Anteile als bundesweit auf. Bezüglich der Gruppenbindung zeigen sich aber zumindest in den wirtschaftlich bedeutenderen Teilbranchen sehr ähnliche Tendenzen wie in Deutschland insgesamt. Für den Berichtskreis der Investitionserhebung liegt der Anteil der gruppenzugehörigen Unternehmen gemessen an der Zahl der Unternehmen im Land zwar mit 44,3 % etwas unter dem Bundeswert, bei den Umsätzen wird der Vergleichswert mit 81,7 % jedoch nahezu exakt erreicht und bei den Beschäftigten liegt der Gruppenbindungsgrad mit 75,5 % sogar etwas über dem Bundesergebnis.

Ausgeprägter Einfluss der Unternehmensgröße auf Gruppenbindung

Wie sich bereits anhand der Branchenstruktur vermuten ließ, hängt die Zugehörigkeit zu Unternehmensgruppen deutlich mit der Unternehmensgröße zusammen. Dies lässt sich anhand der bundesweiten Aufgliederung nach Beschäftigtengrößenklassen demonstrieren (Schaubild 4), die sich in sehr ähnlicher Form auch in Baden-Württemberg und in den größeren Flächenländern sowie bei einer Darstellung nach der Umsatzhöhe widerspiegelt: Je mehr Mitarbeiter ein Unternehmen hat, umso eher gehört es einer Unternehmensgruppe an. In der kleinsten betrachteten Größenklasse mit 20 bis 49 Beschäftigten sind mit 31,2 % zwar weniger als ein Drittel der Industrieunternehmen Mitglieder einer Gruppe, bei den Einheiten mit über 1 000 Beschäftigten gilt das dagegen mit 87 % für eine sehr deutliche Mehrheit.

Wie bereits dargestellt, sind Umsatz und Beschäftigte in weit stärkerem Maße in Gruppen konzentriert als die Unternehmen selbst. Da die Gruppenzugehörigkeit mit zunehmender Unternehmensgröße an Bedeutung gewinnt, verfügen die Gruppenmitglieder über relativ hohe Beschäftigten- und Umsatzzahlen. Dies gilt auch innerhalb der einzelnen Beschäftigtengrößenklassen, denn auch hier sind die in Gruppen gebundenen Umsatz- und Beschäftigtenanteile jeweils höher als die Unternehmensanteile. Bei den Umsätzen ist die Gruppenbindung insgesamt nochmals stärker ausgeprägt als bei den Beschäftigten. Dies liegt daran, dass die Umsätze mit zunehmender Unternehmensgröße tendenziell stärker steigen als die Beschäftigtenzahl. Der Umsatz konzentriert sich damit vergleichsweise stärker auf die größeren Unternehmen bzw. der Umsatz je Beschäftigten nimmt mit wachsender Unternehmensgröße zu. Bei den Unternehmen selbst sind dagegen die kleineren Einheiten am häufigsten; daher liegt der Anteil der gruppenzugehörigen Unternehmen deutlich niedriger.

Verarbeitendes Gewerbe stärker fremdbestimmt als Gesamtwirtschaft

Wie bei den Unternehmensgruppen insgesamt lassen sich auch im Verarbeitenden Gewerbe die regionalen Verflechtungen zwischen dem Sitz der Unternehmen und dem ihrer Eigner darstellen, wobei hier wiederum mit den Beschäftigten und den Umsätzen zusätzliche Maßstäbe für die wirtschaftliche Bedeutung der jeweiligen Einheiten zur Verfügung stehen. Tabelle 2 gibt einen vergleichenden Überblick über vier Kennzahlen (alle gruppenzugehörigen Unternehmen, gruppenzugehörige Unternehmen, Umsätze und Beschäftigte jeweils im Verarbeitenden Gewerbe), und zwar gemessen am jeweiligen Anteil der ultimativen Eigner aus dem eigenen Bundesland. Vereinfachend könnte man dies auch als »Selbstbestimmungsgrad« der Unternehmen des jeweiligen Landes bezeichnen. Bei dem jeweiligen Rest handelt es sich um Gruppenmitglieder, die »fremdbestimmt« sind, also von einem Eigner aus einem anderen Bundesland oder dem Ausland kontrolliert werden.

Eigner aus dem eigenen Land spielen im Verarbeitenden Gewerbe durchweg eine deutlich geringere Rolle als bei den gruppenzugehörigen Unternehmen insgesamt. Bundesweit liegt ihr Anteil bei 65,9 % gegenüber 75,9 %. Dagegen übertrifft der Anteil von Eignern aus anderen Bundesländern den Vergleichswert aller Gruppenmitglieder mit 23,3 % zu 18,5 % deutlich, das Gewicht ausländischer Eigner verdoppelt sich sogar beinahe von 5,6 % auf 10,8 %. Im Verarbeitenden Gewerbe ab 20 Beschäftigten haben also die länderübergreifenden bzw. internationalen Verflechtungen eine deutlich stärkere Bedeutung als in der Gesamtwirtschaft. Dies ist unter anderem durch den besonders hohen Kapitalbedarf in diesem Wirtschaftsbereich erklärbar, der in größerem Ausmaß als etwa bei den Dienstleistungen Kapital »von außen« notwendig machen kann. Von den Beschäftigten und vor allem den Umsätzen der Gruppenmitglieder im Verarbeitenden Gewerbe entfallen bundesweit mit 63,9 % bzw. 58,9 % nochmals geringere Anteile auf Eigner aus dem eigenen Land. Dagegen gewinnen hier vor allem ausländische Eigner mit 16,6 % bei den Beschäftigten bzw. 22,3 % bei den Umsätzen erheblich an Gewicht. Folglich handelt es sich gerade bei den aus dem Ausland kontrollierten Töchtern im Verarbeitenden Gewerbe häufig um besonders gewichtige Unternehmen.

Zwischen den Ländern gibt es auch im Verarbeitenden Gewerbe deutliche Unterschiede bezüglich des Selbstbestimmungsgrads der Unternehmen, wobei sich auch hier wieder die bereits bei den gruppenzugehörigen Unternehmen insgesamt dargestellten Ländergruppen herauskristallisieren: Baden-Württemberg hat mit 74,4 % nach Nordrhein-Westfalen (78,5 %) und Bayern (75,5 %) den größten Anteil ultimativer Eigner aus dem eigenen Land. Zusammen mit Niedersachsen (69,4 %) sind es wiederum die vier größten westlichen Flächenländer, deren Unternehmen am häufigsten selbstbestimmt sind. Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland folgen mit Anteilen um 65 %, die Stadtstaaten weisen innerhalb des früheren Bundesgebiets die geringsten Werte zwischen gut 45 % und 55 % auf. Trotz dieser Unterschiede innerhalb Westdeutschlands zeigt sich die deutlichste Diskrepanz wiederum gegenüber dem Osten, wo die Industrie in besonderem Maß fremdbestimmt ist: In den neuen Ländern haben nur zwischen 24,5 % und gut 39 % der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe einen Eigner aus dem eigenen Land.

Bei den Umsätzen und den Beschäftigten ist der selbstbestimmte Anteil in einigen Ländern noch weitaus geringer, zum Beispiel bei den Umsätzen in Sachsen mit nur 12 % bzw. Thüringen mit 14 %, aber auch in Hamburg mit 17 %. Im Falle Hamburgs ist der große Einfluss externer Kontrolle nicht nur durch die geringe räumliche Ausdehnung bedingt, sondern auch durch die traditionelle Funktion als Handelsstadt mit über lange Zeiträume gewachsenen internationalen Verflechtungen. Wie im Bundesergebnis nimmt der Anteil der Beschäftigten bei Gruppenmitgliedern mit landesinternem Eigner in den meisten Ländern die mittlere Position zwischen den Werten für Unternehmen und Umsätze ein. Am höchsten ist er in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen (je knapp 73 %), auffallend niedrig (jeweils unter 40 %) in Hamburg und Bremen sowie in den neuen Bundesländern. Den geringsten Wert hat Brandenburg mit gut 15 %.

Wie bei den gruppenzugehörigen Unternehmen insgesamt lässt sich auch im Verarbeitenden Gewerbe – sogar noch in etwas verstärktem Umfang – ein großer Einfluss von Eignern aus den alten Bundesländern in den neuen Ländern konstatieren: 60 % der gruppenzugehörigen Unternehmen, allerdings »nur« 58 % der Beschäftigten bzw. 52 % der Umsätze in den fünf neuen Bundesländern werden vom früheren Bundesgebiet aus kontrolliert. Bemerkenswert scheint aber auch, dass die Umsatz- und Beschäftigtenanteile ausländischer Eigner in den neuen Ländern sogar noch leicht über den jeweiligen Bundesanteilen liegen.

Baden-Württemberg auch im Verarbeitenden Gewerbe Exportland von Töchtern

Ähnlich wie bei den Gruppenmitgliedern insgesamt tritt Baden-Württemberg auch im Verarbeitenden Gewerbe per saldo als Exportland von Töchtern in Erscheinung. Hier steht allerdings einem deutlichen Überschuss in die neuen Bundesländer ein geringer Importüberschuss aus den anderen Ländern des früheren Bundesgebiets gegenüber. Bei den Umsätzen und den Beschäftigten dagegen werden jeweils in beide Länderkategorien Exportüberschüsse erzielt, wiederum schwerpunktmäßig in die neuen Länder, vor allem nach Sachsen. Gegenüber dem früheren Bundesgebiet werden also zwar mehr Töchter im Verarbeitenden Gewerbe im- als exportiert, die ausgeführten Unternehmen sind aber wirtschaftlich bedeutender als die eingeführten.

1 Kössler, Richard: Unternehmensgruppen und amtliche Statistik, in: Baden-Württemberg in Wort in Wort und Zahl, Heft 3/2003, S. 126 – 134.

2 § 47 Abs. 1 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) entsprechend der Bekanntmachung der Neufassung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen vom 26. August 1998 (BGBl. I S. 2546).

3 Einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden. Die Erhebung umfasst demnach die Abschnitte C und D der Klassifikation der Wirtschaftszweige – Ausgabe 1993 (WZ 93). Sofern dies nicht ausdrücklich betont wird, wird der Begriff »Verarbeitendes Gewerbe« hier in diesem erweiterten Sinn gebraucht.

4 Die Ergebnisse dieser Konzentrationsuntersuchungen wurden von der Monopolkommission jüngst in ihrem 15. Hauptgutachten veröffentlicht. Vgl.: Wettbewerbspolitik im Schatten »nationaler Champions« – Fünfzehntes Hauptgutachten der Monopolkommission gemäß § 44 Abs. 1 Satz 1 GWB – 2002/2003 –.

5 Eine ausführliche Fassung, die insbesondere auch Kreisdarstellungen innerhalb Baden-Württembergs beinhaltet, wurde in der Reihe »Statistische Analysen« veröffentlicht. Vgl.: Braun, Ralph/Kössler, Richard: Unternehmen und Unternehmensgruppen – eine Analyse der regionalen Strukturen und Beziehungen, Statistische Analysen 10/2004.

6 Der Nachweisbereich des Unternehmensregisters umfasst die Abschnitte C bis K und M bis O der WZ 93, also alle Wirtschaftbereiche außer der Land- und Forstwirtschaft, der Fischerei, der Öffentlichen Verwaltung sowie der privaten Haushalte und exterritorialen Organisationen.

7 WZ 93: Klassifikation der Wirtschaftszweige – Ausgabe 1993 (WZ 93).