:: 12/2004

Statistisches Monatsheft Dezember 2004

Die Bedeutung von Unternehmensgruppen im bundesweiten Vergleich

Die Existenz von Unternehmensverbindungen bestimmt das Wirtschaftsgeschehen nicht zuletzt auch im Zuge der Globalisierung in zunehmendem Maße. Damit gewinnt dieses Thema auch für die wirtschaftspolitische Diskussion an Bedeutung. Aus Sicht der Landespolitik geht es dabei beispielsweise um die Frage, inwieweit die heimische Wirtschaft »selbstbestimmt« oder »fremdbestimmt« ist. Dieser Informationsbedarf steht bisher im Gegensatz zur Verfügbarkeit statistischer Informationen. In Übereinstimmung mit vielen Datenkonsumenten hat sich die EU die Forderung zu Eigen gemacht, künftig einen Nachweis für Unternehmensgruppen – so die statistische Terminologie für verbundene Unternehmen – systematisch in der amtlichen Statistik zu verankern.

Im nachfolgenden Beitrag, der sein Entstehen auch der finanziellen Förderung durch die EU verdankt, werden auf der Grundlage von Arbeiten zur Berechnung von Konzentrationsraten für die Monopolkommission erstmals umfangreiche Daten zu Unternehmensgruppen ausgewertet. Eine deutliche Dominanz von Unternehmensgruppen bei den Umsätzen und Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes belegt die statistische Relevanz dieses Themas. Zudem lässt sich ein deutlicher Einfluss des früheren Bundesgebietes auf die Unternehmenslandschaft in den neuen Bundesländern belegen.

Kinder? Jein! – Anmerkungen zur Allensbach-Studie »Einflussfaktoren auf die Geburtenrate«

Wieso gibt es in Deutschland wenige Kinder? Das Institut für Demoskopie in Allensbach ist dieser Frage nachgegangen und hat eine Studie erstellt über »Einflussfaktoren auf die Geburtenrate«. Den Auftrag für diese Untersuchung vergab das Staatsministerium Baden-Württemberg. An der Befragung haben 1 257 Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 44 Jahren teilgenommen. Ergebnisse der Befragung zu »Kinderwünschen und den Gründen für eine Entscheidung gegen (weitere) Kinder« wurden am 4. Oktober 2004 in Berlin vorgestellt. Die Ergebnisse sollen repräsentativ für Deutschland sein.

Baden-Württemberg – ein multikulturelles Bundesland

Baden-Württemberg übt seit vielen Jahrzehnten eine besondere Anziehungskraft auf Zuwanderer aus dem In- und Ausland aus, gilt der Südwesten doch seit langem als wirtschaftliches Musterland Deutschlands. Menschen mit ausländischer Nationalität sind daher im Laufe der Jahre zu einem festen Bestandteil unseres kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens geworden. Am Jahresende 2003 wohnten fast 1,3 Millionen Menschen mit ausländischem Pass in Baden-Württemberg. Annähernd 86 % der ausländischen Mitbürger stammen aus europäischen Staaten, knapp ein Drittel hat die Staatsangehörigkeit eines EU-Landes. Am 1. Mai 2004 traten zehn neue Staaten der Europäischen Union bei. Die mit Abstand meisten ausländischen Mitbürger aus den neuen EU-Ländern kommen aus Polen (51 %); allerdings entspricht das auch Polens Bevölkerungsanteil an den neuen EU-Mitgliedern.

Zahl der Langzeitstudierenden auf neuem Tiefstand

Seit der Erhebung einer Gebühr für Langzeitstudierende in Baden-Württemberg Ende der 90er-Jahre ist die Zahl derer, die ihre Regelstudienzeit um mehr als 4 Semester überschreiten, deutlich gesunken. Insbesondere an den Universitäten hat sich die Zahl der Langzeitstudierenden nahezu halbiert. Hauptanliegen der Gebührenerhebung von 511,30 Euro pro überschrittenes Semester ist die Verkürzung der im europäischen Vergleich relativ langen Studienzeiten.

Bildungsniveau und Arbeitsmarktchancen junger Ausländer in Baden-Württemberg

Von den knapp 10,7 Millionen Einwohnern Baden-Württembergs im Mai 2003 waren annähernd 9,4 Mill. Deutsche und knapp 1,3 Mill. besaßen eine ausländische Staatsangehörigkeit. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung lag damit bei gut 12 %. Die Auswertung der Aufenthaltsdauer der Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft ergab, dass 20 % im Laufe der 90er-Jahre ins Land gekommen sind, während annähernd 35 % der ausländischen Einwohner bereits vor 1990 zugezogen sind und knapp ein Viertel der in Baden-Württemberg lebenden Ausländer in Deutschland geboren wurde. Obwohl somit ein nicht unbeträchtlicher Anteil der in Baden-Württemberg lebenden Ausländer hier geboren wurde und damit zumindest prinzipiell formal die gleichen Ausbildungschancen hat wie die deutschen Altersgenossen, bleibt sowohl das schulische als auch das berufliche Bildungsniveau der jungen Ausländer deutlich unter dem der Deutschen. Die im Durchschnitt schlechtere schulische und berufliche Qualifikation der ausländischen Bevölkerung wirkt sich in erheblichem Maße auf die Arbeitsmarktchancen der Ausländer aus. So lag die Erwerbslosenquote der Ausländer im Alter von 15 bis unter 65 Jahren im Mai 2003 mit knapp 15 % mehr als doppelt so hoch wie bei den Deutschen in der gleichen Altersgruppe (gut 6 %).

Hartz IV – Arbeitslosengeld II: Anspruchsberechtigte Personen Ende 2003

Zum 1. Januar 2005 wird das Vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (das so genannte Hartz-IV-Gesetz) in Kraft treten. Leistungen der Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe (Hilfe zum Lebensunterhalt) werden damit für alle hilfebedürftigen Erwerbsfähigen zusammengeführt und im neuen Arbeitslosengeld II (Alg-II) gebündelt. Wie hoch die Anzahl der Personen in Deutschland ist, die unabhängig von der zurzeit stattfindenden Bedürftigkeitsprüfung unter den Arbeitslosenhilfeempfängern einen Anspruch auf das Arbeitslosengeld II haben könnten, wurde auf Basis der Zahlen von 2003 untersucht. Danach gab es in Deutschland rund 3,325 Mill. potenzielle Empfänger von Arbeitslosengeld II, wovon ca. 223 000 ihren Wohnsitz in Baden-Württemberg hatten. Der nachfolgende Beitrag von Herrn Thomas Nickel ist ein Auszug aus Heft 9/2004 der »Statistischen Monatshefte Niedersachsen«. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg dankt für die freundliche Abdruckgenehmigung.

So viele Strafgefangene wie noch nie im Land - bezogen auf die Bevölkerung Entwicklung auf niedrigerem Niveau

Mit fast 6 350 saßen im Jahr 2004 mehr Strafgefangene und Sicherungsverwahrte in den Justizvollzugsanstalten des Landes ein als je zuvor. Diese Feststellung relativiert sich, wenn man die Zahl der Strafgefangenen je 100 000 Einwohner im strafmündigen Alter betrachtet. Danach liegt die Häufigkeit mit 70 deutlich niedriger als beim bisherigen Höchststand des Jahres 1984.

Qualitätsaspekte der diesjährigen Winterweizenernte

Dem Getreideanbau kommt in der heimischen Landwirtschaft eine herausragende Bedeutung zu. Zur Ernte 2004 war eine Fläche von rund 485 000 ha im Land; das entspricht sechs Zehntel des Ackerlandes, mit Getreide bestellt. Stark im Anbau vertreten sind Winter- und Sommergerste (98 700 ha bzw. 94 000 ha) sowie Hafer (38 200 ha). Eindeutiger Favorit bei den Landwirten im Südwesten ist mit einer Anbaufläche von etwa 220 000 ha allerdings Winterweizen. Winterweizen findet heute als Brot-, Futter- und in geringem Umfang auch als Industriegetreide Verwendung. Er ist unter den hiesigen Vegetationsbedingungen die Getreideart mit dem bei weitem größten Ertragspotenzial. Winterweizen stellt allerdings höhere Ansprüche an Boden und Klima als die anderen Getreidearten und ist deshalb vorzugsweise auf den besseren Ackerbaustandorten zu finden. Im vorliegenden Beitrag liegt der Schwerpunkt weniger auf den quantitativen als vielmehr auf den qualitativen Aspekten der Winterweizenproduktion.

Heterogene Entwicklung auf dem Baulandmarkt

Das in den letzten Jahren gesunkene Interesse am Kauf von Bauland in Baden-Württemberg setzte sich im Jahr 2003 vorerst nicht fort, sondern stagnierte im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings war dies bei näherer Betrachtung im Wesentlichen auf die Nachfrage nach baureifem Land zurückzuführen. In diesem Marktsegment zogen die Preise zudem merklich an. Dagegen hatten Rohbauland, also noch nicht erschlossene Flächen, und Industrielandfläche auch 2003 mit geringeren Verkaufszahlen und teilweise sinkenden Preisen zu kämpfen.

Baden-Württemberg – das Land der Häuslebauer: Sechs von zehn Haushalten mit Grundvermögen

Die Vermögens- und Verschuldenssituation privater Haushalte wird nicht nur durch Geldvermögen und Konsumentenkredite determiniert. Besonders in Baden-Württemberg sind Haus- und Grundbesitz maßgebliche Bestandteile des Vermögens. So besaßen knapp 60 % der Haushalte im Jahr 2003 eine oder mehrere Immobilien. Damit lag Baden-Württemberg weit über dem Bundesdurchschnitt. Der Wunsch, in den eigenen vier Wänden zu wohnen, ist in Baden-Württemberg so stark ausgeprägt, dass Haushalte zum Teil erhebliche Schulden in Kauf nehmen, um sich diesen zu erfüllen. Immerhin ist der Haus- und Grundbesitz von knapp drei Fünfteln der baden-württembergischen Haushalte mit Hypothekenschulden belastet. Im Bundesländerranking ist dies der viertgrößte Anteil.

Gesamtabfallaufkommen sinkt auf unter 40 Millionen Tonnen

Das Aufkommen an Abfällen in Baden-Württemberg summierte sich im Jahr 2003 auf insgesamt rund 38,7 Mill. Tonnen. Das waren gut 10 % der bundesweit zu entsorgenden Abfallmenge. Nach einem Anstieg bis 1999 ist seither ein Rückgang des Aufkommens festzustellen, der sich auch 2003 mit minus 7,4 % deutlich fortgesetzt hat. Fortschritte gab es auch im Wandel bei der Entsorgung der Abfälle. Die Deponierung wurde weiter verringert, und zwar in erster Linie durch die anhaltenden Anstrengungen zur getrennten Erfassung und Verwertung von Abfällen. Dennoch sind nach aktuellem Stand sowohl beim Aufkommen als auch bei den verfügbaren Behandlungskapazitäten weitere Maßnahmen erforderlich, um den gesetzlichen Vorgaben, die ab Juni 2005 die Deponierung nicht ausreichend vorbehandelter Siedlungsabfälle nicht mehr zulassen, flächendeckend im Land nachkommen zu können.

Umweltnutzung durch Einsatz von Wasser in den Bundesländern

Erste Gemeinschaftsveröffentlichung: »Umweltökonomische Gesamtrechnungen der Länder«

Mit dem Tagungsband zum Kongress der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen (UGR) der Länder wird erstmals eine Vielzahl umweltpolitischer Themenkomplexe in Abhängigkeit der unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen im Bundesländervergleich analysiert. Diese erste Gemeinschaftsveröffentlichung der AG UGR der Länder bietet eine Gesamtschau zum Wasser-, Energie- und Rohstoffverbrauch, zu den Treibhausgasen und anderen Luftemissionen sowie zur Flächennutzung.

Demografischer Wandel und seine Auswirkungen auf den Verkehr bis 2050

In den nächsten Jahrzehnten wird der Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung stark zunehmen. Dieser demografische Wandel der Bevölkerung hat große Umwälzungen zur Folge. An erster Stelle ist hier die Altersversorgung zu nennen. Wenn zu wenig Menschen im Arbeitsalter immer mehr Rentner versorgen müssen, wird das Geld knapp. Ähnliches gilt für die gesetzliche Krankenversicherung. Alte Menschen verursachen deutlich höhere Kosten im Gesundheitswesen als junge. Auch die Wirtschaft insgesamt kann durch eine Überalterung der Gesellschaft beeinträchtigt werden. Abgesehen von den dämpfenden Auswirkungen des fehlenden Geldes bei der Altersversorgung kann auch ein Mangel an qualifizierten und gut ausgebildeten Nachwuchskräften in der Wirtschaft auftreten. Wenn aber Firmen hier zu Lande keine Nachwuchskräfte mehr finden, könnte das neben Kostenreduzierungen ein Grund sein, Tätigkeiten ins Ausland zu verlagern.

Bei diesen schwer wiegenden Problemen lag bisher der Verkehrsbereich weniger im Brennpunkt der Diskussion. Sind auch für diesen Bereich gravierende Auswirkungen zu erwarten? Wird es mehr Straßenverkehr oder weniger geben? Werden beispielsweise die Unfälle zu- oder abnehmen? Die im Folgenden vorgestellten Modellrechnungen zur Entwicklung der Verkehrsleistung und der Zahl der Verunglückten bis zum Jahr 2050 zeigen, dass der Einfluss des demografischen Wandels auf den Verkehr gering ist und eher dämpfend wirkt. Bei einer Fortschreibung des Trends der letzten 11 Jahre wird der demografische Faktor überlagert. Selbst bei einer deutlichen Mobilitätssteigerung der älterern Bevölkerung wird bis 2050 mit einem Rückgang der Verunglückten zu rechnen sein.

Stromerzeugung aus Deponiegas, Windkraft und Fotovoltaik nimmt zu

Der Einsatz regenerativer Energien zur Stromerzeugung soll nach europäischen und nationalen Vorgaben deutlich gesteigert werden. Um dies zu erreichen, wurde die Förderung erneuerbarer Energieträger durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz ausgebaut. In Baden-Württemberg ist die Wasserkraft traditionell die bedeutendste regenerative Energiequelle zur Stromerzeugung. Neben der Wasserkraft gewinnen auch andere regenerative Energien zunehmend an Bedeutung. Besonders dynamisch entwickelte sich in den letzten zwei Jahren die Stromerzeugung aus Deponiegas, Windkraft und Fotovoltaik. Die Abhängigkeit der Laufwasserkraftwerke von den klimatischen Verhältnissen wird besonders am Beispiel des Rekordsommerjahres 2003 deutlich.

Zur kommunalen Verschuldung Ende 2003

Wie das Statistische Landesamt im Rahmen der Schuldenstandstatistik feststellt, betrugen Ende des Jahres 2003 die kommunalen Schulden am Kreditmarkt im weiteren Sinne, also die Kämmerei- und Eigenbetriebsschulden sowie die Schulden kameralistisch buchender Zweckverbände, in Baden-Württemberg insgesamt 12 Milliarden Euro. Davon entfielen auf die Kämmereischulden 6,6 Mrd. Euro.

Die Kämmereischulden am Kreditmarkt sind somit gegenüber dem Vorjahr um 0,9 % gestiegen. Die Schulden der Eigenbetriebe und Zweckverbände standen mit 5,4 Mrd. Euro in den Büchern.