:: 7/2005

Bildung schützt vor Erwerbslosigkeit

Wie die Ergebnisse des Mikrozensus 2004 zeigen, verfügt die jüngere Generation in Baden-Württemberg heute im Durchschnitt über ein wesentlich höheres formales schulisches Bildungsniveau als ihre Eltern und Großeltern. Bei den jungen Baden-Württembergern im Alter von 20 bis unter 30 Jahren ist das Abitur (einschließlich der Fachhochschulreife) sogar der am häufigsten anzutreffende allgemein bildende Schulabschluss. Ebenso wie bei den allgemeinen Schulabschlüssen ist auch bei den beruflichen Ausbildungsabschlüssen eine deutliche Anhebung des Ausbildungsniveaus festzustellen. Des Weiteren zeigt der Vergleich der beruflichen Ausbildungsabschlüsse von Erwerbslosen und Erwerbstätigen, dass die berufliche Qualifikation einen erheblichen Einfluss auf das Risiko der Erwerbslosigkeit hat.

Im Jahr 2004 hatten von den jungen Leuten zwischen 20 bis unter 30 Jahren 38 % die Hochschul- bzw. Fachhochschulreife, knapp 32 % haben einen Realschulabschluss und 28 % den Hauptschulabschluss. Lediglich rund 2 % haben keinen Schulabschluss vorzuweisen. Mit zunehmendem Alter rückt das Abitur immer mehr zugunsten des Hauptschulabschlusses in den Hintergrund. So gibt es bereits in der Altersgruppe der 30- bis unter 40-Jährigen mehr Baden-Württemberger mit Hauptschulabschluss (annähernd 34 %) als mit Abitur (knapp 32 %). Von den 60-Jährigen und Älteren schließlich hat die überwiegende Mehrheit (fast 72 %) einen Hauptschulabschluss. Die Hochschul-/Fachhochschulreife können von den Senioren nur noch 12 % vorweisen (Schaubild 1).

Wie die Auswertung nach Altersgruppen weiter zeigt, haben insbesondere die Frauen auf dem Gebiet der Bildung stark aufgeholt. Während unter den Senioren, das heißt bei den 60-Jährigen und Älteren, deutlich mehr Männer als Frauen das Abitur gemacht haben, gleichen sich bei den jüngeren Menschen im Land die Anteile der Männer und Frauen mit Hochschulreife immer mehr an. Bei den 20- bis unter 25-Jährigen haben die Frauen die Männer bei den allgemeinen Bildungsabschlüssen sogar überholt. In dieser Altersgruppe haben 41 % der Frauen, jedoch nur rund 36 % der Männer das Abitur.

Bildungsniveau junger Ausländer deutlich unter dem der jungen Deutschen

Der Vergleich der allgemeinen Schulabschlüsse von jungen Deutschen und Ausländern offenbart ein starkes Gefälle: Das Bildungsniveau der jungen Ausländergeneration bleibt weit hinter dem ihrer deutschen Altersgenossen zurück. So haben knapp 41 % der Deutschen, jedoch nur gut 27 % der Ausländer im Alter von 20 bis unter 30 Jahren das Abitur. Den Realschulabschluss hat etwa jeder dritte Deutsche (gut 34 %), jedoch nur jeder fünfte Ausländer dieser Altersgruppe im Land. Demgegenüber haben 46 % der jungen Ausländer den Hauptschulabschluss, bei den Deutschen ist dies nur noch bei knapp einem Viertel der Fall. Besonders eklatant sind die Unterschiede zwischen jungen Deutschen und jungen Ausländern, die keinen Schulabschluss vorweisen können. Dies ist nämlich nur noch bei knapp 2 % der jungen Deutschen der Fall; bei den Ausländern im Alter von 20 bis unter 30 Jahren sind es immerhin noch gut 6 %.

Trend zur höheren beruflichen Qualifizierung ungebrochen

Ebenso wie bei den allgemeinen Schulabschlüssen lässt sich auch bei den beruflichen Bildungsabschlüssen eine deutliche Anhebung des beruflichen Ausbildungsniveaus feststellen. Besonders auffällig ist, dass immer mehr Erwerbstätige in Baden-Württemberg über einen akademischen Abschluss verfügen. Während Anfang der 80er-Jahre gerade 9 % der Berufstätigen im Land eine akademische Ausbildung vorweisen konnten, hatten im Jahr 2004 bereits gut 16 % einen Hochschulabschluss (einschließlich Fachhochschulabschluss). Der Anteil der Männer und Frauen mit Lehre oder Anlernausbildung ist in diesen gut 20 Jahren mit rund 53 % nahezu konstant geblieben und der mit Meister- und Technikerabschluss von knapp 8 % auf annähernd 12 % angestiegen.

Im Gegenzug ist der Anteil der Baden-Württemberger ohne beruflichen Ausbildungsabschluss in den letzten 20 Jahren erheblich kleiner geworden: Anfang der 80er-Jahre hatten immerhin noch gut 30 % der Erwerbstätigen im Land keine Berufsausbildung, im Jahr 2004 war dies noch bei rund 19 % der Fall.

Anteil der Frauen mit Hochschulabschluss in zwei Jahrzehnten mehr als verdoppelt

Der Trend zur besseren beruflichen Ausbildung zeigt sich nicht zuletzt bei den Frauen. So hat sich der Anteil der berufstätigen Frauen ohne Berufsausbildung seit Beginn der 80er-Jahre nahezu halbiert. Der Anteil der Akademikerinnen wiederum hat sich in den letzten gut 20 Jahren von 6 % auf nahezu 13 % mehr als verdoppelt. Getragen wurde diese Entwicklung vor allem von den jüngeren Frauen, die von den bildungspolitischen Bemühungen der letzten Jahrzehnte offensichtlich zu profitieren wussten. In der Altersgruppe der 30- bis unter 35-Jährigen sind die weiblichen Erwerbstätigen ihren männlichen Altersgenossen in Sachen berufliche Qualifikation dicht auf den Fersen, wie nachfolgende Texttabelle zeigt:

Mehr als ein Drittel der jungen Ausländer hat keinen beruflichen Ausbildungsabschluss

Vergleicht man die berufliche Qualifikation von jüngeren Deutschen mit der von gleichaltrigen Ausländern, so zeigt sich, dass die jüngeren Ausländer besser ausgebildet sind als ihre Eltern und Großeltern. Da die jungen Ausländer jedoch bereits ein geringeres Niveau bei den allgemeinen Schulabschlüssen aufweisen, bleibt zwangsläufig auch das Niveau der beruflichen Bildung der jungen Ausländergeneration beträchtlich hinter dem ihrer deutschen Altersgenossen zurück.

Ein sehr hoher Anteil der 30- bis unter 35-jährigen erwerbstätigen Männer und Frauen mit ausländischem Pass, nämlich beachtliche 36 %, hatte keinen beruflichen Ausbildungsabschluss, bei den gleichaltrigen Deutschen hingegen traf dies nur noch auf 7 % zu. Ferner sind die 30- bis unter 35-jährigen ausländischen Erwerbstätigen bei allen Ausbildungsabschlüssen unterrepräsentiert. So hatten annähernd 58 % der berufstätigen Deutschen, jedoch nur 45 % der Ausländer dieser Altersgruppe eine Lehre abgeschlossen. Einen Fachhochschul- bzw. Hochschulabschluss konnten knapp 22 % der jungen deutschen Erwerbstätigen, jedoch nur gut 14 % der ausländischen Erwerbstätigen dieser Altersgruppe vorweisen.

Erwerbslose meist mit niedriger beruflicher Qualifikation

Die berufliche Qualifikation hat einen bedeutenden Einfluss auf das Risiko der Erwerbslosigkeit. Dies zeigt sich sowohl darin, dass die Erwerbslosen hinsichtlich ihrer beruflichen Qualifikation wesentlich schlechtere Ausgangsbedingungen mitbringen als Erwerbstätige, als auch in der Tatsache, dass die Erwerbslosenquote (Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen) mit der Höhe des beruflichen Ausbildungsabschlusses sinkt.

Keine Berufsausbildung hatten im März 2004 deutlich mehr Erwerbslose als Erwerbstätige (Schaubild 2). Bei allen Ausbildungsabschlüssen waren zudem die erwerbslosen Baden-Württemberger schwächer vertreten als die Erwerbstätigen. So hatten fast 53 % der Erwerbstätigen eine Lehrausbildung gegenüber lediglich knapp 50 % der Erwerbslosen. Eine Meister- oder Technikerausbildung konnten annähernd 12 % der Erwerbstätigen, aber nur knapp 5 % der Erwerbslosen aufweisen. Über einen Fachhoch-/Hochschulabschluss oder gar über eine Promotion verfügten gut 16 % der Erwerbstätigen gegenüber 8 % der Erwerbslosen.

Auch die Erwerbslosenquoten, differenziert nach Ausbildungsabschlüssen, unterstreichen die hohe Bedeutung einer guten beruflichen Ausbildung für die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Dabei wird deutlich, dass Personen mit geringerer beruflicher Qualifikation tendenziell schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben als höher qualifizierte Bewerber. So wiesen Akademiker mit 3,9 %, aber auch Personen mit einer Meister- oder Technikerausbildung mit 3,1 % eine deutlich unterdurchschnittliche Erwerbslosenquote auf. Etwas höher, aber noch unter dem Landesdurchschnitt von 7,8 %, lag die Erwerbslosenquote der Personen mit Lehrausbildung (7,2 %). Bei den Personen, die über keinen beruflichen Ausbildungsabschluss verfügen, war dagegen die Erwerbslosenquote mit 13,9 % annähernd doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt.

Ausländer häufiger erwerbslos als Deutsche

Betrachtet man die Erwerbslosenquote von Ausländern und Deutschen in Baden-Württemberg, dann zeigt sich, dass diese beiden Bevölkerungsgruppen auf dem Arbeitsmarkt offensichtlich nicht die gleichen Chancen haben. So waren im März 2004 von den deutschen Erwerbspersonen 6,6 % ohne Arbeit, bei den ausländischen Erwerbspersonen lag die Erwerbslosenquote mit 15,9 % hingegen mehr als doppelt so hoch. Als eine Ursache für die höhere Erwerbslosigkeit der Ausländer kann sicherlich die im Durchschnitt schlechtere berufliche Qualifikation angesehen werden, denn wie oben gezeigt, gilt, dass Personen mit geringerer beruflicher Qualifikation oder gar ohne Berufsausbildung auf dem Arbeitsmarkt wesentlich schlechtere Chancen haben als höher qualifizierte Bewerber.

Allerdings ist die durchschnittlich schlechtere berufliche Qualifikation der Ausländer offensichtlich nicht der einzige Grund für ihre höhere Erwerbslosenquote, denn auch Ausländer mit Berufsausbildung finden wesentlich häufiger keine Arbeit als ihre deutschen Kollegen. Die Erwerbslosenquote von Deutschen mit Lehre bzw. gleichwertigem beruflichen Abschluss lag bei 6,5 %, die der entsprechend ausgebildeten Personen mit ausländischem Pass war hingegen mit 13,6 % mehr als doppelt so hoch. Bei den übrigen Ausbildungsabschlüssen zeichnet sich ein vergleichbares Bild ab.