:: 7/2005

Statistisches Monatsheft Juli 2005

Europäische Metropolregionen im Vergleich

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung der Wirtschaft, die gekennzeichnet ist durch eine wachsende internationale Verflechtung der Volkswirtschaften über den Austausch von Gütern, Kapital und Technologie, gewinnt der Wettbewerb der Regionen nicht zuletzt auch innerhalb Europas an wachsender Bedeutung. Gerade eine exportorientierte Wirtschaft mit herausgehobener Bedeutung wie in Baden-Württemberg verlangt im Regionenvergleich nach einer Positionsbestimmung. Auf der Grundlage zentraler demografischer und ökonomischer Indikatoren richtet sich im vorliegenden Beitrag der Fokus auf die Entwicklungsdynamik und die Struktur der europäischen Metropolregionen. In diesem Zusammenhang soll auch der These nachgegangen werden, dass die bisherigen industriellen Kernregionen ihre hervorgehobene Stellung behalten, dass sie ihre Wirtschaftsstruktur aber im Rahmen eines fortschreitenden Tertiarisierungsprozesses deutlich verändern. Im Konzert der Metropolregionen brilliert der Wirtschaftsraum Stuttgart mit seinem hohen Innovationspotenzial. Die Region Stuttgart ist weiterhin die am stärksten von der Industrie geprägte Metropolregion. Im Vergleich zu den anderen untersuchten Regionen ist vor allem Nachholbedarf bei der Entwicklung des Dienstleistungssektors erkennbar.

Einwohnerzahl Baden-Württembergs nahm 2004 um fast 25 000 Personen zu

Die Entwicklung der Einwohnerzahl des Landes verzeichnet weiterhin ein nennenswertes Plus, auch wenn es 2004 schwächer ausfiel als in den Vorjahren. Im Vergleich zu den anderen Ländern Deutschlands lag Baden-Württemberg mit seiner Bevölkerungsentwicklung 2004 ganz vorne, gefolgt von Bayern. Bundesweit ging die Einwohnerzahl im vergangenen Jahr sogar leicht zurück. Von den etwas mehr als 10,7 Mill. Einwohnern des Landes waren 1,28 Mill. ausländische Staatsbürger. Ihre Zahl hat seit 2003 um rund 16 000 Personen abgenommen.

Bildung schützt vor Erwerbslosigkeit

Wie die Ergebnisse des Mikrozensus 2004 zeigen, verfügt die jüngere Generation in Baden-Württemberg heute im Durchschnitt über ein wesentlich höheres formales schulisches Bildungsniveau als ihre Eltern und Großeltern. Bei den jungen Baden-Württembergern im Alter von 20 bis unter 30 Jahren ist das Abitur (einschließlich der Fachhochschulreife) sogar der am häufigsten anzutreffende allgemein bildende Schulabschluss. Ebenso wie bei den allgemeinen Schulabschlüssen ist auch bei den beruflichen Ausbildungsabschlüssen eine deutliche Anhebung des Ausbildungsniveaus festzustellen. Des Weiteren zeigt der Vergleich der beruflichen Ausbildungsabschlüsse von Erwerbslosen und Erwerbstätigen, dass die berufliche Qualifikation einen erheblichen Einfluss auf das Risiko der Erwerbslosigkeit hat.

Leistungsausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung

Mit dem In-Kraft-Treten der Gesundheitsreform 2004 wurde das Ziel verfolgt, die Krankenkassenbeiträge mittelfristig zu senken. In der Vergangenheit sind bereits zahlreiche Gesundheitsreformen auf den Weg gebracht worden, die mehr oder weniger, aber nie auf Dauer, dafür sorgen konnten, dass die Beitragssätze stabil blieben. Angesichts der weiteren Alterung der Gesellschaft dürfte aber auch die jetzige Gesundheitsreform nicht die letzte Gesundheitsreform in Deutschland gewesen sein.

Südwestindustrie: Wenige Großbetriebe prägen das wirtschaftliche Geschehen

Im Verarbeitenden Gewerbe in Baden-Württemberg ist eine merkliche Konzentration der Beschäftigten auf wenige Großbetriebe nachweisbar. Auf die 10 größten Betriebe verteilten sich 2003 mehr als 11 % der tätigen Personen der Südwestindustrie. Noch stärker ist der Anteil bei den Umsätzen und den Investitionen in Sachanlagen ausgeprägt. Hintergrund ist insbesondere die beachtliche Dominanz der großen Betriebe im »Fahrzeugbau«. In anderen bedeutsamen Branchen fällt dagegen die Konzentration weitaus geringer aus.

Insolvenzgeschehen in Baden-Württemberg im Jahr 2004

Erste Ergebnisse zum Handwerk

Das Insolvenzgeschehen wird vom Konjunkturverlauf geprägt. Die Entwicklung der Zahl der Konkursanmeldungen ist zugleich konjunktureller Spätindikator. Das Hauptziel eines gerichtlichen Konkursverfahrens ist die gemeinschaftliche Befriedigung der Insolvenzgläubiger: Es kann entweder durch Verwertung und Verteilung des Schuldnervermögens erreicht werden oder durch eine einvernehmliche Regelung zwischen Schuldnern und Gläubigern, dem Insolvenzplan. Nach dem Motiv des Konkursantrags unterschieden, kommt sowohl die bereits eingetretene Zahlungsunfähigkeit als auch die drohende Zahlungsunfähigkeit, bei Kapitalgesellschaften auch die Überschuldung vor (bzw. Mischformen). Der Verlauf eines Insolvenzverfahrens geht über die Befragung der Gerichte in die Insolvenzstatistik ein.

In diesem Beitrag stehen die Insolvenzen der Handwerksunternehmen im Jahr 2004 im Mittelpunkt. Die Auswertung für das Handwerk wurde für das Jahr 2004 erstmals durchgeführt. Eine gleichzeitige Betrachtung des Insolvenzgeschehens für alle Unternehmen ist jedoch sinnvoll. Von den insgesamt 3 191 Unternehmensinsolvenzen im vergangenen Jahr betrafen 795 Handwerksbetriebe. 25 000 Arbeitnehmer waren 2004 im Land von Insolvenzen betroffen, davon arbeiteten 24 % in Handwerksbetrieben.

Rückgang der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft – Familienarbeitskräfte bilden das Rückgrat

Bei der Erfassung der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft über die Agrarstatistik wird zwischen Arbeitskräften aus dem familiären Umfeld des Betriebsinhabers und familienfremden Beschäftigten unterschieden. Die Arbeitskräftesituation in der Landwirtschaft war schon immer dadurch geprägt, dass nicht nur der Betriebsinhaber, sondern weitere Familienmitglieder ihre Arbeitkraft zumindest teilweise dem Betrieb zur Verfügung stellten. Gerade in Baden-Württemberg mit seinen kleinflächigen Betriebstrukturen und dem hohen Anteil an Sonder- und Dauerkulturen war die Arbeitskraft der Familienangehörigen eine feste Größe. So waren vor einem Vierteljahrhundert 327 900 Personen in der Landwirtschaft tätig, darunter 94 % Familienarbeitskräfte. Im Jahr 2003 waren noch knapp 61 % der rund 227 000 landwirtschaftlichen Arbeitskräfte Familienarbeitskräfte. Der vorliegende Beitrag bezieht sich auf die hochgerechneten Repräsentativergebnisse der Agrarstrukturerhebung 2003, da der Merkmalskatalog der Stichprobenbetriebe detailliertere Aussagen zu den Arbeitskräften zulässt.

Baupreise steigen wieder an

Die anhaltend schleppende Baukonjunktur führte in den vergangenen Jahren zu einer verhaltenen Entwicklung der Baupreise. Im letzten Jahr blieb jedoch der Bausektor von den stark steigenden Weltmarktpreisen für Rohstoffe nicht verschont und reagierte mit teilweise erheblichen Preisaufschlägen. Davon waren hauptsächlich Bauleistungen betroffen, die auf Stahlerzeugnisse angewiesen sind, wie Beton- und Stahlbetonarbeiten, Stahlbauarbeiten oder auch Putz- und Stuckarbeiten. Insgesamt führte diese Entwicklung zu einer Erhöhung der Baupreise im Jahr 2004 um + 1,2 % für Wohngebäude, + 1,1 % für gewerbliche Betriebsgebäude sowie um + 0,9 % bei den Bürogebäuden.

Ende der Deponierung von Siedlungsabfällen

Hausmülldeponien bislang zweitgrößter Methan-Emittent

Seit dem 1. Juni 2005 ist die Ablagerung unbehandelter, organischer, biologisch abbaubarer Siedlungsabfälle (Restabfälle) in Deutschland nicht mehr zulässig. Die Abfallablagerungsverordnung regelt, dass ab diesem Stichtag keine biologisch abbaubaren Abfälle mehr auf Deponien abgelagert werden dürfen. Damit sollen die von Deponien ausgehenden Umweltbelastungen weitestgehend reduziert werden. Insbesondere sind hier die Belastung des Grundwassers durch Sickerwasser, das aus ungenügend abgedichteten Deponiekörpern entweicht, sowie die Entwicklung von Deponiegas, das mitverantwortlich ist für den Treibhauseffekt, zu nennen. Der Beitrag zeigt auf, dass in Deutschland immer weniger Abfälle deponiert und immer mehr verbrannt werden. So ging die in Hausmülldeponien abgelagerte Menge von 1990 bis 2003 um 84 % zurück, im gleichen Zeitraum nahm die in Hausmüllverbrennungsanlagen eingebrachte Menge um 43 % zu.

Binnenschifffahrt 2004: Niveau von 2002 noch nicht wieder erreicht

Die Europäische Kommission hat im Weißbuch »Die europäische Verkehrspolitik bis 2010: Weichenstellungen für die Zukunft« die Rolle der Binnenschifffahrt als wettbewerbsfähigen alternativen Verkehrsträger betont. Die Kommission sieht dabei die Binnenschifffahrt als ein Schlüsselelement an, um die wachsende Überlastung von Straßen und Schiene zu verringern. Durch den regenarmen Sommer 2003 konnten in Baden-Württemberg in jenem Jahr jedoch nicht die bisher üblichen Transportmengen befördert werden. Unter diesen Bedingungen stiegen im Jahr 2004 die Mengen der ein- und ausgeladenen Güter dann um 4,8 % gegenüber dem Vorjahr an. Das Niveau von 2002 mit seinerzeit rund 35,5 Mill. Tonnen konnte aber noch nicht wieder erreicht werden. Allerdings ist im Containerverkehr eine weiter steigende Tendenz zu beobachten, wenngleich auch hier das trockene Jahr 2003 zunächst seine Spuren hinterlassen hatte.

Zur regionalen Verteilung der Schlüsselzuweisungen auf die Kommunen Baden-Württembergs seit 1995

Die Kommunen des Landes haben in den Jahren 1995 bis 2004 im Rahmen des Finanzausgleichs anhand von Schlüsselzuweisungen nach der mangelnden Steuerkraft insgesamt ca. 20 Mrd. Euro erhalten. Je Einwohner und Jahr waren das durchschnittlich 187 Euro – bei allerdings deutlichen regionalen Unterschieden. Am stärksten profitiert haben die Städte Freiburg im Breisgau und Mannheim mit 433 Euro bzw. 377 Euro je Einwohner und Jahr. Auf der anderen Seite gab es insgesamt 23 Kommunen, denen aufgrund ihrer hohen Steuerkraft in diesem Zeitraum keine Schlüsselzuweisungen zustanden.

Im Blickpunkt: Die Gemeinde Bad Rippoldsau-Schapbach im Landkreis Freudenstadt

Aus der Vielzahl der Daten, die im Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) sowie unter Regionaldaten verfügbar sind, lassen sich für jede der 1 111 Gemeinden in Baden-Württemberg interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Für Bad Rippoldsau-Schapbach im Landkreis Freudenstadt sind beispielsweise folgende Ergebnisse aufschlussreich (Tabelle):

Bulgarien, Rumänien, Kroatien und die Türkei – die neuen EU-Beitrittskandidaten

Im Jahr 1957 gründeten Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande die damalige Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Aus der Gemeinschaft der Sechs ist bis zum heutigen Tage die Europäische Union (EU) der 25 geworden und bald soll es mit der Erweiterung der EU weitergehen, denn die nächsten Kandidaten klopfen schon an die EU-Tür: Bulgarien, Rumänien, Kroatien und die Türkei. Im folgenden Beitrag werden die EU-Kandidaten hinsichtlich ihrer geografischen, demografischen und wirtschaftlichen Stellung innerhalb der EU und Baden-Württembergs näher untersucht.