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EVS 2003: Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte in Baden-Württemberg

Über wie viel Einkommen verfügen private Haushalte? Wofür geben sie ihr Einkommen aus? Welchen Veränderungen sind Einnahmen- und Ausgabensituation privater Haushalte im Zeitablauf unterworfen? Zu diesen und ähnlichen Fragen geben die Daten der Einkommens- und Verbrauchsstichproben Antworten. Im Folgenden werden die Ergebnisse des gesamten Jahres 2003 vorgestellt.

Der statistische Durchschnittshaushalt in Baden-Württemberg verfügte im Jahr 2003 mit durchschnittlich 4 027 Euro pro Monat über das höchste Bruttomonatseinkommen in einem Ranking mit den anderen Bundesländern. Am niedrigsten war das Bruttomonatseinkommen in Mecklenburg-Vorpommern, wo jeder Haushalt im Durchschnitt nur 2 682 Euro zur Verfügung hatte. Sechs der elf alten Bundesländer erreichten mehr als den gesamtdeutschen Durchschnitt von 3 561 Euro, während alle neuen Bundesländer weit darunter lagen:

Baden-Württemberg4 027
Bayern3 960
Hessen3 891
Rheinland-Pfalz3 722
Schleswig-Holstein3 567
Deutschland3 561
Nordrhein-Westfalen3 561
Niedersachsen3 464
Hamburg3 438
Saarland3 384
Bremen3 036
Berlin3 015
Brandenburg2 953
Thüringen2 829
Sachsen-Anhalt2 782
Sachsen2 717
Mecklenburg-Vorpommern2 682

Gegenüber 1988 legten die nominalen Bruttoeinkommen der Haushalte in Baden-Württemberg um 57 % zu. Wird zusätzlich die Entwicklung der Preise in diesem Zeitraum berücksichtigt, so hatten die Haushalte im Jahr 2003 aber real nur ein um 14 % höheres Einkommen als 1988. Zudem steht das ermittelte Bruttodurchschnittseinkommen im Allgemeinen dem »typischen« Haushalt nicht zur Verfügung, denn immerhin 6 von 10 Haushalten in Baden-Württemberg mussten wie schon 1998 mit einem Bruttoeinkommen unterhalb des Durchschnitts auskommen.

Nach Abzug der Steuern auf Einkommen, des Solidaritätszuschlages und der Pflichtbeiträge zur Sozialversicherung von zusammen 875 Euro ergibt sich für die baden-württembergischen Haushalte ein Haushaltsnettoeinkommen von durchschnittlich immerhin 3 152 Euro pro Monat. Auch hier nahmen 6 von 10 Haushalten weniger als das Nettodurchschnittseinkommen ein (Schaubild 1). Im Vergleich zu 1988 ist das Nettoeinkommen nominal um knapp 55 % gestiegen. Die reale Entwicklung der Haushaltsnettoeinkommen sieht allerdings nicht so gut aus, die Steigerung lag bei nur 12 %.

Werden zum Haushaltsnettoeinkommen noch die Einnahmen aus dem Verkauf von Waren (zum Beispiel Möbel, Schmuck) und die sonstigen Einnahmen (zum Beispiel Pfandgeld, Wett- und Lotteriegewinne) hinzugerechnet, kommt man zu den »ausgabefähigen Einkommen und Einnahmen«, über die ein Durchschnittshaushalt tatsächlich verfügt. Ein baden-württembergischer Haushalt konnte im Jahr 2003 monatlich durchschnittlich 3 199 Euro in seinen Konsum und in Ausgaben für andere Zwecke fließen lassen. Gegenüber 1988 war das nominal eine Steigerung um 50 % real aber nur um 9 %.

Größter Teil des Bruttoeinkommens aus abhängiger Beschäftigung

Die erwerbstätigen Haushaltsmitglieder in Baden-Württemberg erwirtschaften immerhin 55 % des Haushaltsbruttoeinkommens. Damit liegen sie bundesweit an der Spitze. Den niedrigsten Anteil an Bruttoeinkommen aus unselbstständiger Arbeit brachten mit 48 % die Saarländer und Sachsen mit nach Hause. Im Gegenzug ist ein durchschnittlicher baden-württembergischer Haushalt in weitaus geringerem Maße von Transfereinkommen abhängig als in anderen Bundesländern: Etwa ein Fünftel des gesamten Bruttoeinkommens stammt in Baden-Württemberg aus öffentlichen Transferzahlungen wie Rente, Sozialhilfe, Leistungen der Arbeitslosenversicherung, Wohngeld, BAföG und Ähnlichem. In Sachsen betrug der Anteil der Transfereinkommen mehr als ein Drittel und war damit bundesweit am höchsten.

Mehr als ein Fünftel (22 %) der Bruttoeinnahmen der Haushalte kamen in Baden-Württemberg dem Fiskus1 und der Sozialversicherung zugute. Am höchsten lag dieser Wert mit 23 % in Hamburg, am niedrigsten mit knapp 18 % in Sachsen.

Reale Konsumausgaben rückläufig

Die baden-württembergischen Haushalte konsumieren wenig und sparen im Vergleich mit den anderen Bundesländern mehr. Vom ausgabefähigen monatlichen Einkommen in Höhe von 3 199 Euro flossen 2003 fast drei Viertel in den Konsum und ein Siebtel wurden für Steuern und Versicherungen ausgegeben. Die baden-württembergischen und bayerischen Haushalte wendeten den geringsten Teil für Konsumzwecke auf. Im Gegenzug legten beide im Jahr 2003 mit 13,4 % den nach Rheinland-Pfalz zweitgrößten Anteil auf die hohe Kante, sie mussten aber auch den zweithöchsten Anteil für Versicherungen und Steuern (14,4 %) aufwenden.

Ein baden-württembergischer Privathaushalt gab 2003 in etwa die Hälfte mehr für seinen Konsum aus als noch vor fünfzehn Jahren. Unter Berücksichtigung der Preisentwicklung lag der reale Konsumzuwachs aber nur bei 10 %. Dabei fällt in jüngster Zeit eine deutliche Konsumzurückhaltung auf, denn gegenüber 1998 gaben die Haushalte nur 4 % mehr für ihren Konsum aus. Unter Berücksichtigung der Preisentwicklung ist der Konsum der privaten Haushalte von 1998 bis 2003 sogar um 3 % gesunken.

Da die Zahl der Haushalte von 1998 bis 2003 im Land angestiegen ist, haben sich gesamtwirtschaftlich die realen privaten Konsumausgaben um 0,6 % verringert. Im Unterschied dazu haben die durchschnittlichen Konsumausgaben der Haushalte von 1988 bis 1998 sowohl nominal (+ 46 %) als auch real (+ 14 %) noch relativ stark zugenommen. Offensichtlich war eine wachsende Zahl von Haushalten seit Ende der 90er-Jahre nicht mehr Willens oder in der Lage die Konsumausgaben real zu erhöhen.

Zwischen 1998 und 2003 Jahren haben private Haushalte in Baden-Württemberg deutliche Schwerpunkte im Ausgabeverhalten gesetzt. So steigerten sie ihre Ausgaben für moderne Informations- und Kommunikationstechnologie real um 75 %, die Bedeutung des Bildungswesens im Ausgabenbudget nahm real um 43 % zu. Die neuen Zuzahlungsregelungen im Gesundheitswesen schlagen sich im realen Ausgabenzuwachs für Waren und Dienstleistungen der Gesundheitspflege mit 14 % nieder. Andererseits wurde in sieben Ausgabenbereichen gegenüber 1998 weniger ausgegeben. Dies betrifft mit einem realen Rückgang von 15 % die Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen, mit je 12 % den Verkehr, die Innenausstattung und Instandhaltung von Wohnungen sowie Ausgaben für Haushaltsgeräte. Offensichtlich führte die höhere Tabaksteuer zur Zurückhaltung bei den Ausgaben für alkoholische Getränke und Tabakwaren um 15 % gegenüber 1998.

Monatliche Konsumausgaben je Haushalt über 2 300 Euro

Im Berichtsjahr 2003 lagen die durchschnittlichen privaten Konsumausgaben je Haushalt und Monat in Baden-Württemberg bei rund 2 311 Euro. Hochgerechnet auf das Land wurden damit mehr als 131 Mrd. Euro für den privaten Konsum ausgegeben. Bundesweit hatten die baden-württembergischen Haushalte die dritthöchsten durchschnittlichen Konsumausgaben. Nur in den Bundesländern Hessen und Bayern lagen die Werte geringfügig höher. Innerhalb der Bundesrepublik gibt es allerdings ein deutliches Süd-Nord-Gefälle. Deutlich unter dem Bundesdurchschnitt lagen neben den ostdeutschen Ländern auch die Stadtstaaten Bremen und Berlin.

Die Ausgabenstruktur der privaten Haushalte ist kurzfristig in der Regel keinen allzu großen Veränderungen unterworfen. Über längere Zeiträume werden strukturelle Unterschiede sichtbar (Schaubild 2). Diese hängen sowohl von Veränderungen der Konsumgewohnheiten ab, als auch von exogenen Größen, die die Haushalte zu Anpassungen ihres Ausgabenverhaltens veranlassen. Von 1988 bis 2003 änderte sich die Ausgabenstruktur wie folgt:

Wohnen: Größte Ausgabenposition am Konsumbudget der Haushalte

Etwa jeder dritte Euro, den die baden-württembergischen Haushalte 2003 pro Monat für den privaten Konsum ausgegeben haben, wurde für das Wohnen aufgewendet, gegenüber 1988 war das nominal fast eine Verdoppelung (siehe auch Schaubild 3):

Der Löwenanteil der monatlichen Wohnausgaben 2003 entfiel mit 543 Euro (73,5%) auf die Miete, 128 Euro (17,3 %) wurde für die Haushaltsenergie und 68 Euro (9,2 %) für die Instandhaltung aufgewendet. Dabei ergaben sich seit 1988 erhebliche Verschiebungen in den Einzelposten.

Im Zeitraum von 1988 bis 1998 waren in den privaten Haushalten die Ausgaben für Wohnen kräftig (um + 81 %) angestiegen. Zum Vergleich: Der gesamte private Verbrauch stieg nominal »nur« um + 47 %. Ursache waren die hohen Mietsteigerungen (+ 91 %), während die Energieausgaben (+ 13 %) eher dämpfend wirkten. Seit 1998 hat sich dies geändert. Die gesamten Ausgaben für Miete, Energie und Instandhaltung stiegen vergleichsweise wenig (um 4,7 %). Grund: Die Mietausgaben blieben nahezu konstant. Die Aufwendungen für Instandhaltung nahmen um 6,3 % zu, die Energiekosten stiegen aber bereits um 28 %. Und nach den jüngsten kräftigen Preiserhöhungen bei Rohöl wird diese Belastung vermutlich deutlich mehr als bisher zu Buche schlagen. Außerdem hat sich durch die 1999 eingeführte Ökosteuer die Energie für die Haushalte ebenfalls verteuert.

Bei den Aufwendungen für das Wohnen gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern (Schaubild 4). Baden-Württemberg liegt mit einem durchschnittlichen Wert von 739 Euro bundesweit an vierter Stelle. In den westdeutschen Flächenländern wurde im Durchschnitt zwischen 716 Euro in Nordrhein-Westfalen und 772 Euro in Hessen pro Monat für Wohnen aufgewendet. Hamburg und Bremen lagen unter den Werten der westdeutschen Flächenländer und in Ostdeutschland geben die Haushalte deutlich weniger für das Wohnen aus als im Westen. So gibt der Durchschnittshaushalt in Mecklenburg-Vorpommern nur etwa 74 % eines baden-württembergischen Durchschnittshaushalts für Wohnen aus.

1 Hier ist noch nicht der Anteil der Ausgaben eines Haushalts enthalten, der über die Mehrwertsteuer auch dem Fiskus zufließt.