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Statistisches Monatsheft Januar 2006

Die besten Reformer sind die, die bei sich selbst anfangen – Ein Jahresrückblick 2005

Als George Bernard Shaw diesen Satz sagte, dachte er bestimmt nicht an die amtliche Statistik. Trotzdem trifft er die Situation des Jahres 2005 bei den Statistischen Ämtern der Länder und des Bundes. Die amtliche Statistik ist eine unverzichtbare Säule der Informationsinfrastruktur unseres Landes. Sie liefert die notwendigen Informationen für politische und wirtschaftliche Entscheidungen, für administratives Handeln, für wissenschaftliche Analysen und für die Orientierung der Bürger. So waren die objektiven, neutralen und wissenschaftlich unabhängigen Daten des Statistischen Landesamtes auch im Jahr 2005 – nicht zuletzt in den Medien – wieder stets präsent und wurden stark nachgefragt. Wie alle anderen gesellschaftlichen Bereiche steht jedoch auch die amtliche Statistik vor großen Herausforderungen. Der tief greifende strukturelle Wandel der Wirtschaft, die fortschreitende Vertiefung und Verbreiterung der Europäischen Union sowie die intensiv geführte Debatte um nachhaltige Entwicklung, Bürokratieabbau und Haushaltskonsolidierung markieren dabei die wichtigsten Einflussfaktoren. Um die Handlungsfähigkeit der amtlichen Statistik auch in Zukunft gewährleisten zu können, bleiben daher Reformen der einzige Weg. Ein Weg, auf dem das Statistische Landesamt Baden-Württemberg auch im Jahr 2005 zügig vorangeschritten ist.

EVS 2003: Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte in Baden-Württemberg

Über wie viel Einkommen verfügen private Haushalte? Wofür geben sie ihr Einkommen aus? Welchen Veränderungen sind Einnahmen- und Ausgabensituation privater Haushalte im Zeitablauf unterworfen? Zu diesen und ähnlichen Fragen geben die Daten der Einkommens- und Verbrauchsstichproben Antworten. Im Folgenden werden die Ergebnisse des gesamten Jahres 2003 vorgestellt.

Säuglingssterblichkeit 2004 auf niedrigstem Stand

Im Jahr 2004 sank die Säuglingssterblichkeit in Baden-Württemberg auf ihren bisher niedrigsten Stand. Insgesamt wurden noch 330 Sterbefälle von Kindern gezählt, die ihren ersten Geburtstag nicht mehr erlebten. Besonders gefährdet dabei waren Frühgeburten. Der »Plötzliche Kindstod« folgt mit inzwischen größer gewordenem Abstand als zweithäufigste Einzelursache.

Abgänger aus allgemein bildenden Schulen

Rund 122 000 Jugendliche haben im Jahr 2004 die allgemein bildenden Schulen des Landes verlassen. Damit ist die Zahl der Abgänger seit 1993 kontinuierlich gestiegen. 7,2 % der Absolventen gingen ohne Hauptschulabschluss ab, über die Hälfte von ihnen kam aus einer Sonderschule. Ein Drittel der Abgänger erzielte den Hauptschulabschluss. Der Anteil der Abgänger mit mittlerem Abschluss war 2004 mit 39,2 % so hoch wie noch nie in den letzten 20 Jahren. Jeder fünfte Absolvent hatte die Hochschul- bzw. Fachhochschulreife in der Tasche. Der Anteil ausländischer Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss war mit 17,5 % dreimal so hoch wie der der deutschen. Gut die Hälfte der ausländischen Jugendlichen konnte die Schule mit dem Hauptschulabschluss verlassen. Jungen sind bei den Schulabgängern ohne Abschluss deutlich überrepräsentiert, der Realschulabschluss scheint vor allem bei Mädchen beliebt. Während 22,4 % der Mädchen mit Fachhochschul- oder Hochschulreife abgingen, waren es bei den Jungen 17,9 %.

Personal an Hochschulen und seine Bedeutung für den regionalen Arbeitsmarkt

Ende 2004 waren an den baden-württembergischen Hochschulen knapp 74 000 Personen beschäftigt. Fast die Hälfte davon war im wissenschaftlichen oder künstlerischen Bereich tätig, die andere Hälfte im Verwaltungs-, technischen oder sonstigen Bereich. Diese beeindruckend hohen Zahlen unterstreichen bei regionaler Betrachtung die wichtige Arbeitgeberfunktion der Hochschulen an bestimmten Standorten. Im Folgenden wird deswegen neben der Struktur und der Entwicklung des Hochschulpersonals auch die Bedeutung von Hochschulen als regionaler Arbeitgeber untersucht.

Immer mehr Frauen wagen die berufliche Selbstständigkeit

In Baden-Württemberg riskieren Frauen vermehrt den Schritt in die unternehmerische Selbstständigkeit. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Existenzgründerinnen stärker als die Zahl der Existenzgründer. Dabei fangen Frauen häufiger klein an als Männer. So gründet zum Beispiel jede vierte Gründerin im Nebenerwerb, aber nur jeder vierte Gründer. Auch beabsichtigen Frauen zum Zeitpunkt der Gründung seltener Personal einzustellen als Männer.

Während die Dienstleistungsbranche von Gründerinnen stärker bevorzugt wird, ist das Baugewerbe nach wie vor eine Männerdomäne. Wird ein bestehendes Unternehmen übernommen, so geschieht dies sowohl bei Frauen als auch bei Männern am häufigsten im Gastgewerbe oder im Handel. Ausländische Gründerinnen und Gründer kommen häufig aus der Türkei oder Italien. Jedoch ist der Anteil der Türkinnen deutlich niedriger als der Anteil der Türken.

CO2-Emissionen der Wirtschaft – Analyse nach Wirtschaftszweigen

Von den derzeit jährlich knapp 80 Millionen Tonnen CO2-Emissionen in Baden-Württemberg werden rund 65 % von der Wirtschaft im Land verursacht. Die Entwicklung der CO2-Emissionen wird von verschiedenen Faktoren bestimmt. Sie ist das Resultat aus Produktionswachstum in den Branchen, Strukturveränderungen sowie von Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz und zur Verringerung der CO2-Intensität des Energieverbrauchs. Die Zusammenhänge zwischen der Entwicklung der CO2-Emissionen in der Wirtschaft und den genannten Einflussfaktoren können auf der Grundlage der Energiefluss- und Emissionsrechnungen der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen und mithilfe der so genannten Dekompositionsanalyse quantifiziert werden. Die Ergebnisse für Baden-Württemberg sowie ein Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt sind im folgenden Beitrag dargestellt.

Tourismus in der EUREGIO Bodensee

Der Bodensee gilt als beliebte Urlaubsregion. Es existieren allerdings nur wenige Tourismusstudien, die sich mit Teilen dieser Region befassen, und bislang gar keine, die sich auf den gesamten Raum beziehen. Dabei kann es unter Umständen überaus hilfreich sein, einmal über die Staatsgrenzen hinwegzuschauen, die Entwicklungen in anderen nahe dem See gelegenen Gebieten vergleichend zu betrachten und gegebenenfalls von anderen zu lernen, um schlussendlich gemeinsam davon zu profitieren. In diesem Sinne soll die Studie über den Tourismus im internationalen Bodenseeraum die bislang bestehende Lücke (ein Stück weit) schließen.

Wir danken Herrn Jonathan Schulz und Frau Silke Böttcher für die freundliche Abdruckgenehmigung der folgenden Kurzfassung

Zukunftschancen der Stadt- und Landkreise in Deutschland und Baden-Württemberg

Die Zukunftschancen aus dem Wechselspiel zwischen künftiger Bevölkerungsentwicklung, Wohlstand, Arbeitsmarkt sowie Wettbewerb und Innovationsfähigkeit hat die PROGNOS AG für die 439 Kreise und kreisfreien Städte Deutschlands untersucht. Ein Fazit war für PROGNOS, dass die deutschen Großstädte »noch keine Rolle in der Liga der Global Cities spielen«. Weiter stellt PROGNOS fest: »Sich auf Stärken auszuruhen, ist gefährlich. Harte Standortvorteile werden im europäischen Wettbewerb schnell relativiert. Mit innovativen Technologien und jungen Zukunftsbranchen treten neue »Hot Spots« auf den Plan.«

Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hat die überwiegend auf Daten der amtlichen Statistik beruhenden Ergebnisse typologisch geclustert und dabei eine Reihe bemerkenswerter Charakteristika für »Speckgürtel-Kreise« oder solche Kreise feststellen können, die von Hochschulen oder von der Automobilindustrie oder vom Dienstleistungsbereich geprägt sind.

Verschuldung der Gemeinden des Landkreises Böblingen

Auch 2004 sind in Baden-Württemberg die Schulden des Landes sowie der Gemeinden/Gemeindeverbände und Zweckverbände gestiegen. Gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der Gemeinden, die am Kreditmarkt schuldenfrei sind, um 7 auf 81. Dabei werden jedoch lediglich die Schulden der kommunalen Haushalte und der Eigenbetriebe betrachtet. Durch die fortschreitende Ausgliederung von Aufgabenbereichen aus dem Kernhaushalt sinkt allerdings die Bedeutung dieses Schuldenbereichs im Hinblick auf die Gesamtverschuldung. Diese Entwicklung lässt sich auch in den einzelnen Kommunen erkennen. Am Beispiel der Gemeinden des Landkreises Böblingen soll im Folgenden die Struktur und Problematik der kommunalen Verschuldung erläutert werden.

Das Internet ist kein ortloser Raum – Das World Wide Web und seine regionalen Strukturen in Deutschland

Das Internet hat sich in Deutschland als mittlerweile nicht mehr ganz neues Medium fest etabliert. Informationsbeschaffung und Kommunikation über das World Wide Web ist in Forschungseinrichtungen, Unternehmen und öffentlicher Verwaltung zum Alltag geworden. Im 1. Quartal 2004 nutzten 78 % der Unternehmen das Internet. Von den Firmen, die 10 oder mehr Mitarbeiter beschäftigten, sind bereits 95 % mit einem Internetzugang ausgerüstet. 37 % aller in Deutschland ansässigen Unternehmen haben im 1. Quartal 2004 sogar Produkte über das Web bestellt. Der folgende Beitrag. kommt zu dem Ergebnis, dass das Internet keine neuen wirtschaftlichen Strukturen innerhalb der Bundesrepublik geschaffen hat. Es hat vielmehr den Anschein, dass die bereits bestehenden regionalen Disparitäten im Hinblick auf die Innovationsfreundlichkeit und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit weiter reproduziert werden. Wir danken dem Statistischen Landesamt Niedersachsen für die freundliche Abdruckgenehmigung.

Elena Breithaupt aus St. Georgen gewinnt Schülerwettbewerb 2005 »Baden-Württemberg – Partner Europas«

Bereits zum zehnten Mal hat das Statistische Landesamt zusammen mit dem Staatsanzeiger-Verlag und dem Staatsministerium Baden-Württemberg im Mai 2005 den Schülerwettbewerb unter dem Motto »Baden-Württemberg – Partner Europas« ausgeschrieben. 2 190 Schülerinnen und Schüler haben im Jahr 2005 an dem Wettbewerb mit Fragen rund um das Thema Europa und Baden-Württemberg teilgenommen. Die Verleihung der ersten Preise fand am 24. November 2005 auf den Stuttgarter Buchwochen statt; dort war das Statistische Landesamt mit einem Ausstellungsstand vertreten.