:: 1/2006

Abgänger aus allgemein bildenden Schulen

Rund 122 000 Jugendliche haben im Jahr 2004 die allgemein bildenden Schulen des Landes verlassen.1 Damit ist die Zahl der Abgänger seit 1993 kontinuierlich gestiegen. 7,2 % der Absolventen gingen ohne Hauptschulabschluss ab, über die Hälfte von ihnen kam aus einer Sonderschule. Ein Drittel der Abgänger erzielte den Hauptschulabschluss. Der Anteil der Abgänger mit mittlerem Abschluss war 2004 mit 39,2 % so hoch wie noch nie in den letzten 20 Jahren. Jeder fünfte Absolvent hatte die Hochschul- bzw. Fachhochschulreife in der Tasche. Der Anteil ausländischer Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss war mit 17,5 % dreimal so hoch wie der der deutschen. Gut die Hälfte der ausländischen Jugendlichen konnte die Schule mit dem Hauptschulabschluss verlassen. Jungen sind bei den Schulabgängern ohne Abschluss deutlich überrepräsentiert, der Realschulabschluss scheint vor allem bei Mädchen beliebt. Während 22,4 % der Mädchen mit Fachhochschul- oder Hochschulreife abgingen, waren es bei den Jungen 17,9 %.

Anteil der Abgänger mit mittlerem Abschluss so hoch wie noch nie in den letzten 15 Jahren

Zum Ende des Schuljahres 2003/04 haben knapp 122 000 Schüler das allgemein bildende Schulsystem nach Erfüllung der Vollzeitschulpflicht verlassen. Davon waren 48 % weiblich und 52 % männlich.

Insgesamt gingen

ohne Hauptschulabschluss7%
mit Hauptschulabschluss33%
mit Realschulabschluss oder einem gleichwertigen Abschluss39%
mit Fachhochschulreife0,2%
mit Hochschulreife20%2

ab.

Damit verließen anteilsmäßig so wenig Schüler wie noch nie in den letzten 15 Jahren die Schule ohne einen Hauptschulabschluss. Der Anteil der Realschulabgänger erreichte im Jahr 2004 den höchsten Prozentwert der letzten 15 Jahre. Der Anteil der Schüler, die die Hochschulreife erlangten, war in den vergangenen 20 Jahren bemerkenswert konstant. Dabei ist zu beachten, dass in Baden-Württemberg ein hoher Anteil ehemaliger Realschüler später an beruflichen Gymnasien noch die Hochschulreife erwirbt. Ebenso holt ein Teil der Schüler, die ohne Hauptschulabschluss von einer allgemein bildenden Schule abgegangen sind, diesen an einer beruflichen Schule nach. Ähnliches gilt für die Fachhochschulreife und den mittleren Abschluss. Absolut gesehen hat die Zahl der Abgänger an den allgemein bildenden Schulen von 1985 (145 460 Jugendliche) bis zum Tiefpunkt im Jahr 1993 (97 539 Jugendliche) von Jahr zu Jahr abgenommen, seit 1993 aber ist sie wieder ununterbrochen angestiegen (Schaubild).

Die meisten Abgänger ohne Hauptschulabschluss kommen aus der Sonderschule

Nach Schularten betrachtet kam über die Hälfte der insgesamt 8 738 Abgänger ohne Hauptschulabschluss im Jahr 2004 aus den Sonderschulen, davon allein 3 115 aus den Förderschulen (früher: Schulen für Lernbehinderte). Damit schafften fast neun von zehn Abgängern aus den Förderschulen keinen Hauptschulabschluss; allerdings konnte der überwiegende Teil von diesen (90 %) immerhin mit dem so genannten »Abschlusszeugnis der Förderschule« abgehen. Dabei handelt es sich um einen

spezifischen Sonderschulabschluss. Diese Abgänger können aber häufig noch über das Berufsvorbereitungsjahr den Hauptschulabschluss nachholen bzw. an der Schulfremdenprüfung für den Hauptschulabschluss teilnehmen.

3 057 Abgänger ohne Hauptschulabschluss kamen aus der Hauptschule und 1 100 aus der Realschule. Dies entspricht 6,5 % der Hauptschulabgänger bzw. 2,7 % der Realschulabgänger insgesamt. 140 Schüler verließen ein Gymnasium ohne Abschluss (0,5 % der Abgänger an Gymnasien insgesamt), 35 (2,4 %) eine Freie Waldorfschule.

Gut die Hälfte der ausländischen Jugendlichen verlässt die allgemein bildenden Schulen mit dem Hauptschulabschluss

Während 2004 nur 5,7 % der deutschen Schulabgänger aus allgemein bildenden Schulen ohne Abschluss abgingen, war der Anteil bei den ausländischen Schulabgängern mit 17,5 % dreimal so hoch. Dabei kam etwa die Hälfte der ausländischen Abgänger ohne Abschluss aus einer Sonderschule. Vor 10 Jahren (1994) waren noch 6,3 % der deutschen und 21,9 % der ausländischen Schüler ohne Abschluss abgegangen. Insofern zeichnet sich hier eine leichte Verbesserung ab. Betrachtet man nur die ausländischen Abgänger aus Klassenstufe 9 der Hauptschulen (und rechnet damit diejenigen Abgänger nicht mit ein, die bereits vor Erreichen der 9. Klassenstufe das deutsche Schulsystem verlassen haben oder aufgrund ihres Alters nicht mehr schulpflichtig sind), schafften fast alle den angestrebten Hauptschulabschluss.3

Gut die Hälfte (54 %) der ausländischen Jugendlichen verließ das allgemein bildende Schulsystem mit dem Hauptschulabschluss. Bei den deutschen Abgängern dominiert dagegen der mittlere Abschluss mit einem Anteil von 41,4 %. Fachhochschul- oder Hochschulreife erreichten im Jahr 2004 nur 4,6 % der ausländischen Abgänger, vor 10 Jahren (1994) lag dieser Anteil noch bei 5,3 % (Tabelle 1).

Jungen sind bei den Schulabgängern ohne Abschluss deutlich überrepräsentiert

Wie häufig in der amtlichen Schulstatistik gab es auch bei den Abschlüssen im Jahr 2004 an den allgemein bildenden Schulen große Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen.

Es erreichten…

keinen Abschluss:
Jungen8,5 %
Mädchen5,7 %
einen Hauptschulabschluss:
Jungen36,7 %
Mädchen30,1 %
einen Realschulabschluss:
Jungen36,9 %
Mädchen41,8 %
die Fachhochschul- oder Hochschulreife:
Jungen17,9 %
Mädchen22,4 %

Abgängerstruktur schwankt stark zwischen den einzelnen Stadt- und Landkreisen

Erwartungsgemäß gibt es bei der Struktur der Abgänger große Schwankungen zwischen den einzelnen Stadt- und Landkreisen. Während 2004 im Alb-Donau-Kreis der Anteil der Abgänger ohne Hauptschulabschluss nur 4,8 % betrug, ist dieser Anteil im Stadtkreis Mannheim mehr als doppelt so hoch (10,4 %). Dies liegt sicher zu einem großen Teil daran, dass in Mannheim jeder vierte Schüler eine ausländische Nationalität hat, im Alb-Donau-Kreis aber nur 10 % der Schüler Ausländer sind. Der Anteil der Abgänger mit Hauptschulabschluss schwankt zwischen 22,7 % in Freiburg und 41,4 % im Landkreis Freudenstadt. Im Enzkreis verließ fast jeder zweite Abgänger (49,7 %) das allgemein bildende Schulsystem mit dem Realschulabschluss, in Baden-Baden nur gut jeder vierte (26,2 %); in diesem Stadtkreis ist aber der Anteil der Abiturienten überdurchschnittlich hoch.4

Am weitesten ausgeprägt ist die Spannweite bei den Abgängern mit Fachhochschulreife bzw. Hochschulreife. Im eher ländlich geprägten Kreis Freudenstadt ging nicht einmal jeder zehnte Absolvent (9,4 %) mit Fachhochschul-/Hochschulreife ab, im Stadtkreis Heidelberg mit einem hohen Anteil akademisch ausgebildeter und »bildungsbewusster« Bürger – dagegen fast jeder zweite (46,9 %) (siehe Tabelle 2).

1 Alle Angaben dieses Beitrages zu Schulabgängern sind nur auf das allgemein bildende Schulsystem bezogen.

2 Dieser Wert ist nicht zu verwechseln mit der so genannten »Abiturientenquote« (Studienberechtigtenquote), die 2004 bei 42 % lag (31 % mit Hochschulreife aus allgemein bildenden und beruflichen Schulen und 11 % mit Fachhochschulreife aus überwiegend beruflichen Schulen). Die Abiturientenquote gibt an, wie viel Prozent des Durchschnitts der Altersjahrgänge der 18- bis unter 21-Jährigen der Wohnbevölkerung in Baden-Württemberg die Fachhochschul- oder Hochschulreife erworben haben.

3 94 % der ausländischen Hauptschulabgänger aus Klassenstufe 9 gingen mit Hauptschulabschluss ab, dagegen 97 % der deutschen.

4 Allerdings muss bei einer regionalen Betrachtung der Schulabgängerstrukturen beachtet werden, dass sich diese auf die Standorte der Schulen bezieht und nicht auf den Wohnort der Schüler. Dies ist insbesondere bei Stadtkreisen und deren benachbarten Landkreisen von Bedeutung. Da Gymnasien in der Regel größere Pendlerzahlen aus dem Umland zu verzeichnen haben als Hauptschulen, wird der Abiturientenanteil in Stadtkreisen vermutlich überzeichnet.