:: 1/2006

Personal an Hochschulen und seine Bedeutung für den regionalen Arbeitsmarkt

Ende 2004 waren an den baden-württembergischen Hochschulen knapp 74 000 Personen beschäftigt. Fast die Hälfte davon war im wissenschaftlichen oder künstlerischen Bereich tätig, die andere Hälfte im Verwaltungs-, technischen oder sonstigen Bereich. Diese beeindruckend hohen Zahlen unterstreichen bei regionaler Betrachtung die wichtige Arbeitgeberfunktion der Hochschulen an bestimmten Standorten. Im Folgenden wird deswegen neben der Struktur und der Entwicklung des Hochschulpersonals auch die Bedeutung von Hochschulen als regionaler Arbeitgeber untersucht.

Fast 74 000 Beschäftigte im Jahr 2004

Ende 2004 waren an den baden-württembergischen Hochschulen 73 913 Personen beschäftigt (ohne studentische Hilfskräfte), darunter an…

neun staatlichen Universitäten30 27541 %
vier Universitätskliniken29 31540 %
an den Fach- und Verwaltungsfachhochschulen10 15713 %

Neben diesen wichtigsten Arbeitgebern des Hochschulbereichs spielten noch die Privaten Wissenschaftlichen Hochschulen, die Pädagogischen Hochschulen sowie die Kunsthochschulen eine Rolle, die zusammen 4 166 Personen (6 %) beschäftigten (Tabelle 1).

Etwas mehr als die Hälfte der Beschäftigten nahm Aufgaben in der Verwaltung, im Pflegedienst, im technischen Dienst oder in den Bibliotheken, im Folgenden Dienstleistungsbereich genannt, wahr.

Die größten Anteile entfielen dabei auf das…

Verwaltungspersonal27 %
technische Personal24 %
Pflegepersonal23 %

Die Beschäftigten des Dienstleistungsbereiches sind fast ausschließlich hauptberuflich tätig und zu fast 70 % Frauen.

Etwas weniger als die Hälfte der Beschäftigten an den Hochschulen war im wissenschaftlichen oder künstlerischen Bereich, also in der Forschung und Lehre tätig. Hier sind wesentlich weniger Frauen zu finden (28 %). Außerdem ist fast ein Drittel dieses Bereiches nebenberuflich tätig; dies sind vor allem Lehrbeauftragte, Gastprofessoren, Privatdozenten, Honorarprofessoren oder wissenschaftliche Hilfskräfte (i-Punkt 1). Im hauptberuflichen Bereich liegt der Schwerpunkt mit fast 70 % Anteil bei den wissenschaftlichen oder künstlerischen Mitarbeitern. Weitere 22 % des hauptberuflich beschäftigten Personals entfallen auf die Professoren und 8 % auf die Dozenten, Assistenten und Lehrbeauftragten für besondere Aufgaben.

Wissenschaftlerinnen an den Hochschulen holen auf

Die Zahl der Beschäftigten an den baden-württembergischen Hochschulen hat sich gegenüber dem Vorjahr nur unwesentlich verändert. Beim wissenschaftlichen und künstlerischen Personal blieb sie nahezu gleich, während beim Dienstleistungspersonal 225 Bedienstete (−0,6 %) weniger gezählt wurden. Auch in den letzten 10 Jahren war eine ähnliche Entwicklung zu beobachten: zwar nahm insgesamt die Anzahl der Beschäftigten um 7 % zu, im Wissenschaftsbereich mit 11 % aber wesentlich stärker als im Dienstleistungsbereich mit 3 %. Die Stellung von Forschung und Lehre hat sich demnach verbessert, denn vor 10 Jahren war der Anteil der Wissenschaftler mit rund 46 % etwas niedriger als heute. Diese Angaben beziehen sich allerdings auf alle tätigen Personen, gleichgültig ob diese vollzeit-, teilzeit-, hauptberuflich oder nebenberuflich beschäftigt waren (i-Punkt 2).

Die Wissenschaftlerinnen konnten in den letzten 10 Jahren ihre Position an den Hochschulen des Landes deutlich ausbauen; deren Zahl hat um 40 % zugenommen, sodass Ende 2004 rund 10 000 Frauen in der Forschung und Lehre tätig waren. Damit erhöhte sich hier der Frauenanteil an Baden-Württembergs Hochschulen von 22 % auf 28 %. Im Dienstleistungsbereich (in dem der Frauenanteil sowieso deutlich überwiegt) dagegen waren zum 1. Dezember 2004 nur 2 % mehr Frauen beschäftigt als 10 Jahre zuvor.

Zahl der Professorinnen steigt gegenüber dem Vorjahr um 11 %

5 283 Professoren beiderlei Geschlechts lehrten 2004 an den hiesigen Hochschulen, gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 2 %. Weitaus stärker – um 11 % – nahm die Zahl der Professorinnen auf 623 Frauen zu. Damit setzte sich der Trend der letzten Jahre fort. Seit 1994 stieg der Anteil der Professorinnen von 7 % auf knapp 12 % (Schaubild). Die derzeitigen Frauenanteile in den verschiedenen Stadien der akademischen Laufbahn deuten darauf hin, dass dies auch in Zukunft so weitergehen könnte. So lag der Frauenanteil bei den Habilitierten des vergangenen Jahres mit 21 % wesentlich höher als der Frauenanteil bei den Professoren. Die Promovierten des Prüfungsjahres 2004 waren zu 39 % und die Studienabsolventen zu rund 47 % Frauen. Bei den genannten Stufen der akademischen Karriere war in den letzten Jahren durchgängig ein zunehmender Frauenanteil zu beobachten.

Die meisten Professoren lehrten an den Universitäten (43 %) und an den Fachhochschulen des Landes (40 %). Das Durchschnittsalter der Universitätsprofessoren betrug 52,3 Jahre, das ihrer Kollegen an den Fachhochschulen rund 49,8 Jahre. Das vergleichsweise hohe Durchschnittsalter zeigt, dass in den nächsten Jahren eine größere Anzahl von Professoren berufen werden muss. Immerhin 782 Professoren waren zum Stichtag 62 Jahre und älter; das war fast jeder siebte.

Hochschulen teilweise wichtige regionale Arbeitgeber

Hochschulen haben teilweise eine große Bedeutung für den regionalen Arbeitsmarkt. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden mit Hochschulen sind dabei allerdings sehr groß. Die 68 Hochschulen in Baden-Württemberg verteilen sich auf 38 Städte oder Gemeinden (Tabelle 2). Die meisten Hochschulbeschäftigten sind mit 13 479 Personen in Freiburg zu finden, gefolgt von Heidelberg, Tübingen und Stuttgart. Mehr als 1 000 Beschäftigte haben nur noch die Universitätsstädte Ulm, Karlsruhe, Mannheim und Konstanz. Auf den vordersten Rängen befinden sich damit hauptsächlich Universitätsstädte mit einer Universitätsklinik und Städte mit mehreren Hochschulen wie Stuttgart. Die Landeshauptstadt hat dabei nicht nur die höchste Anzahl an Hochschulen, sondern auch die meisten eingeschriebenen Studenten.

Trotz hohen absoluten Personalzahlen fällt die Bedeutung der Hochschulen als regionaler Arbeitgeber sehr unterschiedlich aus. So spielt in einer Stadt wie Stuttgart mit knapp 367 000 Arbeitnehmern1 das Hochschulpersonal keine große Rolle. An anderen Standorten Baden-Württembergs dominieren dagegen die Hochschuleinrichtungen den Arbeitsmarkt. So sind in Tübingen rund 28 % aller Arbeitnehmer an einer Hochschule beschäftigt. Die Universitätsstädte Heidelberg, Freiburg, Konstanz und Ulm haben mit Anteilen zwischen 10 % und 16 % ebenfalls bemerkenswert hohe Anteile für die Hochschulbeschäftigten. Auch in kleineren Städten ohne Universitäten profitiert der Arbeitsmarkt von den Hochschulen. Hierzu gehören beispielsweise Furtwangen (Hochschule für Technik und Wirtschaft), Weingarten (Pädagogische Hochschule und Hochschule für Technik und Sozialwesen) und Trossingen (Musikhochschule). Zwar sind in diesen Städten absolut gesehen nur einige hundert Personen im Hochschulbereich tätig, aber bezogen auf alle Beschäftigten werden damit immer noch Anteile von knapp 5 % und mehr erreicht.

Die hohe Anzahl an Wissenschaftlern wird noch durch das Führungspersonal im Verwaltungsbereich und sonstigen Bereichen ergänzt, sodass insgesamt 54 % des Hochschulpersonals hoch qualifiziert und teilweise überdurchschnittlich bezahlt sind. Damit wird die Bedeutung der Hochschulen sowohl für den Arbeitsmarkt als auch für die Kommunalfinanzen durch den Gemeindeanteil an der Lohn- und Einkommensteuer zusätzlich unterstrichen.

Von den Hochschulen geht aber noch ein weiterer Beschäftigungsimpuls aus: Sie bilden häufig einen Kristallisationspunkt für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Technologieparks oder industrielle Wissenszentren, in denen weitere hoch qualifizierte Arbeitsplätze zu finden sind. Solche Forschungseinrichtungen und Technologieparks sowie Neugründungen aus dem universitären Umfeld – so genannte Spin-offs – tragen in entscheidendem Maße dazu bei, dass neue Produkte und Verfahren entwickelt werden, die wiederum bestehende Arbeitsplätze sichern und neue schaffen.

Nicht nur das Personal, sondern auch die Studierenden prägen einen Hochschulstandort und sind gleichzeitig ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Dies wird deutlich, wenn die Anzahl der Studierenden zu den Einwohnern ins Verhältnis gesetzt werden. Die höchste Quote weist hier ebenfalls die Universitätsstadt Tübingen mit 266 eingeschriebenen Studierenden je 1 000 Einwohner auf. Danach folgt die Stadt Furtwangen mit einem Verhältnis von 243 zu 1 000 Einwohner. Auf den nachfolgenden Plätzen sind Heidelberg, Weingarten und Konstanz zu finden. Bei diesem Vergleich ist allerdings zu bedenken, dass viele eingeschriebene Studierende ihren Hauptwohnsitz nicht am Hochschulstandort haben. Zwar ist in der Hochschulstatistik das Merkmal Semesterwohnsitz enthalten, aber dieses bezieht sich auf den Stadt- oder Landkreis der Hochschule und gibt häufig nicht die melderechtliche Wohnsitzgemeinde eines Studierenden wieder. Die vorliegenden Daten ermöglichen deswegen keine zuverlässigen Aussagen zum Wohnsitz der Studierenden.

1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Stand 30. Juni 2004) einschließlich der Landes- und Kommunalbeamten.