:: 5/2006

Die Eingemeindung Tennenbronns in die Stadt Schramberg: Was ändert sich aus statistischer Sicht?

Mit Wirkung zum 1. Mai 2006 wurde die Gemeinde Tennenbronn in die Stadt Schramberg eingemeindet. Damit haben sich zum ersten Mal seit der Gemeindereform in den 1970er-Jahren zwei bisher selbstständige Kommunen in Baden-Württemberg freiwillig zusammengeschlossen. Ziele dieser Fusion sind insbesondere die bessere Auslastung der Infrastrukturen und der öffentlichen Einrichtungen sowie eine Stärkung der kommunalen Leistungs- und Verwaltungskraft.

Was dieser Zusammenschluss im Hinblick auf ausgewählte Strukturindikatoren bedeutet, soll im Folgenden schlaglichtartig aufgezeigt werden:

  • Das »neue« Schramberg wird durch die Fusion um knapp 3 800 Personen auf ca. 22 200 Einwohner »anwachsen«. Damit werden in der »Fünf-Täler-Stadt« erstmals wieder seit 1973 mehr als 20 000 Einwohner leben, sodass die für eine Große Kreisstadt erforderliche Mindesteinwohnerzahl auch faktisch erreicht wird. Die zweitgrößte Stadt im Landkreis Rottweil wird dann – gemessen an der Bevölkerungszahl – an 89. Stelle der 1 110 Gemeinden Baden-Württembergs rangieren (Stichtag: 30. September 2005).
  • Während damit die Einwohnerzahl Schrambergs um ein Fünftel zunimmt, wird sich das Gemeindegebiet durch die Eingliederung Tennenbronns sogar um drei Viertel vergrößern. Dies könnte der Stadt neue Möglichkeiten eröffnen, dem Einwohnerverlust der vergangenen Jahre durch die Ausweisung von Bauland entgegenzuwirken. Denn in den letzten Jahren lag in Schramberg die ausgewiesene Fläche baureifen Landes nur bei jährlich rund einem Hektar. Das war allerdings – bezogen auf die Einwohnerzahl – mehr als doppelt so viel wie in Tennenbronn. Dies könnte erklären, weshalb der Quadratmeterpreis für baureifes Land in Schramberg sogar geringfügig niedriger als in Tennenbronn lag (97 Euro gegenüber 105 Euro; Durchschnitt der Jahre 2002 bis 2004).
  • Von den 22 Kommunen des Landkreises Rottweil hat Schramberg mit die älteste Bevölkerung. Durch die Eingemeindung des relativ »jungen« Tennenbronns wird das Durchschnittsalter auf 41,8 Jahre absinken; trotzdem wird dieses immer noch deutlich über dem entsprechenden Kreiswert (40,9 Jahre) bzw. dem Landesdurchschnitt (41,1 Jahre) liegen.
  • Die Fusion der Gemeinden bietet möglicherweise die Chance, Synergieeffekte in den Gemeindeverwaltungen zu erzielen. Was den Personalstand – bezogen die Einwohnerzahl – betrifft, hat die »alte« Stadt Schramberg den dritthöchsten Wert der landesweit insgesamt 152 Kommunen mit zwischen 10 000 und 20 000 Einwohnern.1 Dagegen liegt in Tennenbronn die relative Zahl der Gemeindebediensteten in etwa im Durchschnitt der Gemeinden vergleichbarer Größe (3 000 bis 5 000 Einwohner).
  • Die Einpendler-Auspendler-Relation – ein Indikator für das verfügbare örtliche Arbeitsplatzangebot – ist in den beiden Kommunen sehr unterschiedlich: Während in Schramberg auf 100 Auspendler immerhin 230 Einpendler kommen, sind es in Tennenbronn lediglich 37; das heißt, Schramberg hat einen hohen Einpendlerüberschuss, Tennenbronn einen hohen Auspendlerüberschuss. Auch nach dem Zusammenschluss wird dieser Arbeitsplatzindikator für die Gesamtstadt im Vergleich zu anderen Kommunen mit zwischen 20 000 und 30 000 Einwohnern günstig sein.
  • Niedriger wird nach der Eingemeindung Tennenbronns die Höhe der Arbeitslosenquote in der neuen Stadt ausfallen: Die Zahl der Arbeitslosen bezogen auf die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter liegt nämlich in Schramberg doppelt so hoch wie in Tennenbronn.2 Nach der Fusion wird Schramberg eine Arbeitslosenquote aufweisen, die – im Gegensatz zu bisher – etwas geringer als im Landesdurchschnitt sein wird.
  • Das insgesamt gute Arbeitsplatzangebot Schrambergs spiegelt sich in der kommunalen Steuerkraft wider: Mit knapp 850 Euro je Einwohner liegt diese erheblich höher als in Tennenbronn (523 Euro). Auch nach dem Gemeindezusammenschluss wird die Messzahl deutlich höher als im Landkreis Rottweil und auch im Vergleich zum Landesdurchschnitt liegen.
  • Die Pro-Kopf-Verschuldung wird sich nach der Eingemeindung Tennenbronns – rein rechnerisch – mehr als verdreifachen. Dennoch wird auch dann die Schuldenlast nicht einmal halb so hoch wie im Durchschnitt vergleichbarer Städte (mit 20 000 bis 30 000 Einwohnern) liegen.
  • Profitieren wird dagegen die neue Stadt beim Tourismus: Gab es in Schramberg bisher jährlich im Durchschnitt lediglich 1,9 Übernachtungen je Einwohner – was in etwa dem halben Landeswert entsprach – wird sich dieser Wert durch die Fusion dem Landesdurchschnitt annähern.

Welche Perspektive hat Schramberg?

Die regionalisierte Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamtes geht für die »alte« Stadt davon aus, dass sich in den nächsten Jahren der Rückgang der Einwohnerzahl fortsetzen wird. Die Eingemeindung Tennenbronns könnte allerdings für Schramberg die Möglichkeit eröffnen, die Potenziale Tennenbronns als attraktiven Wohnstandort zu nutzen und so der bisherigen Entwicklung entgegenzuwirken.

Eine Vielzahl weiterer Daten steht für die beiden »alten« Kommunen sowie künftig auch für die neue Stadt Schramberg kostenlos über das Internet unter Regionaldaten zur Verfügung.

1 Beim interkommunalen Vergleich ist aber zu berücksichtigen, dass die Ergebnisse für den gebildeten Indikator auch davon abhängen, in welchem Umfang Gemeindeaufgaben in formal privatisierte Betriebe überführt wurden, deren Personal bei der Berechnung unberücksichtigt bleibt.

2 Da für einzelne Gemeinden keine Arbeitslosenquoten vorliegen, wurde hilfsweise die Zahl der Arbeitslosen auf die Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 65 Jahren bezogen.