:: 1/2007

Die Eingemeindung von Betzweiler-Wälde in die Gemeinde Loßburg vollzogen

Baden‑Württemberg umfasst nunmehr 1 109 Gemeinden

Mit Wirkung vom 1. Januar 2007 wurde die Gemeinde Betzweiler-Wälde in die Gemeinde Loßburg eingemeindet. Es handelt sich hiernach um den ersten freiwilligen Zusammenschluss innerhalb des Landkreises Freudenstadt bzw. innerhalb des Regierungsbezirkes Karlsruhe seit den Fusionen eigenständiger Gemeinden im Rahmen der Gemeindereform in den 70er-Jahren. Für Baden‑Württemberg bedeutet dies bereits der zweite Gemeindezusammenschluss zweier bislang selbstständiger Kommunen innerhalb der letzten 9 Monate.

Was dieser Zusammenschluss aus statistischer Sicht bedeutet, soll im Folgenden anhand von wenigen ausgewählten Strukturindikatoren – vorwiegend mit Daten aus dem Jahr 2005 – aufgezeigt werden.

Zusammen mit den rund 1 450 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2005) von Betzweiler-Wälde verzeichnet Loßburg nach der Eingliederung nunmehr ca. 8 000 Einwohner. Sie wird dadurch zur fünftgrößten Gemeinde innerhalb des Landkreises. Durch die Eingemeindung nimmt nicht nur die Bevölkerungszahl von Loßburg um mehr als 20 % zu, sondern auch das Gemeindegebiet um rund 15 %. Dieser Flächenzugewinn verändert die Anteile Siedlungs- und Verkehrsfläche, Waldfläche und Landwirtschaftsfläche nur geringfügig nach oben oder unten. Während Loßburgs Bevölkerungsdichte von 95 auf 101 Einwohner je Quadratkilometer ansteigt, nimmt das Durchschnittsalter in Loßburg insgesamt um 0,3 Jahre zu und erreicht mit 40,8 Jahren exakt den Altersdurchschnitt für den Landkreis Freudenstadt. Ein Wert, der immer noch deutlich unterhalb des Landesdurchschnitts von 41,4 Jahren liegt.

Im Jahr 2005 kamen auf 1 000 Einwohner Loßburgs 398 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort und damit erheblich mehr als im Landkreis Freudenstadt (320 Beschäftigte). Auch im Vergleich zum Land (346 Beschäftigte) ist dieses Ergebnis überdurchschnittlich. Maßgeblichen Anteil an diesem Wert hat einer der weltweit führenden Hersteller von Spritzgussmaschinen mit Stammsitz in Loßburg. Er ist auch gleichzeitig einer der größten Arbeitgeber im Landkreis Freudenstadt. Rechnet man die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von Betzweiler-Wälde noch hinzu, so reduziert sich der Beschäftigtenbesatz für Loßburg »lediglich« auf 389 Beschäftigte je 1 000 Einwohner.

Betrachtet man in diesem Zusammenhang die anteilsmäßige Verteilung der Beschäftigten auf die drei maßgeblichen Wirtschaftsbereiche, so zeigen beide Gemeinden nahezu die gleichen Ergebnisse für das Jahr 2005 auf, sodass sich mit dem Zusammenschluss die Einzelwerte für Loßburg jeweils nur unter einem Prozentpunkt verändern. So ist der größte Teil der Beschäftigten am Arbeitsort im Produzierenden Gewerbe (77,2 %) tätig, gefolgt von den sonstigen Dienstleistungsbereichen (15,2 %) sowie dem Handel, Gastgewerbe und Verkehr mit 7,2 %.

Ein Blick auf die Pendlerströme unterstreicht das günstige Beschäftigungsangebot beider Gemeinden. Die Einpendler-Auspendler-Relation, die als Indikator für das lokale Arbeitsplatzangebot verstanden werden kann, weist für beide Kommunen einen Einpendlerüberschuss aus. Während in Betzweiler-Wälde allerdings nur 101 Einpendler auf 100 Auspendler im Jahre 2005 kamen, lag der Wert für Loßburg bei 120. Mit der Fusion sinkt zwar der Einpendlerüberschuss für Loßburg rein rechnerisch, jedoch unabhängig davon stellt dieser Wert ein im Vergleich zu anderen Gemeinden vergleichbarer Größe immer noch gutes Ergebnis dar.

Das Arbeitsplatzangebot einer Gemeinde spiegelt sich auch in ihrer kommunalen Steuerkraft wider. Die Steuerkraftmesszahl für 2005, die neben der Gewerbesteuer, den Grundsteuern A und B auch den Gemeindeanteil an der Einkommensteuer umfasst, lag für Loßburg mit 952 Euro je Einwohner weit über dem Landeswert von 619 Euro. Gemessen an dieser Messziffer rangierte damit Loßburg an 32. Stelle unter allen Gemeinden Baden‑Württembergs. Dagegen lag die Steuerkraftmesszahl für Betzweiler-Wälde mit 514 Euro im Bereich des Landkreiswertes von 532 Euro je Einwohner. Auch nach der Eingemeindung wird dieser Indikator noch deutlich höher als im Landkreis Freudenstadt und auch im Vergleich zum Landesdurchschnitt ausfallen.

Eine unzureichende Finanzlage würde zukünftig die dauerhafte Aufrechterhaltung von Infrastrukturen und öffentlicher Einrichtungen gefährden. Sie muss wohl als eine der Hauptgründe für die Eingemeindungsabsichten einer bislang selbstständigen Gemeinde verstanden werden. Zahlenmäßig zeigt sich diese Situation für Betzweiler-Wälde beispielsweise in der Schuldenlast, die bei 828 Euro je Einwohner lag. Dies ist rund ein Drittel mehr als der durchschnittliche Landkreiswert (597 Euro) und etwas mehr als die Hälfte höher als der entsprechende Landeswert mit 540 Euro je Einwohner. Nach der Eingliederung steigt für Loßburg – rein rechnerisch – die Pro-Kopf-Verschuldung von 635 Euro je Einwohner um 35 Euro auf 670 Euro.

Sowohl Betzweiler-Wälde als auch Loßburg sind wie viele Kommunen in der Region Nordschwarzwald stark vom Tourismus geprägt. Landschaftliche Attraktivität, gute klimatische Verhältnisse sowie eine entsprechend ausgebaute Fremdenverkehrsinfrastruktur zeichnen hierbei die beiden Gemeinden aus. Mit der Eingemeindung verfügt das am Kinzigtäler Jakobusweg gelegene und als Luftkurort anerkannte und prädikatisierte Loßburg nunmehr über einen Ortsteil mehr, der das Prädikat Erholungsort trägt.

Alles in allem kann eine Fusion für die Gemeinde Loßburg mittelfristig eine Stärkung der kommunalen Leistungs- und Verwaltungskraft nach sich ziehen.