:: 3/2007

Existenzgründungsvorhaben von Ausländern in Baden-Württemberg

Ausländer wagen durch Neugründung oder Unternehmensübernahme häufiger die Selbstständigkeit als Deutsche. Vor allem bei Übernahmen bestehender Betriebe sowie bei Gründungen von Kleinbetrieben ist der Ausländeranteil hoch. Nebenerwerbsgründungen sind bei Ausländern hingegen deutlich weniger beliebt. Bei Neugründungen mit vermutlich größerer wirtschaftlicher Substanz gründen Ausländer ebenso häufig wie Deutsche. Unter den neuen Selbstständigen sind besonders zahlreich Staatsangehörige aus der Türkei sowie aus Italien vertreten. Seit dem Beitritt Polens in die EU ist die Zahl der polnischen Gründer, insbesondere im Bereich der Kleingründungen, stark gestiegen. Die Branchenwahl variiert mit der Nationalität. Generell gründen Ausländer jedoch häufiger im Gast- und Baugewerbe als Deutsche.

Existenzgründungen werden in der öffentlichen Diskussion häufig im engen Zusammenhang mit der Innovationskraft und Wirtschaftsleistung eines Landes oder auch der Entstehung neuer Arbeitsplätze genannt. Gleichzeitig wird die fehlende Gründungsneigung der Deutschen beklagt, denn trotz zunehmender Gründungsaktivitäten liegt Deutschland im internationalen Vergleich nur im hinteren Mittelfeld1. Deutschlands Erwachsene sind vergleichsweise pessimistisch hinsichtlich der Gründungschancen in ihrem regionalen Umfeld und mehr als die Hälfte gibt an, die Angst zu scheitern würde sie von einer Unternehmensgründung abhalten2. Während nur 39 % der Bundesbürger gerne selbstständig sein möchten, sind es in Portugal und Irland rund 60 %, in Spanien, Italien und Griechenland zwischen 52 und 56 %3.

Vor dem Hintergrund dieser Umfrageergebnisse stellt sich aus baden-württembergischer Sicht die Frage, ob die in Baden-Württemberg lebenden Ausländer und Ausländerinnen wesentlich gründungsfreudiger sind als Deutsche. Unabhängig von der Quantität ausländischer Gründungen ist zudem von Interesse, welche Wirtschaftsbereiche ausländische Staatsbürger in Baden-Württemberg beim Schritt in die Selbstständigkeit bevorzugen und welche Nationalitäten das Gründungsgeschehen dominieren. Einen ersten Eindruck über die aktuelle Gründungsaktivität vermittelt die Zahl der beim Gewerbeamt angezeigten Neugründungen und Unternehmensübernahmen bezogen auf die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter4. Danach kamen bei den Ausländern auf 1 000 Erwerbsfähige rund 18 Gründungen und Übernahmen, bei den Deutschen waren es nur 15. Dieses Ergebnis spricht für eine stärkere Neigung zur eigenen Selbstständigkeit bei Ausländern. Die Bereitschaft sich selbstständig zu machen, hängt allerdings von zahlreichen Faktoren ab. Neben den Präferenzen und Fähigkeiten des Einzelnen spielen beispielsweise auch mögliche Alternativen, wie die Attraktivität und Verfügbarkeit von Arbeitsstellen, eine wichtige Rolle. Gerade in letzter Zeit gewinnen Gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus zunehmend an Bedeutung5. Nach den Ergebnissen des Mikrozensus 2005 sind in Baden-Württemberg Ausländer wesentlich häufiger von Erwerbslosigkeit betroffen als Deutsche: So waren von den deutschen Erwerbspersonen rund 6 % ohne Arbeit, bei den Ausländern lag die Erwerbslosenquote mit 15 % mehr als doppelt so hoch. Eine mögliche Ursache für die größere Neugründungs- und Übernahmequote bei Ausländern könnte demnach die höhere Betroffenheit von Arbeitslosigkeit sein.

Ausländeranteil bei Unternehmensübernahmen besonders hoch

In Deutschland gilt der Grundsatz der Gewerbefreiheit, der es jeder natürlichen und juristischen Person gestattet ein Gewerbe zu betreiben. Das Prinzip der Gewerbefreiheit gilt jedoch nicht uneingeschränkt, sondern wird unter anderem durch die Gewerbeordnung inhaltlich bestimmt und begrenzt. Ausländische Staatsangehörige aus Nicht-EU-Mitgliedsstaaten benötigen eine Aufenthaltserlaubnis, die eine selbstständige oder vergleichbare Tätigkeit ausdrücklich gestattet. Für Staatsangehörige aus den EU-Mitgliedsstaaten gelten die gleichen Bedingungen wie für Deutsche, die Meldung beim Einwohnermeldeamt vorausgesetzt. Grundsätzlich kann der Weg in die Selbstständigkeit durch die Gründung eines neuen Betriebes oder durch die Übernahme eines bereits bestehenden Gewerbebetriebes erfolgen. Auch der Gesellschaftereintritt in ein bestehendes Unternehmen kann den Beginn einer Selbstständigkeit bedeuten. Im Jahr 2005 wagten 108 695 Personen6 durch eine dieser drei Möglichkeiten den Schritt in die Selbstständigkeit, darunter 17 967 (17 %) mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Insgesamt lebten 2005 rund 1 008 000 Ausländer im erwerbsfähigen Alter in Baden-Württemberg, dies entspricht 14 % der Bevölkerung dieser Altersgruppe.

Die Gründung eines neuen Gewerbebetriebes ist sowohl unter den Deutschen als auch bei den Ausländern am häufigsten verbreitet. Insgesamt hatten 15 739 (16 %) der Männer und Frauen, die im Jahr 2005 durch eine Neugründung den Schritt in die Selbstständigkeit wagten, eine ausländische Staatsbürgerschaft.

Davon kamen

aus einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union49 %
aus einem anderen europäischen Land40 %
aus dem außereuropäischen Ausland11 %

Der Ausländeranteil variiert jedoch mit der Art der Gründung (siehe i-Punkt). Am höchsten ist er mit 21 % bei Gründungen von Kleinbetrieben, am niedrigsten fällt er bei den Nebenerwerbsgründungen aus (10 %). Bei den Betriebsgründungen mit vermutlich größerer wirtschaftlicher Substanz beträgt der Anteil der ausländischen Gründer 14 %.

Bei den Unternehmensübernahmen durch Erbfolge, Kauf oder Pacht liegt der Ausländeranteil wesentlich höher als bei den Neugründungen. Von 7 771 Übernahmen erfolgten 2 084 (27 %) durch Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Ein Drittel der Ausländer sind Türken, 19 % Italiener und 11 % stammen aus Griechenland. Weitere 13 % kamen aus einem nichteuropäischen Land. Besonders typisch sind Unternehmensübernahmen im Gastgewerbe und Handel. 41 % der Deutschen und 75 % der Ausländer wählen bei der Übernahme einen Gastgewerbebetrieb, darunter zum Beispiel Restaurants, Imbissstuben, Eisdielen, Gasthöfe, Pensionen, Kantinen oder Caterer. Bereits eingeführte Betriebe im Groß- und Einzelhandel (einschließlich der Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) stellten bei den Übernahmen durch Deutsche einen größeren Anteil als bei den Ausländern.

Durch Gesellschaftereintritt gingen vergleichsweise wenige Deutsche und Ausländer den Schritt in die Selbstständigkeit. Insgesamt waren es 418 Deutsche und 144 Ausländer (26 %), darunter 80 Polen.

Gründungen mit Substanz häufig durch Türken und Italiener

Im Jahr 2005 gründeten 23 828 Deutsche und 3 844 Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft einen Gewerbebetrieb, bei dem eine größere wirtschaftliche Substanz vermutet werden kann. Gegenüber dem Jahr 2004 stieg die Zahl der Ausländer, die eine solche Betriebsgründung vornahmen um 8 % und damit stärker als bei den Deutschen (6 %). Gravierende Zuwächse zeigten sich bei den ausländischen Gründern vor allem im Baugewerbe. Hier kam es zu einer Steigerung von über 60 %. Eine Betrachtung, die die Gründungen im Baugewerbe vernachlässigt, führt indes zu einer ganz anderen Aussage. Es zeigt sich ein Rückgang der Zahl der Ausländer, die im Jahr 2005 eine Betriebsgründung mit wirtschaftlicher Substanz vornahmen, um 2 %.

Fast ein Viertel der ausländischen Existenzgründer sind Türken, 16 % kommen aus Polen und weitere 15 % aus Italien7. Relativ zahlreich vertreten sind auch Gründer aus Griechenland, Serbien und Montenegro sowie Kroatien (jeweils 5 %). Aus einem außereuropäischen Land stammen etwa 10 % der Ausländer, die einen Betrieb mit größerer wirtschaftlicher Substanz gründeten.

Branchenwahl variiert mit der Nationalität

Geschäftsideen hängen oftmals mit dem kulturellen Hintergrund von Ausländern zusammen. Türkische und asiatische Lebensmittelgeschäfte gehören in Deutschland ebenso selbstverständlich zum Angebot wie italienische oder asiatische Restaurants. Daher überrascht es weniger, dass das Gastgewerbe bei Ausländern besonders beliebt ist. 15 % der ausländischen aber nur 5 % der deutschen Gründer wählen diese Branche für den Schritt in die Selbstständigkeit. Je nach Nationalität variiert der Anteil der Gründungen im Gastgewerbe wiederum deutlich. So gründen gut ein Drittel der Italiener im Gastgewerbe einen Betrieb mit vermutlich größerer wirtschaftlicher Substanz, aber nur 16 % der Gründer mit türkischer Staatsangehörigkeit.

Beliebter noch als das Gastgewerbe ist bei Ausländern inzwischen das Baugewerbe: 22 % suchten hier ihr unternehmerisches Glück, bei den Deutschen waren es nur 7 %. Allerdings variiert auch die Präferenz für das Baugewerbe deutlich mit der jeweiligen Nationalität der Ausländer. Während 70 % der Polen im Baugewerbe einen Betrieb mit vermutlich größerer wirtschaftlicher Substanz gründen, ist dieser Wirtschaftsbereich bei den Türken und Italienern mit einem Anteil von 12 und 10 % deutlich weniger populär. Insgesamt stellen die Polen mehr als die Hälfte der ausländischen Gründer im Baugewerbe. Rund 84 %, also 362 der 431 polnischen Gründer im Baugewerbe, machten sich im Team selbstständig und wählten dabei als Rechtsform die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). Aufgrund der Rechtsform wird diesen Gründungen eine größere wirtschaftliche Bedeutung zugeschrieben (vgl. i-Punkt). Ein wenig Skepsis ist hier vermutlich ratsam. Wie bei den zahlreichen Ein-Personen-Gründungen mit der Rechtsform Einzelunternehmen handelt es sich häufig um Tätigkeiten im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk. Der Zentralverband des deutschen Handwerks geht davon aus, das zumindest ein Teil der Neugründungen dazu dienen könnte, das Verbot einer abhängigen Beschäftigung in Deutschland zu umgehen8. Begünstigt wurde die Entwicklung durch den Wegfall von Zulassungsbeschränkungen für insgesamt 53 Handwerke im Rahmen der Reform des Handwerkrechts zum 1. Januar 2004. Ein zulassungsfreies Handwerk oder ein handwerkähnliches Gewerbe ist bei der Handwerkskammer zwar anzuzeigen, berufliche Befähigungsnachweise wie den Meisterbrief, bedarf es aber nicht. Beispiele für zulassungsfreie Handwerke im Baugewerbe sind die oben genannten Fliesen-, Platten- und Mosaikleger sowie Estrichleger und Parkettleger. Ein häufiges handwerkähnliches Baugewerbe ist das Holz- und Bautenschutzgewerbe.

Die meisten Gründungen mit wirtschaftlicher Substanz erfolgen sowohl bei den Ausländern (27 %) als auch bei den Deutschen (33 %) im Groß- und Einzelhandel einschließlich der Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern. Besonders beliebt ist dieser Wirtschaftsbereich bei den Türken, von denen hier 35 % gründeten. Generell wählten ausländische Gründer etwas häufiger den Bereich Kraftfahrzeughandel und Reparatur (inklusive Tankstellen) als Sprungbrett in die Selbstständigkeit als Deutsche. Vergleichsweise gering sind die Betriebsgründungszahlen von Ausländern hingegen im Dienstleistungsbereich »Grundstücks- und Wohnungswesen, wirtschaftliche Dienstleistungen«. Während 28 % der deutschen Gründungen mit wirtschaftlicher Substanz auf diesen Bereich entfallen, sind es bei den Ausländern nur 16 %. Zu den wirtschaftlichen Dienstleistungen gehören unter anderem Gebäudereinigungen, Werbeagenturen, Buchhaltungs- und Übersetzungsdienste sowie das Fotografische Gewerbe.

Gründungsboom infolge der EU-Erweiterung

Den oben beschriebenen Betriebsgründungen wird zwar die größere wirtschaftliche Bedeutung zugeschrieben, absolut gesehen sind sie aber in der Minderzahl. So gründen 72 % der deutschen und 76 % der ausländischen Gründer einen Klein- oder Nebenerwerbsbetrieb beim Start in die Selbstständigkeit. Fast ein Drittel der Deutschen und ein Fünftel der Ausländer gründen im Nebenerwerb. Bei den Ausländern ist die neu gegründete Existenz demnach häufiger das wirtschaftliche Hauptstandbein.

Nach der Aufnahme weiterer zehn mittel- und osteuropäischer Staaten als Vollmitglieder in die Europäische Union hat sich die Zahl der Gründungen von Kleinbetrieben durch Ausländer stark erhöht9. Im Jahr 2003, das heißt vor der Erweiterung, betrug die Zahl der Kleingründungen durch Ausländer 6 301. Zwei Jahre später waren es 8 749 (+ 39 %). Bei den Deutschen lag die Zahl der Kleingründungen im Jahr 2005 hingegen um 3 % niedriger als 2003. Der Anteil der Gründer aus den zehn neuen Mitgliedsstaaten an allen ausländischen Gründern erhöhte sich von 4 % im Jahr 2003 auf 26 % im Jahr 2005. Die Anzahl der Gründer wuchs demzufolge von 274 auf 2 229, darunter 1 828 polnische Staatsangehörige (82 %).

Bevorzugte Wirtschaftsbereiche der Gründer aus den neuen Beitrittsländern sind das Baugewerbe mit einem Anteil von 39 %, wirtschaftliche Dienstleistungen wie zum Beispiel die Gebäudereinigung (21 %), die Erbringung sonstiger öffentlicher und persönlicher Dienstleistungen (14 %) sowie die Land- und Forstwirtschaft (11 %). Zu den öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen gehören unter anderem das Friseurgewerbe, Wäschereien sowie das Spiel-, Wett- und Lotteriewesen. Wie bereits weiter oben ausgeführt, besteht bei den Gründungen durch Polen die Vermutung, dass es sich hier zum Teil um Scheingründungen handelt. Dieser Verdacht wird erhärtet, wenn die Zahl der polnischen Staatsangehörigen, die 2005 eine Kleingründung vorgenommen haben, in Beziehung zur polnischen Bevölkerung in Baden-Württemberg gesetzt wird. Es ergibt sich so eine Quote von 59 Gründern je 1 000 polnische Einwohner. Zugleich ist auch die Zahl der Schließungen durch Polen ungewöhnlich hoch (15 je 1 000 Einwohner), was auf eine hohe Fluktuation bei diesen Kleinbetrieben schließen lässt. Zum Vergleich: Bei den Türken und Italienern liegt diese Gründungsquote jeweils bei rund 6 Gründern je 1 000 Einwohner und die Zahl der Schließungen von Kleinbetrieben bei jeweils 7 Personen je 1 000 Einwohner.

Regionale Verteilung der neuen Selbstständigen unterschiedlich

Innerhalb Baden-Württembergs variiert das Verhältnis von deutschen und ausländischen Gründern und Gründerinnen deutlich. Bei den Gründungen mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung liegt der Anteil ausländischer Personen in den Stadt- und Landkreisen zwischen 6 und 21 %. Diese Spannbreite ergibt sich auch durch unterschiedliche Ausländeranteile an der Gesamtbevölkerung eines Kreises. Hohe Ausländeranteile unter den Gründern finden sich folglich in den Stadtkreisen, in denen überdurchschnittlich viele Ausländer leben. Zum Beispiel in Stuttgart, Mannheim und Heilbronn. Für eine bessere Vergleichbarkeit wird die Zahl der ausländischen und deutschen Gründerpersonen daher auf die Zahl der jeweiligen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bezogen. In Baden-Württemberg gründeten 2005 sowohl bei den Deutschen als auch bei den Ausländern fast 4 von 1 000 Einwohnern im erwerbsfähigen Alter einen Gewerbebetrieb mit vermutlich größerer wirtschaftlicher Substanz. Dabei variiert diese Quote in den Stadt- und Landkreisen deutlich. Sie liegt bei den Deutschen zwischen 7,2 und 2,1. Bei den Ausländern ist die Spannweite etwas geringer. Sie liegt zwischen 6,1 und 2,3 Überdurchschnittlich viele Ausländer gründen nach dieser Quote im Landkreis Emmendingen sowie in den Stadtkreisen Pforzheim und Baden-Baden. Hohe Werte ergeben sich auch für die Stadtkreise Ulm, Stuttgart und Heilbronn sowie für den Landkreis Karlsruhe. Vergleichsweise selten sind ausländische Gründer dagegen im Ostalbkreis sowie im Landkreis Schwäbisch Hall. Deutsche Gründer und Gründerinnen bevorzugen die Stadtkreise Pforzheim, Stuttgart, Baden-Baden, Ulm, Mannheim, Karlsruhe und Heilbronn.

Zusammenfassung

Generell gründen oder übernehmen Ausländer häufiger einen Gewerbebetrieb als Deutsche. Dabei haben sie vor allem bei den Unternehmensübernahmen und den Kleingründungen die Nase vorn. Bei Gründungen mit vermutlich größerer wirtschaftlicher Substanz sind hingegen keine Unterschiede in der Gründungsintensität feststellbar. Allerdings setzen Deutsche und Ausländer unterschiedliche Schwerpunkte bei der Branchenwahl. Während Ausländer vergleichsweise häufig im Gastgewerbe gründen, starten Deutsche häufiger im Grundstücks- und Wohnungswesen und anderen wirtschaftlichen Dienstleistungen. Baden-Württembergs ausländische Gründer und Gründerinnen haben häufig eine türkische, italienische oder griechische Staatsangehörigkeit. Die Branchenwahl variiert mit der Nationalität der Ausländer. So gründen Italiener einen Betrieb mit wirtschaftlicher Substanz besonders häufig im Gastgewerbe, Türken starten hier hingegen eher im Handel. Mit dem Beitritt Polens in die EU ist auch die Zahl der polnischen Gründer drastisch gestiegen. Die Konzentration auf die Kleingründungen in der Baubranche und das Verhältnis der polnischen Gründerpersonen zur polnischen Gesamtbevölkerung in Baden-Württemberg lässt allerdings Zweifel an der Wahrhaftigkeit vieler dieser Gründungen aufkommen.

1 Bezogen auf den Anteil geplanter und vollzogener Gründungsvorhaben belegt Deutschland Platz 23 unter 35 Ländern. Vgl.: Sternberg, Rolf/Brixy, Udo/Schlapfner, Jan-Florian: Global Entrepreneurship Monitor. Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich. Länderbericht Deutschland 2005. Hannover, Nürnberg 2006, S. 13.

2 Ebenda, S. 18 ff.

3 Deutsche fürchten Pleite, in: Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Jg. 31 vom 17. März 2005.

4 Im Alter von 15 bis unter 65 Jahren.

5 KfW-Gründungsmonitor 2004, KfW-Bankengruppe (Hrsg.). Gründungen aus der Arbeitslosigkeit gewinnen an Bedeutung. Jährliche Analyse von Struktur und Dynamik des Gründungsgeschehens in Deutschland, Frankfurt am Main 2004.

6 Hier und im Folgenden wurden Personen mit fehlenden Angaben zur Staatsangehörigkeit sowie Gewerbeanmeldungen, die im Automatenaufsteller- und Reisegewerbe erfolgten, nicht berücksichtigt.

7 Zum Vergleich: 25 % der ausländischen Bevölkerung in Baden-Württemberg sind türkische Staatsangehörige, 14 % kommen aus Italien und knapp 3 % aus Polen.

8 Novellierung der Handwerksordnung: Konsequenzen in den zulassungsfreien B1-Handwerken, Stand 30. Januar 2007 (PDF).

9 Zum 1. Mai 2004 wurden Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakische Republik, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern (nur der griechische Landesteil) als Vollmitglieder aufgenommen.