:: 9/2007

Überregionale Attraktivität deutscher Hochschulen

In der Broschüre »Hochschulen auf einen Blick« werden die wichtigsten nationalen Kennzahlen zur Hochschulstatistik hinsichtlich Berechnungsverfahren, Aussagekraft und zentraler Ergebnisse kompakt kommentiert. Die Kennzahlen ermöglichen Vergleiche der Hochschulsysteme der Bundesländer im Hinblick auf wesentliche Leistungsmerkmale. Der nachfolgende Auszug befasst sich mit der überregionalen Bedeutung der Hochschulen, festgemacht an Zuwanderungen aus anderen Bundesländern und Studierenden aus dem Ausland.

Nordrhein-Westfalen ist das Flächenland mit dem größten positiven Wanderungssaldo

Im Wintersemester 2005/06 weist Berlin den höchsten Importüberschuss an Studierenden auf (+ 30 900), gefolgt von Hamburg (+ 17 500) und Nordrhein-Westfalen (+ 11 400). Durch eine deutliche Verbesserung des positiven Wanderungssaldos im Vergleich zu 2004 verdrängt Nordrhein-Westfalen den Stadtstaat Bremen (+ 10 000) vom 3. Platz. Neben Nordrhein-Westfalen sind Rheinland-Pfalz (+ 10 000), Sachsen (+ 4 600) und Bayern (+ 4 000) die Wanderungsgewinner unter den Flächenländern. Sachsen ist das einzige östliche Land mit einer positiven Wanderungsbilanz. Die Länder Niedersachsen (– 27 000) und Brandenburg (– 16 900) sind die größten »Geberländer«. Sie verlieren deutlich mehr Studierende an andere Länder, als in diese Länder zuwandern.

Negative Bilanz der neuen Länder vergrößert sich

Insgesamt geben die neuen Länder (ohne Berlin) deutlich mehr Studierende an die alten Länder ab, als umgekehrt. Der Wanderungssaldo der neuen Länder liegt im Wintersemester 2005/06 bei – 31 400. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die negative Bilanz der neuen Länder damit um 3 200 vergrößert. Die Frauen zieht es dabei noch stärker in den Westen als ihre männlichen Kommilitonen: Einem negativen Saldo von 8 600 männlichen Studierenden steht mehr als ein doppelt so hohes Defizit von 22 900 Studentinnen gegenüber.

Berlins Wanderungsüberschüsse sind seit 2000 um 26 % rückläufig

Das Verhältnis von Geber- und Nehmerländern im Hinblick auf die Wanderungsbilanz der Studierenden ist relativ stabil. Nur Rheinland-Pfalz konnte innerhalb der letzten 10 Jahre seine negative Wanderungsbilanz abbauen und in die Gruppe der Länder mit Importüberschüssen vorrücken. Importgewinne machen in den Stadtstaaten gut ein Viertel aller Immatrikulierten aus. Sie erbringen demnach in hohem Maße Bildungsleistungen für Studierende aus anderen Bundesländern. In den letzten 5 Jahren verzeichneten die Bremer Hochschulen eine Verdopplung der Importgewinne. Auch in Hamburg haben sich die Importgewinne in den letzten Jahren leicht erhöht. Eine gegenläufige Entwicklung ist an den Hochschulen der Bundeshauptstadt zu beobachten: Berlin verfügt im Ländervergleich zwar über den mit Abstand höchsten Importüberschuss, dieser ist allerdings innerhalb der letzten 5 Jahre um mehr als ein Viertel abgeschmolzen.

Anteil der Studienanfänger aus dem Ausland stagniert

Der internationale Austausch unter angehenden Akademikerinnen und Akademikern und Nachwuchswissenschaftlern soll aus bildungs- und wirtschaftspolitischer Sicht weiter gefördert werden.

Im Studienjahr 2005 schrieben sich 55 800 Studierende aus dem Ausland neu an deutschen Hochschulen ein, das sind 2 500 weniger als 2004. Trotz eines leichten Rückgangs um 0,6 % liegt der Anteil der Studienanfängerinnen und -anfänger aus dem Ausland an allen Erstimmatrikulierten wie im Vorjahr bei rund 16 %. An Universitäten ist ihr Anteil mit 19 % fast doppelt so hoch wie an Fachhochschulen (10 %). Universitäten sind von dem Rückgang stärker betroffen (– 0,8 Prozentpunkte) als Fachhochschulen (– 0,3 Prozentpunkte).

In den Fächergruppen Sprach- und Kulturwissenschaften sowie Kunstwissenschaft ist der Anteil mobiler Studienanfänger und -anfängerinnen aus dem Ausland mit jeweils 20 % am höchsten.

Viele Studierende, die nur für kurze Zeit im Rahmen von Austauschprogrammen nach Deutschland kommen, belegen das Studienfach Germanistik, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Auch in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften (17 %) ist der Anteil ausländischer Studienanfängerinnen und -anfänger überdurchschnittlich hoch.

Neue Länder bei Studienanfängern aus dem Ausland immer beliebter

Berlin übt nach wie vor die stärkste Anziehungskraft auf ausländische Studienanfänger aus: Mehr als ein Viertel (27 %) der Erstimmatrikulierten in der Bundeshauptstadt kommt 2005 aus dem Ausland. Auf dem 2. Rang liegt das Saarland (23 %) mit seinen engen Beziehungen zu Frankreich, gefolgt von Brandenburg mit 22 % . In den meisten Ländern ist die Zahl mobiler Studienanfänger und -anfängerinnen aus dem Ausland im Vergleich zum Vorjahr gesunken. In Bremen (– 1,8 Prozentpunkte), Schleswig-Holstein (– 1,6 Prozentpunkte) und dem Saarland (– 1,4 Prozentpunkte) liegen die Rückgänge deutlich über einem Prozentpunkt. Zuwächse verzeichnen dagegen die Länder Brandenburg (+ 2,2 Prozentpunkte), Mecklenburg-Vorpommern (+ 0,4 Prozentpunkte) und Sachsen (+ 0,3 Prozentpunkte).

Anteil Studierender aus dem Ausland wie im Vorjahr bei 10 %

Eines der zentralen Ziele der Hochschulpolitik ist es, den Anteil der ausländischen Studierenden und Absolventen bzw. Absolventinnen zu steigern. Die Einführung der international vergleichbaren Bachelor- und Masterstudiengänge soll dazu beitragen, die Anziehungskraft deutscher Hochschulen im internationalen Wettbewerb zu erhöhen.

Die Anzahl der Bildungsausländer und -ausländerinnen ist in den letzten 10 Jahren deutlich gestiegen. Auch im Wintersemester 2005/06 steigt sie leicht an und erreicht mit 189 500 (+ 2 800) einen neuen Höchstwert. Der Anteil der Bildungsausländer-Studierenden liegt wie im Vorjahr bei rund 10 %. Universitäten (11 %) sind stärker an der akademischen Ausbildung ausländischer Studierender beteiligt als Fachhochschulen (7 %).

Die fachlichen Schwerpunkte der Bildungsausländer-Studierenden unterscheiden sich in der Rangfolge von den Präferenzen der Bildungsausländer-Studienanfänger. In den Ingenieurwissenschaften ist ihr Anteil mit 12 % am höchsten. Die Ingenieurwissenschaften haben bei Studierenden aus Entwicklungsländern einen deutlich höheren Stellenwert als bei Studierenden aus Schwellen- oder Industrieländern. Die Fächergruppe Kunstwissenschaft (11 %) weist ebenfalls einen überdurchschnittlichen Anteil auf. In der Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften liegt der Anteil bei 10 %.

Die Struktur der Studienangebote, Studienbedingungen sowie Bekanntheit und Reputation sind Faktoren, die die Attraktivität eines Hochschulstandorts für ausländische Studierende beeinflussen. Im Ländervergleich haben die Hochschulen des Saarlandes (14 %), Bremens (13 %) und Baden-Württembergs (12 %) die höchsten Bildungsausländeranteile (Schaubild 3). Schleswig-Holstein (6 %), Mecklenburg-Vorpommern (6 %) und Thüringen (5 %) sind an der akademischen Ausbildung ausländischer Studierender in deutlich geringerem Umfang beteiligt.

Besonders dynamisch stellt sich in den letzten Jahren die Entwicklung in Bremen dar: Nach zweistelligen Zuwächsen in den Natur- und Ingenieurwissenschaften hat sich der Anteil in den letzten 5 Jahren von 6 % auf 13 % mehr als verdoppelt. Diese Entwicklung wurde maßgeblich durch Neugründungen beeinflusst.

Anteil ausländischer Absolventen erreicht 6 %

Die Zahl ausländischer Absolventen und Absolventinnen erreicht 2005 einen neuen Höchstwert. 18 300 Bildungsausländer und -ausländerinnen haben an deutschen Hochschulen ihr Studium erfolgreich abgeschlossen, das sind rund 7 % aller Hochschulabsolventen und -absolventinnen und damit einen Prozentpunkt mehr als im Vorjahr. An Universitäten ist der Anteil höher (8 %) als an Fachhochschulen (5 %). Der Vorsprung der Universitäten bei den Anteilen ausländischer Studienanfänger und -anfängerinnen (9 Prozentpunkte) und der Studierenden (4 Prozentpunkte) fällt bei den Absolventen und Absolventinnen (3 Prozentpunkte) geringer aus. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass an Universitäten vergleichsweise mehr ausländische Studierende eingeschrieben sind, die zum Beispiel im Rahmen von internationalen Studienprogrammen für kurze Zeit nach Deutschland kommen und keinen Abschluss anstreben.

Innerhalb der letzten 5 Jahre hat sich der Anteil der Bildungsausländer-Absolventen und -Absolventinnen an deutschen Hochschulen von 4 % auf 7 % erhöht. Im gleichen Zeitraum stiegen die Anteile bei den Studienanfängern und -anfängerinnen von 15 % auf 16 % und bei den Studierenden von 8 % auf 10 %. Bei einer durchschnittlichen Studiendauer von ca. 5 bis 6 Jahren ist auch in den nächsten Jahren mit einem weiter steigenden Anteil der Bildungsausländer und -ausländerinnen an den Hochschulabsolventen zu rechnen.

Der Anteil der ausländischen Absolventen und Absolventinnen ist in der Fächergruppe Kunstwissenschaft (14 %) am höchsten, gefolgt von den Ingenieurwissenschaften mit 10 %. In der von ausländischen Studienanfängern und -anfängerinnen häufig gewählten Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften ist er mit 6 % deutlich niedriger.

Höchste Zuwächse in Bremen, Brandenburg und Hamburg

In Bremen hat sich der Anteil ausländischer Absolventen und Absolventinnen im Vergleich zu 2004 mehr als verdoppelt. Bremen schiebt sich 2005 mit einem Anteil von 19 % an die Spitze, dahinter folgen das Saarland (13 %), das über enge Beziehungen zum benachbarten Frankreich verfügt und Brandenburg (10 %). Der deutliche Anstieg in Bremen ist unter anderem auf neue Studienangebote zurückzuführen, die in den letzten Jahren geschaffen wurden. Überdurchschnittlich hohe Anteile weisen auch Baden-Württemberg und Hamburg mit jeweils 9 % auf. Thüringen (3 %), Schleswig-Holstein (4 %) und Mecklenburg- Vorpommern verfügen über die geringsten Anteile an ausländischen Absolventen und Absolventinnen.