:: 10/2007

Im Blickpunkt: Die Stadt Holzgerlingen im Landkreis Böblingen ist im Jahrtausendfieber

Holzgerlingen, am nördlichen Rand des Naturparks Schönbuch im Landkreis Böblingen gelegen, feiert dieses Jahr sein 1 000-jähriges Bestehen. Im 11. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, hat sich das ehemalige Schreiner-, Weber- und Bauerndorf seit den 50er-Jahren zu einer Wohngemeinde entwickelt. Dabei hat die Gemeinde in den letzten Jahrzehnten einen außerordentlichen Aufschwung erlebt. 1993 wurde Holzgerlingen zur Stadt erhoben und ist heute eine dynamische Kleinstadt mit mehreren neuen Wohn- und Gewerbegebieten sowie einer guten Verkehrsanbindung an die Landeshauptstadt Stuttgart.

Aus der Vielzahl der Daten, die im Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) sowie in der Struktur und Regionaldatenbank verfügbar sind, lassen sich für jede Gemeinde in Baden-Württemberg interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Für Holzgerlingen sind beispielsweise folgende Ergebnisse aufschlussreich (vgl. Tabelle):

  • In Holzgerlingen leben derzeit 12 250 Einwohner. Die Bevölkerungszahl hat in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen, seit 1996 um knapp 10 %, landesweit dagegen nur um 3,5 %. Diese positive Entwicklung ist sowohl auf Wanderungsgewinne als auch auf ein deutliches Geburtenplus zurückzuführen. Während das Land seine Einwohnerzahl durch Geburtenüberschüsse in den letzten 10 Jahren nur um 0,6 % steigern konnte, hat Holzgerlingen in diesem Zeitraum 4 % an Bevölkerung durch Geburtenüberschüsse hinzugewonnen.
  • Ein Grund für die hohen Geburtenüberschüsse mag sein, dass viele junge Familien in Holzgerlingen leben und verstärkt in den letzten Jahren in neue Baugebiete zugezogen sind. Das Durchschnittsalter ist von 37,1 Jahren im Jahr 1995 bis auf 40,1 in 2005 (Land 2005: 41,4) gestiegen. 2006 lag es jedoch mit 39,9 Jahren wieder deutlich unter dem Landesschnitt von 41,7. Dass zurzeit sehr viele junge Familien in Holzgerlingen leben, lässt sich auch an dem hohen Anteil der unter 15-Jährigen (17 %) und der 25- bis unter 40-Jährigen (22 %) erkennen, der insgesamt um 4 Prozentpunkte über dem Landeswert liegt.
  • Parallel zur Bevölkerungsentwicklung war auch die Bautätigkeit in Holzgerlingen weit überdurchschnittlich. Zwischen 1996 und 2006 erhöhte sich hier der Wohnungsbestand um 16 %, im Landkreis Böblingen und auch landesweit waren es nur 11 bzw. 10 %. Während die Wohnfläche pro Einwohner 2006 mit 41 m2 leicht unter dem Wert anderer Gemeinden zwischen 10 000 und 20 000 Einwohnern (42 m2) lag, war der Anteil der Einfamilienhäuser mit 63 % gegenüber 60 % leicht höher. Der Quadratmeterpreis für baureifes Land lag dabei in Holzgerlingen, bedingt durch die Nähe zu Stuttgart, erheblich über dem Landeswert (324 Euro gegenüber landesweit 176 Euro im Durchschnitt der Jahre 2003 bis 2005). Im Vergleich zu den anderen Gemeinden des Kreises sind die Baulandpreise in Holzgerlingen jedoch recht günstig. So gehört Holzgerlingen, trotz der guten Regionalbahnanbindung an Stuttgart, zu dem Viertel der Gemeinden mit den günstigsten Baulandpreisen.
  • Viele Holzgerlinger arbeiten in Böblingen bei den großen Arbeitgebern der Region, wie Daimler, HP, IBM und anderen. Auf 100 Auspendler kommen 70 Einpendler (Kreis: 117; Landeswert 106). Gleichwohl ist die Zahl der Beschäftigten in den letzten 10 Jahren um über zwei Drittel (68,6 %) gestiegen. Im Kreis insgesamt waren es nur 5,7 % (Land: 1,2). Mitte 2006 gab es in Holzgerlingen 267 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte je 1 000 Einwohner. Einen erheblichen Anteil an diesem Anstieg hatten vermutlich die Erweiterung des Gewerbegebiets Buch 1996 sowie die Erschließung des neuen interkommunalen Gewerbegebietes Sol 1997.
  • Diese guten Arbeitsmarktbedingungen finden auch in der Steuerkraft und der Verschuldung der Gemeinde ihren Niederschlag: Die Steuerkraftmesszahl, die neben der Gewerbesteuer, den Grundsteuern A und B auch den Gemeindeanteil an der Einkommensteuer umfasst, liegt 2007 in Holzgerlingen über dem Landesdurchschnitt (716 Euro gegenüber 692 Euro je Einwohner landesweit). Sehr niedrig ist mit 60 Euro auch die kommunale Schuldenlast der Gemeinde je Einwohner. Allerdings sind, seit der Gründung der Stadtwerke 1997 als Eigenbetrieb der Gemeinde, ein nicht unerheblicher Teil der Schulden nicht mehr im Kernhaushalt enthalten. Zählte man Ende 2006 die Schulden aus Kreditmarktmitteln der Gemeinde und ihrer Eigenbetriebe zusammen, errechnete sich für Holzgerlingen eine Gesamtschuldenlast von 546 Euro je Einwohner. Aber auch insgesamt betrachtet liegen die Schulden pro Einwohner damit um 40 % unter dem vergleichbaren Landeswert (922 Euro pro Einwohner).