:: 10/2007

100 Gründe für die amtliche Statistik

Was geschähe ohne amtliche Daten über Eheschließungen, Ehescheidungen, Geburten, Sterbefälle? – natürliche Bevölkerungsbewegung

  • Ohne Daten der natürlichen Bevölkerungsbewegung wäre der Wandel des generativen Verhaltens schwer darstellbar und dessen Folgen kaum abzuschätzen. Familienpolitisch erforderliche Maßnahmen kämen noch später als sie kommen.
  • Ohne die Geburtenstatistik wäre der Bedarf an Geburtshilfeeinrichtungen der Krankenhäuser und an Geburtshelfern nur kurzfristig planbar oder voraussehbar. Zu spät erkannte Infrastrukturdefizite ließen sich nicht in der erforderlichen Zeit beheben.
  • Ohne Daten der natürlichen Bevölkerungsbewegung wäre der Finanzbedarf für familienpolitische Leistungen (unter anderem Erziehungsgeld, Kindergeld) kaum planbar und ließe sich politisch nur schwer durchsetzen. Denn wenn schon gesicherte und angemessene Daten argumentativ nur langsam wirken, würden fehlende oder fragwürdige Daten sogar noch zu weiteren Verzögerungen führen.
  • Ohne die Geburtenstatistik wäre der kommende Bedarf an Kinderbetreuungseinrichtungen und -plätzen kaum zu schätzen; Fehlinvestitionen wären die Folge.
  • Ohne Angaben über Körpergröße und Körpergewicht bei der Geburt fehlen grundlegende Informationen, unter anderem für Untersuchungen zur Säuglingssterblichkeit und über Risikogeburten.
  • Ohne Kenntnis über Alters- und Geschlechterverteilung von Gestorbenen und Lebenden könnten versicherungsmathematische Grundlagen, wie zum Beispiel die Berechnung von Lebenserwartungen nicht erstellt werden. Falsche Risikoeinschätzungen und -bewertungen mit Verlusten für Versicherungen und Versicherte wären eine mögliche Folge.
  • Ohne Kenntnis über die Lebenserwartung von Männern und Frauen würden Rechtsgeschäften und Rechtsstreitigkeiten bezüglich Renten und Geschäften auf der Basis von Renten eine wesentliche objektive Datenbasis fehlen; es käme zu Zufalls- oder Fehlentscheidungen.
  • Ohne Feststellung der Todesursachen würden der Bekämpfung vermeidbarer Todesursachen (zum Beispiel durch Alkoholmissbrauch) überzeugende Argumente fehlen; mittelfristige Erfolgskontrollen vorbeugender und erzieherischer Maßnahmen wären nicht möglich.
  • Ohne genaue Kenntnis von Todesursachen hätte eine umfassende epidemiologische Forschung keine Datenbasis. Angesichts einer nur unvollständigen Informationsgrundlage über die Verbreitung von Krankheitszuständen in der Bevölkerung gäbe es letztlich keine Datenbasis für epidemiologische Krankheitsursachenforschung.

Was geschähe ohne amtliche Daten über die Wanderungs- und Pendlerbewegungen der Bevölkerung? – räumliche Bevölkerungsbewegung

  • Ohne Kenntnis der Wanderungsströme innerhalb Deutschlands, der Bundesländer oder sonstiger Raumeinheiten wäre der Regionalplanung eine der wichtigsten Datenquellen entzogen. Fehlplanungen, wie unnötige oder mangelhafte Ausweisung von Bauland oder Über- und Unterkapazitäten bei Infrastruktureinrichtungen, wären die Folge.
  • Ohne Kenntnis der Wanderungsvolumina und Wanderungssalden und ohne Kenntnis der Pendlerbewegungen wäre eine zukunftsorientierte Verkehrsplanung kaum möglich. Fehlinvestitionen wären die Folge; Prestigeprojekte würden möglicherweise dem objektiven Bedarf vorgezogen, da letzterer nicht nachweisbar wäre.
  • Ohne Wanderungsstatistik könnte der Bevölkerungsbestand – in beliebigen Regionaleinheiten – nicht fortgeschrieben werden. Für Vertretergebiete und sonstige nichtadministrative Raumeinheiten würde zur Ermittlung von Entwicklungsniveaus und Trends die wichtigste Vergleichsgröße fehlen, vergleichende Übersichten wären kaum möglich.