:: 3/2008

Jeder 10. Erwerbstätige in Baden-Württemberg ein Selbstständiger

Ergebnisse des Mikrozensus 2006

Rund 10 % der insgesamt ca. 5,17 Mill. Erwerbstätigen in Baden-Württemberg zählten sich im Jahr 2006 zu den Selbstständigen, wobei Frauen deutlich unterrepräsentiert waren. Im Vergleich der Selbstständigenquote des Bundes und der Länder befindet sich Baden-Württemberg im Mittelfeld, leicht unter dem Bundesdurchschnitt. Die überwiegende Mehrheit der baden-württembergischen Selbstständigen war 2006 im Dienstleistungsbereich tätig. Bei der Betrachtung nach Berufsgruppen lässt sich ein deutlicher Schwerpunkt bei den Berufen der Unternehmensleitung, -beratung und -prüfung erkennen. Die überdurchschnittlich hohe normalerweise geleistete Wochenarbeitszeit der baden-württembergischen Selbstständigen von 45,7 Stunden verdeutlicht, dass die Tätigkeit als Selbstständiger ein besonderes berufliches Engagement erfordert.

Immer mehr Baden-Württemberger entscheiden sich für den Schritt in die Selbstständigkeit. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Viele Erwerbstätige verbinden mit einer Tätigkeit als Selbstständiger mehr wirtschaftliche und persönliche Unabhängigkeit sowie ein Plus an Eigenständigkeit und Verantwortung, allerdings verbunden mit einem höheren persönlichen, finanziellen Risiko. Auch wird in wirtschaftlich schwierigen Zeiten häufig der Weg in die Selbstständigkeit als einzige Alternative zur Erwerbslosigkeit gesehen.

Gemäß der im Mikrozensus1 verwendeten definitorischen Abgrenzungen zählen zu den Selbstständigen jene Personen, die ein Unternehmen, einen Betrieb oder eine Arbeitsstätte gewerblicher oder landwirtschaftlicher Art wirtschaftlich und organisatorisch als Eigentümer/-innen oder Pächter/-innen leiten. Hierzu gehören die selbstständigen Handwerker, aber auch alle freiberuflich Tätigen wie zum Beispiel Rechtsanwälte, Notare, Ärzte oder Architekten.

Demnach zählten im Jahr 2006 nach den Ergebnissen des Mikrozensus knapp 524 000 Personen bzw. rund 10 % der rund 5,17 Mill. Erwerbstätigen zu den Selbstständigen in Baden-Württemberg. Mit einem Plus von 49 % ist die Zahl der Selbstständigen gegenüber 1980 überproportional angestiegen: Bei den Erwerbstätigen insgesamt war lediglich eine Zunahme um 22 % zu verzeichnen. Weit mehr als zwei Drittel der Selbstständigen waren Männer (70 % bzw. 368 000 Männer).

Während 2006 von 100 erwerbstätigen Männern 13 zu den Selbstständigen zählten – gegenüber 1980 ein Plus von 2 Prozentpunkten – waren von 100 erwerbstätigen Frauen nur 7 selbstständig, gegenüber 1980 stellt dies aber ein Plus von 3 Prozentpunkten dar.

Im Vergleich der Selbstständigenquote des Bundes und der Länder befand sich im Jahr 2006 Baden-Württemberg mit rund 10 % im unteren Mittelfeld, leicht unter dem Bundesdurchschnitt von 11 %. Von 100 Erwerbstätigen waren in den Bundesländern selbstständig:

Berlin16
Hamburg14
Bayern12
Hessen12
Schleswig-Holstein12
Sachsen12
Brandenburg11
Deutschland 11
Rheinland-Pfalz11
Niedersachsen11
Bremen10
Thüringen10
Baden-Württemberg10
Mecklenburg-Vorpommern10
Nordrhein-Westfalen10
Saarland10
Sachsen-Anhalt9

Mehrheit der Selbstständigen im Dienstleistungsbereich

Von allen Erwerbstätigen Baden-Württembergs arbeiteten im Jahr 2006 rund 60 % im tertiären Sektor, 38 % im Produzierenden Gewerbe und 2 % in der Land- und Forstwirtschaft. Für die Selbstständigen ist der Dienstleistungssektor, also Handel, Gastgewerbe, Verkehr und sonstige Dienstleistungen2 mit 72 % der Selbstständigen das Hauptbetätigungsgebiet. Im Produzierenden Gewerbe arbeiteten 22 % der Selbstständigen und in der Land- und Forstwirtschaft 6 %. Die Strukturveränderungen der Wirtschaftsbereiche zugunsten des Dienstleistungsbereichs und der Bedeutungsverlust der Land- und Forstwirtschaft zeigt sich im längerfristigen Zeitvergleich auch bei den Selbstständigen: So waren im Jahr 1980 noch knapp 21 % der Selbstständigen Baden-Württembergs in der Land- und Forstwirtschaft tätig, 30 % im Produzierenden Gewerbe und 49 % im Dienstleistungsbereich.

Die größte Berufsgruppe der Selbstständigen ist mit annähernd 12 % die Berufsgruppe der Unternehmensleitung, -beratung und -prüfung. An zweiter bzw. dritter Stelle finden sich die Groß-/Einzelhandelskaufleute mit 6 und die Ärzte und Apotheker mit gut 5 %.

Überdurchschnittlich hohe Wochenarbeitszeit der Selbstständigen

Die normalerweise geleistete Wochenarbeitszeit aller Erwerbstätigen lag 2006 bei durchschnittlich 35,1 Stunden, dabei sind auch die Teilzeitbeschäftigten mitberücksichtigt.3 Die wöchentliche Arbeitszeit der Selbstständigen betrug dagegen 45,7 Stunden, und lag damit deutlich über jener der abhängig Beschäftigten (Beamte, Angestellte und Arbeiter) mit 34,0 Stunden. Insgesamt sank allerdings die Wochenarbeitszeit seit 1980 bei allen Erwerbstätigen um etwa 5 und bei den Selbstständigen um rund 7 Stunden pro Woche.

Auffallend ist die Altersstruktur der Selbstständigen: Jüngere Altersgruppen sind deutlich unterrepräsentiert. So liegt der Anteil der unter 35-Jährigen bei den Selbstständigen nur bei rund 13 %, während er bei allen Erwerbstätigen immerhin 32 % beträgt. Bei den 45- bis unter 55-Jährigen sind die Selbstständigen mit 30 % um rund 6 Prozentpunkte im Vergleich zu allen Erwerbstätigen überrepräsentiert.

1 Im Mikrozensus werden die Erwerbstätigen nach der Stellung im Beruf mit Bezug auf ihre gegenwärtige Haupterwerbstätigkeit dargestellt.

2 Zu den sonstigen Dienstleistungen zählen das Kredit- und Versicherungsgewerbe, das Grundstückswesen, Vermietung, wirtschaftliche Dienstleistun-gen, Öffentliche Verwaltung u. A. sowie öffentliche und private Dienstleistungen.

3 Bei der normalerweise geleisteten Arbeitszeit handelt es sich um die vertraglich festgelegte Arbeitszeit, gelegentliche und einmalige Abweichungen wie zum Beispiel Urlaub, Krankheit, gelegentlich geleistete Überstunden oder Kurzarbeit sind nicht berücksichtigt.