:: 5/2008

Haupterwerbsbetriebe haben den größten Flächenanteil – Personengesellschaften die größten Ställe – Nebenerwerb die größte Betriebszahl

Im Rahmen der Allgemeinen Agrarstrukturerhebung 2007 erfolgte eine umfassende agrarstrukturelle Bestandsaufnahme. In diesem Beitrag werden die unterschiedlichen Unternehmensformen beleuchtet, welche die landwirtschaftliche Kultur und Vielfalt im Südwesten entscheidend mitprägen. Im Jahr 2007 gab es im Südwesten 57 000 landwirtschaftliche Unternehmen, von denen über 90 % als klassischer Familienbetrieb geführt wurden. Das Gros der landwirtschaftlichen Produktion findet in den rund 19 300 Haupterwerbsbetrieben statt, die fast zwei Drittel der landwirtschaftlichen Fläche und die Mehrheit der Tiere halten. Haupterwerbsbetriebe bestimmen somit die landwirtschaftliche Produktion in Baden-Württemberg, obwohl sie zahlenmäßig lediglich ein Drittel der landwirtschaftlichen Betriebe umfassen. Sie scheinen auch gegenüber dem Strukturwandel besser gewappnet zu sein, da sich in den letzten Jahren ihre Zahl nicht so stark vermindert hat wie die der Nebenerwerbsbetriebe. Ansteigende Zahlen bei den gemeinschaftlich geführten Unternehmen zeigen, dass auch im traditionell klein strukturierten Baden-Württemberg größere Spezialbetriebe durchaus ihren Platz haben.

In Baden-Württemberg wurden im letzten Jahr 52 800 Einzelunternehmen1 festgestellt, wobei die Haupterwerbsbetriebe einen Anteil von 36 % hatten, während die 33 600 Nebenerwerbsbetriebe auf 64 % kamen. Damit änderten sich die Strukturanteile in den vergangenen 4 Jahren nur geringfügig. Die Untergliederung in Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe wird nur dann vorgenommen, wenn landwirtschaftliche Betriebe2 in der Rechtsform Einzelunternehmen geführt werden. Die Personengesellschaften stellten zusammen mit den Unternehmen in der Hand juristischer Personen im Jahr 2007 rund 4 200 Unternehmen. Das entspricht einem Anteil von 7,4 % an allen landwirtschaftlichen Betrieben. Vor 4 Jahren lag der Anteil noch bei 6,3 %.

Betriebsrückgang etwas abgebremst

Ein wachsender ökonomischer Druck, von der die kleinstrukturierte Landwirtschaft in Baden-Württemberg besonders betroffen war, führte in den 70er- und 80er-Jahren dazu, dass für immer mehr Betriebe kein Hofnachfolger zur Verfügung stand. Besonders stark traf dies die Haupterwerbsbetriebe. Dagegen reduzierte sich die Zahl der Nebenerwerbsbetriebe scheinbar in einem geringeren Tempo, da viele der aufgegebenen Haupterwerbsbetriebe vorerst im Nebenerwerb weiter betrieben wurden.

Ein deutlicher Wandel in den Abnahmeraten der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe setzte jedoch Ende der 90er-Jahre ein. Die jährlichen Betriebsaufgaben der Haupterwerbsbetriebe bewegten sich in diesem Zeitraum auf einem deutlich geringeren Niveau als die der Nebenerwerbslandwirte. Auch die Entwicklung in den vergangenen 4 Jahren bestätigt diese Tendenz. Im Vergleich zu 2003 ging die Zahl der Nebenerwerbsbetriebe um 15 % zurück, während die Abnahme der Haupterwerbsbetriebe mit gut 12 % geringer ausfiel. Das deutet einerseits darauf hin, dass aufgegebene Haupterwerbsbetriebe inzwischen weniger oft im Nebenerwerb weiterbewirtschaftet werden und ist andererseits vielleicht auch ein Zeichen für eine erfolgreiche Umstrukturierung hin zu leistungsfähigeren und stärker spezialisierten Betrieben.

Immer mehr gemeinschaftlich geführte Unternehmen

Anders als bei den Einzelunternehmen waren die gemeinschaftlich geführten Unternehmen – dazu gehören Personengesellschaften und die juristische Personen öffentlichen und privaten Rechts (vgl. i-Punkt) – aufgrund ihrer vergleichsweise größeren wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in der Lage dem rückläufigen Trend zu trotzen. Gegenüber 2003 stieg die Zahl der GbRs (Gesellschaften bürgerlichen Rechts) um 10 % an und in nicht einmal 10 Jahren nahmen die Personengesellschaften um gut 50 % zu. Insgesamt machen diese »sonstigen« Unternehmen zahlenmäßig nur rund 7 % der gesamten Betriebe aus, die wirtschaftliche Bedeutung liegt mit ungefähr 17 % des erwirtschafteten Standarddeckungsbeitrags jedoch deutlich höher. Allerdings leisten die Haupterwerbsbetriebe immer noch den größten ökonomischen Beitrag, indem sie zwei Drittel des wirtschaftlichen Volumens aller landwirtschaftlichen Betriebe, gemessen am Standarddeckungsbeitrag, erbringen.

Unternehmen, die zu den Personengesellschaften gehörten, erwirtschafteten durchschnittlich einen Standarddeckungsbeitrag von 81 000 Euro, Haupterwerbsbetriebe kommen im Schnitt auf etwa 70 000 Euro, Nebenerwerbsbetriebe auf 10 000 Euro.

Haupterwerbsbetriebe dominieren in der Fläche …

Auch wenn nur etwas mehr als ein Drittel der landwirtschaftlichen Betriebe Haupterwerbsbetriebe sind, dominieren sie eindeutig die landwirtschaftliche Produktion. Im Erhebungsjahr 2007 bewirtschafteten sie 60 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) im Südwesten. Ihre durchschnittliche Betriebsgröße erreicht mit 44,5 Hektar (ha) den 4-fachen Umfang der Nebenerwerbsbetriebe. Die Personengesellschaften haben – ähnlich wie die Haupterwerbsbetriebe – im Vergleich zu ihrer Anzahl verhältnismäßig große Anteile an der landwirtschaftlichen Produktion. Inzwischen sind in Baden-Württemberg fast 13 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche in diesen Unternehmensformen vorzufinden. Ihre Unternehmensgröße erreicht durchschnittlich 48 ha LF. Die Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR) als größte Gruppe dieser Unternehmensform kommen sogar auf eine durchschnittliche Betriebsgröße von 67 ha.

Trotz stark abweichenden Flächenumfangs zwischen Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben, sind in der Struktur der Nutzung keine größeren Unterschiede zu erkennen. Haupterwerbsbetriebe bewirtschaften

  • 59 % als Ackerland,
  • 37 % als Grünland,
  • 3 % als Reb- und Obstanlagen.

In den Nebenerwerbsbetrieben sind es:

  • 53 % als Ackerland,
  • 43 % als Grünland,
  • 3 % als Reb- und Obstanlagen.

Deutliche Unterschiede gibt es jedoch hinsichtlich der betrieblichen Verteilung. Ungefähr 80 % der hauptberuflich bewirtschafteten Betriebe bestellen Ackerflächen und genauso viele Betriebe haben Grünlandflächen. Unter den Nebenerwerbslandwirten beackert dagegen nur ungefähr jeder zweite Ackerböden, aber drei Viertel der Landwirte bewirtschaftet Grünlandflächen.

… und bei den Tieren

Für bestimmte Bereiche der Tierhaltung, bei denen ein hohes Maß an Fachwissen gefragt ist und eine intensive und dauernde Betreuung erforderlich ist, sind in besonderer Weise die Haupterwerbsbetriebe prädestiniert. Darunter fallen insbesondere die Haltung von Zuchtsauen und Milchkühen. Deshalb überrascht es auch nicht, dass in den hauptberuflich wirtschaftenden Unternehmen 7 von 10 Zuchtsauen und drei Viertel aller Milchkühe gehalten werden. Je Betrieb ergab dies einen Durchschnitt von 83 Zuchtsauen3 und 33 Milchkühen. Zwei Drittel der Schweine werden in den Haupterwerbsbetrieben gemästet. Allerdings ist die Schweinemast auch vielfach in der nebenberuflichen Landwirtschaft anzutreffen, in der zahlenmäßig noch mehr Schweinemäster zu finden sind als unter den Haupterwerbsbetrieben. Mit einem durchschnittlichen Bestand von 20 Schweinen erreichen sie jedoch nur einen Anteil von 13 % an den Mastschweinen im Land.

Mit den Anforderungen und Möglichkeiten nebenberuflich tätiger Landwirte eher vereinbar zu sein, scheint die extensive Mutterkuh- und Ammenkuhhaltung. Ungefähr die Hälfte aller Tiere steht auf den Weiden von Nebenerwerbslandwirten. Ähnlich beliebt ist die Haltung von Schafen, denn 40 % aller Schafe im Ländle grasen auf den Weiden und Wiesen der Nebenerwerbsbetriebe.

In ganz anderen Dimensionen bewegen sich die gemeinschaftlich geführten Betriebsformen. Hier sind besonders intensive Tierhaltungsformen vorzufinden, charakterisiert durch einen hohen Viehbesatz und einen verhältnismäßig geringen Flächenanteil. Inzwischen sind

  • 14 % der Rinder,
  • 21 % der Schweine und
  • 32 % der Hühner

nicht mehr in den Familienbetrieben anzutreffen, sondern werden in Personengesellschaften oder juristischen Unternehmen gehalten. Der Tierbestand in den Personengesellschaften bzw. juristischen Unternehmen erreicht teilweise die doppelte Größe der Haupterwerbsbetriebe, wie die durchschnittlichen Bestandsgrößen verdeutlichen:

  • Mastschweine 214 Tiere,
  • Zuchtsauen 140 Tiere,
  • Milchkühe 54 Tiere.

Starke Parzellierung der Sonderkulturen begünstigt »Nebenberufler«

Baden-Württemberg ist das Land der Sonderkulturen, womit in einzelnen Regionen oftmals eine starke Parzellierung der Flächen einhergeht. Viele dieser kleinen Parzellen werden »nebenher« bewirtschaftet, wie die große Anzahl von Nebenerwerbsbetrieben im Bereich von Obst- und Weinbau zeigen. Über die Hälfte aller Wein und Obst anbauenden Betriebe ist in der Hand von nebenberuflich tätigen Landwirten. Dagegen wird mit rund 60 %, der größte Teil der Weinanbaufläche im Haupterwerb bewirtschaftet. Die durchschnittliche Rebfläche ist hier mit rund 4,4 ha auch wesentlich größer als bei den Nebenerwerbswinzern mit 0,9 ha (Schaubild 2). Die hauptberuflichen Obstbauern decken ungefähr zwei Drittel der gesamten Obstanbaufläche im Südwesten ab und auch über die Hälfte der Weihnachtsbaumkulturen steht in Haupterwerbsbetrieben.

Ohne Familienarbeitskräfte läuft nichts

Die Abgrenzung der Arbeitskräfte im landwirtschaftlichen Bereich unterscheidet sich von der üblichen verwendeten, da praktisch jede mitarbeitende Person als Arbeitskraft gezählt wird – unabhängig von einer sonstigen Beschäftigung oder Erwerbstätigkeit. Nach wie vor sind es die Familienarbeitskräfte, die die Basis der landwirtschaftlichen Einzelunternehmen bilden. Für über 24 000 vollbeschäftigte Arbeitskräfte ist der hauptberufliche Arbeitsplatz der eigene landwirtschaftliche Betrieb, dazu werden noch zusätzlich 3 600 vollbeschäftigte Fremdarbeitskräfte benötigt. Damit bieten die Haupterwerbsbetriebe Arbeit für rund 80 % der Vollbeschäftigten in der Landwirtschaft. Sehr viele Arbeitskräfte werden jedoch nur zur Unterstützung während der Ernte oder anderer arbeitsintensiver Tätigkeiten in den Betrieben benötigt. Insgesamt bestreiten die Haupterwerbsbetriebe rund 62 % des landwirtschaftlichen Arbeitsvolumens. In den Nebenerwerbsbetrieben werden dagegen kaum Fremdarbeitskräfte eingesetzt. Fast 92 % der anfallenden Arbeiten werden von den familieneigenen Arbeitskräften bewältigt.

Völlig andere Beschäftigungsstrukturen sind aufgrund der Unternehmensform in den gemeinschaftlich geführten Unternehmen vorherrschend. Auch in einer GbR, die aus Familienangehörigen besteht, zählt der Inhaber oder Inhaberin und der mitarbeitende Ehepartner oder Bruder als Fremdarbeitskraft. Rund 84 % des gesamten Arbeitsaufkommens das hier anfällt, wird von den 15 000 ständigen Fremdarbeitskräften geleistet. Davon sind über 6 000 vollbeschäftigt.

1 Betriebe in der Hand einer Einzelperson oder eines Ehepaares.

2 Landwirtschaftliche Betriebe ab 2 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche oder Mindestumfang an Sonderkulturen (30 Ar Rebland, Obst, …) oder Tierbeständen (8 Rinder, Schweine, …).

3 Durchschnittswerte bezogen auf die Halter der jeweiligen Tierart.