:: 7/2009

Grenzgänger zwischen Baden-Württemberg und der Nordschweiz

Die Zahl der Grenzgänger zwischen Baden-Württemberg und der Schweiz dürfte sich 2008 auf etwa 43 000 Personen belaufen haben. Davon entfielen fast alle auf 11 grenznahe Nordschweizer Kantone.Die meisten baden-württembergischen Grenzgänger arbeiteten im Schweizer Kanton Basel-Stadt, gefolgt vom Kanton Aargau. Ihren Wohnsitz hatten die Grenzgänger meist in den Landkreisen Lörrach und Waldshut.

Die Zahl der Berufspendler innerhalb Baden-Württembergs war bereits mehrfach Gegenstand von Analysen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg.1 Im vorliegenden Beitrag wird erstmals die Grenzgängerverflechtung zwischen baden-württembergischen Kreisen und grenznahen Schweizer Kantonen quantifiziert und analysiert. Diese Analysemöglichkeit verdankt das Statistische Landesamt Baden-Württemberg nicht zuletzt Daten des Schweizer Bundesamts für Statistik und den vom Statistischen Amt des Kantons Basel-Stadt zur Verfügung gestellten Ergebnissen einer Sonderauswertung von Grenzgängerdaten.2

Grenzgänger werden in der Schweizer Statistik definiert als ausländische Staatsangehörige, die ihren Hauptwohnsitz im Ausland beibehalten und in der Schweiz einer selbstständigen oder unselbstständigen Erwerbstätigkeit nachgehen.3 Dabei gelten die folgenden Regelungen:

  • Wohnort in einem Staat der EU/EFTA und Arbeitgeber oder selbstständiger Geschäftssitz in der Schweiz
  • Mindestens wöchentliche Rückkehr an den ausländischen Wohnort
  • Recht auf berufliche und geografische Mobilität in der ganzen Schweiz

Gerade im deutsch-schweizerischen Grenzraum ist eine Berufstätigkeit als Grenzgänger für Baden-Württemberger finanziell besonders attraktiv. Auf diese Weise lassen sich nämlich die häufig höheren Verdienste am Arbeitsort in der Schweiz mit den im Allgemeinen günstigeren Lebenshaltungskosten am Wohnort in Baden-Württemberg kombinieren.

Knapp 43 000 baden-württembergische Grenzgänger in die Schweiz

Im Jahresdurchschnitt 2008 arbeiteten in der Schweiz insgesamt knapp 44 000 Grenzgänger mit Wohnsitz in Deutschland. Davon entfielen mit gut 43 000 Grenzgängern fast alle auf die 11 Nordschweizer Kantone Aargau, Appenzell Außerrhoden, Appenzell Innerrhoden, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Jura, Sankt Gallen, Schaffhausen, Solothurn, Thurgau und Zürich.4 Aus der nachfolgend dargestellten Analyse geht im Gesamtergebnis hervor, dass sich die Zahl der Grenzgänger mit Wohnsitz in Baden-Württemberg und Arbeitsort in der Schweiz 2008 insgesamt auf knapp 43 000 belaufen haben. Darunter befanden sich gut 42 000 mit Arbeitsort in den 11 genannten grenznahen Kantonen. Aufgrund ihrer sehr hohen Bedeutung beschränkt sich die weitere Analyse der Grenzgängerverflechtung zwischen Baden-Württemberg und der Schweiz auf diese 11 Kantone. Dabei erfolgt die Untersuchung für die Nordwestschweizer und die Nordostschweizer Kantone separat, weil die Datenbasis für diese beiden Regionen sehr unterschiedlich ist.

Grenzgänger in die Nordwestschweiz wohnen vor allem in den Landkreisen Lörrach und Waldshut

Insgesamt waren in den 5 Nordwestschweizer Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Jura und Solothurn nach Angaben des Schweizer Bundesamts für Statistik zusammen rund 65 000 Grenzgänger beschäftigt; die meisten von ihnen hatten ihren Wohnsitz in Frankreich, gefolgt von Deutschland. Dank einer Sonderauswertung von Daten für diese Kantone durch das Statistische Amt des Kantons Basel-Stadt (vgl. i-Punkt) lässt sich die Zahl der Grenzgänger zwischen baden-württembergischen Kreisen und den 5 Nordwestschweizer Kantonen sehr gut quantifizieren.

Demnach haben 2008 in Baden-Württemberg gut 29 000 Erwerbstätige mit Arbeitsort in einem dieser 5 Schweizer Kantone gelebt. Die meisten Grenzgänger arbeiteten im Kanton Basel-Stadt (rund 14 000) und im Kanton Aargau (knapp 9 000). Von allen Personen mit Arbeitsort in der Nordwestschweiz kamen über die Hälfte aus dem Landkreis Lörrach und ein weiteres Viertel aus dem Landkreis Waldshut. An 3. und 4. Stelle folgen bereits mit größerem Abstand der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und der Stadtkreis Freiburg im Breisgau, in denen jeweils unter 10 % der Grenzgänger in die Nordwestschweiz lebten.

Mehr als die Hälfte der im Landkreis Lörrach wohnenden Grenzgänger haben ihren Arbeitsplatz im Kanton Basel-Stadt, ein weiteres Viertel arbeitet im Kanton Basel-Landschaft. Von den im Landkreis Waldshut lebenden Grenzgängern pendeln über drei Viertel zu ihrem Arbeitsplatz im Kanton Aargau. An diesen Verflechtungen lässt sich sehr gut erkennen, dass die geografische Nähe des Arbeitsorts zum Wohnort – wenig überraschend – eine wichtige Determinante bei der Entscheidung für die Aufnahme einer Grenzgängertätigkeit ist. Dementsprechend ist die Zahl der in Kreisen mit größerer Entfernung zur Nordwestschweiz lebenden Grenzpendlern erheblich kleiner.

Die meisten Grenzgänger in die Nordostschweiz leben in den Landkreisen Konstanz und Waldshut

In den 6 untersuchten Nordostschweizer Kantonen Appenzell Außerrhoden, Appenzell Innerrhoden, Sankt Gallen, Schaffhausen, Thurgau und Zürich arbeiteten im Jahresdurchschnitt 2008 nach Angaben des Schweizer Bundesamts für Statistik rund 21 000 Grenzgänger; davon hatten über 13 000 ihren Wohnsitz in Deutschland. Da diese Daten keinen Aufschluss über den genauen Wohnort der Grenzgänger geben, wurde die Verflechtung zwischen diesen Nordostschweizer Kantonen und den baden-württembergischen Kreisen vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg auf der Basis der in der Nordwestschweiz beobachteten Struktur geschätzt (vgl. i-Punkt). Als signifikante Einflussgrößen für die Schätzung wurden drei Variablen identifiziert: Erstens die Zahl der Einwohner im erwerbsfähigen Alter von 18 bis unter 65 Jahren in den baden-württembergischen Kreisen, zweitens die Zahl der Arbeitsstätten in den Schweizer Kantonen und drittens die Entfernung in Straßenkilometern zwischen den jeweils bevölkerungsreichsten Gemeinden der baden-württembergischen Kreise und den Schweizer Kantonen.

Dieser Schätzung zufolge hatten im Jahresdurchschnitt 2008 insgesamt rund 13 000 Grenzgänger mit Arbeitsort in einem der 6 Nordostschweizer Kantone ihren Wohnort in Baden-Württemberg. Die meisten Grenzgänger in dieser Region arbeiteten im Kanton Zürich (rund 5 000), gefolgt vom Kanton Schaffhausen (rund 4 000). Mit gut einem Drittel hatte der größte Anteil der in die Nordostschweiz pendelnden Baden-Württemberger den Wohnsitz im Landkreis Konstanz, gefolgt vom Landkreis Waldshut mit einem Anteil von gut einem Viertel. Auf den Plätzen 3 und 4 folgten der Schwarzwald-Baar-Kreis und der Landkreis Tuttlingen, in denen jeweils weniger als 10 % der Grenzgänger mit Arbeitsort in einem dieser Kantone lebten. Nach den Ergebnissen des Schätzmodells pendelten mehr als die Hälfte der im Landkreis Konstanz lebenden Grenzgänger in den Kanton Thurgau. Dagegen hatten die meisten der im Landkreis Waldshut lebenden Grenzgänger ihren Arbeitsort im Kanton Zürich, gefolgt vom Kanton Schaffhausen. Dort arbeiteten auch die meisten der im Schwarzwald-Baar-Kreis und im Landkreis Tuttlingen lebenden Grenzgänger.