:: 11/2009

Konjunkturaussichten für Baden-Württemberg verbessern sich

Die Anzeichen, dass die Wirtschaftskrise in der zweiten Jahreshälfte gestoppt sein dürfte, verdichten sich. Die gleitende Jahresrate des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) könnte ihren Wendepunkt im 3. Quartal erreicht haben. Das reale BIP ist im 3. Quartal nach jetzigem Kenntnisstand mit rund −7 % im Vorjahresvergleich deutlich weniger stark gefallen als dies noch im 2. Quartal der Fall war. Für das 4. Quartal wird eine Veränderungsrate von nur noch rund −2 % prognostiziert. Das würde bedeuten, dass das BIP saison- und kalenderbereinigt im Vorquartalsvergleich 3 Quartale in Folge nicht mehr gefallen ist und sich eine Trendwende abzeichnet. Trotz dieser ermutigenden Prognose bestehen durchaus Risiken für die Konjunktur.

In den Monaten Juni bis August 2009 war die konjunkturelle Lage der baden-württembergischen Wirtschaft geprägt von

  • positiven Nachfragesignalen aus dem Ausland. Auch die wichtigsten Bestimmungsländer für baden-württembergische Exportgüter befinden sich spä­testens seit dem 3. Quartal wieder auf moderatem Wachstumskurs.
  • einer Binnennachfrage, in der Erholungstendenzen unübersehbar sind. Im Verarbeitenden Gewerbe schwächten sich die Auftragseingangs- und Umsatzrückgänge im Sommer ab. Kfz-Handel und Bauwirtschaft profitieren besonders von den staatlichen Konjunkturpaketen.
  • im Vorjahresvergleich rückläufigen Verbraucherpreisen, die die Begleiterscheinung der Nachfrageschwäche sind. Auf den der Verbraucherebene vorgeschalteten Absatzstufen schwächen sich die Preisrückgänge allerdings bereits deutlich ab.
  • einem breit angelegten Abbau der Beschäftigung. Im Verarbeitenden Gewerbe verstärkte sich im Vorjahresvergleich der Rückgang der Erwerbstä­tigkeit. Im 3. Quartal übertraf die Anzahl der Arbeitslosen den Vorjahreswert um fast 75 000.

Altbewährte Konjunkturlokomotive Weltwirtschaft nimmt wieder Fahrt auf

Seitens der Weltwirtschaft ist im 2. Halbjahr 2009 für die Konjunktur in Baden-Württemberg ein gewisser Rückenwind zu erwarten. Die Wirtschaftsleistung in der Eurozone hat ihren Sinkflug bereits im 2. Quartal nahezu gestoppt: im Vergleich zum Vorquartal stagnierte das saison- und arbeitstäglich bereinigte Bruttoinlandsprodukt mit −0,2 % nahezu. Während die Investitionen noch zurückgingen, erwies sich der Konsum – nicht zuletzt aufgrund der staatlichen Konjunkturprogramme – als stabil. Ein weiterer Stabilisierungsfaktor ist der Außenbeitrag. Für die Europäische Union insgesamt liegt die Veränderung des BIP bei −0,3 %. Es ist zu erwarten, dass die Wirtschaftsleistung im 3. und 4. Quartal wieder steigt, nachdem sie zuvor 4 Quartale in Folge zurückging. Die Entwicklung in Europa divergiert jedoch: Innerhalb des Euroraums waren es unter anderem Deutschland und Frankreich, in denen das Bruttoinlandsprodukt bereits im 2. Quartal stieg. In den USA fiel der Rückgang der Wirtschaftsleistung im 2. Quartal mit −0,7 % gegenüber dem Vorquartal noch etwas stärker aus als in Europa, jedoch neigt sich die Rezession auch hier unverkennbar dem Ende zu. Für das 2. Halbjahr wird hier zudem mit einem deutlicheren Wachstum gerechnet als im Euroraum, auch hier vor allem getragen von expansiver Nachfragepolitik, die das nachfragedämpfende tendenzielle Ansteigen der US-Sparquote (noch) überlagert.

Weltwirtschaftliche Risiken für die heimische Exportwirtschaft bestehen weiterhin

Steht also alles zum Besten in der besten aller Welten? Bedenken bezüglich der künftigen Entwicklung des Binnenwerts der US-Währung führten an den Finanzmärkten zu Umschichtungen zugunsten des Euro, was sich in den jüngsten Aufwertungstendenzen der Gemeinschaftswährung niederschlug und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Exportwirtschaft belastet. Ein weiterer Punkt ist, dass die staatlichen Nachfrageimpulse wohl auch noch ins zweite Halbjahr wirken werden, jedoch mit abschwächender Tendenz.

Weitere konjunkturelle Risiken ergeben sich aus dem zukünftigen Kurs von der Geld- und Fiskalpolitik. Massive Interventionen von Notenbanken und Regierungen zielten zum einen darauf ab, einen Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern, zum anderen sollte verhindert werden, dass aus einer Rezession eine Depression wird. Beide Ziele wurden erreicht, allerdings um den Preis einer enormen Ausweitung der Geldmengen und fiskalischer Defizite. Eine Rückführung von beidem wird durchaus allgemein als notwendig erachtet, wobei ein Dilemma darin besteht, dass das langfristig (das heißt unter Wachstumsgesichtspunkten) Notwendige kurzfristig (also konjunkturell) restriktiv auf die Nachfrage wirkt. Die künftige Entwicklung hängt wesentlich davon ab, wie (und wann) die geld- bzw. fiskalpolitische Konsolidierung gelingen kann, ohne die wirtschaftliche Erholung zu gefährden.