:: 4/2012

»Schau mir in die Augen, Kleines«

Dies ist der berühmte Satz, den viele Männer schon dankbar zitiert haben, wenn ihnen vor Aufregung nichts Besseres eingefallen ist. Er stammt aus dem Jahr 1952. Denn damals kam der Hollywood-Film »Casablanca« in die Kinos und es ist anzunehmen, dass nach dem Zusammenschluss der Länder Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern am 25. April 1952 sich auch so manch wagemutiger Schwabe getraut hat, mit Humphrey Bogarts Liebeserklärung eine hübsche Badenerin anzusprechen.

1952 – ein bewegtes Jahr

1952, das Geburtsjahr des Landes Baden-Württemberg, war ein bewegtes Jahr. Elisabeth II. wurde zur Königin des Vereinten Königreichs gekrönt, Adenauer war Kanzler, der KFC Phönix und der VfB Mühlburg fusionierten zum Karlsruher SC, in London ereignete sich ein schweres Eisenbahnunglück und Albert Schweitzer erhielt den Friedensnobelpreis.

Es traten wichtige Gesetze in Kraft: das Gesetz zum Schutz der Jugend in der Öffentlichkeit, das Mutterschutzgesetz und die 9-jährige Schulpflicht. Großbritannien gab die Insel Helgoland an Deutschland zurück, die Bundesrepublik nahm diplomatische Beziehungen zu Japan auf, die dritte Strophe des Deutschlandlieds wurde zur Nationalhymne erklärt. Die Europäische Verteidigungsgemeinschaft wurde gegründet, ebenso die Montanunion und Deutschland wurde Mitglied im Internationalen WährungsfondS. Die Marshall-Plan-Hilfe endete, ein amerikanischer Arzt setzte einem Patienten die erste künstliche Herzklappe ein, und ab Weihnachten gab es erstmals offizielle Fernsehsendungen in Deutschland.

1952 kam der »Ford Taunus« auf den deutschen Markt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h. Ein Traumauto, das sich allerdings noch nicht viele leisten konnten. Insgesamt wurden 1952 fast 60 000 Krafträder und 30 000 Pkw im neuen Bundesland Baden-Württemberg zugelassen.1 Darunter der Porsche 356, das Porsche-Urmodell mit einer Höchstgeschwindigkeit bis 170 km/h. Und einer der ersten Mercedes-Benz SL Rennwagen, bekannt als der legendäre Flügeltürer, fuhr erstmals im März 1952. Das Serienmodell 300 SL erreichte mit 215 PS eine Spitzengeschwindigkeit von 250 km/h. Der Mercedes-Benz SL feiert im Jahr 2012 also auch 60. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch.

Dagegen gab es 1952 noch 137 000 Pferde und fast 1,7 Mill. Rinder, die oft sogar noch als Zugtiere genutzt wurden. Im Radio hörte man Zarah Leander mit »Wunderbar«, auch Lale Andersen, Rudi Schuricke oder das Hula Hawaiian Quartett. Diejenigen, die eher die englischen Lieder mochten, mussten dafür auf amerikanische Sender gehen und hörten zum Beispiel Nat King Cole, Doris Day oder Perry Como. Das Radio hatte damals die Bedeutung wie heute das Internet: Es war das Tor zu Welt. Die Damen trugen Petticoat und Nylonstrümpfe und bei einem Boxkampf in Köln wurde gleich einmal der Ringrichter k.o. geschlagen. 1952 fand auch die Wahl zur Verfassungsgebenden Landesversammlung in Baden-Württemberg statt mit einer Wahlbeteiligung von 63,7 %. Die CDU konnte 50 Sitze erzielen, die SPD 38 Sitze, die FDP/DVP 23, der BHE (Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten) 6 Sitze und die KPD 4 Sitze.2

Seit 1952 bis heute: wachsende Bevölkerung

1952 lebten 6 668 738 Personen im Land. Innerhalb von 2 Jahren war die Bevölkerung um 3,7 % gewachsen, teilweise aus einem noch beachtlichen Geburtenüberschuss von durchschnittlich 3 000 Personen im Monat und teilweise aus großen Zuwanderungen, hauptsächlich von »Heimatvertriebenen und ostzonalen Flüchtlingen«. Gerade die Heimatvertriebenen machten 14,9 % der Bevölkerung auS. Das waren 1 Mill. Menschen, die hier eine neue Heimat suchten. In manchen Landkreisen betrug der Anteil 1952 bis zu einem Viertel. Die beiden französisch besetzten Regierungsbezirke öffneten die Grenzen allerdings erst relativ spät, sodass dort der Anteil der Heimatvertriebenen unterdurchschnittlich blieb.

Einige Bevölkerungszahlen im Vergleich des Jahres 1952, in Klammern sind die Zahlen für das Jahr 2011 genannt: Stuttgart 521 807 (611 402), Landkreis Böblingen 96 611 (372 531), Landkreis Schwäbisch Hall 56 603 (188 650), Stadtkreis Karlsruhe 204 601 (296 108), Stadtkreis Freiburg 118 950 (225 638), Landkreise Horb und Freudenstadt 90 927 (Landkreis Freudenstadt 119 013 ), Landkreis Sigmaringen 42 808 (129 958).3

Die Zahlen zeigen im Vergleich auch: In keinem anderen Bundesland ist die Bevölkerung so stark gewachsen wie im Südwesten DeutschlandS. 6,7 Mill. Menschen lebten hier 1952, heute sind es 10,7 Mill. Bis zum Jahr 2030 könnte die Zahl der Einwohner auf rund 10,4 Mill. zurückgehen.

Da der Krieg und seine Folgen große Veränderungen in den Familien- und Sozialstrukturen hervorgerufen hatte, und weil auch eine Schulreform geplant war, führte das Institut für Jugendkunde 1952 eine Testprüfung bei den Schülern der vierten Grundschulklasse vor dem Übergang auf die höheren Schulen durch und erbat hierzu die Hilfe des Statistischen Landesamtes bei einer »hollerithmäßigen Auswertung«. Dies geschah auf Hollerithlochkarten mit 80 Spalten.

Schon damals zeigten die Mädchen etwas bessere schulische Leistungen, was die Statistiker zu folgender Aussage veranlasste: »Die Gründe für das bessere Abschneiden der Mädchen mögen verschiedener Art sein, entweder sind die Mädchen in diesem Alter klüger – was jedoch noch genauer zu untersuchen wäre – oder sie sind auch fleißiger, oder sie bekommen wegen ihres vielleicht mehr gesitteten Betragens bessere Noten«.4

Industrieller Wandel

1952 schrieb das Statistische Landesamt: »Baden-Württemberg ist das zweitgrößte Industrieland unter den Ländern des BundesgebietS. Es zählt über 9 300 Industriebetriebe, in denen … über 980 000 Menschen tätig waren.«5 Der Holzreichtum des Landes, vor allem im Schwarzwald ließ Betriebe der Glasbläserei entstehen, auch die Holzschnitzerei und die Uhrenindustrie waren in bestimmten Gegenden wichtige Erwerbszweige. An den wasserreichen Bächen und Flüssen des Landes fanden sich Papiermühlen, Säge- und Mahlmühlen, Gerbereien, Bleichereien, Krappfabriken (Herstellung von rotem Farbstoff für Textilien und als Rotlack) und Hammerwerke.

An dieser bemerkenswerten Aufzählung von wichtigen Branchen zeigt sich der industrielle Wandel sehr deutlich. Die meisten dieser Wirtschaftszweige sind inzwischen verschwunden. Es gab 1952 im Land sogar noch eine nennenswerte Produktion von Radioapparaten, Radioröhren, Schleppern, Nähmaschinen und von Damenstrümpfen. Die Bekleidungsindustrie (inklusive Wäsche und Arbeitskleidung) beschäftigte mehr Menschen als die Chemiebranche, und fast 34 000 Menschen waren in Lohn und Brot bei der Tabakverarbeitung. Es wurden 1952 allein im Monat Oktober 254 Mill. Zigaretten und 222 Mill. Zigarren und Stumpen hergestellt.

Das Fazit der Statistiker war: »Die starken Verluste der badisch-württembergischen Industrie im Zweiten Weltkrieg durch Bombenschäden und durch die späteren Demontagen und Restitutionsmaßnahmen dürften heute schon wieder größtenteils ausgeglichen sein, einesteils durch einen großzügigen Wiederaufbau, andererseits aber auch durch den starken Zuzug verlagerter Betriebe aus den deutschen Ostgebieten unter fremder Verwaltung, aus der sowjetischen Besatzungszone und den Neuaufbau der Flüchtlingsbetriebe«.6 Der Wohnungsbau nahm Fahrt auf, wobei sich ca. 15 % auf Wiederaufbau und Wiederherstellung verteilten. »Bemerkenswert ist, dass die Bautätigkeit in den Landkreisen der vier Regierungsbezirke relativ niedriger ist als in den Stadtkreisen, was hauptsächlich auf den Zerstörungsgrad der Städte und den damit verbundenen Wiederaufbau zurückzuführen ist.«7 Heute beträgt die Zahl der Wohngebäude im Land rund 2,3 Mill., die Zahl der Wohnungen 5 Mill. Die Wohnfläche je Einwohner liegt bei rund 43 m³ im Durchschnitt. Freiburg hat mit 36 m³ die geringste Wohnfläche je Einwohner, Baden-Baden mit fast 53 m³ die höchste. Auf landesweit knapp 8 % des Wohnungsbestandes dürfte sich nach unserer letzten Prognose bis zum Jahr 2030 der Neu- und Ersatzbedarf von Wohnungen belaufen.

Preise, Einkommen, Verbrauch – damals und heute

1952 wurden Waren im Wert von 2,29 Mrd. DM exportiert. Zum Vergleich heute: Im Jahr 2011 lag der Wert der Exporte Baden-Württembergs bei 172,4 Mrd. Euro. Das ist etwa 150 Mal so viel wie 1952. Kraftwagen und Kraftwagenteile sowie Maschinen hatten im Gesamtjahr 2011 einen Anteil von 44,5 % an den Exporten. Baden-Württemberg ist das Autoland in Deutschland, jeder vierte Arbeitsplatz im Kraftwagensektor ist hier angesiedelt. Denn: Auch in der modernen Wissens- und Informationsgesellschaft zeigt sich, wie (lebens) wichtig die Industrie für ein Land ist. 36 % der Wertschöpfung in Baden-Württemberg kommen aus der Industrie, über 1 Mill. Menschen sind dort beschäftigt. 2010 zog die Konjunktur vorwiegend aufgrund der weltweiten Nachfrage um 5,5 % an, 2011 um 4,4 %. Damit war Baden-Württemberg Spitzenreiter in Deutschland. Allerdings: Im Krisenjahr 2009 betrug der Einbruch unserer Wirtschaftsleistung sogar satte 7,1 %. Auch das war ein Spitzenwert in Deutschland und in der EU. Hier zeigt sich, wie eng verzahnt die Weltwirtschaft heute ist. Im Jubiläumsjahr von Baden-Württemberg rechnen wir mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 1 ½ %.

Schaut man sich den damaligen Preisindex für Lebenshaltung an, so zeigte es sich, dass 1952 etwa die Hälfte der Einkommen für Ernährung (50 %) ausgegeben wurde, Getränke und Tabakwaren machten rund 5 % aus, Wohnen, Heizung und Beleuchtung rund 15 %, Bekleidung rund 13 %. Heute finden sich im aktuellen Warenkorb folgende Anteile: Ernährung 10,4 %, alkoholische Getränke und Tabakwaren 3,9 %, Wohnen, Heizung und Beleuchtung entsprechend 30,8 % und Bekleidung 4,9 %.

Interessant ist eine statistische Aussage zu den Verbrauchssteuern: »Beispielsweise entfällt der größere Teil des Bierverbrauchs auf das Sommerhalbjahr, des Branntweinverbrauchs dagegen auf das Winterhalbjahr… Durch die anhaltende heiße und trockene Witterung des Sommers wurde der Bierkonsum und damit das Aufkommen aus der Biersteuer begünstigt«.8

Der Stromverbrauch betrug 1952 landesweit etwa 6,7 Mrd. Kilowattstunden (kWh). Der Gasverbrauch lag bei 217 Mill. Kubikmetern. Heute verbrauchen wir rund 80 Mrd. kWh Strom und rund 8 Mrd. Kubikmeter GaS. Der Primärenergieverbrauch wurde 1952 hauptsächlich durch Kohle (gut 85 %) und Strom gedeckt.

2009 lag der Anteil des Mineralöls am Primärenergieverbrauch bei 34,5 %, die Kernenergie lag bei 24,3 %, Erdgas bei 17,6 % sowie Steinkohle bei 10 %. Auf die Erneuerbaren Energieträger entfielen 9,3 %, davon allein gut 7 % auf die Biomasse. Heute beträgt die Bruttostromerzeugung im Land 66 Mrd. kWh.

Kommunikation und Mobilität

Im Monat November des Jahres 1952 wurden 19,6 Mill. Ortsgespräche geführt und 4,6 Mill. Ferngespräche, 279 000 Telegramme wurden (meist) vom Postamt verschickt. Aber: Diese Gespräche dürften vorwiegend geschäftlich geführt worden sein. Jungen Menschen muss dazu heute Folgendes erklärt werden: Vor 60 Jahren war ein privates Telefongespräch ein besonderes EreigniS. Ja geradezu ein Event. Davon sprach die ganze Nachbarschaft. Warum war das so? Oftmals hatte nur ein Haushalt in einer Straße schon ein eigenes Telefon. So durfte bei wichtigen Anlässen eventuell bei dem Nachbar telefoniert werden oder jemand konnte dort anrufen. Dann musste der Nachbar den Betreffenden schnell holen. Die ganze Nachbarschaft wusste jetzt, dass etwas Besonderes vorgefallen war. Heute leben wir in einer Informationsgesellschaft. Vor 60 Jahren kannte man das Wort »Informationsgesellschaft« noch gar nicht. Bekannt war nur die »Hochzeitsgesellschaft«, die in einem Wirtshaus feierte. Auch die Abkürzung »PC« hätte 1952 nur Kopfschütteln ausgelöst. Im Jahr 2011 verfügten über 85 % der Haushalte über einen Personal Computer, die nahezu vollständig an einen Breitbandanschluss angeschlossen waren. Unter einem »Breitband« verstanden die Menschen vor 60 Jahren ein breites Tuch, eine Schärpe.

Im November 1952 wurden 4,04 Mill. Reisezug-Kilometer gefahren und 34,7 Mill. Personen mit Omnibussen und Straßenbahnen befördert. Es gab mehr Krafträder (310 000) als Personenkraftwagen (165 100) im Land. Heute sind in Baden-Württemberg über 7 Mill. Fahrzeuge zugelassen, wobei 99 % des PKW-Bestandes schadstoffreduziert sind. Die durchschnittlichen Stundenlöhne betrugen 1952 bei einem Facharbeiter 1,87 DM, bei Hilfsarbeitern 1,43 DM und bei Arbeiterinnen 1,07 DM. Und die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in der Industrie lag bei 48 Stunden.

Ackerbau und Viehzucht

Aber auch im Tierreich ging es 1952 recht bunt zu: Neben den genannten Pferden und Rindern lebten im Land 1,28 Mill. Schweine, 226 000 Ziegen, 6,6 Mill. Hühner. Es gab 501 Maultiere, Maulesel und Esel und außerdem gut 357 000 Bienenstöcke. 32 000 Hammel, insgesamt fast 210 000 Schafe und fast 300 000 Gänse vervollständigten den »Nutztier-Zoo« des LandeS. 1952 wurden 10 360 Tonnen Tabak geerntet und 1,5 Mill. DM für Hopfen erlöst.

2011 finden sich folgende Nutztierbestände im Land: Über 2 Mill. Schweine, mehr als 1 Mill. Rinder, 2,25 Mill. Legehennen, gut 221 000 Schafe, ca. 928 000 Truthühner, ca. 59 700 Pferde (inklusive sonstige Paarhufer) und 25 200 Ziegen.

Neue pflanzliche Produktionen kamen im Laufe der Zeiten im Land dazu, nicht nur Spargel und Kürbisse, auch Zierkürbisse und Ziergehölze. Bei den Blumen wie Weihnachtssterne, Begonien, Stiefmütterchen, Alpenveilchen und Ge-ranien, Chrysanthemen und Hortensien gibt es inzwischen eine gute Versorgung mit in Baden-Württemberg gezogenen Pflanzen. Auch die Freiland-Anzucht (zum Beispiel Blumen zum Selberschneiden) hat zugenommen. Und trotzdem stagnierten die Einkommen in der Landwirtschaft, viele kleinere Betriebe haben aufgegeben, die verbleibenden werden flächenmäßig mit heute durchschnittlich 32 Hektar immer größer und zeigen einen hohen Technisierungsgrad. Und nicht alle Betriebe werden einen Hofnachfolger finden.

Die Statistiker veröffentlichten damals auch noch, damit der Datenreigen komplett war, Angaben des Deutschen WetterdiensteS. So zeigte es sich, dass im Dezember 1952 die tiefste Temperatur des Monats in Freudenstadt bei − 15,8 Grad lag, in Stuttgart-Hohenheim bei − 20,1 Grad. Freudenstadt verzeichnete im Dezember 26 Frosttage, in Stuttgart waren es 21 Frosttage. Auch die Wetterlage im Dezember wurde beschrieben: »Am 13. ist es unter dem Einfluß eines über Westdeutschland hinwegziehenden Sturmtiefs vor allem in den nördlichen Landesteilen zu stürmischen, zum Teil orkanartigen Winden gekommen, die gebietsweise beträchtlichen Schaden angerichtet haben.«9 Im Allgäu gab es Schneehöhen von ca. 60 cm und im Schwarzwald von 60 bis 160 cm. Zwischendurch gab es Regen und darum dann auch Eisglätte … alles was man bei uns heute vielleicht nicht mehr im Dezember, aber spätestens im Januar oder Februar erlebt.

Baden-Württemberg – Land der »Tüftler und Denker«

Baden-Württemberg ist bis heute das einzige Beispiel für eine gelungene Länderneugliederung nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949. Dabei hat das Land in den vergangenen Jahrzehnten eine erstaunliche Entwicklung genommen, die keineswegs vorhersehbar war. Bildung und Wissen, dass sind die Säulen des Erfolges im Land der »Tüftler« und »Denker«. Erstmals haben wir im vergangenen Jahr die Rekordzahl von 300 000 Studierenden an den Hochschulen im Land gezählt. In keinem anderen Bundesland arbeiten so viele Ingenieure, insgesamt 152 000 unter den sozialversichungspflichtig Beschäftigten, darunter sind rund 18 000 Frauen. Die Quote der erwerbstätigen Frauen insgesamt liegt mit 72 % hinter Schweden und Dänemark inzwischen auf Platz drei in Europa. Erstmals in der Geschichte des Landes gab es im Jahr 2011 unter den ausländischen Arbeitnehmerinnen anteilig mehr Frauen mit einem Hochschulabschluss (10,3 %) als bei ihren deutschen Kolleginnen (10,2 %). Allerdings haben gleichzeitig nur 44 % der ausländischen Arbeitnehmerinnen eine abgeschlossene Lehrausbildung, unter den deutschen Kolleginnen sind es 71 %.

Baden-Württemberg ist immer für Überraschungen gut. Und gut ist auch, dass es bei Vergleichen die amtlich geprüften und objektiven Zahlen gibt. Sie zeigen, dass Baden-Württemberg die höchste Innovationskraft im Vergleich von 86 Regionen in der EU hat. Wir haben ein überdurchschnittlich hohes Einkommen und sind zugleich aber auch die sparfreudigsten Bürger in Deutschland. Nach Hamburg haben Baden-Württemberg und Berlin im Jahr 2010 die jüngste Bevölkerung mit einem Durchschnittsalter von 42,8 Jahren. Aber, und das wird neben der Aus- und Weiterbildung eine der großen Herausforderungen im 21. Jahrhundert für den Südwesten: Schon in 10 Jahren wird jeder Dritte im Land 60 Jahre oder älter sein.10

Allein 244 000 Einwohner des Landes sind heute 85 Jahre oder älter. Im Jahr 2060 dürften es schon 750 000 Menschen sein. 134 000 Einwohner im Südwesten feiern ihren 60. Geburtstag zeitgleich mit Baden-Württemberg im Jahr 2012. Alles Gute und noch viele gesunde und aktive Jahre wünsche ich den Geburtstagskindern. Denn, die Geburtstagskinder sind heute in der Regel körperlich und geistig deutlich leistungsfähiger und flexibler, als es ihre Großeltern noch waren. Hier erleben wir gerade, dass mit dem demografischen Wandel in allen Industrienationen auch eine Neudefinition des Begriffs »Alters« beginnt. Dieser wird immer weniger durch eine Jahreszahl festgelegt. Vielmehr bestimmt durch die aktive Lebensgestaltung im privaten wie im öffentlichen Bereich. Und das ist auch die Chance in den folgenden Jahrzehnten, den demografischen Wandel zwischen den Generationen zu gestalten.

Viele Dinge ändern sich in 60 Jahren so, wie es sich unsere Großeltern niemals hätten vorstellen können. Auch wir im Statistischen Landesamt haben keinen Ferrari und keinen Mercedes für den dienstlichen Gebrauch mehr. Das ist sehr bedauerlich. Aber diese beiden Rechenmaschinen stehen jetzt in einer Vitrine. Die Präsidentin des Statistischen Landesamtes wird auch nicht mehr »um Gehör« gebeten, wie auf alten Akten zu lesen ist. Was bleibt ist: Wir zählen und analysieren auch in Zukunft genauso zuverlässig, wie es unser gesetzlicher Auftrag ist. »Schau mir in die Augen, Baden-Württemberg«: Unsere Homepage zeigt den Südwesten gestern und heute in fast all seinen Facetten.

Herzlichen Glückwunsch zum 60. Geburtstag unserem schönen und interessanten Land Baden-Württemberg!

1 Angebot der Homepage des Statistischen Landesamtes.

2 Die Wahl zur Verfassungsgebenden Landesversammlung von Baden-Württemberg am 9. März 1952, Herausgegeben von den Statistischen Landesämtern in Baden-Württemberg, Schriftenreihe Statistik von Baden-Württemberg, Band 8.

3 Amtliches Gemeindeverzeichnis Baden-Württemberg, Herausgegeben von den Statistischen Landesämtern Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Tübingen, 1952.

4 Statistische Monatshefte Baden-Württemberg, I. Jahrgang, Januar 1953.

5 Ebenda.

6 Ebenda.

7 Ebenda.

8 Siehe Fußnote 4.

9 Siehe Fußnote 4.

10 www.statistik-bw.de.