:: 4/2012

Statistisches Monatsheft April 2012

»Schau mir in die Augen, Kleines«

Dies ist der berühmte Satz, den viele Männer schon dankbar zitiert haben, wenn ihnen vor Aufregung nichts Besseres eingefallen ist. Er stammt aus dem Jahr 1952. Denn damals kam der Hollywood-Film »Casablanca« in die Kinos und es ist anzunehmen, dass nach dem Zusammenschluss der Länder Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern am 25. April 1952 sich auch so manch wagemutiger Schwabe getraut hat, mit Humphrey Bogarts Liebeserklärung eine hübsche Badenerin anzusprechen.

Der Geburtsjahrgang 1952

Statistische Schlaglichter auf ausgewählte Lebensstationen

In seiner 60-jährigen Geschichte hat das Land Baden-Württemberg eine rasante Bevölkerungsentwicklung erlebt wie kein anderes Bundesland. Heute leben hier Menschen aus etwa 110 Geburtsjahrgängen. Einer von ihnen – der Jahrgang 1952 – feiert in diesem Jahr mit dem Landesjubiläum ebenfalls seinen 60. Er hat in seinem bisherigen Lebensverlauf zum Teil tiefgreifende soziale, wirtschaftliche und ökologische Entwicklungen »erlebt« und mit gestaltet. Seine Lebensstationen lassen sich als Gruppe zumindest mosaikhaft auch statistisch nachzeichnen.

Vom Babyboom zur älter werdenden Gesellschaft

6,7 Mill. Baden-Württemberger, die im Durchschnitt knapp 35 Jahre alt waren und von denen nicht einmal jeder Hundertste eine ausländische Staatsangehörigkeit hatte. Frauen, die im Durchschnitt 2,1 Kinder zur Welt brachten, von denen lediglich jedes elfte nichtehelich geboren wurde. Eine Lebenserwartung, die bei den Frauen nur 69 Jahre und bei den Männern lediglich 65 Jahre betrug; und schließlich: Fast elf Mal so viele Eheschließungen im Vergleich zur Zahl der Scheidungen!

Das sind einige demografische Kennzahlen Baden-Württembergs im Jahr 1952, dem Gründungsjahr des LandeS. Seither haben sich diese grundlegend geändert: Wir sind mehr und – was die Nationalitäten angeht – »bunter« geworden, die Kinderzahl je Frau ist drastisch zurückgegangen, während die Lebenserwartung deutlich angestiegen ist. Die Scheidungshäufigkeit hat sich erheblich erhöht, ebenso wie das Durchschnittsalter der Bevölkerung – und dies trotz einer zeitweise enormen Zuwanderung vor allem junger Menschen in den Südwesten.

Im Folgenden sollen ausgewählte Aspekte der demografischen Entwicklung Baden-Württembergs im Zeitraffer oder – wo es angezeigt erscheint – auch etwas detaillierter – vorgestellt werden.

Die Bevölkerung in Stadt und Land

Seit der Gründung des Landes hat Baden-Württemberg fast durchgängig an Bevölkerung hinzugewonnen. Nur wenige Jahre gab es in seiner Geschichte, in denen die Bevölkerung zurückging, und wenn dies der Fall war, dann nur geringfügig und nicht über längere Zeit. Regional ist diese Entwicklung jedoch nicht gleichförmig verlaufen. Nicht alle Gemeinden haben flächendeckend und durchgängig vom Bevölkerungszuwachs des Landes profitiert und inzwischen kann nicht mehr von einem dauerhaften Bevölkerungswachstum ausgegangen werden. Dieser Beitrag will die Unterschiede von eher städtischer und ländlicher Bevölkerungsentwicklung gegenüberstellen und damit die Bevölkerungsentwicklung zwischen Urbanisierung, Suburbanisierung und Reurbanisierung aufzeigen.

Trend zu höheren Bildungsabschlüssen

Vom Entlasszeugnis der Volksschule zur Hochschulreife

Im Jahr 1953 verließen noch über 90 % der Schüler die allgemeinbildenden Schulen im Land, nachdem sie die Volksschulpflicht erfüllt hatten. Nur 3 % erwarben damals das Abitur. 2010 wurden dagegen weitaus mehr Abiturzeugnisse ausgestellt als Hauptschulabschlüsse. Am häufigsten wird gegenwärtig der mittlere Bildungsabschluss erworben. Gleichwohl erwirbt mittlerweile mehr als die Hälfte eines Altersjahrgangs eine Hochschulzugangsberechtigung. Denn an den mittleren Abschluss kann sich noch über ein berufliches Gymnasium oder den Zweiten Bildungsweg das Abitur anschließen. Zudem bieten die beruflichen Schulen mit der Fachhochschulreife einen entsprechenden Abschluss an. Junge Frauen stellen heute über die Hälfte aller Abiturienten, 1970 lag ihr Anteil dagegen erst bei 39 %.

Von der »Höheren Schule« zur neuen »Hauptschule«: Das Gymnasium als neue Nummer 1

Im Schuljahr 1952/53 besuchten im neu gegründeten Baden-Württemberg 688 700 Schülerinnen und Schüler die Volksschule, mit einem Anteil von rund 82 % die eindeutig dominierende Schulart. Die Höheren Schulen kamen auf einen Anteil von 14 %. Hilfs- und Sonderschulen sowie Mittelschulen spielten zahlenmäßig noch keine bedeutende Rolle. Schuljahresbeginn war damals im Frühjahr. Bei Realschulen und Gymnasien erfolgte dann vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren ein starker Ausbau. Seither ist die Entwicklung der Schülerzahlen wellenförmig verlaufen, mit zwei Höhepunkten in den Schuljahren 1976/77 (1,53 Mill. Schüler) und 2003/04 (1,31 Mill. Schü­ler). Das Gymnasium hat sich zur meist besuchten weiterführenden Schulart entwickelt. Fast drei von zehn Schülern der allgemeinbildenden Schulen wurden hier im Schuljahr 2010/11 unterrichtet. Jeder fünfte Schüler ging auf eine Realschule, nur noch jeder achte auf eine Werkreal-/Hauptschule. In den letzten 10 Jahren führten insbesondere die internationalen Schulleistungsstudien zu bildungspolitischen Diskussionen und Reformen.

Kind, mach doch eine Ausbildung!

Entwicklung der dualen Ausbildung im »Ländle«

In einer Kombination zwischen Theorie und Praxis werden in der dualen Ausbildung an den beiden Lernorten »Berufsschule« und »Betrieb« die Auszubildenden an die Arbeitswelt herangeführt. Seit 1973 haben gut 2,8 Mill. Jugendliche in Baden-Württemberg eine duale Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und können sich damit zu den Fachkräften zählen. In den letzten 38 Jahren wurden im dualen System in den Ausbildungsbereichen Industrie und Handel, Landwirtschaft, Öffentlicher Dienst, Freie Berufe und Hauswirtschaft gut 2 Mill. junge Menschen zu bestens ausgebildeten Fachkräften und 800 000 zu geübten Handwerkern ausgebildet. Die Industriekaufleute waren dabei mit 150 000 bestandenen Abschlussprüfungen der beliebteste Beruf. All diese erfolgreich abgeschlossenen Ausbildungen haben einen großen Anteil daran, dass Baden-Württemberg über all die Jahre bundesweit als Wirtschaftsmotor angesehen wird.

Das Jubiläumsjahr 2012 als Schlüsseljahr für die Hochschulentwicklung

Baden-Württemberg hat sich im Lauf seines Bestehens zu dem Bundesland mit den meisten Hochschulen entwickelt. Im Jahr der Landesgründung gab es in Baden-Württemberg 25 Hochschulen mit 22 840 Studierenden. Im Lauf der letzten 60 Jahre erhöhte sich die Anzahl der Hochschulen auf 72 und die der Studierenden auf über 300 000. Heute gibt es also fast drei Mal so viele Hochschulen wie vor 60 Jahren, und etwa 13 mal mehr Studierende. Der Anteil weiblicher Studierender verdreifachte sich von ursprünglich 16 % auf gut 47 % im Wintersemester 2011/12. Die kleinste Hochschule (Bierbronnen) hatte im Wintersemester 2011/12 nicht mehr als 16 Studierende und die größte (Duale Hochschule Baden-Württemberg) über 27 500.

Kinderbetreuung gestern, heute und morgen

Heutzutage ist es unbestritten, dass verlässliche und flexible Kinderbetreuungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, für eine gleichberechtigte Beteiligung von Männern und Frauen am Erwerbsleben und für die frühzeitige Förderung von Kindern spielen. Diese Erkenntnisse wurden aber erst nach und nach, das heißt über einen langen Zeitraum in einem Prozess gesellschaftlicher Veränderungen gewonnen. Seit den 1950er-Jahren hat sich nicht nur die Zahl der Kindertageseinrichtungen und der in diesen Einrichtungen zur Verfügung stehenden Plätze nahezu kontinuierlich erhöht, sondern auch die Aufgabestellung in den Einrichtungen grundlegend verändert.

Strukturwandel und Wirtschaftsentwicklung

Baden-Württembergs Wirtschaftsstruktur ist im Bundesvergleich geprägt durch einen überdurchschnittlich hohen Wertschöpfungsanteil der Industrie, die sich überdies auch durch eine hohe Forschungs- und Wissensintensität auszeichnet. Diese Strukturmerkmale sind das Resultat eines Entwicklungsprozesses, der in landesspezifischen Voraussetzungen wurzelt. So haben sich beispielsweise die geringe Ausstattung mit natürlichen Ressourcen oder der anfangs noch über dem Bundesdurchschnitt liegende Anteil der Landwirtschaft keinesfalls als Entwicklungsnachteil herausgestellt – ganz im Gegenteil. Die spezielle Wirtschaftsstruktur schlug sich über die vergangenen 6 Jahrzehnte insgesamt auch in einer relativ hohen Wachstumsdynamik nieder. Wie sich die gesamtwirtschaftlichen Verhältnisse für den Südwesten Deutschlands entwickelt haben – sei es hinsichtlich der Wirtschaftsstruktur, sei es hinsichtlich des Wachstums – soll im Folgenden skizziert werden, wobei ein Schwerpunkt in der Anfangszeit und deren Bedingungen liegen soll.

Investitionen – gestern und heute

60 Jahre Baden-Württemberg haben auch in der Investitionsstruktur im Land ihre Spuren hinterlassen. Dies geschah vor dem Hintergrund deutlich veränderter Rahmenbedingungen. Dazu gehören der Trend zur Wissensgesellschaft, die zunehmende internationale Arbeitsteilung, die Einführung des Internets und die hiermit verbundene weltweite Vernetzung sowie der technische Wandel beispielsweise durch Mikroelektronik, Informationstechnik und Photonik. Spätestens zu Beginn der 1990er-Jahre war der »Wettbewerb im globalen Dorf« auch im Land der Tüftler und Häuslebauer greifbar, Standortgebundenheit hatte an Bedeutung verloren und die neuen internationalen Konkurrenten zwangen zu Investitionen in noch effizientere Maschinen und schlanke Prozesse. Innovationen und Humankapital wurden zu immer wichtigeren Einflussfaktoren für die Wettbewerbsfähigkeit des LandeS. 

Die Entwicklung der Erwerbstätigkeit seit 1952

Der baden-württembergische Arbeitsmarkt hat in den 6 Jahrzehnten seit der Gründung des Landes einen grundlegenden und dynamischen Wandel erfahren. Die Zahl der Erwerbstätigen und die Erwerbsbeteiligung ist, nicht zuletzt durch die zunehmende Zahl berufstätiger Frauen und ein stark ausgeweitetes Angebot an Teilzeitarbeitsplätzen, deutlich angestiegen. Die Branchenstruktur hat sich vor dem Hintergrund der Globalisierung und des technischen Fortschritts stark gewandelt, das Qualifikationsniveau der berufstätigen Baden-Württemberger ist so hoch wie nie zuvor. Der vorliegende Beitrag dokumentiert und analysiert die wichtigsten Entwicklungen des Arbeitsmarktgeschehens der letzten Jahrzehnte.

60 Jahre Handwerk in Baden-Württemberg

Sowohl Gewinner als auch Verlierer des Strukturwandels

Zum Stichtag der ersten Handwerkszählung am 31. Mai 1956 nach Gründung des Landes Baden-Württemberg waren 135 953 selbstständige Handwerksunternehmen einschließlich handwerklicher Nebenbetriebe in die Handwerksrolle eingetragen, 601 750 Personen im Handwerk tätig und der Umsatz belief sich auf 4 252 Mill. Euro. In den nachfolgenden Jahrzehnten vollzog sich im Handwerk ein stetiger Strukturwandel, der dem technischen Fortschritt, einer rückläufigen Nachfrage nach Produkten des Handwerks, der wachsenden Konkurrenz von Industrie und Einzelhandel und dem Einfluss des demografischen Wandels Rechnung trug. Die einzelnen Gewerbegruppen des Handwerks waren von den Veränderungen im unterschiedlichem Maße betroffen und auch innerhalb der Gewerbegruppen kamen für einige Gewerbezweige zum Teil gegenläufige Entwicklungen zum tragen. In der letzten Handwerkszählung 2008 waren im Land 76 239 Handwerksunternehmen mit 704 558 tätigen Personen registriert, die einen 77 637 Mill. Umsatz erwirtschafteten.

Wohnungsbau in Baden-Württemberg

Von der Masse zur Klasse

Das Wohnen gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Im Gründungsjahr Baden-Württembergs handelte es sich angesichts der Zerstörung vieler Städte und der Vielzahl der Kriegsflüchtlinge für viele Menschen noch um das einfache Bedürfnis, endlich wieder in einer eigenen Wohnung zu leben. Heute – 60 Jahre später – sind die Ansprüche an eine Wohnung nicht mehr auf das bloße »Dach über dem Kopf« beschränkt. Staatliche Fördermaßnahmen zur Schaffung von preiswertem Wohnraum spielen keine große Rolle mehr. Die Bauherren können sich größere und komfortablere Wohnungen leisten und sie denken bei der Auswahl der genutzten Energie an die Zukunft. Das spiegelt sich auch in der amtlichen Statistik wider.

Im Wandel der Zeit: Preise, Verdienste und Konsum

Die ökonomische Entwicklung hängt in der Wahrnehmung der meisten Bürger und Bürgerinnen von der Preis- und Verdienstentwicklung sowie den Möglichkeiten des individuellen Konsums ab. Trotz der phasenweise deutlichen Teuerungswellen liegen die Bruttostundenverdienste im Produzierenden Gewerbe heute real fünf Mal höher als Anfang der 1950er-Jahre. Andere Indikatoren wie die Struktur der Konsumausgaben oder die Verfügbarkeit von modernen Mitteln und Geräten der Haushaltsführung, Kommunikation und Mobilität zeugen von einem sichtbaren Wandel des materiellen WohlstandS. Zurückschauend auf die vergangenen 60 Jahre seit Gründung des Südweststaates dürfte das Urteil bei den meisten Bürgerinnen und Bürgern hierzu positiv ausfallen.

Umweltschutz: lokale und globale Herausforderungen

60 Jahre Baden-Württemberg beschreiben auch einen grundlegenden Wandel in der Wahrnehmung der durch Wirtschaft und Gesellschaft im Land verursachten Umweltprobleme. Dies gilt auch für die im Zeitablauf ergriffenen Umweltschutzmaßnahmen im Land. Die Entwicklung im neuen Südweststaat war zunächst geprägt durch das rasante Wachstum der Bevölkerung, eine geradezu stürmische Steigerung der industriellen Produktion und des Konsums sowie eine fast explosionsartige Zunahme des VerkehrsaufkommenS. Die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Umwelt wurden alsbald sichtbar und spürbar. Sie stellen bei allen erreichten Fortschritten bis heute Herausforderungen an alle Bereiche des Umweltschutzes: von der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung über die Abfallwirtschaft und Ressourcenschonung bis hin zur Luftreinhaltung und zum Klimaschutz.

Mehr Sicherheit im Verkehr trotz zunehmender Verkehrsdichte

Die Entwicklung des Verkehrsgeschehens auf Baden-Württembergs Straßen verlief in den vergangenen 6 Jahrzehnten mehr als rasant. Die Zahl der Kraftfahrzeuge (Kfz) ist seit 1952 auf das Dreizehnfache angestiegen, gleichzeitig hat sich auch die Struktur des Fahrzeugbestandes stark verändert. Waren im neugegründeten Bundesland Baden-Württemberg Krafträder das Hauptverkehrsmittel, so stellen heute die Personenkraftwagen (Pkw) allein 82 % des BestandeS. Der Ausbau der Infrastruktur konnte mit der enormen Zunahme des Straßenverkehrs kaum Schritt halten. Seit Beginn der 1950er-Jahre erhöhte sich die Länge der überörtlichen Straßen in Baden-Württemberg nur um 18 %. Die damit zwangsläufig einhergehende Zunahme der Verkehrsdichte hat vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren zu einer ständig wachsenden Unfallgefährdung der Verkehrsteilnehmer geführt. Zahlreiche Verbesserungen der Fahrzeugtechnik und eine kontinuierliche Verkehrssicherheitsarbeit weisen mittlerweile große Erfolge hinsichtlich der Reduzierung der Zahl der Verkehrstoten auf.

Vom Fremdenverkehr zum Tourismus

Bei der Landesgründung im Jahr 1952 waren die Vorzeichen für den Fremdenverkehr alles andere als günstig. Ein durch Kriegszerstörung und Wohnraumbewirtschaftung noch deutlich eingeschränktes Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten traf auf eine Bevölkerung, bei der die unmittelbare Daseinsversorgung im Mittelpunkt stand. Im Zuge des »Wirtschaftswunders« schaffte sich das Bedürfnis nach Ablenkung und Erholung bei der »Sommerfrische« jedoch in 1950er-Jahren rasch Raum, was insbesondere den Kurorten des Landes zu einer ersten Blüte verhalf. In den 1960er- bis zu Beginn der 1980er-Jahre befand sich der Übernachtungstourismus zwar bei ähnlichem Grundmuster weiter auf einem Wachstumspfad. Insgesamt war die Entwicklung aber bereits gedämpfter und weniger stetig, da sie durch erste Rezessionen vorübergehend unterbrochen wurde und das heimische Beherbergungsgewerbe zunehmend im Wettbewerb auch mit ausländischen Reisezielen stand. Dieses Auf und Ab sollte dann in den letzten 3 Jahrzehnten zum vorherrschenden Muster werden, vor dessen Hintergrund sich ein schleichender Strukturwandel vollzog und noch vollzieht. Schlagwortartig lässt sich dieser Trend wie folgt zusammenfassen: kürzere Aufenthalte, zunehmende Bedeutung des Städte- und des Ausländertourismus.

Die öffentlichen Haushalte 60 Jahre nach der Gründung des Landes

Im Grundgesetz (GG) wird den Kommunen in Artikel 28, Absatz 2 das Recht auf Selbstverwaltung garantiert, das heißt alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft im Rahmen der Gesetze in eigener Verantwortung zu regeln. Artikel 106 GG weist den Kommunen dazu bestimmte Steuereinnahmen zu. Im Gegensatz zum Bund und den Ländern ist die Aufgabenzuweisung an die Kommunen im Grundgesetz nicht weiter konkretisiert und deren Umfang ist durchaus unterschiedlich. Insgesamt hat die wirtschaftliche Bedeutung der Kommunen mittlerweile beachtliche Ausmaße angenommen.

Während das Ausgabenvolumen der kommunalen Haushalte bis zum Krisenjahr 2009 fast kontinuierlich auf über 40 Mrd. Euro anstieg, ist dieser Trend beim Landeshaushalt nur bis 1997 zu beobachten. Die anschließende Entwicklung verlief deutlich gedämpfter und die 35 Mrd.-Euromarke wurde nur selten überschritten. Gegenüber dem Gründungsjahr des Landes weisen sowohl der Landes- wie die kommunalen Haushalte heute Ausgaben von einem Vielfachen der damaligen Ausgaben aus.

Das Land Baden-Württemberg und seine Beamten

In Baden-Württemberg waren 2011 neben rund 4 Mill. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – dazu zählen auch die 310 700 Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes Baden-Württembergs – rund 222 400 Beamtinnen und Beamte beschäftigt. Die überwiegende Mehrheit der Beamten, nämlich 192 500 bzw. knapp 87 % sind beim Land tätig, rund 12 % bei Gemeinden/Gemeindeverbänden und Zweckverbänden und nur gut 1 % bei Sozialversicherungen oder öffentlich-rechtlichen Einrichtungen. Im folgenden Beitrag stehen diese 192 500 Beamtinnen und Beamte des Dienstherren »Land Baden-Württemberg« im Fokus, von denen im Übrigen rund 6 500 in diesem Jahr auch ihren 60. Geburtstag feiern.

Die Landtagswahlen in Baden-Württemberg seit 1952

Seit Bestehen des Landes Baden-Württemberg fanden bislang 15 Wahlen zum Landesparlament statt. Vor der Landtagswahl 1996 dauerte eine Legislaturperiode 4 Jahre, seit 1996 werden die baden-württembergischen Landtage für jeweils 5 Jahre gewählt. Anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Landes Baden-Württemberg wird im folgenden Beitrag ein Rückblick auf die wichtigsten Entwicklungslinien der Landtagswahlen seit 1952 gegeben.

Verwaltungsgliederung und Regionalstatistik

Regionalstatistik und Verwaltungsgliederung stehen seit den Anfängen der amtlichen Statistik in engem Sachzusammenhang. Mit den wachsenden Anforderungen an statistische Daten zum Zwecke der Planung für die verschiedenen Gliederungsebenen eines Territoriums ergab sich die Notwendigkeit, Daten für immer kleinere regionalbezogene Einheiten – in der Regel Gemeinden – zu erheben und bereitzustellen. Als es im Südwesten der Bundesrepublik Deutschland am 25. April 1952 zu einer Neugliederung der nach dem Zweiten Weltkrieg von den Besatzungsmächten eingerichteten Länder: Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden durch die Gründung des neuen Bundeslandes Baden-Württemberg kam, gab es hier 3 384 selbstständige Gemeinden, für die es galt Daten zu erheben, aufzubereiten und zu analysieren. Heute stellt sich diese Aufgabe für 1 101 Gemeinden mit einem deutlich ausgeweiteten Datenangebot.

6 Jahrzehnte Informationen für die Öffentlichkeit

Mit Gründung des Statistischen Landesamtes stand von Anbeginn nicht nur die Erhebung verschiedenster Statistiken als wichtigste gesetzliche Aufgabe im Vordergrund, sondern ebenso die Information gegenüber interessierten Bürgerinnen und Bürgern, Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Presse. An dieser Philosophie hat sich bis heute nichts geändert. Im Gegenteil! Mit den verschiedensten Produkten des Hauses werden mehr Daten denn je angeboten – und das zum großen Teil kostenfrei. Der Wandel der Medien spielt dabei eine gewichtige Rolle. Insbesondere das Internet bietet neue Wege und Möglichkeiten der Informationsverbreitung. Hat sich die Produktpalette im Laufe der Jahre sehr geändert? Ein kleiner Streifzug durch 6 Jahrzehnte.