:: 6/2012

Statistisches Monatsheft Juni 2012

Freiheit – Ungleichheit – Brüderlichkeit? Teil I

Zur Entwicklung der Einkommensverteilung in den OECD–Ländern

Ausgelöst durch die internationale Finanz- und Schuldenkrise gerät die Verteilung des Wohlstands stärker in das öffentliche Bewusstsein. Nicht nur in den Euro-Krisenländern Griechenland und Spanien gehen die Menschen zunehmend auf die Straße, weil sie die Verteilung von Vermögen und Einkommen in ihren Gesellschaften als ungerecht empfinden. In den USA ist 2011 die »Occupy Wall Street«-Bewegung entstanden, die schnell in vielen Ländern Nach­ahmer fand. Große Demonstrationen sind auch in Israel zu beobachten. In Frankreich wurde mit François Hollande ein Präsident gewählt, der dieses Thema in den Mittelpunkt seines Wahlkampfes stellte. In Deutschland hingegen sind die Proteste verhältnismäßig schwach. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung fasst der folgende Aufsatz aktuelle empirische Befunde zur Entwicklung der Ungleichheit zusammen. Er geht des Weiteren den Fragen nach, welche Ursachen Einkommensdisparitäten haben und welche Möglichkeiten es gibt, ein weiteres Auseinanderdriften von Arm und Reich zu begrenzen. Im Mittelpunkt steht eine aktuelle OECD-Analyse, die zeigt, dass im OECD-Raum seit über 2 Jahrzehnten die Ungleichheit der Einkommensverteilung wächst. Die in Deutschland gemessene Zunahme an Ungleich­heit geht vor allem auf stark steigende Spitzen­einkommen von Selbstständigen und zu einem kleineren Teil auf eine zunehmende Zahl der Haushalte mit sehr niedrigen Einkommen zurück. Insgesamt gesehen ist die Ungleichheit in Deutschland deutlich schwächer ausgeprägt als beispielsweise in den USA und in Israel.

Wohnsituation in Baden-Württemberg

Ergebnisse der Mikrozensus-Zusatzerhebung 2010

Alle 4 Jahre werden in einer Zusatzerhebung des Mikrozensus – der größten amtlichen Haushaltsbefragung bei 1 % der Bevölkerung in Deutschland – Fragen zum Wohnungsbestand und zur Wohnsituation der Bevölkerung gestellt. Die Art und Weise, wie man wohnt, hat einerseits einen beträchtlichen Einfluss auf die Lebensqualität des Einzelnen. Andererseits sind einige Faktoren der Wohnsituation, beispielsweise die bestehenden Heizungssysteme und die verwendeten Energieträger auch hinsichtlich der Erreichung bestimmter umweltpolitischer Ziele für Politik und Gesellschaft von besonderem Interesse – etwa mit Blick auf das Erneuerbare-Wärme-Gesetz. Neben den zur Beheizung und Warmwasserversorgung verwendeten Heizungssystemen und Energieträgern werden im folgenden Artikel die Struktur des Gebäudebestandes, die Eigentumsverhältnisse sowie die Mietbelastung beleuchtet. Laut Mikrozensus gab es 2010 in Baden-Württemberg rund 5 Mill. Wohnungen, von denen rund 8 % zum Erhebungszeitpunkt unbewohnt waren. Gut die Hälfte der Wohnungen wurde vom Eigentümer selbst bewohnt. Der Trend zu größeren Wohnungen setzt sich fort. Die mittlere Wohnfläche beträgt 97,5 Quadratmeter (m²). Damit standen jedem Baden-Württemberger durchschnittlich 45,3 m² Wohnraum zur Verfügung. Die Mietbelastung der Hauptmieterhaushalte beträgt in Baden-Württemberg 21,5% des Haushaltsnettoeinkommens.

Gesundheitliche Situation von Baden-Württembergern mit und ohne Migrationshintergrund

Ergebnisse des Mikrozensus

Im Rahmen des Mikrozensus, der größten amtlichen Haushaltsbefragung in Deutschland, werden alle 4 Jahre (zuletzt 2009) Fragen zum Gesundheitszustand der Bevölkerung gestellt. Gefragt wird unter anderem nach dem Vorliegen einer Krankheit oder Unfallverletzung, nach Körpergewicht und -größe (zur Bestimmung des Body-Mass-Index) und zum Rauchverhalten. Im folgenden Beitrag soll – anhand der im Rahmen des Mikrozensus erfragten Indikatoren – die gesundheitliche Situation von Baden-Württembergern mit und ohne Migrationshintergrund dargestellt werden.

Deutlich mehr Teilzeit- und Nebenjobs im Südwesten

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Land erreichte 2011 bereits 3 Jahre nach dem letzten Beschäftigungshoch 2008 einen neuen Höchststand. Nach dem Krisenjahr 2009 reichte die zügige Erholung des Arbeitsmarktes in den beiden Folgejahren 2010 und 2011 nicht nur aus, den Verlust von fast 37 000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen auszugleichen, sondern das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2008 um fast 93 000 zu übertreffen. Eine Analyse der Arbeitsplatzentwicklungen im Zeitraum 2008 bis 2011 nach verschiedenen Beschäftigungsarten zeigt, dass dieser Stellenzuwachs mit einem Plus von 85 000 zu 93 % den Teilzeitbeschäftigten und damit vor allem den Frauen zugute kam. Ebenfalls zweistellige Zuwachsraten gab es bei den geringfügig entlohnt Beschäftigten im Nebenjob, deren Zahl im gleichen Zeitraum um 43 000 zunahm. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten kam dagegen mit einem Plus um lediglich 6 000 oder 0,2 % nur geringfügig über das Niveau von 2008 hinaus.

»Wir können (fast) alles, von Ackerbau bis Zuchtschwein«

Die baden-württembergische Landwirtschaft im Vergleich

Im Vergleich mit anderen Bundesländern zeichnet sich die Landwirtschaft in Baden-Württemberg eher selten durch Spitzenwerte aus: Weder gibt es hierzulande die größten Betriebe (die gibt es in Mecklenburg-Vorpommern), noch die meisten Bauern (die gibt es in Bayern), noch den größten Schweinebestand (der ist in Niedersachsen zu finden). Kennzeichnend für die Landwirtschaft in Baden-Württemberg ist vielmehr ihre ausgesprochene Vielfalt. Neben Ackerbau und Viehzucht prägen – mit regionalen Besonderheiten – auch der Weinbau sowie der Obst- und Gemüsebau die hiesige Landwirtschaft. Mit den Daten der Landwirtschaftszählung 2010 können auf aktueller Grundlage die Besonderheiten der baden-württembergischen Landwirtschaft im Vergleich der Bundesländer dargestellt werden.

Konzepte zur Messung von Einkommensungleichheiten

Einkommensungleichheit ist empirisch auf sehr unterschiedliche Weise erfass- und berechenbar. Studien zu Einkommensdisparitäten verwenden je nach Zielrichtung und Untersuchungsgegenstand unterschiedliche Bezugsgrößen und Ungleichheitsmaße. Die gängigsten werden in diesem Aufsatz mithilfe aktueller Beispiele vorgestellt. Er ist als methodische Ergänzung zum Titelbeitrag in diesem Heft gedacht. Darum wird darüber hinaus das Analysekonzept des OECD-Berichts »Devided We Stand«, erläutert, dem der Titelbeitrag in wesentlichen Teilen folgt.

2011 neues Rekordjahr im Tourismus

Dank einer kräftigen Zunahme um 4,8 % überschritten die erfassten Gästeübernachtungen in Baden-Württemberg mit 45,6 Mill. im Jahr 2011 erstmals die 45-Millionen-Schwelle. Zwar wurde auch bundesweit ein neuer Rekordwert von 394 Mill. Übernachtungen registriert. Der Zuwachs blieb aber mit 3,6 % hinter der Landesentwicklung zurück. Ein derartiges Ergebnis wäre in der Vergangenheit lange Zeit eher untypisch gewesen. Nach der deutschen Wiedervereinigung hatte die Entwicklung nämlich zunächst ganz im Zeichen des »Aufbaus Ost« gestanden. Die neuen Bundesländer hatten regelmäßig überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt, das frühere Bundesgebiet, darunter auch Baden-Württemberg, war mit wenigen Ausnahmen hinter der Bundesentwicklung zurückgeblieben. Dieses Grundmuster war vor allem in den 1990er-Jahren vorherrschend, setzte sich in tendenziell abgeschwächter Form aber bis weit in die 2000er-Jahre fort. Ab 1997 (mit Unterbrechung 2001) kam ein neuer Trend zugunsten der Stadtstaaten hinzu, der für ein Flächenland wie Baden-Württemberg tendenziell ebenfalls eine unterdurchschnittliche Entwicklung begünstigt. Gleichwohl ist es dem Land in den letzten Jahren zunehmend gelungen, Anschluss an die Bundesentwicklung zu halten oder sie gar – wie im letzten Jahr – zu übertreffen. Vor diesem Hintergrund beleuchtet der nachfolgende Aufsatz insbesondere die Entwicklung der letzen 5 Jahre sowie die strukturellen Besonderheiten des Tourismus in Baden-Württemberg im Bund-Land-Vergleich.

Abfallaufkommen in Industrie und Gewerbe in Baden-Württemberg

Diskrepanz zwischen erzeugter und im Land entsorgter Abfallmenge

Für die Planung und Konzeption politischer Maßnahmen zur Umgestaltung der Abfallwirtschaft hin zu einer umwelt- und ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft ist eine umfassende Berichterstattung über deren Stand und Entwicklung erforderlich. Grundlagen hierfür bilden statistische Daten, welche die Abfallsituation sowohl aus der Aufkommens- als auch der Entsorgungsperspektive beleuchten. Um eine vollständige Berichterstattung gewährleisten zu können, wurde mit der Novelle des Umweltstatistikgesetzes 2005 die Erhebung über die Abfallerzeugung für das Jahr 2006 nach einer längeren Periode der Unterbrechung wieder in das Programm der Statistiken zur Abfallwirtschaft mit aufgenommen. Für das Jahr 2010 liegen nun zum ersten Mal Vergleichswerte vor, mithilfe derer die Entwicklung des Abfallaufkommens in Industrie und Gewerbe annähernd erkennbar wird.

Im Blickpunkt: Die Stadt Schorndorf im Remstal

Keine Gemeinde Baden-Württembergs gleicht der anderen. Diese und viele weitere Erkenntnisse lassen sich mithilfe des Landesinformationssystems (LIS) gewinnen, das statistische Daten zu Themen wie Bevölkerung, Wohnen oder Verarbeitendes Gewerbe bereit hält. Diese Informationen lassen sich im Internet unter www.statistik-bw.de (Regionaldaten) abrufen. Die Serie »Im Blickpunkt« bereitet ausgewählte Daten auf, um eine Gemeinde des Landes genauer vorzustellen. Dieses Mal richtet sich der Blick auf Schorndorf, das etwa 26 Kilometer (km) östlich von Stuttgart im Rems-Murr-Kreis liegt.