:: 5/2015

Geldvermögen der privaten Haushalte in Baden‑Württemberg

Ergebnisse der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) 2013

Statistische Daten zum Geld- und Sachvermögen der privaten Haushalte werden im Rahmen der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe alle 5 Jahre erhoben, zuletzt 2013. Die Ergebnisse für Baden‑Württemberg zeigen eine breite Streuung der Höhe des Geldvermögens rund um den rechnerischen Durchschnittswert von gut 61 000 Euro. Die Form der Geldanlage und die durchschnittliche Höhe variiert auch nach verschiedenen Haushaltsmerkmalen wie Haushaltsgröße, monatlichem Einkommen oder Alter der Bezugspersonen. Eine ergänzende Analyse zu Rentner- und Pensionärshaushalten1 zeigt, dass Differenzen bei der Vermögenshöhe wesentlich mit den Strukturunterschieden zwischen beiden Gruppen hinsichtlich des Ausbildungsabschlusses zusammenhängen.

In der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) geben die privaten Haushalte Auskunft zu ihrem Geld- und Sachvermögen. Ergebnisse für Baden‑Württemberg zum Thema Haus- und Grundbesitz wurden bereits veröffentlicht.2 Im Folgenden stehen nun die Angaben der Haushalte zum Geldvermögen im Blickpunkt.

Die Ergebnisse der EVS für 2013 zeigen, dass die meisten, nämlich rund 90 %, der etwa 5 Mill. privaten Haushalte in Baden‑Württemberg über Geldvermögen verfügten, sei es in Form von Sparguthaben, Bausparverträgen, Wertpapieren oder als Guthaben von Lebensversicherungen. Rein rechnerisch hatte jeder Haushalt im Land dabei ein durchschnittliches Bruttogeldvermögen in Höhe von 61 400 Euro. Dieser Wert ist im Vergleich zur EVS 2008 nahezu unverändert geblieben.

Bei der Beurteilung der Vermögenslage privater Haushalte anhand von Durchschnittswerten ist jedoch zu beachten (siehe auch i-Punkt), dass die Streuung bei der Höhe des Vermögens meist groß ist. So hatten einerseits rund 35 % aller Haushalte ein Bruttogeldvermögen von unter 10 000 Euro – einschließlich der gut 10 % Haushalte ganz ohne Geldvermögen –, andererseits verfügten knapp 18 % der Haushalte im Land über mehr als 100 000 Euro. Knapp die Hälfte der Haushalte besaß ein Bruttogeldvermögen zwischen 10 000 und 100 000 Euro mit eindeutiger Tendenz zu den kleineren Größenklassen.

Zwei Drittel der Haushalte besitzen ein Sparbuch

Nicht nur die Höhe des Bruttogeldvermögens, sondern auch die Art der Geldanlage stellt einen interessanten Aspekt der Vermögenssituation von privaten Haushalten dar. Tabelle 1 zeigt jeweils den Anteil der Haushalte, die Geld in ausgewählten Anlageformen besitzen. Bei näherer Betrachtung zeigen sich auch deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen – zum Beispiel nach Alter, Erwerbstätigkeit oder der Höhe des monatlichen Haushaltseinkommens.

Die häufigste Form der Geldanlage ist nach wie vor das Sparguthaben. Zwei Drittel der baden-württembergischen Haushalte hatten sich für diese klassische Form entschieden. Ebenfalls häufig ist eine Absicherung in Form einer Lebensversicherung, über die jeder zweite Haushalt verfügte. Nur etwas geringer war der Anteil der Haushalte, die ein Bausparguthaben besaßen (46 %). Rund 41 % hatten andere Anlagen bei Banken und Sparkassen, zum Beispiel Fest- und Termingelder. Wertpapiere als risikoreichere Geldanlage besaß immerhin ein Drittel der Haushalte. Hierunter dominierten Investmentfonds (22 % aller Haushalte) und Aktien (17 %).

Die verschiedenen Formen der Geldanlagen werden je nach Struktur des Haushalts unterschiedlich häufig bevorzugt. So waren Lebensversicherungen in Haushalten mit 3 und mehr Personen, also auch in Familien, mit rund 70 % besonders häufig, während der Anteil in Einpersonenhaushalten nur bei 37 % lag. Auch bei Bausparverträgen zeigt sich hinsichtlich der Haushaltsgröße ein vergleichbares Bild. Hingegen ist der Besitz von Wertpapieren weniger von der Haushaltsgröße abhängig, sondern vielmehr vom monatlichen Einkommen. Während nur rund jeder 10. Privathaushalt mit einem Haushaltsnettoeinkommen unter 1 500 Euro pro Monat Aktien oder Investmentfonds besaß, war dies bei Haushalten mit Monatseinkommen über 5 000 Euro immerhin knapp jeder zweite.

Das Alter spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für eine bestimmte Form der Vermögensanlage. So waren Lebensversicherungen und Bausparguthaben besonders häufig in Haushalten mit Haupteinkommenspersonen im Alter von 35 bis unter 55 Jahren. Die traditionelle Anlageform des Sparbuchs ist hingegen sowohl bei Jüngeren wie bei Älteren beliebt, der höchste Wert zeigte sich bei den über 65-Jährigen (68 %).

Deutliche Unterschiede bei der Höhe des Geldvermögens

Tabelle 2 zeigt die durchschnittliche Höhe des Vermögens nach verschiedenen Anlageformen. So hatte jeder Haushalt in Baden‑Württemberg im Mittel ein Sparguthaben in Höhe von 8 800 Euro und ein Bausparguthaben von 4 900 Euro. Das Geldvermögen in sonstigen Bankanlagen betrug durchschnittlich 15 600 Euro. Bei Lebensversicherungen waren im Jahr 2013 Guthaben von rund 15 000 Euro zu verzeichnen. Die Geldanlagen in Aktien umfassten im Durchschnitt einen Wert von 5 800 Euro, in Investmentfonds 7 200 Euro je Haushalt.

Bei der Höhe des Vermögens zeigen sich deutliche Unterschiede nach verschieden Haushaltsmerkmalen. So haben Haushalte mit höherem monatlichen Einkommen erwartungsgemäß auch wesentlich mehr Geldvermögen angespart, besonders deutlich trifft dies auf Aktien und Investmentfonds zu. Ein kontinuierlicher Vermögenszuwachs zeigt sich auch mit einem zunehmenden Alter der Haupteinkommensperson. Hatten Haushalte von unter 35-Jährigen ein durchschnittliches Geldvermögen von knapp 21 000 Euro, so stieg dieser Wert auf gut 82 000 Euro bei den über 65-Jährigen an.

Haushalte von Selbstständigen haben überdurchschnittlich viel Geldvermögen angespart (97 600 Euro) und dabei einen Schwerpunkt auf Lebensversicherungen, auf sonstige Bankanlagen und auf Wertpapiere gelegt. Bei Sparguthaben sind die Haushalte von Nichterwerbstätigen (insbesondere Rentner und Pensionäre) sowie von Beamten überdurchschnittlich vermögend. Haushalte von Angestellten und Arbeitern haben im Schnitt geringere Geldvermögen. Das gilt insbesondere für Wertpapiere und sonstige Anlagen bei Banken und Sparkassen.

(Nur) jeder fünfte Haushalt hat Schulden für Konsumentenkredite

Neben den Geldvermögen werden bei der EVS von den Haushalten auch Angaben zu Restschulden aus Konsumenten- und Ausbildungskrediten erhoben. Diese Schulden hat allerdings nur ein kleinerer Teil der Haushalte in Baden‑Württemberg. Rund 18 % von ihnen zahlten Konsumentenkredite zurück und knapp 5 % Ausbildungskredite. Mit Bezug auf alle Haushalte errechnet sich dabei eine durchschnittliche Restschuld von rund 2 000 Euro je Haushalt. Damit betrug in der Gesamtrechnung das Nettogeldvermögen eines baden-württembergischen Haushalts im Durchschnitt 59 300 Euro.

Immobilienvermögen sind deutlich größer als Geldvermögen

Ergänzend zu den Geldvermögen der Haushalte sind die Angaben zu den Vermögenswerten des Immobilienbesitzes zu sehen. So betrug in Baden‑Württemberg im Jahr 2013 der durchschnittliche Verkehrswert3 der Immobilen 145 200 Euro je Haushalt. Dem standen Restschulden von Hypotheken und Baudarlehen in Höhe von 32 800 Euro gegenüber, sodass sich rechnerisch ein Nettowert an Immobilienbesitz von 112 400 Euro je Haushalt ergab.

Der Vermögenswert des Haus- und Grundbesitzes übertrifft damit deutlich die Höhe des Geldvermögens der privaten Haushalte. In der Summe beider Vermögensarten ergab sich für Baden‑Württemberg im Jahr 2013 ein durchschnittliches Nettogesamtvermögen von 171 700 Euro je Haushalt.

Gesonderter Blick auf die Haushalte von Rentnern und Pensionären

In den Ausführungen zu den Tabellen 1 und 2 sind unter den Haushalten von Nichterwerbstätigen sowohl Rentner als auch Pensionäre enthalten. In der öffentlichen Diskussion werden jedoch beide Gruppen oft einzeln gegenübergestellt.4 Die Unterschiede zwischen den Haus­halten von Rentnern und von Pensionären sind beim Geld- und Sachvermögen auf den ersten Blick beachtlich groß. In Baden‑Württemberg betrug 2013 das Nettogeldvermögen von Pensionärshaushalten im Durchschnitt 120 200 Euro, dasjenige von Rentnerhaushalten 70 400 Euro. Beim Nettowert des Immobilienbesitzes von Haushalten zeigt sich ein ähnliches Bild: 240 000 Euro bei den Pensionären standen 132 200 Euro bei den Rentnern gegenüber.

Bei genauerer Analyse zeigt sich jedoch, dass diese Differenzen zu einem großen Teil auf strukturelle Unterschiede zwischen beiden Gruppen hinsichtlich der Bildungsabschlüsse zurückzuführen sind. Pensionäre haben zu einem deutlich größeren Anteil einen Hochschulabschluss (65 % bei der EVS 2013), als dies bei Rentnern der Fall ist (17 %). Hochschulabsolventen erzielen bei der Erwerbstätigkeit durchschnittlich höhere Einkommen. Um den Effekt unterschiedlicher Anteile von Ausbildungsniveaus in der Analyse auszublenden, ist es sinnvoll, nur Teilgruppen gleicher Ausbildung miteinander zu betrachten. Die Ergebnisse hierzu zeigen Schaubild 2 und ­Tabelle 3.

Vergleicht man nur Haushalte, deren Haupteinkommensperson einen Hochschulabschluss besitzt, so ändert sich das oben beschriebene Bild. Beim Nettogeldvermögen lagen die Rentnerhaushalte nun mit rund 148 000 Euro sogar knapp über den Pensionärshaushalten (145 500 Euro). Bei den Netto-Immobilienwerten lagen die Pensionäre mit knapp 263 000 Euro zwar noch rund 50 000 Euro vor den Rentnern, der Abstand war hierbei aber deutlich geringer als bei den oben genannten Durchschnittswerten über alle Haushalte.

Beim Vergleich von Haushalten mit mittleren Berufsbildungsabschlüssen5 zeigt sich weiterhin ein Vorsprung der Pensionärs- gegenüber den Rentnerhaushalten, allerdings wird auch hier der Unterschied geringer. So schrumpft beim Nettogeldvermögen der Abstand deutlich von rund 50 000 Euro auf gut 15 000 Euro, bei den Immobilienwerten in geringerem Maß von 108 000 Euro auf 76 000 Euro.

Auch die unterschiedliche Haushaltsgröße ist bedeutsam

Ein weiterer Aspekt betrifft die unterschiedliche Haushaltsgröße. Während Pensionärshaushalte im Durchschnitt 1,9 Personen umfassten, waren dies bei den Rentnerhaushalten nur 1,5 Personen. Rechnet man die Haushaltsvermögen auf Werte je Person um, ergibt sich Folgendes: Beim Nettogeldvermögen besaßen Rentnerhaushalte mit Hochschulabschluss durchschnittlich 99 600 Euro je Person und damit mehr als Pensionärshaushalte mit Hochschulabschluss (77 800 Euro je Person). Beim Netto-Immobilienvermögen der Haushalte mit Hochschulabschluss war die Situation ausgeglichen (beide rund 140 000 Euro je Person). Auch bei den Haushalten mit mittleren Bildungsabschlüssen errechnet sich nun ein ausgeglichenes Bild bei den Nettogeldvermögen (jeweils rund 39 000 Euro je Person), während beim Immobilienbesitz die Pensionäre mit 107 000 Euro je Person vor den Rentnern mit 83 000 Euro je Person lagen.

Als kurzes Fazit zur Analyse der Rentner- und Pensionärshaushalte bleibt festzuhalten, dass die Vermögenslage im Alter weniger vom früheren Berufsstatus als Beamter oder Nicht-Beamter – gleich, ob als Angestellter oder Selbstständiger – beeinflusst wird, sondern vielmehr vom Ausbildungsabschluss und den damit einhergehenden Berufs- und Verdienstmöglichkeiten.