:: 10/2015

Statistisches Monatsheft Oktober 2015

Über 3 Millionen Berufspendler täglich unterwegs

Baden‑Württemberg erlebt derzeit einen Beschäftigungsboom. Das bedeutet auch, dass tagtäglich mehr Menschen von ihrer Wohnung zur Arbeit pendeln. Die aktuelle Berufspendlerrechnung Baden‑Württemberg weist für 2013 rund 5,4 Mill. Erwerbstätige am Wohnort nach (i-Punkt). Davon pendelten 3,1 Mill. täglich zur Arbeit in andere Gemeinden und 2,3 Mill. arbeiteten in ihrer Wohngemeinde. Wie bereits in den Vorjahren nahm die Zahl der Pendler über Gemeindegrenzen stärker zu als die Zahl der Erwerbstätigen, die in ihrer Wohngemeinde arbeiten. Der seit Jahren zu beobachtende Trend der langsam aber stetig steigenden Mobilität hat sich weiter fortgesetzt.

Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Baden‑Württemberg 2013

Im Jahr 2013 lebten fast 3 Mill. Menschen mit Migrationshintergrund in Baden‑Württemberg. Seit dem Jahr 2005 werden im Rahmen des Mikrozensus Daten zum Migrationsstatus der Bevölkerung erhoben. Es wird somit mehr als ein Viertel (knapp 28 %) der Baden‑Württemberger zur Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund gezählt.

Rückläufige Sterblichkeit in Baden‑Württemberg: wachsende Aussichten für Männer und Frauen auf den 90. Geburtstag

Die Lebenserwartung der baden-württembergischen Männer und Frauen liegt im weltweiten Maßstab sehr weit vorne. Die Baden‑Württemberger stehen unter den rund 230 Ländern, für die die Weltbank Daten bereitstellt, auf Platz 19, die Baden‑Württembergerinnen auf Platz 16. Die Allgemeine Sterbetafel 2010/12 weist für neugeborene Jungen eine durchschnittliche Lebenserwartung von rund 79 Jahren, für neugeborene Mädchen von etwa 83,6 Jahren aus. Das sind rund 11 Jahre mehr als zu Beginn der 1960er-Jahre. Das Spiegelbild dieser Entwicklung findet sich in der deutlich gesunkenen Sterblichkeit von Männern und Frauen in allen Altersphasen wieder. Besonders stark sanken die Sterbewahrscheinlichkeiten von Säuglingen und Kindern in den vergangenen 5 Jahrzehnten. Aber auch bei den Älteren ergab sich ein deutlicher Sterblichkeitsrückgang, sodass immer mehr Menschen in ein hohes Alter hineinwachsen.

Zuwanderung bremst den Rückgang der Schülerzahlen

Aktualisierte Modellrechnung zur Entwicklung der Schülerzahlen bis 2025

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Baden‑Württemberg könnte bis zum Schuljahr 2020/21 von gut 1,552 Mill. auf 1,462 Mill. zurückgehen. Der Rückgang fällt geringer aus als in der letztjährigen Modellrechnung. Ursache dafür ist in erster Linie die verstärkte Zuwanderung nach Baden‑Württemberg, die sich auch an den Schulen bemerkbar macht. Bis 2025/26 würde die Schülerzahl nach den jetzigen Annahmen weiter moderat auf 1,444 Mill. absinken. Der Rückgang trifft dabei nicht alle Schularten gleichmäßig. Die Schülerzahl der Gemeinschaftsschulen wird in den kommenden Jahren weiter anwachsen. Auch bei den Grundschulen sind steigende Schülerzahlen zu erwarten. Neben der Zuwanderung wirkt sich bei diesen zunehmend die inklusive Beschulung von Kindern mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot aus.

Das Gastgewerbe in Baden‑Württemberg

Baden‑Württemberg wird als Reiseland immer beliebter. Mit über 49 Mill. Übernachtungen im Jahr 2014 konnten die Hotels, Herbergen und Campingplätze ihre Gästebilanz in den vergangenen 10 Jahren (2004: rund 40 Mill. Übernachtungen) erheblich steigern. Neben zahlreichen kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten, attraktiven Zielen für Städtereisen, vielfältigen Sport- und Freizeitmöglichkeiten und beliebten Urlaubsregionen wie Schwarzwald und Bodensee gehört nicht zuletzt auch die Gastronomie zu den Highlights eines Baden‑Württemberg-Aufenthalts, sei es im Rahmen eines Urlaubes oder einer Geschäftsreise. Dabei sind die Besonderheiten des Landes nicht nur Anziehungspunkte für Touristen, sondern bereichern auch die Lebensqualität der Baden‑Württembergerinnen und Baden‑Württemberger. Wirtschaftlich ist der Tourismus von nicht unerheblicher Bedeutung. Neben dem Gastgewerbe, das mit seinen knapp 31 000 Unternehmen über eine Viertel Million Arbeitsplätze bietet und einen Jahresumsatz von rund 8,4 Mrd. Euro erwirtschaftet, profitieren auch andere Branchen, wie zum Beispiel der Einzelhandel.

Investitionen der Kfz-Industrie

Im Jahr 2013 wurden die Investitionen der Industriebetriebe in Baden‑Württemberg maßgeblich durch die Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« (WZ 29) geprägt. Diese Branche setzt sich aus drei Gruppen zusammen, die sich in ihrer Bedeutung und Entwicklung unterscheiden. Sowohl in Baden‑Württemberg als auch auf Bundesebene entwickelten sich die Investitionen der Kfz-Industrie seit 2008 deutlich positiver als des Verarbeitenden Gewerbes insgesamt. Im Bundesländervergleich nahm das heimische Investitionsvolumen der Kfz-Industrie den Spitzenplatz ein.

Steigende Preise für landwirtschaftliche Grundstücke

Für landwirtschaftliche Grundstücke (ohne Gebäude und ohne Inventar) in Baden Württemberg wurde im Jahr 2014 ein durchschnittlicher Kaufpreis von 23 000 Euro je Hektar (ha) Fläche der landwirtschaftlichen Nutzung (FdlN) entrichtet. Gegenüber dem Vorjahr (21 600 Euro je ha) bedeutet dies einen Anstieg um 6,6 %. Damit scheint sich der in den letzten Jahren abzeichnende Trend steigender Preise fortzusetzen. Insgesamt wurden in 2014 die Preise von 5 591 Kauffällen ermittelt. Dabei wechselten landwirtschaftliche Grundstücke mit einer Fläche von insgesamt 3 826 ha FdlN die Besitzer, also 0,68 ha je Verkaufsfall.

Generalrevision 2014 der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen

Die Ergebnisse: Baden‑Württembergs Wirtschaftsleistung nach Revision um rund 15 Mrd. Euro höher

Die Umsetzung der vielfältigen Neuerungen im Rahmen der Generalrevision 2014 der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen haben die Wirtschaftsleistung 2010 in Deutschland um 3,3 % und in Baden-Württemberg sogar um 4,9 % ansteigen lassen. Hauptursache ist die geänderte Verbuchung von Leistungen für Forschung und Entwicklung (FuE), nach der Einführung des neuen »Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen«, kurz ESVG 2010 mit der Revision 2014. Da die FuE-Leistungen in der Südwestwirtschaft deutlich stärker ausgeprägt sind als im Bundesdurchschnitt, fällt dieser Effekt in Baden‑Württemberg besonders hoch aus. Aus den bis zum Jahr 2000 zurückgerechneten Regionaldaten zum jährlichen Wirtschaftswachstum zeigt sich, dass sich die Änderungen durch die Revision auf den Konjunkturverlauf für Baden‑Württemberg in engen Grenzen halten. Welche daten- und konzeptbedingten Neuerungen hinter diesen revidierten Ergebnissen im Einzelnen stecken, wurde ausführlich in Heft 9/2015 des Statistischen Monatshefts erläutert.