:: 10/2015

Generalrevision 2014 der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen

Die Ergebnisse: Baden‑Württembergs Wirtschaftsleistung nach Revision um rund 15 Mrd. Euro höher

Die Umsetzung der vielfältigen Neuerungen im Rahmen der Generalrevision 2014 der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen haben die Wirtschaftsleistung 2010 in Deutschland um 3,3 % und in Baden-Württemberg sogar um 4,9 % ansteigen lassen. Hauptursache ist die geänderte Verbuchung von Leistungen für Forschung und Entwicklung (FuE), nach der Einführung des neuen »Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen«, kurz ESVG 20101 mit der Revision 2014. Da die FuE-Leistungen in der Südwestwirtschaft deutlich stärker ausgeprägt sind als im Bundesdurchschnitt, fällt dieser Effekt in Baden‑Württemberg besonders hoch aus. Aus den bis zum Jahr 2000 zurückgerechneten Regionaldaten zum jährlichen Wirtschaftswachstum zeigt sich, dass sich die Änderungen durch die Revision auf den Konjunkturverlauf für Baden‑Württemberg in engen Grenzen halten. Welche daten- und konzeptbedingten Neuerungen hinter diesen revidierten Ergebnissen im Einzelnen stecken, wurde ausführlich in Heft 9/2015 des Statistischen Monatshefts erläutert.

Ergebnisse – Wirtschaftsleistung Deutschlands um 3 % höher …

Erste Werte für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach der Generalrevision 2014 wurden vom Statistischen Bundesamt bereits am 14. August 2014 bekanntgegeben und weitere detaillierte Ergebnisse am 1. September.2 Demnach erhöhte sich die deutsche Wirtschaftsleistung bzw. das Niveau des nominalen BIP im Revisionszeitraum 1991 bis 2013 im Durchschnitt um rund 3 %. In einzelnen Jahren wie zum Beispiel 2001 (+3,6 %) oder 2002 und 2009 (+3,5 %) gab es auch stärkere Niveauerhöhungen. Im Jahr 2010, für das die nationale VGR beispielhaft einzelne Revisionswirkungen im Detail ausweist3, belief sich das revidierte nominale BIP in Deutschland auf rund 2 576 Mrd. Euro. Das waren gut 81 Mrd. Euro oder 3,3 % mehr als nach alter Methodik.

… Forschung und Entwicklung machen fast drei Viertel des BIP-Effekts aus

Durch die geänderte Behandlung von Forschung und Entwicklung als Anlageinvestition fällt das nominale Bruttoinlandsprodukt nach der Revision 2014 über die gesamte Zeitreihe seit 1991 hinweg höher aus. Im Jahr 2010 machten allein FuE gut 57 Mrd. Euro bzw. etwa 2,3 Prozentpunkte der BIP-Steigerung aus. Das waren rund 70 % des gesamten BIP-Niveaueffekts in Deutschland. Dabei hat die FuE-Kapitalisierung der Marktproduzenten – die Umbuchung erworbener FuE-Leistungen von den Vorleistungen zu den Investitionen und selbsterstellter FuE-Leistungen zum Produktionswert – den mit Abstand größten BIP-Effekt. Für das Jahr 2010 entfielen auf die privaten Wirtschaftseinheiten knapp 80 % oder rund 46 Mrd. Euro der gesamten BIP-Erhöhung durch FuE in Deutschland. Der BIP-Anteil der FuE-Leistungen (Abschreibungen auf FuE) bei den Einheiten des Staates und der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck belief sich auf rund 11,5 Mrd. Euro.4

FuE als Investition stellt somit die mit Abstand quantitativ bedeutendste Auswirkung der Generalrevision 2014 auf das BIP-Niveau dar. FuE kommt damit auch in den regionalen VGR die größte Bedeutung der konzeptionellen ESVG-Änderungen zu.

Quantitativ weniger bedeutsam war dagegen die bereits im Vorfeld der ESVG-Umstellung häufig von den Medien herausgestellte Einbeziehung illegaler Aktivitäten in das BIP. Sie trugen 2010 lediglich mit rund 1,5 Mrd. Euro weniger als 0,1 Prozentpunkte zur revisionsbedingten Steigerung des BIP bei. Auf die Verbuchung militärischer Waffensysteme als Investitionen entfielen knapp 2,4 Mrd. Euro bzw. ebenfalls rund 0,1 Prozentpunkte. Unter den datenbedingten Änderungen fiel insbesondere die Neuberechnung der Wohnungsvermietung mit gut 4,5 Mrd. Euro bzw. 0,2 Prozentpunkten ins Gewicht.5

… Konjunkturverlauf bleibt im Wesentlichen unverändert

Die Niveauerhöhung des BIP betrifft alle Jahre der gesamten Zeitreihe von 1991 bis 2013 etwa in ähnlicher Größenordnung. Dadurch blieb die Entwicklung der Veränderungsraten des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts, die den Konjunkturverlauf beschreibt, in Deutschland im Wesentlichen erhalten. Generell weichen die Veränderungsraten lediglich um bis zu 0,3 Prozentpunkte von den bisher veröffentlichten Ergebnissen ab. Nur 2009 waren die Änderungen etwas stärker. So fiel der Konjunktureinbruch 2009 im Zuge der letzten Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise mit einem Rückgang des preisbereinigten BIP um −5,6 % nach den revidierten Zahlen noch etwas deutlicher aus als bisher (−5,1 %). Die Korrekturen für die Berichtsjahre 2012 (+0,4 % statt +0,7 %) und 2013 (+0,1 % statt +0,4 %) gegenüber den zuletzt dargestellten Ergebnissen nach ESVG 1995 sind dabei nicht nur auf die Änderungen im Rahmen der Revision 2014 zurückzuführen, sondern vor allem auf neue oder verbesserte Datengrundlagen. Denn die bisherigen Werte am aktuellen Rand basierten als vorläufige Ergebnisse auf einer teilweise noch unvollständigen Datenbasis6.

Auf Länderebene deutlich stärkere Auswirkungen der Revision

Erste noch vorläufige Revisionsergebnisse zum Wirtschaftswachstum der Länder im 1. Halbjahr 2014 wurden vom Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder« am 30. September 2014 veröffentlicht. Am 30. März 2015 folgten die revidierten Länderergebnisse zum Arbeitnehmerentgelt und zu den Bruttolöhnen und -gehältern für die Berichtsjahre 2000 bis 2014. Die ersten detaillierten Ergebnisse zur Bruttowertschöpfung (BWS) nach Wirtschaftsbereichen sowie zur Höhe des regionalen Bruttoinlandsprodukts wurden am 29. April 2015 bekannt gegeben. Die Rückrechnungsergebnisse der Revision 2014 zum BIP bzw. zur BWS sowie zum Arbeitnehmerentgelt für den Zeitraum vor dem Jahr 2000 können voraussichtlich Ende 2015 bereitgestellt werden.7

In den regionalen VGR zeigen sich dabei teilweise deutlich stärkere Auswirkungen der Revi­sion als auf Bundesebene. So weisen beispielsweise die Niveauänderungen des BIP gegenüber den bisher veröffentlichten Werten zwischen den Ländern erhebliche Unterschiede auf. Wie auch in den nationalen VGR lassen sich die regionalen Revisionseffekte dabei im Wesentlichen auf die geänderte Behandlung der FuE-Leistungen – als quantitativ bedeutsamste Änderung des ESVG 2010 – zurück­führen und spiegeln somit zu einem Großteil die regional deutlich unterschiedlichen FuE-Ressourcen wider.

Neben den regionalen FuE wirken sich auf Länderebene aber auch die in der Bundes-VGR im Rahmen der Revision 2014 getroffenen weiteren Maßnahmen wie zum Beispiel die Berücksichtigung neuer Datenquellen und Berechnungsmethoden aus. Entsprechend der jeweils unterschiedlichen Wirtschaftsstruktur und -entwicklung in den einzelnen Ländern ist dabei der revisionsbedingte Anstieg beispielsweise des nominalen BIP verschieden stark ausgeprägt.

Baden‑Württemberg – Im Ländervergleich höchster BIP-Niveaueffekt und …

Baden‑Württemberg ist das Land mit dem höchsten BIP-Niveaueffekt durch die Revision 2014. Gegenüber den bisherigen Ergebnissen hat sich die Wirtschaftsleistung im Südwesten im Jahr 2010 um rund 17,9 Mrd. Euro oder 4,9 % auf rund 383,6 Mrd. Euro erhöht. Beim wertmäßigen Anstieg des nominalen BIP lagen Nordrhein-Westfalen und Bayern mit jeweils gut 13 Mrd. Euro an zweiter und dritter Position gefolgt von Hessen mit 8,7 Mrd. Euro. Die geringsten Steigerungen des BIP nach Revision von jeweils unter 1 Mrd. Euro wiesen Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Bremen und das Saarland auf. Auf die drei großen Flächenländer Baden‑Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern entfiel dabei mit insgesamt fast 45 Mrd. Euro mehr als die Hälfte der gesamten BIP-Erhöhung in Deutschland (rund 81 Mrd. Euro) im Jahr 2010.

Eine relativ große Schwankungsbreite gegenüber den Vorrevisionsergebnissen ergibt sich bei den Ländern auch beim prozentualen BIP-Anstieg. Sie reicht im Jahr 2010 mit dem höchsten Zuwachs von 4,9 % in Baden‑Württemberg über 4,3 % in Berlin und 4 % in Hessen an zweiter und dritter Stelle bis zu lediglich 1,6 % im Saarland und 1,4 % in Sachsen-Anhalt. Nordrhein-Westfalen und Bayern lagen mit 2,4 % bzw. 3 % Plus unter dem Bundesdurchschnitt (3,3 %).

Im längerfristigen Vergleich der Jahre 2000 bis 2013 stieg das nominale BIP in Baden‑Württemberg durch die Neuberechnung durchschnittlich um rund 15 Mrd. Euro bzw. um 4,3 Prozent.8 Im Jahresdurchschnitt 1991 bis 2013 lag der BIP-Anstieg im Südwesten bei etwa 4,1 % und damit rund 1 Prozentpunkt höher als auf Bundesebene (3,1 %).

… höchster FuE-Effekt bei der BIP-Steigerung

In Baden‑Württemberg hat die Neuverbuchung von Forschung und Entwicklung im Ländervergleich mit deutlichem Abstand die weitaus größte Auswirkung auf den BIP-Anstieg durch die Revision. Allein durch FuE erhöhte sich die hiesige Wirtschaftsleistung im Jahr 2010 ver­glichen mit der bisherigen Berechnung um rund 13,5 Mrd. Euro. Dies entspricht gut drei Viertel des gesamten BIP-Niveaueffekts (17,9 Mrd.) bzw. rund 3,7 Prozentpunkte des insgesamt 4,9-prozentigen BIP-Anstiegs. Bayern folgt mit 2,6 Prozentpunkten bzw. gut 11,4 Mrd. Euro durch FuE von insgesamt 3 % BIP-Plus an zweiter Stelle und Hessen mit 2,5 Prozentpunkten (5,5 Mrd. Euro) von gesamt 4 % an dritter Position. Im Bundesdurchschnitt waren im Jahr 2010 rund 2,3 Prozentpunkte der Niveauerhöhung des BIP (von insgesamt 3,3 %) auf FuE zurückzuführen.

In keinem Bundesland waren die FuE-Leistungen 2010 so hoch wie in Baden‑Württemberg. Im FuE-Länderranking lag der Südwesten damit an der Spitzenposition. Etwa ein Viertel (23,6 %) der bundesweit 2010 durch FuE geschaffenen Wertschöpfung steuerte Baden‑Württemberg bei. Zusammen mit Bayern (11,4 Mrd. Euro) und Nordrhein-Westfalen (9,2 Mrd. Euro), an zweiter und dritter Position, entfielen knapp 60 % der deutschlandweiten Forschung- und Entwicklungsleistungen auf diese drei Länder.

Der Einfluss der meisten weiteren konzept- und/oder methodenbedingten Änderungen zur Revision 2014 auf das regionale BIP-Niveau lässt sich dagegen nicht im Einzelnen abschätzen. Mangels geeigneter Regionaldaten können diese Änderungen wie zum Beispiel die Einbeziehung der illegalen Aktivitäten bei der Berechnung der regionalen Bruttowertschöpfung der jeweiligen Wirtschaftsbereiche nicht gesondert berücksichtigt werden. Durch die abschließende Abstimmung der Regionalergebnisse auf die entsprechenden nationalen VGR-Größen werden diese Änderungen dann implizit miteinbezogen.

Baden‑Württemberg, Berlin und Bayern erreichen »Lissabon-Ziel« von 3 % FuE-Intensität

Die Spitzenposition Baden‑Württembergs bei den FuE-Leistungen spiegelt sich auch im Ländervergleich der FuE-Intensität, das heißt den Gesamtausgaben der Wirtschaft, Hochschulen und staatlichen Einrichtungen für FuE bezogen auf das nominale BIP, wider. Im Vergleich von Ländern und Regionen unterschiedlicher Größe oder Wirtschaftskraft ist dieser Indikator besser geeignet als die absolute Höhe oder der Anteil der FuE-Ausgaben bezogen auf die Gesamtausgaben. Die FuE-Intensität bildet so eine international anerkannte Kennzahl.9

Der Südwesten weist mit deutlichem Abstand die höchste FuE-Intensität unter den Ländern aus. 2013 lag Baden‑Württemberg mit rund 4,8 % FuE-Anteil am BIP rund 1,2 Prozentpunkte vor dem zweitplatzierten Berlin mit knapp 3,6 % und 1,6 Prozentpunkte vor dem drittplatzierten Bayern mit 3,2 %. Die niedrigsten FuE-Intensitäten wiesen demnach das Saarland und Sachsen-Anhalt mit jeweils 1,4 % sowie Schleswig-Holstein und Brandenburg mit etwa 1,5 % auf.10 Die drei Länder Baden‑Württemberg, Berlin und Bayern haben damit das auf dem Gipfeltreffen der EU-Staats- und Regierungschefs im März 2000 in Lissabon avisierte Ziel einer FuE-Intensität von 3 % in der EU bis zum Jahr 2010, das mit der EU-2020-Strategie11 nochmals bekräftigt wurde, erreicht.

Revisionswirkungen auf den Konjunkturverlauf im Südwesten bleiben in engem Rahmen

Wie die Regionalwerte des nominalen BIP weisen auch die jährlichen Veränderungsraten des preisbereinigten BIP für einzelne Länder teilweise deutlich stärkere Abweichungen gegenüber den bisher veröffentlichten Ergebnissen auf als in den nationalen VGR. Lagen die Abweichungen der realen Wachstumsraten des BIP auf Bundesebene im Vorrevisionsvergleich der Jahre 1991 bis 2013 bei lediglich maximal rund 0,3 Prozentpunkten (außer 2009: −0,5 %), reicht die Schwankungsbreite der Länderwerte für den bisher veröffentlichten Revisionszeitraum der Jahre 2000 bis 2011 im Einzelnen von +1,3 bis zu −1,7 Prozentpunkten. Die Grundcharakteristik der regionalen Konjunkturverläufe blieb dennoch im Wesentlichen erhalten.

In Baden‑Württemberg bewegen sich die Änderungen des Konjunkturverlaufs durch die Revision in einem engem Rahmen. Die neuen jährlichen Veränderungsraten des preisbereinigten BIP weichen im Zeitraum 1992 bis 2011 lediglich um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte und nur im Jahr 2005 um bis zu 0,3 Prozentpunkte von den bisherigen Ergebnissen ab. Wie auch auf Bundesebene ergaben sich jedoch am aktuellen Rand größere Korrekturen der regionalen Wachstumsraten des BIP. Die Änderungen für die Berichtsjahre 2012 (+0,3 % statt +1,2 %) und 2013 (+0,3 % statt +0,9 %) gegenüber den bislang veröffentlichten Werten sind dabei vor allem auf die verbesserte Datenlage beim neuen Berechnungsstand zurückzuführen. Denn die bisherigen Ergebnisse basierten als sogenannte Fortschreibung auf teilweise noch unvollständigen Ausgangsdaten12.

Wirtschaftsstruktur – Auf den ersten Blick ohne größere Änderungen

Auf den ersten Blick führte die Generalrevision 2014 in Deutschland lediglich zu geringen wirtschaftsstrukturellen Änderungen. So beliefen sich die Anteile des Produzierenden Gewerbes wie auch der Dienstleistungsbereichs an der Bruttowertschöpfung (BWS) insgesamt im Beispielsjahr 2010 im Vergleich vor/nach Revision unverändert auf knapp 26 % bzw. rund 69 %. Im Einzelnen betrachtet, gewannen die zusammengefassten Wirtschaftsabteilungen Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit einem Anteil von jetzt 16 % an der BWS insgesamt rund 1,4 Prozentpunkte sowie Information und Kommunikation mit einem Anteil von 4,4 % etwa 0,4 Prozentpunkte dazu, während die Anteile an der BWS im Baugewerbe (4,3 %), Grundstücks- und Wohnungswesen (11,6 %), der Unternehmensdienstleister (10,6 %) und der Öffentlichen Dienstleister (17,9 %) jeweils um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte niedriger ausfielen.

BWS – Handel, Verkehr und Gastgewerbe sowie Information und Kommunikation legen zu

Durch die Revision erhöhte sich die BWS in jeweiligen Preisen in Deutschland im Jahr 2010 um insgesamt gut 82 Mrd. Euro. Die wertmäßig stärksten Niveauerhöhungen der BWS waren im Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit rund 45 Mrd. Euro (+13,7 %), im Verarbeitenden Gewerbe mit rund 21 Mrd. Euro (+4,1 %) sowie im Bereich Information und Kommunikation mit knapp 13 Mrd. Euro (+13,9 %) zu verzeichnen. Die BWS der Bereiche Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, des Baugewerbes und der sonstigen Dienstleister ging dagegen nach Revision leicht zurück.

Der Wertschöpfungszuwachs im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe entfällt etwa zur Hälfte mit zusammen rund 22 Mrd. Euro auf lediglich drei Länder: Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden‑Württemberg, und davon knapp ein Fünftel (8,5 Mrd. Euro) allein auf Nordrhein-Westfalen. Die deutlich höhere Wertschöpfung nach Revision ist hier allerdings größtenteils auf daten- und methodenbedingte Änderungen (in den nationalen VGR) und weniger auf FuE zurückzuführen. Die FuE-Leistungen machen im Handel, Verkehr und Gastgewerbe lediglich knapp 0,4 Mrd. Euro oder weniger als 1 % der höheren BWS ( +44,6 Mrd. Euro) nach Revision aus. Für den BWS-Anstieg dürfte hier unter anderem die Neubewertung der ins Berechnungssystem der nationalen VGR einbezogenen Ausgangsstatistiken, insbesondere die Ergebnisse der jährlichen Strukturerhebungen im Dienstleistungsbereich, eine wesentliche Rolle gespielt haben.13 Bei unveränderter regionaler Datenlage entspricht die Verteilung der revisionsbedingten Wertschöpfungsdifferenz auf die Länder hier daher in etwa ihren jeweiligen BWS-Anteilen an Deutschland vor Revision.

Im Bereich Information und Kommunikation entfallen rund zwei Drittel (8 Mrd. Euro) des BWS-Anstiegs 2010 in Deutschland ( +12,6 Mrd. Euro) auf Nordrhein-Westfalen, Baden‑Württemberg und Bayern. Mit rund 1,9 Mrd. Euro oder gut 15 % lag der FuE-Anteil am BWS-Zuwachs 2010 im Bundesdurchschnitt hier deutlich höher als im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe. Aufgrund des vergleichsweise größeren FuE-Anteils Baden‑Württembergs in diesem Wirtschaftsbereich im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen und Bayern fällt der anteilige BWS-Zuwachs ( +24 %) hier deutlich höher aus.

Südwestindustrie stellt gut drei Viertel der FuE-BWS im Land …

Betrachtet man die einzelnen Wirtschaftsbereiche, wird Forschung und Entwicklung überwiegend im Verarbeitenden Gewerbe betrieben. Deutschlandweit waren dies 2010 mit gut 37 Mrd. Euro annähernd zwei Drittel der durch FuE-Leistungen geschaffen Wertschöpfung in Höhe von insgesamt 57 Mrd. Euro. Ohne Berücksichtigung von FuE lag die nominale BWS im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland im Jahr 2010 aufgrund diverser Korrekturen und Anpassungen der nationalen Wertschöpfungsrechnung dagegen um knapp 17 Mrd. Euro unter ihrem Vorrevisionswert. Einschließlich FuE ergab sich damit 2010 ein Anstieg der BWS um gut 20 Mrd. Euro.

Den FuE-Effekt im Verarbeitenden Gewerbe machen die Länder Baden‑Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen mit einem Anteil von über vier Fünftel bzw. rund 31 Mrd. Euro unter sich aus. Mehr als ein Viertel der FuE-BWS im Verar­beitenden Gewerbe oder 10,4 Mrd. Euro entfallen davon allein auf Baden‑Württemberg. Die forschungsintensive Südwestindustrie stellt damit 2010 gut drei Viertel der gesamten FuE-Leistungen nach Revision in Höhe von 13,5 Mrd. Euro im Land.

… Fahrzeugbau am forschungsintensivsten

Welche Wirtschaftsbereiche sind besonders forschungsintensiv? – Deutschlandweit wiesen im Jahr 2013 die acht Bereiche Fahrzeugbau (26,4 %), Erziehung und Unterricht (11,6 %), Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (10,0 %), Forschung und Entwicklung (9,6 %), Maschinenbau (6,8 %), Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen (6,6 %), Herstellung von chemischen Erzeugnissen (4,8 %) sowie Gesundheits- und Sozialwesen (4,1 %) die größten Anteile an den gesamten FuE-Investitionen auf. Auf diese Bereiche entfielen zusammen rund vier Fünftel (79,9 %) des Gesamtaufkommens.14

Im Südwesten war der Fahrzeugbau allein mit einem Anteil von fast 41 % an den gesamten Investitionen in Forschung und Entwicklung im Jahr 2010 der mit Abstand forschungsintensivste Wirtschaftsbereich. Hierzulande stellten 2010 insgesamt sechs Bereiche etwa vier Fünftel (79,7 %) des FuE-Investitionsaufkommens. Neben dem Fahrzeugbau waren dies die Bereiche Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen sowie Maschinenbau mit Anteilen von jeweils knapp 10 % bzw. gut 9 %. Die Bereiche Forschung und Entwicklung sowie Erziehung und Unterricht lagen bei einem Anteil von rund 7 % an den FuE-Investitionen und die Hersteller von pharmazeutischen Erzeugnissen bei etwa 6 %.

1 Siehe Verordnung (EU) Nr. 549/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Mai 2013 zum Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen auf nationaler und regionaler Ebene in der Europäischen Union (Amtsblatt der EU Nr. L 174) sowie Verordnung (EG) Nr. 2223/96 des Rates vom 25. Juni 1996 zum Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen auf nationaler und regionaler Ebene in der Europäischen Gemeinschaft (Amtsblatt der EG Nr. L 310).

2 Siehe Statistisches Bundesamt: »Pressemitteilung Nr. 287 vom 14.08.2014« sowie »Pressemitteilung Nr. 306 vom 01.09.2014«.

3 Siehe Statistisches Bundesamt, VGR-Generalrevision 2014: Ergebnisse und Hintergründe (Hintergrundpapier zur Pressemitteilung vom 1. September 2014).

4 Siehe Räth, Dr. N./Braakmann, A.: »Generalrevision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen 2014 für den Zeitraum 1991 bis 2014« in WiSta 9/2014, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2014, S.502 ff.

5 Siehe Fußnote 4.

6 Siehe Fußnote 3.

7 Siehe Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder«: »Revision 2014 der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen«, (www.vgrdl.de/VGRdL/tbls/RV2014/infoRevision.asp Abruf: 24.07.2015, 15:19 Uhr).

8 Siehe Statistisches Landesamt Baden‑Württemberg: »Pressemitteilung Nr. 100 vom 29.04.2015, Hintergrund: Generalrevision der VGR«.

9 Siehe Statistisches Landesamt Baden‑Württemberg, Forschungs- und Entwicklungs-Monitor Baden‑Württemberg 2014, www.statistik-bw.de/Veroeffentl/803314101.pdf (Abruf am 14.08.2015).

10 Siehe Statistisches Bundesamt: »Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie deren Anteil am Bruttoinlandsprodukt nach Bundesländern 2011 bis 2013«, www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/BildungForschungKultur/ForschungEntwicklung/Tabellen/FuEAusgabenUndBIPZeitreihe.html (Abruf am 21.07.2015)

11 Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Mitteilung der Kommission KOM (2002) 499: Mehr Forschung für Europa. Hin zu 3 % des BIP, 2002.

12 Siehe Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder«, Berechnungsphasen in den VGR der Länder, www.vgrdl.de/VGRdL/MethDef/xplan_BIP.asp (Abruf am 14.08.2015).

13 Siehe Räth, Dr. N./Braakmann, A.: »Generalrevision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen 2014 für den Zeitraum 1991 bis 2014« in WiSta 9/2014, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2014, S.502 ff.

14 Siehe Adler, W./Gühler, N./Oltmanns, Dr. E. u.a.: »Forschung und Entwicklung in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen« in WiSta 12/2014, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2014, S. 703 ff.