:: 9/2017

Endgültige Ergebnisse der Wahl zum 19. Bundestag am 24. September 2017

Am 24. September wurde der 19. Bundestag der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Bereits bei den vorangegangenen Landtagswahlen zeichnete sich die erhebliche Verschiebung der Stimmenanteile der Parteien ab, die sich auch bei der Wahl am 24. September 2017 noch verstärkten. Bisher sicher geglaubte Koalitionsmodelle sind aufgrund der Stimmenverluste der beiden großen Volksparteien nicht mehr realisierbar. Sowohl Union als auch SPD mussten zum Teil erhebliche Stimmeneinbußen hinnehmen, während GRÜNE und DIE LINKE ihre Stimmenanteile leicht verbessern konnten. Die großen Gewinner des Abends waren FDP und AfD, die jeweils einen Stimmengewinn von deutlich über 5 Prozentpunkten erreichen konnten. Nachdem die FDP bei der vorangegangenen Bundestagswahl (2013) nicht die notwendigen Stimmenanteile für einen Einzug in den Deutschen Bundestag erhalten hatte, gelang der Partei nun die Rückkehr in das Parlament. Die AfD wird erstmals im Bundestag vertreten sein. Im Land Baden-Württemberg zeigen sich regional deutliche Unterschiede in der politischen Orientierung der Wählerinnen und Wähler.

CDU und SPD verlieren an Rückhalt, kleinere Parteien gewinnen

Trotz deutlicher Verluste konnte die CDU in Baden-Württemberg weiterhin alle Direktmandate gewinnen. Im Schnitt erhielt die Partei 39,3 % der Erststimmen. Im Jahr 2013 betrug ihr Erststimmenanteil landesweit noch 51,1 % (−11,8 Prozentpunkte). Auch beim Zweitstimmenanteil mussten die Christdemokraten maßgebliche Einbußen hinnehmen. Hatten 2013 noch 45,7 % der baden-württembergischen Wählerinnen und Wähler ihre Zweitstimme der CDU gegeben, waren es 2017 nur noch 34,4 % (−11,3 Prozentpunkte). Die größten Zweitstimmenverluste waren dabei in den Wahlkreisen 295 Zollernalb-Siegmaringen (−14,8 Prozentpunkte) und 280 Calw (−13,9 Prozentpunkte) zu verzeichnen.

Auch die SPD verlor zum Teil massiv an Rückhalt. Insgesamt kamen die Sozialdemokraten in Baden-Württemberg nach einem Verlust von 4,2 Prozentpunkten auf einen Zweitstimmenanteil von 16,4 %. Dies entspricht ihrem bisher schwächsten Ergebnis bei Bundestagswahlen in Baden-Württemberg. Besonders hohe Verluste erlitt die Partei in den Wahlkreisen 258 Stuttgart 1 (−6,4 Prozentpunkte) und 275 Mannheim (−6,3 Prozentpunkte).

Die GRÜNEN konnten in Baden-Württemberg einen Zweitstimmenanteil von 13,5 % erringen und erhielten damit 2,5 Prozentpunkte mehr als bei der Bundestagswahl 2013. Besonders hoch fielen die Gewinne der Partei in den Wahlkrei­sen 291 Ulm (+3,4 Prozentpunkte) sowie 271 Karlsruhe-Stadt und 287 Konstanz (jeweils +3,3 Prozentpunkte) aus.

Die FDP erhielt ebenfalls in allen Wahlkreisen Baden-Württembergs einen höheren Zweitstimmenanteil als bei der Bundestagswahl 2013. Insgesamt erreichte die Partei einen Anteil von 12,7 %. Die größten Gewinne konnten die Liberalen mit 8,4 Prozentpunkten im Wahlkreis 264 Waiblingen sowie in den Wahlkreisen 258 Stuttgart bzw. 262 Nürtingen mit jeweils 8,1 Prozentpunkten verbuchen.

Mit einem Stimmengewinn von 7 Prozentpunkten und einem landesweiten Zweitstimmenanteil von 12,2 % konnte die AfD ihr Ergebnis von 2013 mehr als verdoppeln. Besonders hoch fielen die Zugewinne im Wahlkreis 267 Heilbronn (+11 Prozentpunkte) aus, wo die Partei mit einem Zweitstimmenanteil von 16,4 % ihr bestes Ergebnis erzielte und gleichzeitig drittstärkste Kraft hinter CDU (32,1 %) und SPD (17,4 %) wurde. Landesweit blieb der Zweitstimmenanteil der AfD allerdings hinter dem von CDU, SPD, GRÜNEN und FDP zurück.

Die Partei DIE LINKE erhielt in Baden-Württemberg einen Zweistimmenanteil von 6,4 %, was einem Zugewinn von 1,6 Prozentpunkten und damit ihrem zweitbesten Abschneiden bei einer Bundestagswahl in Baden-Württemberg entspricht. Lediglich bei der Bundestagswahl 2009 (7,2 %) hatte die Partei einen höheren Zweitstimmenanteil erzielt. Besonders starken Zuspruch erzielte die Partei im Wahlkreis 281 Freiburg, wo sich insgesamt 11,2 % der Wählerinnen und Wähler für DIE LINKE entschieden.

Auch auf Bundesebene verloren Union und SPD deutlich an Rückhalt, während die kleineren Parteien Stimmen hinzugewannen. Die Union konnte mit einem bundesweiten Zweitstimmenanteil von 32,9 % (CDU: 26,8 %; CSU: 6,2 %) ihre Stellung als stärkste Kraft behaupten, wenn auch mit deutlichen Einbußen (– 8,6 Prozentpunkte). Auch die SPD musste Stimmenverluste hinnehmen. Bundesweit verloren die Sozialdemokraten 5,2 Prozentpunkte und erhielten nun nur noch 20,5 % der Zweitstimmen. GRÜNE (8,9 %) und DIE LINKE (9,2 %) gewannen auf Bundesebene 0,5 bzw. 0,6 Prozentpunkte hinzu. Die FDP konnte mit einem Zugewinn von 5,9 Prozentpunkten ihren Zweitstimmenanteil mehr als verdoppeln und erhielt deutschlandweit einen Anteil von insgesamt 10,7 %. Auch der AfD gelang der Zugewinn vieler Stimmen (+7,9 Prozentpunkte). Mit 12,6 % der Zweitstimmen konnte die Partei nicht nur erstmals in den Bundestag einziehen, sondern erreichte auch den dritthöchsten Zweitstimmenanteil hinter CDU und SPD (Schaubild 1).

Wahlbeteiligung erneut gestiegen

Bereits bei der Bundestagswahl 2013 war die Wahlbeteiligung gestiegen. Auch bei der Wahl am 24. September 2017 entschieden sich wieder mehr baden-württembergische Wahlberechtigte für die Abgabe ihrer Stimme (+4 Prozentpunkte). Insgesamt erreichte Baden-Württemberg eine Beteiligungsquote von 78,3 % und lag damit im Bundesländervergleich erneut an erster Stelle. Deutschlandweit nahmen 76,2 % der Wahlberechtigten an der Wahl zum Bundestag teil.

Sitzverteilung im 19. Bundestag

Dem 19. Bundestag werden insgesamt 709 Abgeordnete angehören. Davon entfallen 200 Sitze auf die CDU und 46 auf die CSU, die zusammen die größte Fraktion bilden werden, gefolgt von der SPD mit 153 Sitzen. Die AfD folgt an dritter Stelle und wird mit 94 Abgeordneten vertreten sein. Die FDP erhielt 80 Sitze. DIE LINKE und die GRÜNEN werden 69 bzw. 67 Abgeordnete in den 19. Bundestag entsenden (Schaubild 2).

CDU in ländlichen Regionen besonders erfolgreich, SPD, GRÜNE und DIE LINKE punkten in größeren Städten

Betrachtet man das Abschneiden der Parteien bezogen auf die Größe der Gemeinden in Baden-Württemberg wird deutlich, dass die CDU insbesondere in ländlichen Gebiete überdurchschnittlich abschneidet. In Gemeinden mit weniger als 10 000 Einwohnern erhielten die Christdemokraten im Schnitt 38,2 % der Zweitstimmen. Umgekehrt lag der Zweitstimmenanteil der Partei in größeren Städten (ab 100 000 Einwohner) mit 28,1 % gut 6 Prozentpunkte unter ihrem Landesergebnis (34,4 %). Auch die AfD erreichte in kleineren Gemeinden tendenziell höhere Stimmenanteile. In Gemeinden mit 10 000 bis unter 50 000 Einwohnern erhielt die Partei einen Zweitstimmenanteil von 12,8 %. Umgekehrt konnte die AfD in Gemeinden mit mehr als 100 000 Einwohnern lediglich 10,6 % der Zweistimmen gewinnen.

SPD, GRÜNE und DIE LINKE schnitten mit steigender Einwohnerzahl zum Teil deutlich besser ab. In Gemeinden mit mehr als 100 000 Einwohnern konnte die SPD einen Anteil von 17,3 % erreichen. Die GRÜNEN übertrafen in der gleichen Gemeindegrößenklasse ihr Landesergebnis (13,5 %) um 3,7 Prozentpunkte und erhielten hier durchschnittlich 17,2 % der Zweitstimmen. Im Falle der Partei DIE LINKE hatte die Gemeindegröße den deutlichsten Einfluss. Während die Partei in Gemeinden mit weniger als 10 000 Einwohnern lediglich 4,9 % erhielt, konnte sie in Gemeinden mit mindestens 100 000 Einwohnern 9,4 % der Zweitstimmen gewinnen. Im Gegensatz dazu hatte die Gemeindegröße nur einen geringen Einfluss auf das Ergebnis der FDP. Je nach Einwohnerzahl schwankten die Zweistimmenanteile der Partei zwischen 12,6 % und 12,5 % (Tabelle 1).

Ähnliche Befunde lassen sich auch für den Einfluss der Bevölkerungsdichte feststellen. Während CDU (38,3 %) und AfD (13,2 %) vor allem in Wahlkreisen mit niedriger Bevölkerungsdichte punkteten, schnitten die anderen Parteien in Wahlkreisen mit hoher Bevölkerungsdichte überdurchschnittlich ab. Die SPD erhielt hier durchschnittlich 17,3 %, die GRÜNEN 16,1 %, die FDP 13,5 % und DIE LINKE 8,2 % der Zweitstimmen. Auch andere soziostrukturelle Merkmale können sich unterschiedlich auf die Stimmenanteile der Parteien auswirken. Beispielsweise konnten die GRÜNEN insbesondere in Wahlkreisen mit einem hohen Akademikeranteil viele Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen und gewannen durchschnittlich 17,9 % der Zweitstimmen. Umgekehrt blieb die AfD in diesen Wahlkreisen mit 9,4 % besonders deutlich hinter ihrem Landeswert zurück. Für die Berechnung wurden jeweils die sieben Bundestagswahlkreise in Baden-Württemberg herangezogen, in denen das entsprechende Merkmal am stärksten bzw. am schwächsten ausgeprägt war. Rückschlüsse auf individuelle Wahlentscheidungen von Einzelpersonen können damit nicht gezogen werden. Die Gegenüberstellung von Wahlergebnissen mit Sozial- und Wirtschaftsdaten hat lediglich deskriptiven Charakter (Tabelle 2).