:: 9/2017

Im Blickpunkt: Die Stadt Backnang

Im Jahr 2017 feiert Backnang den 950. Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung. 1067 wurde die als Baccananc bezeichnete Stadt zum ersten Mal namentlich erwähnt. Damals befand sich Backnang im Besitz der Hessonen. Dieses Jubiläum ist ein Grund die Stadt Backnang auch einmal aus statistischer Sicht zu betrachten. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Backnang wie für jede andere Kommune des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Backnang liegt etwa 27 Kilometer nordöstlich von Stuttgart. Die Stadt gehört zur Region Stuttgart und zur europäischen Metropolregion Stuttgart. Sie ist die viertgrößte Stadt des Rems-Murr-Kreises und ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden. Zum Mittelbereich Backnang gehören außerdem die Stadt Murrhardt sowie folgende Gemeinden im nördlichen Teil des Rems-Murr-Kreises: Allmersbach im Tal, Althütte, Aspach, Auenwald, Burgstetten, Großerlach, Kirchberg an der Murr, Oppenweiler, Spiegelberg, Sulzbach an der Murr und Weissach im Tal. Mit den Gemeinden Allmersbach im Tal, Althütte, Aspach, Auenwald, Burgstetten, Kirchberg an der Murr, Oppenweiler und Weissach im Tal hat Backnang eine Verwaltungsgemeinschaft vereinbart. Bei der Kreisreform am 1. Januar 1973 verlor Backnang seine Funktion als Kreisstadt, als der Landkreis Backnang mit dem Landkreis Waiblingen zum neuen Rems-Murr-Kreis vereinigt wurde. Im Zuge der Gemeindegebietsreform Anfang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Maubach, Heiningen, Waldrems und Strümpfelbach eingemeindet. Die Stadt hat Anteil an den Naturräumen Schwäbisch-Fränkische Waldberge und Neckarbecken. Sie liegt am östlichen Rand des Neckarbeckens in der Backnanger Bucht, die von der Murr durchflossen wird. Diese durchquert von Nordosten kommend das Stadtgebiet, wendet sich flussabwärts nach Südwesten, durchfließt in mehreren Windungen die Kernstadt und verlässt das Stadtgebiet im Südwesten. Die Altstadt Backnangs liegt südlich in einem der Murr-Bögen. Im Osten Backnangs mündet die Weißach in die Murr.

Die Gemarkung von Backnang war bereits in der Jungsteinzeit und der Hallstattzeit besiedelt, wie es entsprechende Funde belegen. In der Römerzeit lag das Gebiet um Backnang ab der Vorverlagerung des Limes im Jahr 155 n. Chr. in der römischen Provinz Obergermanien. Auf der Backnanger Gemarkung wurden Gebäude und Gräberfelder, die dem nahen Kohortenkastell in Murrhardt zugerechnet werden, gefunden. Um 500 gelangte die Backnanger Bucht in den Herrschaftsbereich der Franken. Nach 600 entstand an der heutigen Sulzbacher Brücke eine Schutzburg, auf sie geht der heutige Ort Backnang zurück, in dem um das Jahr 890 eine erste romanische Kirche erbaut wurde. Durch die Heirat der Hessonen-Tochter Judith von Backnang mit Markgraf Hermann II. gelangte Backnang im Jahr 1111 an die Markgrafen von Baden. Hermann und seine Frau gründeten ein Augustiner-Chorherrenstift. Das Stift wurde für fünf Generationen zur Grablege der Markgrafen von Baden. Um 1300 wurde Backnang durch die Heirat von Irmengard, der Tochter des Markgrafen Rudolfs I. von Baden, mit dem Grafen Eberhard dem Erlauchten von Württemberg als Mitgift württembergisch. Noch im 14. Jahrhundert wurde Backnang Sitz einer württembergischen Vogtei. Ab 1500 lag die Stadt im Schwäbischen Reichskreis. Im Bauernkrieg 1525 wurde die Stadt gestürmt und das Stift geplündert. Backnang hatte mehrere Brandkatastrophen zu erleiden, so im Jahr 1635 während des Dreißigjährigen Krieges und 1693 unter französischer Belagerung. 1758 wurde Backnang Sitz eines Oberamtes, das nach 1800 noch einmal vergrößert wurde und aus dem 1938 schließlich der Landkreis Backnang entstand. Im späten 19. Jahrhundert siedelten sich verschiedene Maschinenbaufirmen und weitere Industriebetriebe an. 1876 wurde Backnang mit der Einweihung der Murrbahn an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt mehrfach von Luftangriffen getroffen, wobei es zu zahlreichen Toten und schweren Beschädigungen kam. 1956 wurde Backnang Große Kreisstadt.

Backnang ist durch die aus Ludwigsburg kommende Eisenbahnstrecke an die Bahnstrecke Waiblingen – Schwäbisch Hall – Hessental angeschlossen. Am Bahnhof Backnang beginnen auch die S-Bahnlinien S 3 von Backnang bis zum Flughafen Stuttgart und S 4 von Backnang über Marbach bis nach Stuttgart-Schwabstraße. Ein weiterer Haltepunkt der Linie S 3 im Backnanger Stadtgebiet ist Maubach. Durch das Stadtgebiet Backnangs führt die Bundesstraße 14 Stuttgart – Nürnberg. Die nächste Anschlussstelle zur Bundesautobahn A 81 ist Mundelsheim an der Strecke Stuttgart – Heilbronn, hierhin führt von Backnang aus die Landesstraße L 1115.

Backnang hat eine Gemarkungsfläche von 3 940 Hektar (ha). Davon werden fast 50 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart über dem Landesdurchschnitt von 46 % und ist typisch für ländliche Bereiche. Die Waldfläche beträgt knapp 20 % und liegt deutlich unter dem Niveau des Landes (38 %). Gut 29 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, auch hier wird das Landesmittel deutlich überschritten.

Am 31. Dezember 2015 lebten 36 266 Personen in Backnang. Mit 921 Personen je Quadratkilometer (km²) liegt die Besiedelungsdichte zwischen den großstädtisch und den ländlich geprägten Teilen Baden-Württembergs und übersteigt den Landesdurchschnitt (305). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2005 und 2015 positiv. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 1,4 % zugenommen. Sie entsprach damit der landesweiten Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Bürger von Backnang betrug 43,4 Jahre und lag damit leicht über dem Landesdurchschnitt von 43,2 Jahren. Annähernd 19 % der Einwohner von Backnang hatten 2015 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Backnang lag damit deutlich über dem Landesdurchschnitt von knapp 14 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Backnang ist positiv. Im Zeitraum zwischen 2005 und 2015 stieg der Wohnungsbestand um gut 6 % und liegt damit leicht über dem Landesniveau. Die Werte für baureifes Land lagen in dem Zeitraum zwischen 2013 und 2015 mit 291 Euro je Quadratmeter (EUR/m²) um 105 EUR/m² höher als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Das zeigt, dass Backnang als Wohnstadt sehr begehrt ist. Gut 55 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 43 m² je Einwohner liegt der Wert in Backnang unter dem Landesdurchschnitt. Architektonisch fallen im Stadtbild von Backnang zahlreiche historische Gebäude auf: die evangelische Stiftskirche St. Pankratius, der historische Stadtturm, der an die Stiftskirche anschließende Stiftshof, das Rathaus, das Totenkirchle, die römisch-katholische Stadtkirche St. Johannes sowie zwei historische Schulgebäude. An verschiedenen Stellen im Stadtkern sind noch Überreste der Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert erhalten.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Backnang hat in den vergangenen 10 Jahren stark zugenommen. So hatten 2015 rund 14 040 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind gut 16 % mehr als 2005. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2015 um fast 900 höher als 1999. Fast 35 % aller Arbeitsplätze in Backnang liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit keine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein. Der Schwerpunkt der Beschäftigung in Backnang liegt im Bereich der sonstigen Dienstleistungen mit etwas über 43 %.

Der Schuldenstand je Einwohner in Backnang belief sich auf 895 Euro im Jahr 2015 und lag damit unter dem Landesdurchschnitt von 1 029 Euro je Einwohner. Sowohl die Steuerkraftmesszahl als auch die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2015 unter dem Landesniveau.

Kulturell hat Backnang seinen Einwohnern und Besuchern einiges zu bieten. Im Backnanger Bürgerhaus gibt es Opern- und Schauspielvorführungen. Das Bandhaus Theater Backnang bietet seinen Zuschauern zeitgenössisches Theater und Bürgertheater. Das Schmiedemuseum am Burgplatz in einer ehemaligen Schmiede ist ein Handwerkermuseum, das die Arbeits- und Lebensweise des Schmieds darstellt. Im Backnanger Stadtturm ist eine stadtgeschichtliche Ausstellung zu sehen. Das Museum Scheuerle in einer ehemaligen Scheune zeigt unter anderem landwirtschaftliche Geräte und Maschinen. Im Rundfunkmuseum »Manfred von Ardenne«, einer privaten Sammlung, gibt es interessante Exponate zur Geschichte des Radios. Im Technikforum Backnang, das in einer ehemaligen Fertigungshalle untergebracht ist, wird die Industriegeschichte der Stadt Backnang gezeigt. Schwerpunkte sind die die Themenbereiche Nachrichtentechnik, Gerberei und Spinnerei. Aber auch für das körperliche Wohlbefinden gibt es in Backnang zahlreiche Angebote, wie die am 2012 eröffneten Murrbäder direkt am Murrufer, die den Backnanger Einwohnern alles rund um die Badekultur bieten. In direkter Nachbarschaft befindet sich das Backnanger Mineralfreibad, in dem man dem Schwimmsport frönen oder sich auch nur erholen kann.